Mein lückenloser Lebenslauf

Christoph Koch schreibt über Lücken im Lebenslauf – Zeiten in denen man einfach mal gar nichts gemacht hat und warum das eigentlich gar nicht so schlimm ist und führt den Werdegang von Steve Jobs und Andreas Altmann als Beispiel ins Feld.

Ein anderes Beispiel, warum man sich für Gammelmonate – ja vielleicht sogar Gammeljahre – wirklich nicht zu schämen braucht, ist Andreas Altmann. Der Bestsellerautor von »Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend« fing erst mit dem Schreiben an, als er 38 war.

Der Artikel ist gut geschrieben und natürlich stimmt es, dass man sich wegen einiger Monate, die man mal nicht arbeitet, nicht verrückt machen soll. Jedoch gefallen mir zwei Aspekte daran nicht:

Erstens: Die allerwenigsten von uns werden jemals ähnliches vollbringen wie Steve Jobs oder Andreas Altmann. Das sind die Ausnahmen unter den Ausnahmen. Den Glauben zu sähen, dass wir alle Chancen auf ähnliche Biographien haben, fühlt sich irgendwie falsch an. Wir sind nicht Steve Jobs. Wir sind durchschnittiche Menschen mit durchschnittlichen Begabungen, die durchschnittlich viel Glück oder Pech haben. Die meisten von uns werden einfach irgendeinen Job machen, der Geld bringt (Manchen wird nicht mal das vergönnt sein). Wenn man Glück hat, macht man ihn gerne. Aber selbst die Jobs, die man gerne macht, machen nicht ununterbrochen Spaß. Ich mag es irgendwie nicht Kindern und Jugendlichen diesen „Ihr könnt ALLES werden“-Floh ins Ohr zu setzen. Wir werden nicht alle reich und berühmt.

Das ist sehr spaßbremsig, ich weiß. Ich werde meinen Kindern ganz bestimmt nicht sagen: „DU kannst kein Künstler/Sänger/Autor/… werden.“ Können Sie gerne werden. Warum nicht. Aber ich werde ihnen nicht sagen, dass sie bestimmt den Durchbruch schaffen werden. Ich werde ihnen eher sowas sagen wie: „Klar kannst Du Musiker werden, warum nicht? Aber sei Dir klar darüber, dass das finanziell kein Spaß wird. Du wirst wahrscheinlich von der Hand in den Mund leben und manchmal vielleicht sogar gar kein Geld haben. Vermutlich wirst du dich zehn Jahre anstrengen, bevor überhaupt irgendwas passiert.“

Ich werde sie unterstützen und bestärken, aber mir geht dieses illusorische Vergleichen auf die Nerven.

Ein ganz anderer Aspekt an dem „Mach doch mal ne Auszeit – einfach so“ ist das Finanzielle. Ich habe mein Studium so schnell wie möglich beendet und dann angefangen zu arbeiten, weil ich Geld brauchte. Ich habe von 800 Mark im Monat gelebt. Mehr konnte ich neben dem Studium nicht verdienen. Ich habe Jobs gemacht für die ich pro Stunde 7,40 DM verdient habe. Ich habe jede Baumarktinventur mitgemacht, die zusätzlich am Wochenende aufzugabeln war. In den Semesterferien habe ich durchgearbeitet. Die gräßlichsten Jobs. Nach Abschluss meines Studiums habe ich Nachtschicht gearbeitet, weil das mehr Geld gab und dann habe ich unterbezahlte Praktika gemacht, bei denen ich 60 Stunden gearbeitet habe und hätte mein damaliger Freund mich nicht finanziell unterstützt – ich hätte nicht davon leben können. Ich finde es sehr luxuriös mal eine Auszeit zu nehmen und ich habe es (damals) nie geschafft vorher etwas dafür beiseite zu legen. Schulden wollte ich nicht machen. Also habe ich gearbeitet um einerseits Geld zu verdienen und mir andererseits eine Perspektive zu schaffen später mal (finanziell) sorglos leben zu können und im Idealfall das Geld zu haben, meinen Kindern den ein oder anderen Nebenjob zu ersparen.

Jetzt habe ich einen soliden Job. Ich habe nicht jeden Tag Spaß – aber es gibt sehr viele Aspekte, die mir an meinem Arbeitsleben gefallen. Manchmal denke ich, es wäre schön einen Beruf zu haben, in dem ich mehr schreiben könnte – aber dann lese ich Artikel wie den von Kathrin Passig und das macht mich demütig. Wenn jemand, der so klug und begabt ist, so zu kämpfen* hat, was wäre dann bitte mein Schicksal?

Ich bin vom Thema abgekommen: Ich glaube auch, dass die ein oder andere Lücke im Lebenslauf nicht schlimm ist – aber dies immer damit zu verknüpfen, dass man sich das auch mal leisten soll oder dass Lücken fast schon ein Indikator sind, dass einem eine großartige Zukunft erwartet – nun – das ist Quatsch.

Ich hatte dieses Jahr eine ernüchternde Einsicht: Wenn ich in dem Beruf arbeiten würde, in dem ich meine gerne arbeiten zu wollen, würde ich so gut wie nichts verdienen und das würde mir nicht gefallen. Das war schockierend. Bekommt man doch von allen Seiten dieses Selbstverwirklichungdingens eingehämmert. Anscheinend geht es anderen ähnlich. Anke Gröner schrieb vor einigen Monaten „Anfang des Jahres begann ich, mich in Jobbörsen umzusehen, die irgendwas mit der Oper zu tun haben, aber mir wurde relativ schnell klar, dass ich a) doch zu gerne Geld verdiene, als in diesem Bereich zu arbeiten und b) ich Oper lieber weiter als Zuschauerin wahrnehmen möchte anstatt hinter den Kulissen im Marketing oder in der PR.

