Bringt mich nach Schweden (oder besser doch nicht, ich bin zu schmuddelig und misanthrop)

Drei Mal war ich in Schweden und eigentlich würde ich gerne dort bleiben. Ich kann mir kein schöneres und entspannteres Land vorstellen.

Zum Glück gibt es Realisten, die meinen romantischen Gedanken vom ewigen Schwedensommer zerplatzen lassen, wenn sie sagen: „Ja, geh mal nach Stockholm im Winter, wenn es minus 20 Grad hat und es genau zwei Stunden Sonnenlicht am Tag gibt.“

Ich würde wirklich gerne wissen, woraus sich die schwedische Entspanntheit speist. Was man schon mal festhalten kann ist: Schweden hat eine sehr niedrige Bevölkerungsdichte. Nicht mal 10 Mio Schweden gibt es. Knapp 22 Einwohner pro Quadratkilometer macht das gesehen auf die Fläche.

Zum Vergleich Deutschland hat 227 Einwohner pro Quadratkilometer. 81 Mio Einwohner hat Deutschland, davon leben 3,7 Mio in Berlin.

Ich nehme an, daran hängt viel. Es scheint so etwas wie eine (womöglich deutsche) Sehnsucht nach Sauberkeit, Ordnung und Abgeschiedenheit zu geben, die natürlich umso einfacher zu erfüllen ist, je weniger Menschen es gibt.

In Schweden ist alles schön – egal wo ich hingekommen bin bislang. Egal, ob Hauptstadt oder Seenplatte, egal ob einzelnes Gehöft in der Einöde oder belebter Touristenstrand.

Ich komme an und in der Regel will ich in die Hände klatschen vor Verzückung. Wir waren vor einigen Jahren beispielsweise auf einem Hof, der sah ganz genauso aus wie aus einem Pettersson und Findus Buch. Die roten Häuschen, die weißen Fensterläden, die Scheune, ein Brunnen, eine selbstgebaute Rutsche über einen riesigen Baumstamm, überall Büsche mit Johannisbeeren, vorm Haus ein Grill, die Wiesen so saftig und grün wie sie in Deutschland nur sind, wenn man gerade frisch Rollrasen bestellt und ausgerollt hat und ein ausgebildeter Gärtner sich 18 Stunden am Tag drum kümmert und alles bewässert und regelmäßig vertikutiert. Wenn man abends in seinem Bett liegt, bei offenem Fenster, dann meint man die Mucklas beim Herumtollen hören zu können.

In den Städten ist es genauso. Alle Häuschen wunderhübsch, mit Blumen verziert, nirgendwo Tags oder Graffiti. Selbst in den trostloseren Wohngebieten irgendwie alles pittoresk.

Die Menschen lächeln, wirken immer entspannt und zufrieden. Die Kinder sind in der Regel total leise. Ich habe in aufgerechnet neun Wochen kein einziges Mal gehört, wie ein Erwachsener ein Kind angenervt zurecht gewiesen – geschweige denn angeschrieen hat.

Überhaupt diese Freundlichkeit. Sie ist dermaßen erschütternd. Busfahrer, die einen ohne Ticket mitfahren lassen, weil man vergessen hat seine ÖPNV Karte aufzuladen und ganz entspannt sagen: „Dann steigen sie eben da und da aus und laden sich dann dort die Karte auf.“

Omas, die aufstehen und den Platz wechseln, damit man neben dem Freund sitzen kann. Opas, die weiterrutschen, damit eine Mutter neben ihrem Kind sitzen kann. Alles wird erklärt (sowieso sprechen alle fließend Englisch), man wird quasi an die Hand genommen, Hauptsache man fühlt sich wohl. So viel Menschenfreundlichkeit: den 2. Kaffee, den man mitbestellen kann, für Menschen, die sich keinen Kaffee leisten können, das Wasser, das in allen Restaurants kostenlos zur Verfügung steht, überall Spielplätze und wenn man mit Kindern essen geht, bekommen die gleich was zu malen und das Essen immer zuerst.

Überhaupt: Überall Männer, die mit ihren Kindern unterwegs sind. So viele, dass in Schweden sicherlich dieses „Oh, toll! Sie sind ein Mann und kümmern sich trotzdem um die Kinder!!! Das ist bestimmt sehr anstrengend! Und dass das der Arbeitgeber mitmacht! Großartig!“ nicht so üblich ist, wie in Deutschland.

Wickelkommoden auf allen Toiletten.

