Die Hackfleischbesprechungen, Teil 1

Es gibt viele missachtete Kunstformen. Einer möchte ich in meinem Blog angemessen huldigen: Fotos von Hackfleisch in Werbeprospekten. Heute:

hackepeter1

Reichelt, 1 Kilo Hackepeter
Reichelt präsentiert ein Kilo frisch gehacktes Schweinefleisch auf einem runden Silbertableau – eingebettet in gehackten Zwiebeln.
Nahezu ideal gewölbt erhebt sich der Fleischberg auf dessen höchstem Kuppelpunkt mehrere Zwiebelringe thronen, die durch einen kleinen Zweig Petersilie in Szene gebracht werden.
Auf die Fleischkuppel wurde mit einem Messer ein netzförmiges Muster geritzt.
Auf den ersten Blick eine übliche Inszenierung von Hackfleisch. Tatsächlich offenbart der genaue Blick erschreckende, ja nahezu beunruhigende Spannungen.
Das zerhackte Fleisch auf einem Bett zerhackter Zwiebeln gaukelt ein friedliches Nebeneinander von Arm und Reich.
Das Element Arm und Reich wird gleich ein weiteres Mal dargestellt durch das Drapieren von Hack – Symbol des (Frühstücks des) armen Mannes – auf einem blank poliertem Silbertablett.
Der Gegensatz lenkt hier die Aufmerksamkeit auf eine gesellschaftskritische Dimension dessen sprichwörtlicher Fleischberg durch Petersilie geschmückt wird.
Als Lieblingsmuster der Königin Victoria dominiert die Petersilie, (siehe „Paisleymuster“) als Versinnbildlichung des wohlhabenden Teils der Bevölkerung, obgleich in der Minderheit (!), den Hackfleischberg, welcher das einfache Volk repräsentiert.
Zerkluftet durch scharfe Messerschnitte vergeht der nur auf den ersten Blick Einheit demonstrierende Pöbel des Hackfleischhügels in wenigen Stunden und es bleibt nichts als ein stinkender Haufen Biomasse.

Die Hackfleischbesprechungen, Teil 2

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Die Hackfleischbesprechungen, Teil 9

26 Gedanken zu „Die Hackfleischbesprechungen, Teil 1“

  1. Pingback: triebkopf » Hack
  2. Ich halte den offensichtlichen Verweis auf den frühen italienischen Manierismus als zu banal. Geradezu vulgär wird die halbierte Tomate pervers zur Schau gestellt und das Fleischerisiegel zeigt die italienischen Farben.

    Abkehr von Caprese, weg von der Renaissance – hin zu den fleischlichen Genüssen? ich glaube kaum, Herr Künstler!

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