(Davon abgesehen bin ich viel zu ängstlich mein Leben auf den Kopf zu stellen – weswegen ich Anke Gröner, die jetzt wieder studiert, sehr bewundere.)

 

Nachtrag: * „Kämpfen“ im Sinne von einen Vollzeitjob haben und trotzdem nicht so viel verdienen, dass man völlig sorglos davon leben und im besten Fall auch noch ausreichend Altersvorsorge betreiben kann – v.a. als Selbständige/r nicht. Ich habe das „ganz normales deutsches Durchschnittseinkommen“ im Text sehr wohl gelesen und finde es eben erschütternd, dass von so einem Gehalt zum Teil ganze Familien ernährt werden müssen.

Kathrin Passig sieht das anders:

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37 Gedanken zu „Mein lückenloser Lebenslauf“

  1. Modeste sagt:

    An dieses Gebot des lückenlosen Lebenslaufs habe ich nie geglaubt. Im Nachhinein hat sich dann herausgestellt: Zu recht. Das kann man in meinem Fach, bei den Juristen, schon empirisch ganz gut einkreisen. Da gibt es einfach nicht genug Absolventen, die ordentliche Noten haben, schon ein bißchen herumgekommen sind und halbwegs sozialverträglich wirken, um den raren Exemplare dann noch mit weiteren Kriterien wie lückenlosen Lebensläufen oder ehrenamtlichem Engagement zu kommen. Ich nehme jetzt einfach mal an, dass das sicher nicht nur bei uns so ist, insofern: Alles halb so wild. Im Ergebnis schert es keinen, wenn einer schon mal vergeblich jahrelang Kunstgeschichte studiert, ein Jahr in einem afrikanischen Wildpark gearbeitet oder fünf Jahre im Kirchenrecht promoviert hat. Es wird da andere Branchen geben, aber ich glaube, inzwischen machen Auszeiten Leute eher interessanter.

  2. Lisa sagt:

    Naja, es ist nun auch nicht so als wäre eine Lücke im Lebenslauf automatisch Zeit, die man in die Selbstverwirklichung oder sonstigen Luxus investierte. Manche Menschen werden zum Beispiel einfach mal psychisch krank, arbeitslos, grundlos antriebslos, ertragen einen Trauerfall/eine Trennung nicht so gut, wie sie es sollten, bauen mal Mist etc. Manche Lücken sind Perioden des Scheiterns und anstelle auf Teufel komm‘ raus daraus eine Tugend zu machen, wäre es nicht humaner wenn man über das Scheitern endlich mal öffentlich ohne Scham sprechen kann? Mich nervt, dass egal welches Lebensmodell jemand wählt, gerade in Blogs retrospektiv alles in pinke Soße und YAY ME getunkt wird.

  3. Janine sagt:

    Das Problem mit den Lücken im Lebenslauf kann ich nur allzu gut verstehen. Man wünscht sich einfach mal eine Auszeit, um die eigentlichen Ziele zu verfolgen, die man bisher gehabt hat. Leider schafft man, besonders auf künstlerischer Ebene, einen Durchbruch eher selten. Um diese zu füllen suche ich immer wieder nach passenden Argumenten. Ich habe mir auch schon überlegt, ob ich mir vielleicht von http://www.deinebewerbung.de helfen lasse. Es wird sich noch zeigen…

  4. Hans-Jürgen sagt:

    Die gesamte Gesellschaftskonstruktion stellt auf ein diffuses Streben dazuzugehören ab … Gar zu viele bewerten ihr Wohlbefinden nicht entlang an einem inneren Wohlfühlmessband sondern an Maßen, die die Gesellschaft, zu der sie gehören möchten, bereithält. Wer – zu welchem Wertesystem auch immer – dazugehören möchte, möge sich nicht beklagen, wenn das Wertesystem „zurückschlägt“ mit Anforderungen.*

    Wieviel Geld man mit einem Job verdienen soll, ist so relativ wie das Maß Glück, das man in ihm erleben kann. Ich halte die anklingende Realitätssicht nicht für Zweckpessimissmus. Es ist nicht falsch, Erwartungen an sich und die „Welt“ flachballig zu halten. [Ich erlebe nicht selten, dass Menschen mit hohen Erwartungen an andere dieselben Erwartung selbtst nicht erfüllen.] Übertroffenen Erwartungen gibt es deshalb noch lange nicht zuhauf.

    Allerdings ist der Wert, zur Selbstverwirklichung anderen nicht auf der Tasche liegen zu sollen, wichtig. „Orientierungsphasen“, die auf eigenen Wunsch stattfinden, sollten selbstfinanziert sein …
    * Ich erinnere mich an ein Anfangdreißger Pärchen auf dem Bochumer Marktplatz, das bei einer Demonstration wegen der drohenden Schließung des Nokia-Werkes in die Tagesschau-Kamera klagte, dass es jetzt nicht wisse, wie es das eben fertig gebaute Haus abbezahlen solle. Mir wär offen gestanden nie die Idee gekommen, dass man mit Handyszusammenlöten genug Geld für ein eigenes Haus verdienen kann … Ganz abgesehen davon, ob es überhaupt ein sinnvolles Modell ist, dass drei, vier Personen ein eigenes Haus bewohnen.