Toiletten außerdem: Nicht getrennt nach Frauen und Männern in der Regel, was bedeutet, dass es das Phänomen freie Männertoiletten – Schlange mit 20 Frauen vor den Frauentoiletten gar nicht gibt.

In der Werbung: Gleichverteilt Frauen und Männer aller Altersklassen und Hautfarben. Große, kleine, dicke, dünne, junge, alte Menschen. Man sieht verdammt nochmal Falten auf Werbeplakaten und zwar nicht als löbliche Ausnahme!

Gleiches Bild in den einzelnen Berufsgruppen (die ich jetzt sehen konnte): Tram- und Busfahrerinnen sind keine Seltenheit, sogar in der Königsgarde Frauen! Polizistinnen!

Im einzigen Kicker, den wir gesehen haben: Fußballspielerinnen.

Klar gibt es auch H&M und andere Ketten, die nach Geschlechtern trennen, aber wie ich im Polarn & Pyret Laden vor den Schaufensterpuppen stehe, bin ich total verwirrt: Ist das jetzt Kleidung für Jungs oder Mädchen?

Dann schießt mir die peinliche Berührtheit heiß in den Körper. Ich bin so komplett verdorben von dieser Geschlechtertrennung, dass ich das zwar öffentlich anprangere – dann aber genau in dieses Denkmuster verfalle, wenn es nicht so ist (Villervalla übrigens genauso und auch viele noname-Marken in normalen Geschäften).

monteliusvaegen schären stockholm2 park djurgarden

Mir war es am 5. Tag in Stockholm irgendwann fast zu viel. Ich liebe Berlin, aber plötzlich war Berlin nur noch ein olfaktorischer Eindruck, nämlich der Geruch von Pisse in düsteren Brückendurchgängen an Verkehrsknotenpunkten. Nichts hat mich mehr an Berlin erinnert – nur noch der elende Gestank und meine eigene schlechte Laune.

Im Kopf hatte ich die Warschauer Straße, vollgestopft von Menschen, Menschen, die meistens morgens nach Alkohol und Zigaretten stinken, die sich über die Straße walzen, alles ist voll, der Boden mit Müll bedeckt, die Wiesen in den Parks ausgedörrt und niedergetreten.

Nur in Berlin hört man im Freibad eine Durchsage: „Im Schwimmbecken bitte nicht rauchen.“

Berlin ist ein Moloch aber man hat es da auch bequem. Vom Bett tritt man auf die Straße und keinen kümmert es, wie man aussieht. Die Haare zerzauselt, die Zähne ungeputzt, die ausgelatschtesten Hausschuhe, die durchlöcherte Schluffihose – so schleppt man sich zum Bäcker, holt sich seine Brötchen und schlufft wieder nach Hause.

In Stockholm hingegen hatte ich den Eindruck, man würde so vermutlich angesprochen werden und sofort in irgendeine Art freundliche Betreuung kommen.

Denn alle waren zu jederzeit sehr ordentlich und adrett angezogen. Die Frauen tragen, egal wie alt sie sind, in der Regel schöne Kleidchen, haben frisierte Haare, sind immer dezent und sehr akkurat geschminkt. Ich habe nicht einmal ungepflegte Füße in offenen Schuhen bemerkt.

Es ist vermutlich nicht richtig Berlin mit Stockholm zu vergleichen. Am Ende war ich aber wirklich froh nicht mehr hinsehen zu müssen, meinen Weg durch die Stadt zu kennen, nicht mehr die glitzernden Wasseroberflächen, die strahlenden Gebäude und all die kleinen Balustraden und bunt gestreiften Markisen.

Ich konnte es nicht mehr aushalten, hab mich selbst im Vergleich wie die sprechende Müllhalde (nur eben auf zwei Beinen) aus den Fraggles gefühlt.

Ich habe dann drüber nachgedacht, ob es vielleicht an der Großstadt liegt und mich gefragt, wie es am Land in Deutschland ist. gamla stanDa wo die Leute ihre freistehenden Einfamilienhäuser auf riesigen Grundstücken bauen. Aber nur weil da Platz ist, ist da auch nicht Schweden.

