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Wieso? Diese Frage stellt sich v.a. im Zusammenhang mit unangemessener Kleidung. Also wieso habe ich zu allen Gelegenheiten grundsätzlich das Falsche an. Gestern Besichtigung Cargo-Bahnhof. Ich: total schlau. Diesmal nicht in den hochhakigen Schuhen, neeee, ich packe Turnschuhe ein. In meinem Kopf war aber leider Hochsommer. D.h. Rock und keine Jacke. Als der Bahnhofsleiter sich dann sein neonorangenes Fleece-Jäckchen überzog und mir eine dünne Weste reichte, schwante mir Schreckliches. Die ersten zwei von vier Stunden in den Gleisen war noch total aufregend. „Nicht auf die Schienenköpfe treten, nicht auf die Schienenköpfe treten“, murmel ich heiter vor mich hin, denn einen Kieferbruch würde ich gerne vermeiden. Ich finde es absolut grandios, dass ich ständig Gleise übertreten darf – sonst warnen Schilder davor und ich darfs immer und immer wieder tun. Der freundliche Cargobahnhofchef ist sichtlich irritiert warum eine in der Interessentengruppe permanent von Schiene zu Schiene hüpft. Meine Kolleginnen und ich versuchen uns als nächstes im Hinweisschilderdechiffrieren. Aha, dieser Wagon darf nicht schwarz-weiß gestrichen werden. Ein Kollege widerspricht: nein, das heisst, er darf nicht einseitig beladen werden. Wir stimmen ehrfürchtig zu. Herr Bahnhofchef klärt uns auf: Dieser Wagon darf nicht mit offenen Türen gefahren werden. Schilderlesen fällt offensichtlich nicht in jedermanns Kompetenzgebiet. Ein Bildchen vor dem Kohlesäurewagon und eins noch vor dem Holzwagon, ach und eins noch bitte vor dem hübschen roten, dessen Lichtraumprofil so groß ist, dass er nicht für den internationalen Verkehr zugelassen ist. Lichtraumprofil ist überigens eine Sache, die ich in meinen aktiven Wortschatz aufnehmen werde. Das ist die maximale räumliche Ausdehnung von Güterwagons, so dass er gerade noch alle Strecken im Netz abfahren kann, ohne an Masten oder Brücken anzuecken. Je kleiner, desto besser, denn desto mehr Strecken können befahren werden. Das ist dann quasi wie mein eigenes Lichtraumprofil. Ich sollte auch einen möglichst geringen Teil meines tatsächlich möglichen Lichtraumprofils ausfüllen. Zum einen hat das rein ästhetische Gründe, zum andern passe ich so viel besser durch Türen aller Art. Dabei fällt mir ein (wenn wir denn schon mal beim Eisenbahnerjargon sind), ein Herr hat mir mal bescheingt, dass meine Beine schöner seien als die von einem speziellen Güterwagon, dessen Baureihe mir gerade nicht einfallen will. Das finde ich sehr erfreulich – zumal mir bis dato nicht mal bewußt war, dass Wagons Beine haben. Bei der Eisenbahn lernt man nie aus. Zumindest weiss ich jetzt, dass ich Bremsschuhe nicht anziehen kann …

 

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