  5. Dummerjan sagt:

    Love it. Irgendwie wird einem immmer empfohlen, das zu tun was man am liebsten macht. Ich mache aber ganz viel am liebsten.
    Da habe ich dann das gemacht, was mit wenig Aufwand viel Geld bringt – Mathe.

  6. Jules sagt:

    Meine Eltern haben mich als Kind (a) bestärkt, dem Traum nachzugehen, den ich habe (Schriftstellerin werden!) und (b) mir immer auch die Realität vor Augen geführt („Kind, du machst Abitur und danach lernst du was Anständiges!“) – was im Grunde genau der Drahtseilakt war, den ich brauchte, um meinen Weg zu gehen.

    Es kann also funktionieren – und es kann zu dem Ziel führen, das man sich selbst gesteckt hat. Ich würde nicht behaupten, dass meine Eltern irgendwie realitätsfern waren oder versucht haben, mich in einem absurden Traum zu bestärken – sie haben mir nur aufgezeigt, dass der Weg schwierig sein wird, dass ich viel kämpfen muss (was ich auch getan habe, weil ich kämpfen wollte), dass ich nicht zwingend Erfolg haben werde. Dafür bin ich ihnen dankbar.

    Wenn also Eltern wie meine da sind oder Dasnuf, die das Vertrauen geben und zugleich auch warnen können, ohne zu desillusionieren – dann ist das gut und richtig. Und jedes Kind ist anders. Rückblickend war für mich dieser Weg richtig und gut; ich habe vor meinem 30. Geburtstag den ersten Roman bei einem Großverlag veröffentlicht. Das muss nicht zwingend so funktionieren, man hätte mich zehnmal vor 15 Jahren an den Anfangspunkt stellen können, und ich bin sicher, in acht oder neun von diesen zehn Fällen hätte ich irgendwann aus irgendwelchen Gründen einfach aufgegeben.

    Natürlich gibt man dafür etwas auf. Bereut hab ich es aber nie, und ich war eigentlich immer ganz froh, dass mir eine Alternative zur Verfügung gestanden hätte, wenn ich das mit dem Schreiben nicht mehr gekonnt oder gewollt hätte.

    Just my 2 Cent.

    Jules

  7. drikkes sagt:

    Mich würde ja schon einmal interessieren, wie viele der (auch hier kommentierenden) Selbstverwirklichungsfanatiker Kinder haben und welche nicht. Das verändert die ganze Situation überaus erheblich. Da sind einfach mehr Sicherheiten gefragt, klappt mal nicht eben seinen Laptop zu, packt einen Rucksack voll Klamotten und zieht in eine kleinere/billigere Wohnung. Aber das ist natürlich von Typ zu Typ verschieden und ich bin mit meinem monatlich auf dem Konto eintreffenden Festgehalt äußerst zufrieden.

    Die Gedanken aus dem Post sind mir auch vor Jahren bei der Lektüre von „Wir nennen es Arbeit“ gekommen. Schön, daß es solche Avantgardegestalten gibt – für die breite Masse ist das kein tragfähiges Modell. Wenn sich einzelne Aspekte realisieren lassen, dann ist ja schon viel gewonnen. Man muß doch nicht immer alles auf eine Karte setzen. Ein zu verklärtes Bild des DigiBoh-Daseins kann auch zur Selbstausbeutung führen.

    Meine persönliche Meinung, der ich während des geisteswissenschaftlichen Studiums viel Theater gemacht habe, nur um nach dem Abschluß dann doch in ein geregeltes Angestelltenverhältnis als Werbetexter einzusteigen. Seit der bewußten Entscheidung, sein Hobby nicht zum Beruf gemacht zu haben, gehe ich übrigens wieder viel lieber ins Theater.

    Nochmal zum Anfang: Natürlich ist es toll, wenn Kinder das tun, was ihnen Spaß macht. Solange es den Eltern gefällt. Niemand will etwa seinen Nachwuchs davon abhalten, sich musikalisch zu entfalten. Wenn er sich allerdings vor den Augen der Nation im TV blamiert und dann auch noch (mit ca. sechzehn!) in die Kameras schluchzt, sein Leben sei vorbei und hätte keinen Sinn mehr, weil er/sie es nicht in den Recall von DSDS geschafft hätten, sieht die Sache plötzlich anders aus.

    Will sagen: Die unerfüllt gebliebenen Eigenwünsche auf das Kind zu projezieren und verwirklicht sehen wollen, ist in meinen Augen keinen Deut besser, als ihm zu „was Solidem“ im Hinblick auf den Karriereweg zu raten.

  8. Maria sagt:

    Hallo, und: tja. Nachdem ich den Beitrag und die ersten 10 Kommentare dazu gelesen habe, kann ich nur sagen: Meine Eltern haben mich zwar immer bei meiner aussergewöhnlichen Berufswahl unterstützt, aber sie hatten keine Ahnung wie sich der Arbeitsmarkt entwickeln würde.
    Und heute? Wunschberuf studiert, jahrelang gearbeitet für Umme und Hungerlohn und dann für normales Einkommenin nem anderen Job am unteren Rand entschieden, dafür aber unbefristet. Ganz ehrlich: ich will meinem Sohn auch nicht ausreden dass Paläontologe ein toller Beruf ist, aber ich werde ihm beizeiten schon kindgerecht sagen, was das bedeutet wenn man sich immer mit anderen um eine Stelle balgt und super wenig verdient. „Träume verwirklichen!“ ja, aber doch nur bis zu einem gewissen Grad, sonst kommt auch wieder Frust auf.
    Ich selbst hab mich eher entschieden die ungerechte wissenschaftliche Welt der Sozialwissenschaften zu verlassen. Ist nicht schön, aber besser fürs Gemüt.
    Danke für diesen großartigen Beitrag! Ihre Mama007

