Aktuelles zum Wahlkampf in Mecklenburg-Vorpommern

Urlaub im Osten ist tatsächlich genauso, wie man sich Urlaub im Osten vorstellt. Man fährt durch beschauliche Dörfer, die von dämlichen NPD-Parolen gepflastert sind und fragt sich, wie man sich wohl als ausländischer Tourist fühlen würde, wenn man doch offensichtlich als deutscher Tourist schon so wenig willkommen ist.
Zwar bietet der Osten so manch landschaftliche Attraktion und auch die Vielfältigkeit der Natur ist nicht zu verachten. Wo sonst sieht man beispielsweise Seerosen, Eisvögel, Kraniche und Wasserschlangen?
Auch sind die Städtchen alle hübsch hergerichtet, jedenfalls in den sogenannten Zentren, doch man darf sich von der pittoresken Optik nicht täuschen lassen.
Der Tourist als solches ist ein unwillkommener Eindringling in den betriebsamen Alltag.
Es gibt verschiedene Wege, wie man mit dem Problem-Touristen umgehen kann. Wenn man reich ist, so genügt es, eine schicke Yacht zu kaufen und auf Regen und Sturm zu warten. Wenn dann Windstärke 5 den kleinen Touristenhausbooten zu schaffen macht, so rast man einfach frontal auf sie zu oder aber man überholt sie in waghalsigen Manövern, wobei es besonders wichtig ist, dass man das Hausboot ordentlich rammt und ans Ufer drückt.
In Parchim hat man sich eine günstigere Methode einfallen lassen, den lästigen Tourismusparasiten los zu werden.
Man baut einfach einen Wasserwanderplatz, kassiert die Liegegebühr und dann wenn die ekelhaften Familien von anderswo schlafen, löst man die Seile, gibt dem Boot einen Tritt in die richtige Richtung und hofft darauf, dass die Elde die störenden Hausboote in die Ostsee – oder wenigstens auf den Fleesensee treibt.
Einzelne Touristen kann man zu Land übrigens auch mit dem Traktor überfahren und wenn einem das zu aufwändig ist, gibt es immer noch die baumgesäumten Landstraßen, die ein prächtiges Jagdrevier bieten.
So dauert es sicherlich nicht lange und die ungeliebten Fremden sind bald aus dem Bundesland verschwunden.

28 Gedanken zu „Aktuelles zum Wahlkampf in Mecklenburg-Vorpommern“

  1. Julia sagt:

    Um auch mal die andere Seite kennen zu lernen.

    Ich stamme aus einem 180-Seelenkaff aus MeckPomm. Schön gelegen am Rande der mecklenburger Seenplatte. Mein Elternhaus steht direkt am Weg runter zum See. Es ist ein 400-Jahre altes Bauernhaus.

    Wenn also Anfang Mai die ersten Touris in unser Dorf strömen und baden wollen, kommen sie gezwungener Maßen an unserem Haus vorbei. Und Sie können mir glauben, dass diese Touris keine Hemmungen haben, das Grundstück zu betreten und sich mal „umzuschauen, weil es sowas im Westen ja nicht mehr gibt“. Das das Privatbesitz ist und dort in diesem Haus gelebt wird. Das ist doch ganz nebensächlich. Da wird sich dann noch wegen der kläffenden Hunde beschwert. Mal einfach im Garten in der Sonne liegen, gibbet nicht im Sommer. Weil die Touris sich dann über den mühsam selbstgebauten Zaun hängen und einen vollquatschen. Können die das Haus nicht einfach von der Ferne ausbetrachten??? Geht das denn nicht?

    Achso und wenn die Touris dann am See angekommen sind, dessen Ufer liebevoll und mit viel nichtvorhandenem Gemeindegeld zur Liegewiese mit Volleyballfeld und Lagerfeuerplatz umgestaltet wurde (wegen der Touris), dann lassen sie ihren Müll dort liegen, ihre Hunde mitten auf die Wiese kacken (dort sind Hunde mithilfe eines Schildes verboten, weil wir einen separaten Hundebadeplatz haben – aber is ja egal!) und zünden illegale Feuer an. Ich möchte hier auch noch einmal betonen, dass es sich hier um Familien handelt.

    Mein Problem ist 1. der fehlende Respekt gegenüber dem Dargebotenen und 2. die Erwartung, man würde überall bedient und alles sei ja für Touris gestaltet.

