Erzieherisches Henne-Ei-Problem

Auf Erziehungsfragen gibt es oft keine einfache Antwort. Nicht mal bei den einfachen.

Die Pubertät beginnt wenn die Hypophyse einen bestimmten Botenstoff sendet, welcher die Produktion von Geschlechtshormonen initiiert. Diese wiederum führen zu bestimmten allerseits bekannten körperlichen Veränderungen (Im Wikipediaeintrag übrigens sehenswert das Schaubild „Testosteron führt zu Gesichtsbehaarung“).

Es ändert sich jedoch nicht nur das Erscheinungsbild. Veränderungen im Verhalten scheinen ebenfalls unausweichlich. Aus dem fröhlichen Kind, das einst alles tat, um den Eltern zu gefallen, wird nicht selten ein überllauniges Wesen, das nur noch selten aus dem Kinderzimmer tritt und dann auch nur, um den Erziehungsberechtigten zu erläutern wie mental eingeschränkt und unwissend sie sind.

Oft kommt hinzu dass die Kinder gerne genau das Gegenteil von dem machen, was die Eltern erzieherisch initiieren wollten. Dementsprechend rechne ich fest damit, dass sich meine Kinder freiwillig bei der Bundeswehr melden, daraufhin das Ingenieurswesen studieren, um später neue Atomkraftwerke für Deutschland zu erbauen oder sie werden BuchautorInnen, die vor den Gefahren des Internet warnen.

Nicht weniger schwierig sind jedoch die Kleinigkeiten im Alltag, die das gemeinsame Leben erschweren können. Ich habe beispielswiese einen sehr eingefahrenen und unflexiblen Musikgeschmack und  mich würde es sehr stören, wenn ich ganztägig mit der falschen Musik beschallt würde – was in einer Stadtwohnung kaum zu vermeiden ist.

Es stellt sich nun die Frage, wie ich mit meinem Wissen um die Pubertät planerisch umgehe. Ob ich beispielsweise jetzt jahrelang höre, was mir gefällt und damit erreiche dass meine Kinder später ausschließlich Schlager und Chartpop hören oder ob ich nun selbst beginne, diese Abscheulichkeiten zu hören und darauf hoffe, dass die Kinder in naher Zukunft sich für erträgliche Musikrichtungen entscheiden.

Wenn ich wüßte, wann die Kinder ausziehen, könnte ich das rechnerisch lösen, weil ich dann wüßte, welche Zeitspanne die kürzere ist – also die von der Geburt bis zur Pubertät oder aber von der Pubertät bis zum Auszug. Da ich meine Kinder im Grunde aber so lieb habe, dass ich es gerne sähe, wenn sie bis zum vollendeten 35. Lebensjahr bei Mutti wohnen, werde ich wohl ab heute nur noch Radiosender hören, welche die meisten und besten Hits der 90er und 2000der spielen und zwar nonstop!

7 Gedanken zu „Erzieherisches Henne-Ei-Problem“

  1. Max sagt:

    Endlich eine plausible Erklärung für die grässliche Musik die meine Eltern früher gehört haben. :D

  2. Henk sagt:

    wir haben es damit versucht keine Musik zu hören. hat auch nicht funktioniert.

  3. Leo Cernitori sagt:

    …. in solchen Zusammenhängen gefällt mir immer das angelsächsische: Don’t cross your bridges before you come to them. Leo übersetzt das geradezu genial am Thema!
    Das geschilderte Henne/ Ei Problem ist doch ein sehr preussisches! Kann es sein, dass der Wohnort nun langsam Einfluss gewinnt und die italienisch-fränkische Leichtigkeit des Seins übertönt? :-)
    Solche Planungen gehen doch eh immer schief und wenn man das dann merkt, kann man sich nicht mehr daran erinnern warum man es überhaupt zu planen versuchte.
    PS: … und das Leben ist zu kurz für schlechte Musik!

  4. Hans-Jürgen sagt:

    Erstens.
    Es gibt kein Henne-Ei-Problem. Jeder weiß, dass das Ei selbstverständlich früher da war, bei den Fischen zum Beispiel.

    Zweitens.
    Als Psychologin könnten Sie mal erklären, warum den Erwachsenen das Hineinfühlvermögen in die Kinderdenke (vermutlich?) mit der Pubertät verlorengeht. Ich halte es für eine schwere Schlappe der Evolution, dass Erziehende nicht mehr wissen, wie sie als Zuerziehende tickten und deshalb die Fähigkeit verloren haben, an die Zuerziehenden „andocken“ können …

  5. SvenR sagt:

    Pubertät, dass ist doch die Zeit, wo die Eltern komisch werden. Kann dass sein, dass das heutzutage von 7 bis 27 geht? Wenn das noch keine Pubertät ist, und die noch vor uns liegt, dann werde ich der erste Elter werden, der von seinen Kindern fortläuft.

  6. MamaPM sagt:

    Ich habe neulich gelesen, dass Nelly Furtado als Kleinkind immer ihre Mutter beim Putzen begleitet hat, wo Waschmaschinen-, Staubsauger- und Trocknergeräusche vorrangig waren und dass diese Geräusche sie sehr stark geprägt haben. Also Musik lieber ganz aus, und ran an die Hausarbeit.

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