  9. dasnuf sagt:

    @Christoph
    Nein, das schreibst du nicht explizit, aber du verknüpfst die Sachen miteinander. Ich verstehe schon, dass man Beispiele nehmen muss, die jeder kennt, aber für mich hallte diese Verknüpfung sehr nach. Ich habe oft das Gefühl, dass Menschen nicht glücklich sind, weil sie sich so „normal“ und „durchschnittlich“ fühlen und dass unsere Gesellschaft sehr auf Selbstverwirklichung aus ist und einige eben nicht zufrieden sein können mit dem was sie können und haben. Und dass sich viele an den von dir exemplarisch genannten Menschen orientieren und diese als Maßstab setzen.
    In vielen Berufen sind die Zeiten des „lückenlosen Lebenslaufs“ vorbei (siehe oben Softwareentwickler/innen, Ingenieursberufe spez. Fachrichtungen z.B.).
    Für die Zielgruppe Neon ist das vielleicht nochmal ein bisschen anders gelagert. Das sind altersbedingt eher Berufsanfänger, nehme ich an. Da schaut man bei der Personalauswahl sehr genau was die bislang gemacht haben.
    Wenn man erstmal ein Paar Jahre gearbeitet hat, sieht das ohnehin ganz anders aus.

    Jedenfalls war dein Artikel für mich der Aufhänger für viele Gedanken, die ich zu dem Thema hatte und die ich hier festgehalten und weitergesponnen habe. Deswegen auch danke für deinen Artikel!

  10. Hallo,

    ich glaube, du liest in meinen Artikel viele Sachen rein, die da gar nicht drinstehen.


    „aber dies immer damit zu verknüpfen, dass man sich das auch mal leisten soll oder dass Lücken fast schon ein Indikator sind, dass einem eine großartige Zukunft erwartet – nun – das ist Quatsch.“

    Du tust ja so, als hätte ich eine Gammelmonatspflicht eingefordert oder an irgendeiner Stelle behauptet, wir alle könnten Steve Jobs werden, wenn wir nur viel genug rumhängen.

    Mir ging es darum, mal die gegenteilige Prämisse, nämlich „bloß keine Lücke im Lebenslauf“ zu hinterfragen – denn die ist meiner Meinung nach in viel mehr Köpfen drin als unrealistisch hohen Erwartungen, die du beklagst.

    Aber es freut mich natürlich, dass der Artikel für Diskussionen und unterschiedliche Meinungen sorgt. Danke fürs Aufgreifen, Besprechen, Verlinken.

  11. Max sagt:

    Ich finde alle Leute sollten ihren Wünschen und Träumen nachgehen nicht nur Kinder.

    Ein wichtiger Baustein ist Dinge zu probieren damit man überhaupt weiß was man sich wirklich wünscht und was einen erfüllt.
    Der Zweite wichtige Punkt ist meiner Meinung nach das Kinder (Menschen) lernen bewusste Entscheidungen zu treffen, also z.B. schon bei der Entscheidung zu wissen das diese Entscheidung auch negative Aspekte hat. Dann erträgt man die negativen Dinge viel leichter weil man weiß wofür. Und man trifft überhaupt Entscheidungen und nimmt nicht das was gerade kommt, denn das ist meistens eine schlechte Wahl.
    Laß eure Kinder Fehler machen! Helft ihnen wenn sie alleine nicht wieder hochkommen, und gerade auch dann wenn ihr der Meinung seid sie hätten es nicht verdient. Denn das Lösen von Problemen schafft Vertrauen – in sich selbst und in das Leben an sich.
    Ansonsten ist es sicherlich hilfreich den angstverbeitenden Massenmedien ein paar positive Visionen oder visionäre Personen entgegenzustellen.

    Insgesamt würde ich mir wünschen das viel mehr Menschen eine positivere Lebenseinstellung und mehr Selbstvertrauen haben. Anstatt über Dinge zu jammern wäre es viel schöner sie zu ändern und wenn das nicht geht halt eine Alternative zu nutzen.
    Ich habe die letzten Jahre die Erfahrung gemacht das man mit freundlichem aber bestimmten und ggf. hartnäckigem Auftreten sehr viel verändern kann. Und wenn es doch mal nicht ging gab es häufig erstaunliche Kompromissvorschläge die mir gar nicht eingefallen wären.

  12. Menachem sagt:

    „in dem ich meine gerne arbeiten zu wollen“…,

    das ist eine ganz schwierige Sache, zu „meinen“.

    Ich meinte mal, Musiker werden zu wollen und habe ein Jahr lang für und an der Aufnahmeprüfung hart gearbeitet. Am Tag der Aufnahmeprüfung ging ich mit meiner Nummer an den verschiedenen Räumen, aus denen die Musik der anderen Prüflinge erklang, zu meinem Prüfungsraum. Wow..Hilfe.., habe ich gedacht, als ich durch die Türen auf dem Flur hörte, was dort für künstlerische Fertigkeiten erklangen. Ich war mit meinem musikalischen Können derart weit davon entfernt, dass ich auf dem Flur noch absatzkehr gemacht habe und ohne Vorspielen heim bin.

    Ich weiß heute, über 30 Jahre später, dass ich niemals wirklich „Musik“ hätte studieren wollen. Das harte üben und das theoretische Studium hätte mir jede Freude an der Musik genommen. Dafür liebe ich Musik viel zu viel. Heute bin ich auch der Meinung, dass diese großartige Musik, die ich hinter den anderen Türen gehört habe, keine „Aufnahmeprüfung“, sondern eine „Abschlußprüfung“ waren.

