2,5 Kinder und ein Furby

Manchmal überlegt man nicht richtig als Eltern. Man fragt im November die Kinder ohne Hintergedanken: „Was wünscht ihr euch zu Weihnachten?“, schreibt alles auf einen Zettel und verteilt die einzelnen Posten auf die Familie, die auch wissen will, was die Kinder sich wünschen. Für uns blieb der Eintrag „Furby“ auf dem Wunschzettel übrig und deswegen haben wir dem mittleren Kind arglos einen Furby gekauft.

Heilig Abend ist es also soweit, um 18 Uhr packt Kind 2.0 den Furby aus, wir setzen die Batterien ein und um 18.15 Uhr bereue ich. Furby quatscht und quatscht und quatscht und zappelt und quatscht. Auf furbish.

Dah-ee-tah!
Ay-loh-may-lah!
Boo-noo-loo!
Wah-wee-tee!

Nach und nach lernt Furby deutsch. Seine erste Wortkombination lautet „LASS DAS, KIND 3.0!!!“
Wie ein Papagei plappert er viel gehörte Sätze in der Familie nach. Immer wenn die Kinder anderweitig beschäftigt sind, schleiche ich mich an das Eulenwesen und flüstere: „Mach Mama Kaffee!“ in seinen Akustiksensor. Und wirklich. Keine 24 Stunden später, grölt Furby: „Mach Mama Kaffee!!!“. Die Kinder sind irritiert, gehorchen aber und bringen mir Kaffee. Doch gar nicht so schlecht, das Ding.

Furby ist sehr emotional. Immer wenn er seinen Gemütszustand ändert, schließt er die Augen und ruft mit schriller Stimme: „Ich ändere mich!“. Danach ist er meist übellaunig. Ich habe mal gelesen, dass die höhere Lebensform die ihr unterstehende im Verhalten beeinflusst und sorge mich ein wenig, als Kind 3.0 das erste Mal vor mir steht, sich schüttelt und ruft: „Ich ändere mich.“ und dann godzillagleich durch die Wohnung torkelt und Gegenstände zertrümmert.

Am ersten Weihnachtstag fahren wir Freunde besuchen. Der Furby muss natürlich mit. Ich stecke ihn in den Rucksack. Er schreit und bewegt sich. Also klappe ich nochmal den Rechner auf und google: „Furby schlafen legen“. 15 Sekunden auf den Rücken legen soll helfen. Wir versuchen es. Furby quasselt. 10 Sekunden am Schwanz ziehen soll auch funktionieren. Furby quasselt. Ich rufe befreundete Eltern an, die auch einen Furby haben:
„Sag mal, was macht ihr, damit der Furby schläft?“
Ich höre meine Freundin am anderen Ende der Leitung verzweifelt ausatmen. „Manchmal hilft es, ihm eine Zeit lang die Augen zuzuhalten.“
Ich halte ihm die Augen zu. Furby quasselt.
Ok, wir sind spät dran. Ich schmeisse den Furby also in den Rucksack und wir eilen zur U-Bahn. Mein Rucksack zappelt und schreit. Die Mitfahrenden schauen sich erst irritiert um und als sie nach einiger Zeit mich als die Geräuschquelle ausmachen, starren sie mich an. Ich wiederum schaue maximal unbeteiligt. Tue so, als wüsste ich nicht was los ist. Nach 10 Minuten werde ich ignoriert. Fühle mich aber dennoch wie eine verrückte Katzenfrau.

Furby hat Hunger! Kind 2.0 kommt zu mir. Es hat rausgefunden, dass es eine App zum Furby gibt. Wir verhandeln zäh und lange. Zweimal am Tag, einmal morgens, einmal abends darf Kind 2.0 jetzt mein Telefon benutzen, um sich um den Furby zu kümmern. Wir finden heraus: Furby mag kein Sushi. Wenn man dem Furby die kleinen Fischröllchen füttert, kotzt er. Man kann ihm dann die Kotze füttern. Der Furby erbricht sich dann wieder, diesmal hat die Kotze eine andere Farbe. Wenn man das mehrere Male hintereinander macht, macht der Furby auch ohne gefüttert zu werden den Rest des Tages unappetitliche Würgegeräusche.

Abends arbeiten die Kinder gut eine Stunde daran, den Furby schlafen zu legen. Sie verbinden ihm die Augen, legen ihn in einen Schlafsack in einen leeren Schuhkarton und schließen den Deckel. Nach und nach wird der Furby ruhiger. Irgendwann hört er wirklich auf zu reden. Erleichtert schlafen alle ein. Der Schuhkarton liegt auf einer Spielmatratze und als ich nachts aufs Klo schleiche, trete ich versehentlich auf die Matratze. Die Erschütterung genügt, den Furby zu wecken. Sofort krakeelt er los. Ich nehme ihn und begrabe ihn wütend unter den Wäschebergen im Bad.