In Schweden gibt es so viel Wärme, Freundlichkeit und Offenheit. Oft haben die Grundstücke nicht mal von außen erkennbare Grenzen. Meiner Erfahrung nach werden Fremde herzlich aufgenommen und alles Neue willkommen geheißen. In Deutschland ist alles Neue ein Fremdkörper. Die neuen Nachbarn? Wo kommen die eigentlich her? Warum bauen die ihr Häuschen genau da wo doch die Aussicht so schön ist? Und überhaupt! Der Zaun! Der passt doch gar nicht in die Siedlung! Und oh je! Kinder haben die auch! Die machen bestimmt Krach. Wie ärgerlich. So schön wars hier ohne die anderen Menschen. Damals! Damals hätte es sowas nicht gegeben! Schnell einen Sicht- und Schallschutz bauen, eine hohe Mauer am besten!

Ich wohne nicht in Schweden, ich war nur einige Male zu Besuch. Vielleicht ist mein Eindruck auch gänzlich falsch. Keine Ahnung. Es ist mir jedenfalls ein Rätsel, wo all die Menschenliebe und Freundlichkeit der Schweden herkommt. Die Quelle würde ich wirklich gerne anzapfen.

Übrigens Nachtrag: Ich habe mir die Selbstmordrate und den OECD Better Life Index für die Schweden und für Deutschland angesehen. Die Unterschiede sind marginal. Ersteres ist in Schweden etwas höher, zweiteres ebenfalls. So scheint es zumindest, dass die Schweden subjektiv nicht deutlich besser leben als die Deutschen.

Über Erklärungen des Schwedensommerphänomens freue ich mich also.

34 Gedanken zu „Bringt mich nach Schweden (oder besser doch nicht, ich bin zu schmuddelig und misanthrop)“

  1. Bernadette sagt:

    Wir kommen aus Österreich und leben seit 1,5 Jahren berufsbedingt in Schweden und kann dir sagen, dass auch nicht alles Gold ist, was glänzt ;-) Aber trotzdem ist es toll hier!

    Die Gleichberechtigung der Geschlechter funktioniert tatsächlich besser hier, die Väter gehen (zumindest in den Städten) fast alle auch in Karenz und es ist normal, als Papa mit 3 Kindern ganz alleine irgendwo hin zu gehen. Die Hälfte der Mechaniker in unserer Autowerkstatt ist weiblich und im Kindergarten unseres Sohnes gibt es männliche Kindergärtner.

    Aber die Schweden wollen immer alles „normal“ machen. So sein, wie alle andern sind. Nur nicht auffallen. Nicht zu viel nehmen. Nicht zu laut sein. Nicht zu bunt. Nicht zu schrill. Und Regeln und Gesetze werden generell (Ausnahmen gibt es natürlich immer) befolgt. Alle sind gleich und gleiche Behandlung für alle. Da steht kein Schwede für dich im Bus auf, nur weil du Hochschwanger bist. Türen werden auch nicht aufgehalten. Kann man ja eh selber machen. Außer für Kinder. Kinder zählen hier wirklich sehr viel! Das sieht man auch an der Geburtenrate. 3 Kinder pro Familie sind hier nichts Ungewöhnliches.

    Alles in allem ist es sehr Angenehm hier oben, wenn nur der November nicht wäre. Letztes Jahr hatten wir hier im November ganze 3 (!!!) Sonnenstunden. Naja. Gibt ja immer noch den Juli…

  2. Ina sagt:

    Ein Land, wo Batman „Läderlappen“ heißt, muss man lieben. Punkt.

      1. Ina sagt:

        Freut mich, dass ich dich zu einem Tweet inspirieren konnte.

        Ich selbst kann Batman nicht mehr so recht ernstnehmen, seitdem ich das weiß. Schau dir mal nen Film an, während dein Unterbewusstsein immer sagt „Läderlappen! Der Mann heißt anderswo LÄDERLAPPEN!“ Da kannste an der spannendsten Stelle noch Tränen lachen.

  3. Kiki sagt:

    Vor ca. 2 Jahr gab es in der GEO mal einen Versuch, das Phänomen der schwedischen Zufriedenheit soziologisch zu erfassen – ganz bekomme ich die Argumentation und vor allem die Zahlen nicht mehr zusammen, aber grob war die Hauptbegründung für die Zufriedenheit „der Schweden“ das Resultat einer traditionell großen (sozial-)demokratischen Staatsgläubigkeit, die in eine aktivere Bürgerbeteiligung auf der zivilgesellschaftlichen Ebene mündet. Also mehr ein „der Staat wirds schon richten, und wir sind der Staat“ statt des eher deutschen „die da oben machen eh nicht, was uns gut tut, also mach ich auch nichts“. Das wiederum führt dann zu Unzufriedenheit mit der „Gesamtsituation“ und einem größeren Ungerechtigkeitsempfinden hier, und größerer Zufriedenheit dort, auch wenn – soweit die Erinnnerung – die Unterschiede zwischen den sozialen Schichten ähnlich groß wie hier sind.