    Als technisch miserabler Musiker habe ich dann anschließend zwei Jahre Musik in einer 3 und 2 Mann Formation gemacht – und sonst nichts. So wirklich verstanden, warum die Leute auch noch so viel Geld für uns bezahlt haben, habe ich nie wirklich – denn ich hätte auch für „Umme“ gespielt. Als studierter BWL`er und Geschäftsfüher habe ich selten nochmal so gut verdient.

    Allerdings – konnte ich mir dieses finanzielle Wagnis seinerzeit auch leisten, da meine Frau schon einkömmlich verdient hatte. Heute frage ich nicht mehr danach, ob ich seinerzeit geheiratet habe, um mir dies leisten zu können – oder ob ich mir dies geleistet habe, weil ich so geheiratet hatte.

    Beruf – kommt auch von Berufung, und das ist ein Weg, der über viele Irrwege seinen Weg finden kann/will/wird. Und diese Irrwege nenne ich „Erfahrung“. Sie sind für mich auch der Schatz, den Coelho in seinem „Alchimist“ beschreibt, der unter unseren Füßen liegt und den wir erst nach einer abenteuerlichen Reise finden. Einen Menschen seine Erfahrungen zu berauben, so habe ich einmal gelesen, heißt auch, in seines Lebens zu berauben.

    Und all dies hat meiner Meinung nach auch nicht allein mit dem „fördern“ zu tun. Es muss „gefordert“ werden, und zwar nicht von den Alten, sondern von den Jungen, die ihren Weg gehen wollen. Die Jungen sollen die „Herausforderung“ fordern, und dann können die Alten begleiten – aber nicht mehr in dem Sinne, dass wir den Kleinen das warme Fläschchen geben oder die Bettdecke aufschütteln, wenn sie ihr müdes Haupt niederlegen möchten – sondern vielleicht auch mehr so, dass wir ihnen die Hand hinhalten, die ihnen das Aufstehen immer wieder ermöglichen.

    Bei Jobs und bei Altmann wird gerne der Erfolg gesehen, weniger – der Preis der dafür zu zahlen ist/war.

  13. Jens Best sagt:

    Die Aufgabe auf der systemische Ebene stellt die Frage nach der Kultur des „Ziele-Erreichens“ und der Konditionierung darauf, welche Wege „sich gehören“.

    Bevor man über das Faulenzen redet, sollte man sich fragen, welche Art von gesellschaftlicher „Aufzucht“ dazu führt, dass Menschen einen „drop out“ temporär als richtig empfinden.

    Sir Ken Robinson hat das so beantwortet: http://www.ted.com/talks/sir_ken_robinson_bring_on_the_revolution.html

  14. Ich bin ja dieser Meinung hier: http://youtu.be/siu6JYqOZ0g

    Vor allem, da ich mich 10 Jahre lang wirklich darum gekümmert habe, dass es meinem Konto gut geht. Mir ging es aber gar nicht gut. Mittlerweile habe ich mich für ein Leben als „Künstler“ entschieden; mein Konto nimmt es mir übel – das macht aber rein gar nichts, da es MIR wesentlich besser geht. Zufriedenheit und Selbsterfüllung ist eben unbezahlbar.

  15. maria sagt:

    schade.

    „Wir sind durchschnittiche Menschen mit durchschnittlichen Begabungen, die durchschnittlich viel Glück oder Pech haben.“
    „Aber sei Dir klar darüber, dass das finanziell kein Spaß wird. Du wirst wahrscheinlich von der Hand in den Mund leben und manchmal vielleicht sogar gar kein Geld haben.“
    „Jetzt habe ich einen soliden Job.“
    „Wenn ich in dem Beruf arbeiten würde, in dem ich meine gerne arbeiten zu wollen, würde ich so gut wie nichts verdienen und das würde mir nicht gefallen.“
    „Davon abgesehen bin ich viel zu ängstlich mein Leben auf den Kopf zu stellen“

    ohne das böse zu meinen: diese denkmuster schaffen genau die grenzen, die daran hindern, sich selbst verwirklichen zu können (über sich hinauszuwachsen und steve jobs zu werden -> natürlich wird nicht jeder reich und berühmt – aber das ist die falsche herangehensweise. steve jobs ist auch nicht davon ausgegangen, reich und berühmt zu werden, das ist nebenbei passiert, während er die dinge gemacht hat, die er geil fand). die angst ist ja genau das, was hilft, menschen kleinzuhalten. wenn ich darüber nachgedacht habe, was ich als nächstes mit meinem leben machen will, habe ich nie gedacht: wie verdiene ich geld, sondern: worauf habe ich lust. das mit dem geld zum überleben ergibt sich dann schon, wenn man wirklich will. wie es bei fettes brot heißt: „Wollen wir Sicherheiten und haben drei Wünsche frei, wählen wir 110 und holen die Polizei“.
    wo bleibt die LEIDENSCHAFT?

  16. dasnuf sagt:

    @Fritz: Ich hoffe, ich kann das meinen Kindern auch mal sagen. Als ich mit 20 Abi gemacht habe, habe ich leider nicht genug Geld gehabt um die Zeit zu genießen.

