Irgendwas pathetisches mit Medien […]

Das Fernsehprogramm geht mir auf die Nerven.

Ich habe im Studium Aristoteles im Original gelesen. Unser sehr großartiger Dozent ermutigte uns dazu – wohlwissend, dass niemand von uns des Altgriechischen mächtig war. Aristoteles zu lesen war sehr wichtig, denn wenn man es genau nimmt, hat sich seit Aristoteles in der Psychologie nicht berauschend viel getan.  Ich habe gelesen und gelesen und gelesen. Und wenn ich nicht mehr konnte, habe ich Big Brother geschaut. Das war 2000. Ich habe seitdem sehr, sehr viel Schrott-TV gesehen. Für mich hatte das eine mentalhygienische Wirkung. Ich kann aufhören zu denken, neue Wissensinhalte konsolidieren (sich) und ich kann mich in eine Art Standby-Modus stellen.

Dann habe ich angefangen zu arbeiten und meine intellektuelle Beanspruchung reduzierte sich v.a. in den ersten Berufsjahren auf ein Minimum. Parallel habe ich meinen Fernseher abgeschafft.

In der Zwischenzeit schaue ich gelegentlich wieder Reality-TV und Castingsendungen. Abends bin ich meistens so müde, dass ich weder sprechen noch lesen noch sonst irgendwas kann. Es kommt nicht selten vor, dass ich um 20 Uhr mit den Kindern einschlafe. Wenn es mir gelegentlich gelingt, wach zu bleiben, schaue ich fern. Ich gestehe, ich habe Popstars gesehen, ich habe Deutschland sucht den Superstar, X-Faktor und gestern auch The Voice of Germany geschaut. Einige Phänomene finde ich psychologisch interessant. Gruppenpsychologische Dynamiken bei Auswahlverfahren, motivationstechnisches und auch die Frage, warum sich Millionen für solche Sendeformate interessieren.

Schließlich fließt keine Information. Nichts. Nicht mal Emotionen werden übertragen. Da ist nur Leere. Unendlich in die Länge gezogene Inhaltslosigkeit. Ronnie Grob hat heute morgen einen Beitrag des SWR3 verlinkt, der das wunderbar veranschaulicht:

Wenn man sich die Einschaltquoten der Casting-Sendungen anschaut, bleiben nur Fragen. Es wird immer und immer wieder das selbe Konzept aufgegossen und egal wie dünn die Suppe ist, ein weiteres Mal geht doch noch. Die Schnitte gaukeln ein actionreiches Leben vor, ein Leben in dem Ereignis auf Ereignis folgt. Es gibt keine Pausen, kein Verschnaufen, keine durchgängige Handlung, keine Einstellung hält mehr als zehn Sekunden. Schnitt, Schnitt, Schnitt. Alles ist überzeichnet oder provoziert und aus dem Kontext gerissen. Das Leben ist dramatisch, großartig, ein einziges Spektakel.

Ich glaube, es ist Zeit den alten Röhrenfernseher zu verbannen.

6 Gedanken zu „Irgendwas pathetisches mit Medien […]“

  1. Diese Formate sind für Leute gedacht die sich von Anfang an haben einreden lassen das es gut ist sein Leben so zu Leben damit man den anderen gefällt und weil der Anspruch der Norm nicht gerade hoch ist schauen sich diese solche Sendungen an, um Menschen zu sehen die es nicht schaffen selbst diesen geringen Anspruch zu erfüllen, damit sie jemanden haben auf den sie mit dem Finger zeigen können, so als schönreden des eigenen Intellektuellen versagens.

  2. Ich finde den Fernseher sehr praktisch um DVD (Filme und Serien) zu schauen. Einfach entspannter als auf dm Computer oder iPad. Und ja, dann und wann gibt es auch mal wirklich gute Sendungen.

  3. kein fernseher geht gar nicht. Worauf soll ich den all die grossartigen film- und serien dvds schauen? Ohne fernsehen geht schon. Bei mir seit jahren nur noch den av-knopf auf der FB im betrieb. Ich staune dann immer wenn andere über das eine oder andere berichten wie eben hier. Wenn ich mich langweilen will, schaue ich lieber aus dem fenster.

  4. Ich hab seit 10 Jahren keinen Fernseher mehr, etwa. Und ich weiß warum. Denn Dummheit regt mich auf. RTL anmachen bedeutet also den Herzinfarkt. Und das will ich meiner Krankenversicherung nicht antun.

  5. Es gibt viele tolle Sendungen, für die ich meinen Fernseher behalte. Terra X (alle Sendungen ohne Hape Kerkeling), 37°, die Heute-Show im ZDF. Und Aspekte – die Sendung kommt jetzt mit Gastmoderatoren, letzte Woche Wladimir Kaminer, heute Anke Engelke. Dazu das Großstadtrevier im NDR und DAS! Und Neo Paradise und Neo Music. Und……
    Die Casting- und Cuppelshows sind doch nur noch für die Leute, die im Internet das Fremdschämen propagieren, wie Fernsehkritik.tv. Man kann sich dann als Studierter so erhaben über dem Rest des niederen Volkes vorkommen. Anwesende Mitlesende natürlich ausgenommen ;)

  6. > habe ich Big Brother geschaut … kann mich in eine Art Standby-Modus stellen.

    > … wieder Reality-TV und Castingsendungen. Abends bin ich meistens so müde
    > … ich habe Popstars gesehen, ich habe Deutschland sucht den Superstar,
    > X-Faktor und gestern auch The Voice of Germany geschaut.

    Sendungen, die den großen Traum vom eigenen Ruhm und Erfolg näherbringen „der Junge / das Meedchen von nebenan ist ein Star … also könnte ich das auch“. Formate für Träumer und emotional Gestörte … Sendungen über „das wahre Leben“. Nun … Deppen-TV halt. Es gibt da dieses schöne Sprichwort von den Millionen Fliegen, die sich nicht irren können. Eine Analogie … nun ja. :p

    > … und auch die Frage, warum sich Millionen für solche Sendeformate interessieren.

    „Hirnamputierte“ und emotional Gestörte schauen halt diesen Kram. Die Frage nach dem „Warum“ stellt sich für mich nicht … es interessiert mich einfach nicht. Wobei die einfachste Antwort vermutlich lautet: weil es diese Formate gibt und die „Kunden“ sich mit dieser „intelektuell anspruchslosen Unterhaltung“ zufriedengeben.
    Und wegen dieses Schrottes die Glotze einstauben … nö. Es gibt ja noch andere Sendungen, bei denen man nicht emotional und geistig mißhandelt wird. Unterfordert … vielleicht. Aber das ist eine andere Geschichte.

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