  4. Tobias sagt:

    Schöner Beitrag. Ich selbst finde Schweden, auch Stockholm sehr schön. Kenne es aber auch nur aus dem Frühling/Sommer. Allein die längere Sonnenscheindauer ist toll.

    In Deutschland ist man zu Zeit ziemlich auf Berlin fixiert, auch wenn dort nur 4% Deutschlands wohnen. In Schweden sehe ich das nicht so, obwohl 9% der Schweden in Stockholm leben.

    Die Serie „Welcome to Sweden“ soll auch ein gutes Bild von Schweden, deren Einwohner und deren Eigenheiten wiedergeben. Die nächste Ausstrahlung der Serie ist im Hessischen Fernsehen (ÖR, kein Netflix oder so nötig) und beginnt am Freitag 15.09. um 15:15 Uhr (Folgetermine selbst raussuchen).

  5. Syvi25 sagt:

    Also wir waren ja diesen Sommer in Alaska. Laut Wikipedia 0,4 Einwohner pro Quadratkilometer.

    Guess what: es war einfach nur super. Atemberaubende Landschaft, viiiel Platz und tolle Menschen. Ja, auch die sehr entspannt.

    Ich will da wieder hin.

  6. Hej,
    ein toller Bericht. Doch nach einem Jahr in Schweden wohnende gibt es doch ein paar Kratzer in der Bullerby-Fassade von Astrid Lindgren. Denn dann muss man sich mehr mit allen hier auseinandersetzen und es ist wie in Deutschland… Es dauert länger bzw. ist mehr mit Bemühungen verbunden eine wirkliche Freundschaft zu Schweden aufzubauen. Es nimmt dich als hier lebender auch niemand mehr an die Hand…
    Trotzdem möchte ich nicht mehr zurück. Denn die Lebensqualität und Freundlichkeit ist hier viel besser als in Deutschland :)
    Grüße aus Värmland

  7. Nicky sagt:

    Hallo liebes Nuf,

    kürzlich längere Auszeit in Skandinavien gehabt, 3 Monate insgesamt, davon 3 Wochen Norwegen, der Rest Schweden. Ich kann Ihren Ausführungen nur 100%ig zustimmen, in vielen längeren Gesprächen mit meinem Ehemann haben wir ebenfalls versucht, dem Phänomen „der entspannte Schwede an sich“ auf den Grund zu gehen. Wir haben uns dann drauf geeinigt, daß es wohl, wir von Ihnen schon erwähnt zum einen daran liegen kann, daß man sich, aufgrund der relativ geringen bevölkerungsdichte, weniger auf den Nerv geht und entspannter ist, und zum zweiten vielleicht auch am Jantelagen, das typisch schwedische „nicht auffallen, alle sind in der Gesellschaft mehr oder weniger gleich wert bzw. man bringt sich jedem die selbe Wertschätzung entgegen, keiner tut sich unangenehm hervor“ wenn ich das richtig gedeutet habe. Auch fällt auf, daß das Autofahren in Schweden wahnsinnig Stressfrei ist, nach über 6000 km denke ich da einigermaßen aus Erfahrung sprechen zu können. Vielen verschiedene Familiencampingplätze besucht, wenn es mal laut wurde, waren es immer Deutsche Eltern/Kinder. Kein Schreien, kein Schimpfen, kein Stress innerhalb schwedischer Familien. Bemerkenswert. Wir hatten das Glück, als einzige Familienfremde Gäste bei einer Midsommarfeierlichkeit mitmachen zu dürfen, unglaublich diese Gastfreunschaft. Eine Sache ist uns noch aufgefallen: Es gibt in Schweden ausserordenlich viele übergewichtige Menschen, vor allem Kinder. Auch hier wieder 2 unserer Erklärungsversuche: zum einen wird die unglaubliche Schwemme von Süßigkeiten aller Art ihren Teil dazu Beitragen, wer einmal in Schweden einen Sweetshop von der Größe eines mittleren Mediamarktes gesehen hat der voll bis unter die Decke ist mit Süßigkeiten, der weiss was ich meine. :-) Und zum zweiten, könnte es sein, daß übergewichtige Menschen hier, vielleicht auch aufgrund von Jantelagen, eher akzeptiert werden von der Gesellschaft, mithin auch extreme Übergewichtigkeit nicht mit einem Stigma behaftet ist und sich Dicke Menschen dort eher einfach so wohl fühlen können so wie sie sind? Hm, steile These, ich weiss. Kann das ein Schwedenexperte eventuell bestätigen oder dementieren? Zu guter Letzt: Die Integration von Behinderten und ist viel sichtbarer als anderswo.