  17. Fritz sagt:

    Wie gelingt ein Leben? Das weiß doch niemand. Eltern wissen es auch nicht. Sie müssen daher bescheiden sein gegenüber den Fehlern ihrer Kinder. Meinen 2 Söhnen (19/21) habe ich zum Abi gesagt: Das ist jetzt die Schönste Zeit eures Lebens. Endlich frei. Endlich keine fremden Vorgaben. Eine Zeit lang keine Pflichten. Das Papier ist weiß. Genießt es irgendwie. Bis zur Rente werdet ihr es nie wieder so toll haben. Ansonsten muss man versuchen zu helfen, dass die Menschen ihren inneren Kompass entdecken und ihm folgen. Je früher im Leben einer merkt, in welche Richtung seine Kompassnadel zeigt, wo es ihn hinzieht, desto besser. Es gibt sowieso mehr ungerade als gerade Biografien. Glücklich, wer irgendwann spürt, was er leben will. Dann hält man auch das Furchtbare aus, das unvermeidliche Scheitern, die Begrenzungen, die Pflichten und Zwänge, die Mühseligkeit, die Verhängnisse. Es ist nie leicht. Außer die paar Monate, in denen man 20 ist. (P.S. Es gab aber vielleicht noch nie eine Jugend, die die Zukunft so unrettbar, so verrammelt, so überbevölkert und multiproblematisch empfunden hat. Nach meiner Beobachtung grummelt da eine sonderbare Tristesse hinter der Party-Fröhlichkeit, „es hat doch alles keinen Zweck“ …)

  18. Journelle sagt:

    @dasnuf: man sollte lange Kommentare einfach nie vom Handy aus schreiben. Selbstverständlich meinte ich „Urvertrauen“.

  19. Journelle sagt:

    schreibt (zu früh den Kommentar versendet).

    Schule und Universität haben jedenfalls auf voller Linie versagt, als es darum ging, mir bei der Wahl und Planung meines Berufslebens zu helfen. Aber die gehen auch davon aus, dass das nicht ihr Aufgabenbereich ist, was ich für völlig falsch halte.

    Meinen Eltern mache ich keinen Vorwurf, woher sollten sie die Experise und Erfahrung haben? Außerdem haben sie mir so ziemlich alle Punkte, die Kiki nennt vermittelt, so dass ich mich dann zumindestens so frei fühlte – an einem späten Punkt meiner Ausbildung – andere Wege einzuschlagen und immerhin bin ich mit dieser Entscheidung sehr zufrieden.

    Und noch ein letzter Hinweis, aus persönlicher Erfahrung weiß ich, dass nicht jeder für diese „unsicheren“ Jobs gemacht ist. Ich habe während des Studiums viele Menschen erlebt, die Journalist/Regisseur/Lektor/Autor/Sänger usw. werden wollten, weil es cool . Zum Leidwesen aller hatte dies nichts mit ihren Fähigkeiten, Talenten und Bedürfnissen zu tun.

  20. Erbloggtes sagt:

    Ich halte die Annahme, dass Steve Jobs besonders begabt ist ebenso für falsch wie die, dass Kathrin Passig besonders begabt ist. Das sind beides normale Menschen. Um zu erklären, warum sie tolle Dinge erreicht haben, die andere nicht erreicht haben, braucht man keine Begabung und keine Genialität anzunehmen.
    Nehmen wir an, alle Menschen wären identisch begabt wie Jobs oder Passig (oder irgendein anderer angeblich besonder begabter Mensch), dann würde es trotzdem eine(n) CEO eines Technologiegiganten geben, und eine(n) beliebte(n) Schriftsteller(in). De facto wären es mehrere, aber das sind es ja tatsächlich auch.
    In einem Konkurrenzsystem mit Starkult werden die kleinsten Ungleichheiten in den Ausgangsbedingungen dazu führen, dass eine(r) Milliardär(in) wird, eine(r) berühmt, und eine(r) zwar tolle Arbeit macht, davon aber weder leben kann noch Ansehen erwirbt. Man denke mal an Kunstmaler im 19. und frühen 20. Jahrhundert: Zu Lebzeiten weitgehend unbekannt, teilweise haben sie kein einziges Gemälde verkaufen können. Heute werden sie für Hunderttausende gehandelt und sind sehr bekannt. Aber gelebt haben sie nicht von dem, was sie gemacht haben.
    Soll man nun seinen Kindern raten, zu glauben, dass sie reich und berühmt werden, wenn sie tun, was ihnen Spaß macht? Nein. Und dass sie sich für ein Künstlerleben entscheiden, mit dem sie Nachruhm ernten und teure Bilder vererben können, aber im Leben nie genug Geld haben, das möchte man ja auch niemandem empfehlen. Man muss zusehen, dass man wirtschaftlich klar kommt, und wenn man das sichergestellt hat, ist es bestimmt gut, etwas zu tun, was einem Spaß macht.

  21. dasnuf sagt:

    @Journelle Ich hoffe, sie haben Urvertrauen :)

    Und dass diese Art mit Kindern umzugehen sehr gut ist, zeigt sich an der Gelungenheit der Kinder deiner Eltern…

  22. Journelle sagt:

    Wenngleich ich insgesamt mit den Entscheidungen meines Lebens sehr zufrieden bin, so zählt mein beruflicher Werdegang zu den Mini-Ärgernissen. Erst spät habe ich verstanden, dass ich in den Bereichen Organisation, Buchhaltung und Beratung ziemlich gut bin.