    Ein gewisses Dorfeinwohnerklischee kann ich Ihnen aber letztlich nicht absprechen. Und dass die NPD oder generell rechtes Gedankengut weit verbreitet ist, ist auch eine sehr traurige Wahrheit. =/

    Achso und ich als zugezogener Wessi (Frankfurt am Main) weiß auch, wie es ist als „reicher Wessi“ abgekanzelt zu werden.

  2. Tine sagt:

    Es ist traurig sowas zu lesen. Und auch, wenn ich das Klischee wieder einmal bediene: typisch Wessi. Und das schreibe ich nicht gerne.

    Ich komme aus dem schönen Sachsen-Anhalt und bin dabei Ossi. Aber ich wohne jetzt in Hessen und dachte, ich hätte das Schubladen denken hinter mir gelassen. Klar, stelle ich Unterschiede zu meinen neuen Freunden fest (Wie? Ihr hattet schon immer ein Telefon? Und einen VW? Cool…), aber ich schiebe es ja auch nicht darauf, dass ich „von drüben komme“, wenn ich mal komisch angeguckt werde. Okay, Brandenburg und MVP sind nicht gerade die schönsten Flecke Deutschlands und die Menschen dort sind wirklich, sagen wir, gewöhnungsbedürftig. Aber die meisten Mitbürger des ehemaligen Klassenfeindes benehmen sich auch so, wie sie behandelt werden.

    Ich bin kein Fan der NPD und ich finde es genauso erschreckend wie ihr, dass so eine Gesinnung in diesem Land überhaupt eine Chance hat. Meine Freunde wurden auch schon von Rechten verprügelt, nur weil die Dreads hatten. Ich bin nicht rechts. Und komme trotzdem aus dem Osten.

    So geht es noch vielen. Und alle über einen Kamm zu scheren, nur weil (geben wir es zu) besonders ältere Menschen grimmig gucken. Die Jugendlichen, die so sind, wählen auch NPD. Kann man solche Menschen ernst nehmen??

    Ich gebe zu, es ist ein großes Problem. Aber dafür den Osten verantwortlich zu machen, ist nicht die Lösung. Überlegt mal, warum die NPD diese Chancen hat. Was ist denn kurz nach der Wende in diesen Regionen passiert??

  3. <°((( ~~< sagt:

    Liebe Frau Nuf, vieleicht tröstet Dich ja diese Meldung.

    Wenn keiner mehr kommt, müssen die armen Mecklenburg-Vorpommeraner, die das alles gar nicht mal so schlimm finden und jedenfalls to-taaal übertrieben, halt leider mit ihren Neonazis im eigenen Saft schmoren. Das ist doch eine schöne Perspektive.

  4. MC Winkel sagt:

    Frau Nuf, machen Sie bitte unbedingt schnell hier weiter!

  5. Michael sagt:

    Über 9 Prozent Naziwähler in manchen Landkreisen dort oben macht auch jede noch so schöne Natur überflüssig. Ich war Mitte der 90er Jahre mal in Schwerin. Meine Begleitung war Deutsche, sah aber nicht sehr deutsch aus. Prompt sind wir am hellichten Tag auf einem zentralen Platz dort von zwei braunen Scheisseklumpen übel angemacht worden. Nie mehr Mäck Pomm, es gibt mehr schöne Flecken auf der Erde – das brauch ich nicht.

  6. Stellt euch bloß vor 20 Jahre kein Tourismus in diesem Land.

    Böse Nazibengel schleichen durchs Gebüsch und kein Wessi will dort Häuser kaufen!

    Nur noch harte Naturschützer mit der eisernen Gesinnung fahren nach dort um Vögel zu schauen.

    Wenn 2100 die Bevölkerung der Deutschen ausgestorben dann gibt es auch keinen bösen Bengel mehr!

  7. fswerk sagt:

    miese bis keine bedienung kenne ich eher aus berlin.

  8. Roland sagt:

    Genau deswegen hab ich mich aus Mecklenburg verpisst. Und wegen der fehlenden Arbeit natürlich.