    Unsere Gedanken zu Schweden kann man hier nachlesen: blog.sausebrausmaus.de/?p=283

    Wird wohl nächstes Jahr wieder hin gehen. :-)

    Vielen Grüße und hej då

    Nicky

  8. Thomas S. sagt:

    Ich finde Schweden auch entspannt, aber eher im Sinne von langweilig. Warum sind die Menschen dort so höflich? Es gibt dort die gleichen Probleme wie überall, aber Konsenskultur und diplomatische Mentalität decken Vieles zu. Ich kann das nicht nur positiv sehen.
    Ok, Berlin ist natürlich das krasse Gegenstück. Vermutlich ist man als Berliner/in im Rest der Welt besonders leicht glücklich zu machen – weil alle Anderen gewisse Grundregeln menschlichen Umgangs beherrschen.
    Lesetipp dazu: http://kiezneurotiker.blogspot.de/2013/09/koln-ehrenfeld-und-koln-sowieso.html

  9. Tin@ sagt:

    Es gibt leider auch ein sehr hässliche schwedische (skandinavische) Seite, die uns hellhäutigen „guten“ Ausländern wahrscheinlich nicht so sehr betrifft:

    http://www.taz.de/!5045713/

  10. Heinzi sagt:

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    Made my day
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  11. Berlin ist eben doof und die Warschauer Straße ist besonders anstrengend. Leider.

    Freut mich, wenn du dann demnächst nach Hamburg ziehst, oder an den Berliner Stadtrand. Ich kann das aus eigener Berlin-nervt Erfahrung absolut nur empfehlen.

  12. Caro sagt:

    Ich habe selbst ein Jahr in Schweden gelebt (im Internat unter schweden, kein Erasmuspartysemester) und mein Mann ist Schwede, wir sind also ausreichend oft „da oben“. Ich mag das Land sehr gerne, wirklich, aber nach drei Wochen bin ich auch jedesmal froh, wieder in D zu sein. Okay, der Vergleich mit Berlin ist wirklich sehr krass, aber ich vergleiche ja auch nicht Berlin mit Lüneburg oder? Ich gebe es offen zu, ich mag Berlin nicht besonders, ich finde es recht hässlich und dreckig. Aber Hamburg ist nett oder Flensburg oder Freiburg :)

    Wenn man die Urlaubsbrille mal absetzt, ist und vor allem auch die Sprache spricht, sich versucht zu integrieren, dann ist bei weitem nicht alles so perfekt wie es scheint. Es gibt auch in Stockholm Ghettovororte, die man lieber nicht bei Dunkelheit betritt (nur besucht die nie ein normaler Tourist, Blackeberg und Co sind NICHT Bullerbü). Was die Natur angeht, gibt es in D auch sehr schöne Ecken und – man glaubt es kaum – die können sogar verhältnismäßig menschenleer sein. Nicht gerade in NRW aber z.b. auf den Nordseeinseln.
    Ich könnte hier noch ganze Romane schreiben :)
    Liebe Grüße aus dem überfüllten NRW

  13. Moss sagt:

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    Made my day
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    … allerdings hauptsächlich der Passus

    […] war Berlin nur noch ein olfaktorischer Eindruck, nämlich der Geruch von Pisse in düsteren Brückendurchgängen an Verkehrsknotenpunkten.

    Genau so ging es mir jedenfalls jedes Mal, wenn ich zum LinuxTag-Messeeinsatz anreisend aus dem ICE in die S-Bahn umstieg: Dass die Stadt um diesen Bahnhof herum Berlin hiess, merkte man zuerst am infernalischen Gestank und dem Dreck überall.

    Nichts hat mich mehr an Berlin erinnert – nur noch der elende Gestank

    … und so fünf Tage später auf der Heimreise.

    Danke, Nuf. Ich bin wohl doch nicht allein.