    Nun komme ich aber aus einer Familie in der sehr viel Wert auf Kunst und Kultur gelegt wurde, wobei meine Eltern jede meiner beruflichen Entscheidungen gut gefunden hätten (sie haben da ein wunderbares unvertrauten in ihre Kinder, dass ich so auch gern an meine weitergeben möchte). Aber BWL, Jura usw. waren eher fremde Fächer und ich wäre nie auf die Idee gekommen sowas zu studieren. Nun arbeite ich genau in dem Bereich und mit einer anderen Ausbildung würde ich das gleiche für deutlich mehr Geld machen.

    Kurz, ich hätte mir in der Zeit zwischen Abitur und Beruf mehr Beratung oder Information gewünscht oder zumindest jemand der mich ganz klar darauf hinweist, dass es sinnvoll ist erstmal über die eigenen Stärken nachzudenken und dann über Studium und Berufswahl. Also quasi eine italienische Philosophin wie die von denen Antje Schrupp

  23. Kiki sagt:

    Ich finde diese Depri-Haltung „mach was sicheres, Kind“ sehr traurig und nicht eben realitätsnah. Es gibt keine sicheren Wege mehr,wenn es sie denn je gegeben hat. Der vermeintlich sichere Job hängt am Aktienkurs. Woran der hängt, schnallt keiner mehr. Wir müssen uns alle damit abfinden, daß unser teuer anstudiertes Wissen in egal welcher Fachrichtung de facto schon überholt ist, bevor wir den Abschluss machen und wir uns darauf einstellen müssen, im Leben nicht nur drei, vier oder mehr Arbeitgeber zu haben sondern auch drei, vier oder mehr komplett verschiedene Berufe, weil die alten überflüssig geworden sind. Es ist ein ewiger Kampf.

    Was ich meinen Kindern mitgeben würde, wenn ich denn welche hätte:

    1. Vertraut auf Euch selbst. Die Welt da draußen wird alles daransetzen, Euch zu entmutigen. Aber wie soll jemand an Euch glauben, wenn Ihr nicht selbst an Euch glaubt?

    2. Macht Euch nicht abhängig. Nicht von Banken, nicht von Dingen, nicht von den Meinungen anderer.

    3. Füttert Eure Seelen. Hört Musik, besser noch: macht Musik. Macht etwas kreatives mit Euren Händen – zeichnet, malt, modelliert, tischlert etc. Besucht Kunstausstellungen, geht in Konzerte, Opern, ins Ballett wenn Ihr könnt.

    4. Bewegt Euch. Es ist egal, ob Ihr dick oder dünn seid, es geht nicht darum, einem Schönheitsideal zu entsprechen. Aber Euer Körper will in Bewegung sein. Unbeweglichkeit macht abhängig.

    5. Macht, was Ihr wollt. Aber macht es richtig und mit vollem Einsatz.

  24. dasnuf sagt:

    @Antje: Ich bin auch kein Fan von Schwarz-Weiß-Denken und ich habe neulich darüber nachgedacht, was mir als Kind/Jugendliche geholfen hätte und tatsächlich hätte mir geholfen, wenn meine Eltern mir einen Eindruck verschafft hätten über diese (und ähnliche) Zusammenhänge. Denn wie soll man sich sonst entscheiden?
    Ich glaube, daran hängt nämlich auch das persönliche Glücks- oder Zufriedensheitsempfinden. Wenn ich die Möglichkeit hatte etwas zu wählen, dann kann man auch mit weniger Geld (z.B.) zufrieden sein. Es ist nur nicht schön, wenn man in bestimmte Lebensläufe „gezwungen“ wird. Man muss mehrere Aspekte sehen und bewerten bzw. gewichten.
    Puh – ich merke gerade, darüber kann ich noch Romane schreiben, denn natürlich müssen auch bestimmte gesellschaftliche Strukturen da sein, damit man überhaupt wählen kann (wie z.B. die weiter oben angesprochenen Kinderbetreuungsmöglichkeiten)…

  25. Danke für diesen Text, diesen Aspekt finde ich sehr wichtig. Ich bin ja immer auf der Suche nach falschen Alternativen in unserer westlichen Denktradition („Das Gegenteil ist genauso falsch!“) und beim Lesen dachte ich, die Gegenüberstellung von „Mach das, was dir wirklich Spaß macht“ versus „Achte drauf, dass du damit Geld verdienen kannst“ ist auch so ein falscher Dualismus.
    Ich finde in diesem Zusammenhang den Begriff „Begehren“ sehr wichtig, und denke, die Aufgabe von Älteren besteht darin, das (oft unvernünftige) Begehren der Jüngeren ernst zu nehmen und zu fördern und gleichzeitig realistische Wege zu zeigen, wie man diesem Begehren folgen kann. Ich sehe darin keinen Widerspruch und denke, wir sollten den Jüngeren vermitteln, dass beides zusammen gehört, weil die Welt nunmal so beschaffen ist, dass sie unseren Wünschen auch Hindernisse entgegenstellt, die man nicht einfach so eben mal überspringen kann. Die italienischen Philosophinnen definieren so weibliche Autorität, die den „großen Wünschen“ der Jüngeren Wissen und Hilfestellungen der Älteren anbietet, die die „Erfahrung der Niederlage“ bereits gemacht haben. Es ist kein Entweder-oder, sondern ein „Sowohl als auch“ http://abcdesgutenlebens.wordpress.com/2012/01/22/sowohl-als-auch-3/
    Über das Begehren habe ich hier mal was geschrieben: http://www.antjeschrupp.de/begehren-apfel

  26. dasnuf sagt:

    @Malte: Ja, keine Ahnung warum. Er ist heute sehr streng, der Spamfilter.