  9. kid37 sagt:

    Natürlich. Wo die Leute wirklich Fremde kennen (und von ihnen leben) ist das ja auch deutlich anders. Auf Rügen und auf Hiddensee habe ich die Menschen sehr locker, freundlich und aufgeschlossen erlebt. Von Hiddensee wollte ich ja unter anderem deswegen ja kaum noch weg. (Da werde ich mir doch gleich mal die Wahlergebnisse von dort anschauen.) Das Problem auch auf diesen Inseln bleiben die fehlenden Arbeitsplätze. Und außerhalb der Saison läuft auch mit Tourismus nicht viel.

  10. freunderhasenpfote sagt:

    Nun, brain-drain, sozialer verfall…
    Das mit der NPD ist ja nur ein ähm symptom von eben dem. überall dort wo kultursingularität und langeweile vorherrschen da sind die leute eben xenophop (siehe auch Japan oder andere Inselvölker)

    aber xenophop das sind auch die Dorfbayern, die Dorfhessen, die Dorf-Schwaben usw.
    Das sollte man nicht vergessen.

    Man sollte den Menschen dort irgendwie versuchen zu helfen, zeigen dass das leben besser sein kann, mit einem tick mehr offenheit.

    und das gastfreundschaft ein gewinn ist und keine bedrohung.

  11. kid37 sagt:

    Wir fürchten nur den braunen Matsch an den Traktorreifen, die das Land so zerpflügen.

  12. <°((( ~~< sagt:

    Wie nennt sich nochmal die „Angst, von einem Traktor überfahren zu werden“?

    Vielleicht „Traktoro-Plattwerdo-Phobie“? (so ausgeprägt, wie das bei Euch ist, sollte diese Krankheit schon einen Namen bekommen)

  13. kid37 sagt:

    Ach so: In Hamburg sind Leute auch schon zurückhaltend oder schlecht behandelt worden, keine Frage. Aber es ist dennoch fatal für ein Land wie MVP, für das Tourismus so wichtig ist, wenn es trotz Weite der Landschaft so klaustrophobisch eng wirkt.

  14. kid37 sagt:

    Der Osten ist schön. Und ich habe dort freundliche und unkomplizierte Menschen kennengelernt. (Haha, und jetzt kommt ein „aber“!) Aber: Ich erinnere mich auch noch an meinen ersten Besuch im wirklich schönen MVP, wo es uns erst im dritten gastronomischen Betrieb gelungen ist, eine Bestellung loszuwerden, obwohl wir vom Personal der anderen Läden ausgiebig und mißmutig begafft wurden. Ich glaube, das ist so ein Klassiker, den „Wessis“ gegenüber. Und je ländlicher es wird… nun ja. Eine merkwürdige, verschlossene Mentalität. Schade, sehr schade. Ganz anders in Leipzig übrigens, wo ich mehrmmals war und sehr nett behandelt wurde.

  15. Pfff... sagt:

    Dagegen antröten allein reicht nicht. Die selbsternannten Köpfe der NPD kommen schon aus den alten Bundesländern. Vielleicht ist Ursachenforschung ergiebiger als Nachwehenbetrachtung. Achnee, da kann man ja dann nicht über den Osten herziehen.

  16. Bettina sagt:

    Hach wie wohl wird mir ums Herz, dass endlich mal einer aus“spricht“schreibt, was ich tagtäglich erfahren darf :-)
    Andere fahren zum Adventureurlaub in den Jungle und frischen dort ihr Adrenalin auf, ich zog gleich samt Familie nach Brandenburg (obwohl ich eigentlich der österreichischen Idylle entstamme…). Was soll ich sagen: man kann es machen, muss aber nicht!
    Das Nuf werde ich wohl öfter lesen auf der Suche und mit der Hoffnung nach seltsamen Beobachtungen!

  17. MrsPumice sagt:

    Was darüber hinaus zu bedenken ist, ist dass all die Jugentlichen, die was auf dem Kasten haben und noch was werden wollen, den Osten längst in Richtung Westen oder zumindest in die größeren Städte wie Berlin, Leipzig und Dresden verlassen haben. Bleibt nur die Hoffnung, dass die auch irgendwann wiederkommen und der braunen Seuche den Garaus machen…

  18. King Fisher sagt:

    Es ist also doch nicht nur Brandenburg…

  19. george sagt:

    npd-mv.de vermeldet:

    Der künftige Abgeordnete […] hielt eine kurze Ansprache vor den Kameraden. […] Er führte aus, daß das gute Abschneiden der NPD nun der Lohn dafür sei, und damit beweise, das die nationale Volksfront…

    die nationale volksfront? doch nicht etwas die von judäa, oder? alles nur real-satiere…. ich sach’s euch

  20. freunderhasenpfote sagt:

    nun…. wenn man keine vorurteile hat, und dass so erlebt, dass man nicht erwünscht ist,dann kann man durchaus schon mal so einen text schreiben, dass man so einen eindruck gewonnen hat.

    wir fühlten uns als würden wir stören. ausser in lübz. da nicht.