  14. Anneke Be sagt:

    Liebe Patricia!
    Ich wohne seit diesem Jahr in Schweden – auf dem Land und war vorher viele Male in Schweden im Urlaub. Wenn ich jetzt nach Stockholm fahre, dann ist das jedes Mal wie ein Kulturschock für mich weil da so viele Menschen sind, die vielleicht auch noch hektisch sind. Das ändert jedoch nichts daran, dass ich die Stadt schön finde. :-)
    Hier auf dem Land gehe ich in Schlumperklamotten an den Briefkasten und habe schon auch mal zerstrubelte Haare. Das hätte ich mir in Deutschland nie getraut. :-) So viel zum Thema schick und geschminkt..grins..
    Die Freundlichkeit, die Dir aufgefallen ist…es gibt sie. Doch nicht jeder ist freundlich, logisch. Es gibt hier in Schweden für Ausländer (ob EU oder nicht) schon die ein oder andere kleine oder größere Hürde, über die man springen muss, wenn man hier leben will. Der große Mitbewohner z. B. erfährt von Kollegen auf Arbeit durchaus ausländerfeindliche (versteckt und offen) Äußerungen. Auch das ist Schweden. Mein (subjektives) Gefühl ist jedenfalls, dass ich als Urlauberin willkommener war als es jetzt, als hier-Wohnende, der Fall ist. Und ist es nicht so, dass Urlauber immer und überall willkommen sind? Warum nicht auch in Schweden bzw. Stockholm? ;-) Vielleicht liegt die Freundlichkeit auch daran, dass im sommar der größte Teil der Schweden Urlaub hat, es sind Ferien, die Eltern haben keinen Stress? Und schon sind sie entspannter. ;-)
    Ich liebe das Land und die Langsamkeit (Die einen übrigens an mancher Stelle durchaus auch in den Wahnsinn treiben kann. ;-) „Ta det lugnt!“ – „Immer mit der Ruhe!“ ist die freundliche Umschreibung.) und die Ruhe, die natürlich auf dem Land noch größer ist. Allerdings hat sich mein früheres „Ich möchte mal in Schweden im Wald wohnen.“ (vonwegen Ruhe und Abgeschiedenheit) in Wohlgefallen aufgelöst. Da ist man im Winter unter Umständen ziemlich aufgeschmissen…
    Und was den Schwedensommer und die Farben auf der Erde und am Himmel angeht…wenn der Frühling in den Sommer übergeht, dann explodiert die Natur einfach! Sie hat so lange darauf gewartet und weiß, dass sie nicht ewig Zeit hat und gibt also sofort ihr Bestes, schickt alle Farben in ihrer größten Intensität los! Anders kann ich es mir nicht erklären. Und deswegen ist z. B. das Grün in Schweden aus meiner Sicht auch grüner als in Deutschland! Das sag ich schon immer. ;-)
    Wenn Du bei Deinem nächsten Besuch hier in der Nähe bist – melde Dich einfach. Dann gibts eine Fika mit selbst gemachtem Kladdkaka und Sahne und Streuseln oder Chokladbullar! ;-)
    Herzliche Grüße aus Dalarna!

    1. Anneke Be sagt:

      Nachtrag: Es gibt hier übrigens viele Betriebe, die haben in den Sommerferien zwei bis drei Wochen geschlossen. Die Mitarbeiter sind also im Sommer definitiv entspannt – egal, ob sie Kinder haben oder nicht. :-) In Deutschland war/ist es für kinderlose Menschen nicht in allen Berufszweigen so einfach mit dem Sommerurlaub….

  15. Potemkinsche Dörfer für alle sagt:

    Aloha,

    ich zerstöre die Sozialromantik nunmehr mit Lesestoff

    Armut im Wunderland?
    http://www.ssoar.info/ssoar/handle/document/5756

    Jedes dritte Kind in Malmö lebt in Armut
    http://sverigesradio.se/sida/artikel.aspx?programid=2108&artikel=6229231

    Armut in Schweden
    http://www.z-sozialreform.de/ccm/cms-service/stream/asset/44_04_06%20Gustafsson.pdf?asset_id=730145

    Nur für den tendenziellen Fall, dass hier einer gleich seine Koffer packt und umzieht.

    Lesen ist das neue Denken :)

  16. Moment mal – du warst zur gleichen Zeit in der gleichen Gegend wie ich?
    Aber mal davon ab, in Schweden ist auch nicht alles schön. Ich sag nur Schwedendemokraten.

