Das dritte Wort

Mal ehrlich, dass ein Kind ziemlich wahrscheinlich zuerst Mama und dann Papa sagen wird, ist nicht wirklich aufregend. Das eigentlich interessante Wort im Spracherwerb der Kinder ist doch das dritte Wort.
Anfangs konnte sich unser Baby nicht entscheiden und hat, großen Fastfoodketten nachahmend, einfach Wortwochen eingeführt.
Alles begann mit Mambo!.
Freund der Familie: Na, Du kleines Häschen?
Baby: Mambo!
Freund der Familie: Wie geht’s Dir denn?
Baby: Mambo!
Dann sagte es Naknak (Zweifelsohne ein Filmzitat aus Mars attacks!)
Darauf folgte das Sommerloch und endete eines morgens ganz überraschend, als das Kind mich ernst ansah und äußerte: Mama, Aquähhh-dukt.
Da war ich natürlich sehr stolz. Denn die anderen Kinder sagen banales wie Dudu für Auto oder ein unvollständiges Ba für Ball.
Auch die Großeltern waren hoch erfreut, als das Baby eifrig Aquädukt ins Telefon flötete. Hatte sich doch das ganze Geld, das sie in die Ausbildung der eigenen Kinder investiert hatten, gelohnt.
Wahrscheinlich wegen des überschwänglichen Lobs blieb das Kind zwei Wochen bei Aquädukt und kam dann in die Pubertät. So interpretiere ich das jedenfalls, denn nichts anderes als ein Aufbäumen gegen die verspießten Akademikereltern kann es gewesen sein, als es fortan nur noch KACKE! schrie.
In den eigenen vier Wänden, mag ein immerfort krakeelendes Kacke-Kind nicht peinlich auffallen. Ganz anders wenn man in der S-Bahn fährt.
Mama: Schau da, liebes Baby, das Reichstagsgebäude, seit 1999 Sitz des Deutschen Bundestages, vormals Tagungsort der Reichstage des Kaiserreiches und der Weimarer Republik. Seit 1994 findet dort alle fünf Jahre die Bundesversammlung zur Wahl des deutschen Bundespräsidenten statt und seit 1999 ist es Sitz des [..].
Baby: Kacke! Kacke! Kackääääää! KACKKACKKACKÄÄÄÄääääääähhh!

Das Kind ist jetzt 3 Jahre und sagt das böse Wort immer noch sehr gerne.
Man kann da nur von Glück sprechen, dass es uns nicht ganz so schlimm erging, wie Freunden. Dessen Zögling sagte nämlich aus unerfindlichen Gründen als drittes Wort Hitler.

6 Gedanken zu „Das dritte Wort“

  1. Yamapi sagt:

    Interessanterweise ist auch Mambo kein Wort der Fantasie des Kleinen sondern in anderen Kulturen durchaus eine durchaus gängige Begrüßung.

    Im Suaheli ist es eine Begrüßung unter gleichaltrigen Jugendlichen und heißt soviel wie „Wie geht es dir“ eine korrekte Antwort wäre zum Beispiel:
    „Poa (frisch)“
    oder
    „Safi (toll)“ oder wenn es einem ganz toll geht: „Poa kabissa.“

    Das Kind jongliert also jetzt schon mit Fremdsprachen!

    Yamapi

  2. <°((( ~~< sagt:

    Sinngemäß schließe ich mich dem Herrn LIK (ohne ™?) an:
    Kacke! Kacke! Kackääääää! KACKKACKKACKÄÄÄÄääääääähhh! ist doch eine durchaus plausible und angemessene Reaktion auf die beschriebene Reichstagserklärung?

  3. lik sagt:

    Hitler is natürlich der BRÜLLER! :-D

    Aber Frau Nuf, ich darf Sie erleichtern: bei den Aussagen der kleenen handelt es sich nicht um unflätige Äußerungen! Wenn man den Kontext analysiert und miteinbezieht, erkennt man: es handelt sich um eine politische Aussage! Ein jähes Aufbäumen gegen die aktuellen Herrschaftsververhältnisse. Es ist quasi insofern auch noch pubertätsbezogen – ein Aufbäumen in den eigenen 4 Wänden oder gegen die herrschende politische Klasse. Ihr Kind ist somit mental auf dem Stand der 68er. Als nächstes wird es wahrscheinlich anwaltliche Tätigkeiten aufnehmen oder es wird Politiker.

  4. sanchez sagt:

    Zu denken geben auch das dritte und vierte Wort der Tochter einer Freundin (also, es ist ganz bestimmt nicht mein Kind!): „haben!“ und „meins!“.

  5. Mart sagt:

    Eine Bekannte behauptet schteif und fest, ihr Neffe habe als drittes Wort „Sattelwalmdach“ gesagt, aber ich glaube das nicht – auch wenn der Kindsvater Architekt ist.

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