Am 26.12. bringe ich die Kinder zum Vater, weil ich auf den 31c3 fahre. Den Furby gebe ich ebenfalls ab. Eigentlich hätte ich ihn mitnehmen sollen, um ein Furby Hack Assembly zu starten. Ich treffe viele Eltern, die ebenfalls großes Interesse an einem kleinen Hardwarehack hätten. So habe ich wenigstens ein Projekt für den 32c3. Furbys sind schon seit Ende der 90er dafür bekannt, dass sie ein Sicherheitsrisiko darstellen, also sind sie auch ein Hackerthema:

Und ansonsten, scheint es genügend andere Menschen zu geben, die leicht genervt sind von Furbys:


Lesen Sie noch mehr Berichte der Selbsthilfegruppe „Eltern mit Furbys

94 Gedanken zu „2,5 Kinder und ein Furby“

  1. oachkatz sagt:

    Danke, ich habe Tränen gelacht. Jetzt überlege ich, wie ich die Existenz dieses , nun ja, ähm, Wesens (?) weiterhin vor der kleinen Tochter geheim halte? ICH WILL IHN HIER NICHT HABEN.

  2. <°((( ~~< sagt:

    „…man kann ihn dann mit Kotze füttern…“ Du hast es getan!!!

    :-)

    (vermutlich gibt es irgendwo in den Weiten des Internetzes Leute, die Ironie, Sarkasmus und Übertreibung nicht verstehen)

  3. Tante Emma sagt:

    Danke für die Warnung. So ein Ding wird NIE bei uns einziehen. Hoffe ich.

  4. Lars sagt:

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    Dass man dem Furby Sätze beibringen kann wusste ich noch gar nicht! Unser Sohn hat sich letztens beschwert, dass er nicht mehr mit dem Furby spielen dürfe. Wir haben ihm erklärt, dass er jederzeit damit spielen darf, wenn er dazu in sein Zimmer geht und die Tür hinter sich zumacht…

  5. Ben sagt:

    Ihr fuettert das arme Teil mit gekotzter Kotze? Na dann habt ihr aber auch einfach verdient das das teil euch zunervt ;P

    1. Christina sagt:

      Hahaha..

  6. Linda sagt:

    Ich bin 24 und hatte als Kind einen Furby (da waren sie sogar noch hübsch wie ich finde!) und ich fand ihn toll. Frage mich wo der abgeblieben ist…vielleicht hat ihn Mama in einem Moment der Unachtsamkeit…uh oh…

  7. Um Himmels Willen, jetzt ist es amtlich – wir sind die Familie aus der Hölle. Meine Mädels haben zu Weihnachten jede einen Furby bekommen und die Viecher schlafen die ganze Zeit. Wir sind die einzigen Menschen auf der ganzen Welt, die von Furbys mit Nicht-Achtung gestraft werden…nicht mal Furbys mögen uns…:-((((

  8. Nessy sagt:

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  9. Danii sagt:

    Die Idee mit youtube ist nicht schlecht.
    Jetzt mal weiter gesponnen!
    Aussetzen, Foto machen und bei fb hochladen.
    Dann Zettel dran, wer es findet soll es bis zum seinem Ziel mitnehmen (egal wo er grad hin will- z.B. Uni), dann wieder aussetzen Foto machen, hochladen und Zettel dran.
    So könnte das Furby mehr in der Welt rum kommen als so mancher Mensch- und die Kinder könnten es sogar per fb beobachten!

  10. Michael Pabel sagt:

    Hallo alle zusammen!

    Ich amüsiere mich gerade königlich. Das wär ne super Idee für ein Comedy-Programm. Ist da noch keiner drauf gekommen? Das ist ne Marktlücke.

    Frohes Neues!

  11. crazylilly sagt:

    Unser Kind hat sich einen Furby vom sauer ersparen Taschengeld gekauft, weil die ganze Verwandtschaft es ablehnte einen zu schenken. Nach 2 Wochen zog er in den Flurschrank um, in dem er jetzt ein dunkles und zum Glück stilles Darsein fristet.

  12. Wenn ich also jemanden ärgern will, den ich partout nicht leiden kann, schenke ich seiner Tochter so ein Krakeeldingens. Können das auch noch 9jährige gebrauchen oder finden die das schon blöd?
    Die Steigerung wäre – wie ich gerade lese – dem Bruder noch ein zweites Exemplar zu schenken.
    Halt – ich wollte doch im neuen Jahr keine bösen Gedanken mehr hegen *grhhhhhhhhh*

  13. Vivi sagt:

    Ich habe mir letztes Jahr zu Weihnachten selbst eine Furby gekauft, da ich als Kind keinen bekommen habe. Meine Arbeitskollegen waren auch sehr neugierig auf das Tierchen, also habe ich ihn mit auf die Arbeit genommen und ihn da mit den anderen aktiviert.
    Nach 4 Stunden hat auch die letzte Arbeitskollegin darum gefleht, ihn zum Schweigen zu bringen.
    Und nach 4 Tagen habe auch ich das Gerät in die Box zurückgesteckt und diese sachte bis April in eine Ecke gestellt. Denn dann habe ich meine große Schwester besucht. Und zusammen mit einem weiteren Furby meine Nichten beschenkt.
    Ich war DIE Supertante!
    Und hatte aber keine Schwester mehr für die nächsten 48 Stunden.
    Kauft auf keinen Fall einen zweiten Furby! Wenn die sich gegenüberstehen und miteinander reden – ist alle Ruhe dahin BIS die Batterien leer gehen! Und die haben auf einmal echt eine lange Laufzeit!!