  27. Malte sagt:

    Ist mein Kommentar im Spamfilter gelandet? :(

  28. ronia sagt:

    Eigentlich scheint es mir so zu sein, dass „Auszeiten“ vor allem bei den Leuten sanktioniert werden, bei denen sie garantiert auftauchen (müssen). Also etwa Mütter, denen kein Betreuungangebot zur Verfügung steht oder denen Arbeitgeber*innen unterstellen, sie denken während der Arbeit sowieso nur die ganze Zeit an ihre Kinder und müssen schnell wieder weg. Oder ohnehin prekär Beschäftigte, die Lücken zwischen befristeten Verträgen gar nicht immer überbrücken können.

    Angst vor der Lücke ist doch die Angst vor der historischen Ausnahme der Mittelklasse im Kapitalismus, die einfach nicht realisieren kann, dass die Vollbeschäftigung vorbei ist, und dass eben nicht jede*r kann, wenn er oder sie nur will. Und sich dementsprechend nicht genug angestreng hat, im Gegensatz zu mir, wo es gerade noch so klappt – und schwupps – Identität gerettet.

  29. Malte sagt:

    Ich weiß nicht… deine Haltung, Tin@, mag zwar pragmatisch sein, aber damit unterminierst du doch völlig jede Ambition, jeden Traum deiner Tochter. Allein schon dieses „ich bestehe darauf, dass sie was tut“ spricht Bände – Druck statt Einsicht. Da gefällt mir der Ansatz von nuf doch wesentlich besser, die Kinder zu unterstützen und zu bestärken, aber ihnen keine Illusionen zu machen.

    In dem ganzen Kontext fehlt mir übrigens der gesundheitliche Aspekt. Genauso wie Rumgammeln depressiv machen kann, kann es auch das Fügen unter den allgemeinen Druck einer so genannten Normalbiografie. Der Gurkenkaiser hat das neulich treffend artikuliert:

    Die Pointe, wenn man so will ist eigentlich, dass ich zum ersten Mal im Leben etwas entschieden habe. Das Studium in der nächsten größeren Stadt, den Job an einer Uni annehmen, eine Dissertation schreiben – irgendwie waren das keine Entscheidungen. Ich war mir sicher, ich müsse das machen. Dieses “muss” war einfach da. Wenn dieses ominöse muss abfällt eröffnen sich neue Möglichkeiten und das ist gut. Man muss ja tatsächlich vieles. Aber nicht alles von dem man glaubt, dass man es muss, muss man wirklich. Ausprobieren sag ich!

    Dann die Frage: wozu dann noch machen? Aus Karrieregründen? Wozu Karriere? Wird man dafür geliebt Karriere zu machen? Back to start! (ich blende die ökonomische Dimension grade sträflich aus, ich weiß. Aber… wenn ich mir darum jetzt Sorgen mache muss ich eh sofort Suizid begehen Nein eigentlich denk ich: Es wird schon irgendwie gehen. Wie bisher auch. Und vielleicht sogar besser als wenn ich mich bei einem jahrzehntlangen Diss-Versuch in jeder Hinsicht ruiniere.)

  30. Tin@ sagt:

    Meine große Tochter hängt in einem Jahr zwischen „Abitur bestanden“ und „weiß nicht, was ich aus meinem Leben machen soll“ – ihre Auszeit, ihre Lücke.

    Dennoch bestehe ich darauf, dass sie in dieser Zeit etwas tut. Sie geht einem Minijob nach und hat den Führerschein gemacht – von nichts kommt nichts.

    Sie kann sehr gut zeichnen und doch muss ihr bewusst sein, dass es sehr viele Menschen gibt, die sehr gut zeichnen können – es gibt aber nicht sehr viele Jobs für Menschen, die sehr gut zeichnen können. Wenn auf 30 Studienplätze über 600 Bewerber kommen, dann bekommen nicht einmal alle, die sehr gut zeichnen können, einen Studienplatz.

    Das reale Leben ist deutlich komplizierter, als uns lieb sein kann. Es braucht einen Plan B, C, D und E. Wie macht man das einem halbwüchsigen klar?

  31. dasnuf sagt:

    @TobiasN: Danke, Link ist korrigiert.

  32. TobiasN sagt:

    ******************KOMMENTAROMAT**********************
    Gerne gelesen
    *****************/KOMMENTAROMAT**********************

    Anmerkung: Der Link zum Artikel von Christof Koch funktioniert nicht. Da ist ein „a“ zu viel am Schluss. So stimmts.

  33. Sanníe sagt:

    Ich habe den Artikel so verstanden, daß es eben nicht nur die mit den perfekten Lebensläufen „nach oben“ schaffen und ihn deshalb sehr gut gefunden. Auch weil ich die Stomlinienförmigkeit, die anscheinend verlangt wird, nicht mag und mir 24-jährige fertig- und auslandsstudierte, die jetzt Manager werden, ein bißchen Angst machen.

    Diese Anspruchshaltung an die eigenen Kinder, daß sie ALLES schaffen können, weil sie natürlich BESSER sind als die anderen, ist ja eigentlich ein Egotrip der Eltern, die von ihren Kindern verwirklicht sehen wollen, was sie selbst (warum eigentlich?) nicht geschafft haben. Und ein schrecklicher Druck.

    Mein Lebenslauf ist voller Lücken, was vermutlich in manchen Berufen schwierig wäre, als Softwareentwickler aber zum Glück derzeit egal ist und in Vorstellungsgesprächen daher immer eher interessant war.

    Und was Frau Passig und künstlerische Berufe betrifft, so ist es nur ein kleines bißchen Glück, das zwischen ihrem und dem Einkommen von z.B. Herrndorf liegt.

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