  21. Henny sagt:

    Hm… aber die NPD hängt ja nicht nur ihre Plakate auf, sie wird halt auch gewählt, ne. Und das nicht nur in McPomm. Aber gut, das sind auch „nur“ 7 oder 8%…

  22. <°((( ~~< sagt:

    Es gibt einen Hoffnungsschimmer: Bedenke doch, dass die Meck-Pommische Landjugend schon lange angefangen hat, sich mittels Motorkraft selbst zu dezimieren. Einerseits möchte man dort zwar gerne die Alleen abholzen, aber irgendwie geht das nicht schnell genug.

    Die verbliebenen Jugendlichen müssen wehrlose und behinderte Nachbarn ein wenig zu Tode quälen und anschließend in einer Jauchegrube versenken. Ihre Eltern finden das gar nicht mal so schlimm, die waren ja auch mal jung. Und das Opfer war schließlich selbst schuld. Leider landen ihre Kinder aber trotzdem vor Gericht.

    Aus lauter Verzweiflung darüber müssen die Eltern NPD wählen. Weil ihnen die Auländer nämlich die Arbeitsplätze wegnehmen. Und daran ist selbstverständlich der Westen schuld. Aber auch die Demokratie. Jedenfalls alle anderen.

    Als Tourist darf man diese schöne Gegend wenigstens wieder verlassen. Stell Dir vor, Du müsstest dort wohnen – lebenslänglich.

    Geht doch nichts über ein gepflegtes Vorurteil :-)

  23. Ronnie sagt:

    Hallo Frau Nuf,

    ich glaube kaum, dass man Mecklenburg-Vorpommern während einer NPD-Wahlkampfveranstaltung mit anderen Ecken im Osten vergleichen kann und sollte. Vielleicht habe ich es ja auch missverstanden, aber der erste Satz hörte sich etwas negativ an, bezüglich Ihrer Meinung was den gesamten Osten angeht.
    Obwohl ich Ihnen natürlich recht geben muss, dass es nicht gerade einladend aussieht, wenn man als Tourist von solchen Plakaten begrüßt wird.

    MfG, Ronnie

  24. jan sagt:

    Bekannte von mir haben auch mal interessante Erfahrungen gemacht: Sind da mit dem Auto irgendwo in ne gottverlassene Gegend, wollten 1-2 Flaschen Whiskey trinken und sich dann ins Auto schlafen legen. Stumpfes Vorhaben – zugegeben. Noch stumpfer ist aber, wenn dann ne Horde Jugendlicher ankommt, das Auto demoliert, die beiden zum Wegfahren zwingt und sie dabei dann noch von der MV-Polizei dabei erwischt wird, denen auch nach Erklärung nur wichtig ist wieviel die beiden Getrunken haben…

  25. Finja sagt:

    solcherlei beobachtungen kann ich bestätigen. erfahrungen solcher art machte ich mit meiner schwester schon vor einigen jahren, als wir den zorn der dorfjugend auf uns zogen, weil wir „reiche wessis“ (*haha*) waren. da war die mauer aber schon ein paar jährchen umgefallen.
    schade. denn schön war es dort wirklich!

  26. malux sagt:

    … dieses Verhalten kommt mir bekannt vor, ist in Brandenburg ähnlich. Die Landbevölkerung ist einfach ein wenig seltsam, seperatistisch. NPD-Anhänger sind Sie dewegen noch lange nicht – jedenfalls nicht Alle.

  27. Jules sagt:

    Sie verwechseln die NPD und ihre Anhänger mit der Bevölkerung, Frau Nuf.

  28. Henny sagt:

    Ich versteh die Leute da auch nicht – die haben doch nix als tourismusgeeignete Natur und deshalb müssten sie sich über jeden Deppen scheckig freuen, der bereit ist, seinen Urlaub dort zu verbringen. Aber wenn man natürlich nur Leute möchte, die die gleiche Hautfarbe und Mundart haben wie man selbst, wird das natürlich nix.

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