  17. Muyserin sagt:

    Vornweg: meine Schwedenkenntnisse sind begrenzt auf Astrid-Lindgren-Bücher und IKEA-Kataloge.

    Von Menschen, die anders als der Klischeeschwede aussehen, also z. B. eine(n) schwarzen Vater oder Mutter haben und in Schweden aufwuchsen, habe ich gehört, dass diese sehr normierte Idylle auf jeden Fall ein Problem ist, wenn man eben anders als der Rest aussieht, und dass es in Schweden zumindest latent auch Rassismus gibt.

    Die Folge „Rotes Meer“ der schwedischen Krimireihe Kommissar Winter hatte das zum Thema, fand ich sehr spannend.

  18. Texas-Jim sagt:

    Ich sehe schon, Schweden werde ich mir mal ansehen müssen.

    Was ich allerdings nicht verstehe: Wenn Sie so vehement gegen die Geschlechtertrennung sind, beispielsweise an Toiletten oder bei der Kleidung in den Läden, und Sie sich auch an faltigen Menschen in der Werbung freuen – wie passt es damit zusammen, daß Sie so begeistert speziell von den schön frisierten und geschminkten Frauen sind, die fast ausnahmslos so schöne Kleidchen und schöne Füße zur Schau tragen?

  19. Thomas sagt:

    Der Vergleich Berlin – Stockholm ist tatsächlich etwas krass. Ich habe in einigen deutschen Großstädten gelebt, seit 2010 nun in Berlin, und zwar habe ich auch vor, hier zu bleiben, aber was mir damals aufstieß und es noch heute tut, ist die viel „gepriesene“ Berliner Freundlichkeit. Ich war ehrlich entsetzt davon, wie schlecht gelaunt und maulig so viele Leute hier sind. Gilt natürlich längst nicht für alle, klar, es gibt aber einfach überhaupt keine Entschuldigung dafür, Menschen anzumaulen, wenn sie eine Frage haben oder einfach in all dem Chaos hier mal nicht zurechtkommen und vielleicht einen Moment zu lange in einer Tür stehen. Da kann man nicht sagen: „Ja, das ist halt auch Berlin.“ Nee, das ist ’ne faule Ausrede für Menschen, die einfach keinen Anstand haben. Ich weiß nicht, warum das hier zumindest gefühlt so geballt auftritt. Da mag die Gelassenheit der Schweden, von der ich auch schon sehr viel gelesen und gehört habe (leider noch nicht erlebt) als sehr heftiger Gegensatz erscheinen.

    Alles Gold ist da aber wohl auch nicht (wie du ja auch selbst anreißt). Mitunter gibt es dieselben Probleme wie hier. Die schwedische Tristesse wird immer wieder in schwedischen Kulturerzeugnissen thematisiert. Der Film „Nightwatch“ macht das beispielsweise sehr gut. Noch besser erfühlbar wird’s im Roman „So finster die Nacht“, der zweimal recht werkgetreu und sehenswert verfilmt wurde.

  20. Uli sagt:

    In Skandinavien gibt es ausnehmend viele Metal Bands pro Einwohner:
    http://www.kotzendes-einhorn.de/blog/2012-03/metalbands-pro-einwohner/

    Und Metal macht bekanntlich glücklich:
    http://www.focus.de/kultur/musik/studie-beweist-heavy-metal-macht-menschen-gluecklich_id_4810457.html

    In diesem Sinne:

  21. wiebke sagt:

    Wir waren vor drei Wochen auch in Stockholm, allerdings um uns Boote anzuschauen und sind dadurch mit sehr unterschiedlichen Gegenden und Menschen zusammengekommen. Unsere Beobachtung war Deiner sehr ähnlich, alles so sauber, adrett, fast ekelhaft idyllisch, egal, wo man hingeguckt hat, die Menschen unfassbar freundlich und hilfsbereit. Die Eigner der Boote haben uns vom Hostel abgeholt, sind mit uns zu den Marinas gefahren, haben uns anschließend bewirtet und wieder bis vor die Haustür gefahren. Wir waren überwältigt (und wir reden hier nicht von Luxusyachten, die wir kaufen wollten, sondern kleinen, 60 Jahre alten Holzbooten). Etwas revidiert wurde der Eindruck des idyllisch-perfekten Schweden allerdings durch das, was sie uns erzählten. Der eine Eigner, ein Deutscher, der vor 15 Jahren nach Schweden ausgewandert ist und in Stockholm als Busfahrer arbeitet, wohnt mittlerweile 80 Kilometer außerhalb, weil die Stockholmer Innenstadt für geringere Gehaltsklassen unerschwinglich ist. Die Marina lag in Fittja, in der Peripherie Stockholms, wo man dann das „Millionenprogramm“ sieht – ein soziales Häuserprojekt der 60er und 70er. Hier ist nichts mehr idyllisch. Das gleiche erzählte der zweite Eigner, seines Zeichens Anwalt, der in Södermalm, also mitten in der Innenstadt wohnt. Stockholm hätte die Armut, seine Geringverdiener und Immigranten erfolgreich in der Peripherie untergebracht. Die Innenstadt sei weiß, wohlhabend, sauber und ordentlich. Eine quasi segregierte Stadt.