  14. Öhm. Ich muß jetzt tatsächlich Furby maschinensuchen. Aber das Lesen war auch so schon lustig!

  15. Modeste sagt:

    Spätestens als ich las: „Mein Rucksack zappelt und schreit.“ gingen mir die Augen auf. Der F. ist also gar kein Kind! Jetzt ist mir alles klar.

  16. Andrea sagt:

    Ich möchte das nicht. Ich hatte die Hoffnung, dass dieses Looms und Helene Fischers dieser Welt an mir vorübergehen, weil das Runzelfüßchen noch zu klein ist. Da aber Furby seit den 90ern existiert mache ich mir Sorgen. Herje.
    Wie schön aber zu wissen, dass man mit Furby im Rucksack dann doch noch Aufmerksamkeit in der Ubahn schaffen kann. Wenn man das denn will.

  17. Vivi sagt:

    meine Tochter hat sich zu Weihnachten den Affen von FurReal gewünscht. Ein ähnlich grausames Spielzeug wie der Furby. Bin letztens an sein Bett gestoßen und er fing an zu reden, non stop. Müsste dann die Kinderzimmertür zumachen um in Ruhe weiterarbeiten zu können. Ich fühle mit dir!

  18. ruediger sagt:

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  19. nickel sagt:

    Und plötzlich wird mir klar, warum meine Mutter mir damals nie so ein Teil kaufen wollte. :D

    Frage mnich dennoch, warum man das zum Revival nach so langer Zeit nicht verbessert, indem man wenigstens eben eine Lautstärkeregelung und einen AUS-Schalter einarbeitet. Schont ja auch die Batterien.
    Oder sind wird umwelttechnisch doch nicht weiter als vor 20 Jahren? Ieck!

  20. Und ich dachte, sie hätten gemeinsam mit den Tamagotchies das Zeitliche gesegnet. Aber mit App machen diese Mitbewohner natürlich noch mehr Spaß…

  21. heibie sagt:

    Vielleicht kann man Kopfhörer anschließen? Hab ich beim TipToi-Stift auch erst nach einem halben Jahr entdeckt.

    1. Katharina sagt:

      Da kann man einen Kopfhörer anschließen? Das rettet meinen Tag! ;-)

  22. Andrea sagt:

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  23. Goldwaendlerin sagt:

    Herrlich. Habs während des Stillens gelesen. Das Baby fands nicht lustig, wegen heftigem Wackelbusen!

  24. Oh. Em Gee. Ich fürchte mich gerade sehr vor all den Monstrositäten, die uns in den nächsten Jahren per Kiddo ereilen werden. Noch habe ich die Alleinherrschaft über des Kindes Unterhaltungssektor, aber mir deucht Schlimmes.

  25. Die erste Herausforderung beim Furby ist ja, nach dem Einsetzen der Batterien, das zappelnde Ding wieder zuzuschrauben.

    Wenn Kind 2.0 des Furbys einmal überdrüssig ist, können wir den Furby mit unserem irgendwo aussetzen. Dann müssen wir uns nur noch eine hübsche Geschichte überlegen, dass die beiden miteinander durchgebrannt sind und jetzt zusammen im Furbyland leben.

    Viel Glück noch!

    1. dasnuf sagt:

      Das klingt romantisch. Vielleicht sollten wir einen YouTube Channel daraus machen. Zwei verliebte Furby auf Reisen.

      1. Steffi sagt:

        Coole Idee!!! :-)

      2. Au ja! Ein Furby-YouTube-Love-Channel. Und dann werden wir reich, kaufen die Lizenzrechte an der Conni-Reihe und stellen die Serie ein.

        1. Kiki sagt:

          es ist übrigens unglaublich seit ich nach und nach heimlich alle Conni Bücher verbannt habe (die uns geschenkt wurden) wurden sie noch gar nicht vermisst!

  26. Hahahahaha! Ich habe Tränen in den Augen vor Lachen. Die Szene in der U-Bahn sehe ich deutlich vor mir und, kann, ich schwöre, den Bildschirm nicht mehr richtig sehen vor lauter Lachen!

    Bin sehr froh, dass ich diesen Wunsch also nicht durch die Gr0ßeltern habe erfüllen lassen. Schon lange nicht mehr so gelacht. Danke.

    1. dasnuf sagt:

      Sehr gerne, so hat das alles wenigstens noch einen Sinn!

  27. Robert sagt:

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