    Ich glaube, man kann sich die Sommerschwedenidylle erklären, indem man überlegt, was man eben nicht gesehen hat.

  22. Feathers McGraw sagt:

    Ich liebe Schweden auch heiss und innig und war auch schon mehrmals kurz davor dahin umzuziehen. Da jetzt anzufangen die Schattenseiten aufzuzählen ist jetzt fast am Thema vorbei, weil es halt trotzdem toll ist. Eine seltsame Kleinigkeit die ich sehr befremdlich finde erwähne ich aber doch eben. Wenn man an einer engen Stelle an jemandem vorbei will, sagt man in Schweden nicht „Entschuldigung“. Stattdessen schubst man die Person einfach zur Seite. Das finde ich gleichzeitig hochkomisch und etwas gewöhnungsbedürftig. Es ist nämlich so dass es in Schweden unhöflicher ist, jemanden direkt anzusprechen, den man nicht kennt, als die Person einfach beiseite zu schieben.

  23. sechstes kind sagt:

    Also ich hab mich früher auch sehr gern mal morgens betrunken auf dem Gehweg in der Warschauer rumgewälzt, und ich habe viele schöne Erinnerungen an diese Zeit. Danke, Berlin, für alles was da so möglich war.
    Und adrett müssen meine Mitmenschen wirklich nicht sein. Mit meinen Kindern bin ich, -z.T. nach langen Kämpfen dafür- genauso oft unterwegs wie deren Mütter.

  24. Thankmar sagt:

    Woran es liegt, kann ich auch nicht erklären, nur sagen, dass es im Winter in Stockholm (für ein Wochenende) auch nett ist. Überall Kerzen, der Weg zur Jugendherberge ist mit so Feuerschälchen beleuchtet, Glögg und die gleiche Freundlichkeit wie im Sommer überall. Minus 20 Grad haben die auch nicht immer gleich.
    Mein Erklärtip ist die Bevölkerungsdichte, sozusagen weniger Hospitalismus. Das überträgt sich dann vielleicht auf die Großstadt.

  25. Jaelle Katz sagt:

    In Spanien erlebe ich im Moment die gleiche Entspanntheit und Freundlichkeit: Der Busfahrer, der noch einmal die Tür öffnet, obwohl er bereits angefahren ist; das kostenlose Wasser, das ich mir im Cafe einfach nehmen darf, die lächelnden Menschen – die miteinander reden, auch wenn es nur kurz und Smalltalk ist.

  26. Lik sagt:

    Fragte die Luft, die lebt doch jetzt da. Ich find eher spannend, wie viele herausragende Metal Bands aus Schweden kommen — und das seit 20 Jahren. Wahrscheinlich einfach Musiker überhaupt. Was man da in Interviews gerne hört: Im Winter kann man nur saufen oder Musik machen.

    Wir spielen übrigens mit einer solchen band zusammen (Raised Fist). Ich frag die mal. ?

    1. Moss sagt:

      Aus Norwegen kommen aber mehr (und derbere) Metalbands. Heisst das, dass die Menschen dort noch entspannter sind? ;-)

    2. M.J. sagt:

      Schnappatmung. Raised Fist. Boarrr. Und ja, die klingen ja eher nicht so entspannt.Haha.

  27. Wolf sagt:

    Im Urlaub erscheint immer alles etwas entspannter :).

    Aber ich denke auch, dass die Bevölkerungsdichte etwas damit zu tun hat. Wenn einer in Berlin etwas kaputtmacht, ist es eben kaputt. Egal. Wenn einer in Stockholm etwas kaputtmacht, ist es irgendwie auch seins und nicht nur das Ding einer anonymen Masse – und die eigenen Sachen mag man nicht zerstören.

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