Ich kann nicht Nichts tun

FotoDie Familie ist bereits in den Urlaub gefahren. Ich bin somit das erste Mal seit zehn Jahren wieder mehr als zwei Nächte ohne Mann und Kinder.
Ich hatte ursprünglich geplant mich in dieser Zeit zu erholen. Im Grunde habe ich außer arbeiten gehen keine Punkte im Pflichtprogramm. Dooferweise habe ich entdeckt, dass ich noch 4 Kinogutscheine habe, die sehr bald ablaufen. Also bin ich drei Mal ins Kino gegangen. Natürlich wollte ich vor dem Entspannen alles erledigt haben, das mich irgendwie vom Entspannen abhalten könnte. Also habe ich die Wohnung geputzt. Vier Stunden lang. Endlich mal ohne Kinder, die immer rumwuseln. Podcasts habe ich nebenher gehört. Dann habe ich zwei Zeitschriften gelesen. Meine Schuhe geputzt. Kommt man ja sonst nie zu. Ich war fahrradfahren und joggen. Blogartikel habe ich sortiert. Tagebuch für die Kinder geschrieben. Schließlich erinnere ich mich nie an etwas wenn ich es nicht aufschreibe und wenn meine Kinder eigene Kinder bekommen, dann will ich ihnen alle Fragen beantworten können. Ein Buch habe ich gelesen. Die alte Pflanze im Bad entsorgt. Den Balkon aufgehübscht. Ein Paar Folgen unterschiedlicher Serien geschaut. Das Kinderzimmer ausgemistet. Die Kindersachen sortiert (Verschenken, Erinnerungen, Flohmarkt, ebay). Ich habe jedes YouTube-Video angeschaut, das mir in die Timeline gespült wurde. Ich habe mich so gelangweilt, dass ich mir die Zehennägel lackiert habe. War einkaufen, habe den Pfand weggebracht und bin in die Bibliothek gegangen. Ich habe intensiv darüber nachgedacht, wen ich zur Bundestagswahl wähle (weiterhin nicht die Piraten, aber auch nicht das, was ich eigentlich wählen würde, ginge es nach dem Wahlprogramm).
Ich habe sogar das 300 Teile Puzzle von Kind 2.0 fertig gepuzzelt, einfach weil es da lag.
Das waren die ersten 1,5 Tage ohne Familie – wobei ja noch relativ viel vom Abend des 1,5. Tages übrig ist. Acht Stunden geschlafen habe ich übrigens auch.
FÜNF weitere Tage stehen mir noch bevor.
Ich habe mir schon mal fünf Bücher bereit gelegt. Aber was mache ich mit dem Rest?
Mein Leben hat die Geschwindígkeit des TGVs und plötzlich soll ich Hausboot fahren?
Das geht einfach nicht.
Ich brauche Programm!

16 Gedanken zu „Ich kann nicht Nichts tun“

  1. Beschwerdebriefe schreiben
    Den Balkon feucht wischen (macht meine Nachbarin 3 x am Tag)
    Klopapiertürme bauen
    Ein Möbelstück anmalen
    Ein Gedicht auswendig lernen
    :)

  2. Und das alles in anderthalb Tagen?? Wieviel Stunden hat der Tag auf dem Planeten, auf dem du wohnst? Dafür brauch ich drei Wochen, wenn ich die Hälfte davon prokrastiniere. Aber ich hab ja nie Mann und Kinder da, vielleicht hätte ich da auch so einen Aktivitätsschub. Wenn sie dann mal nicht da sind.

  3. Boah, wenn die Kinder nicht da sind, dann fällt mir meine mühsam aufrecht erhaltene Mutter- und Hausfrauenfassade mit dem Zufallen der Haustür in sich zusammen und ich falle in schlimme Studenten-, manchmal sogar Teenagerverhaltensweisen zurück. Ich ernähre mich von Fertigpizza und diesen wirklich nicht leckeren Fertignudeln. Oder gar nicht. Oder nur von Chips und Cola. Und dann gucke ich nachts bis 3 Serien und schlafe dann bis um 12 Uhr. Mittags. Ohne Stillpause! Und überall fliegen meine Klamotten rum und ich lasse Sachen da fallen, wo ich gerade stehe. Ich rede mit niemandem oder stundenlang mit einer Freundin am Telefon. Ich kann mich fein anziehen, mit Schmuck sogar, und niemand besabbert mich, ich muss niemandem rumschleppen und keiner meckert mich an. Mann, bin ich neidisch.

    (Und gut, dass die Kinder dann wieder kommen, mir klebrige Küsschen geben und dafür sorgen, dass die Wohnung aufgeräumt werden muss :-).)

  4. Alle Computer-Tablets-Twitters-Smartphones ausschalten. Lieblingsgetränk und -buch schnappen und einen tollen Ort zum Lesen suchen.
    Kostet Überwindung, geht aber irgendwann… Ich als 4/5 Papa kenne das auch – diese Anstrengung der Überwindung. Aber dann, dann plötzlich, hat sie einen… sie lässt einen eh zu schnell wieder los.

  5. Ob du mit Brotbacken anfangen willst? Ernsthaft betrieben, kann es mit seinen verschiedenen Vor- und Sauerteigen, dort mal rühren, da mal falten, wunderbar den ganzen Tag strukturieren – so dass man froh ist, wenn man dazwischen noch Zeit für anderes findet. Dieses Buch liefert alle Voraussetzungen: http://www.brotbackbuch.de/

  6. …und wenn dann die „freie“ Zeit vorbei, die Familie wieder da ist, wirst du dich schnell nach den „freien Minuten – deine Minuten“ zurücksehnen :)
    Genieße es jetzt in vollen Zügen – auch das Nichts Tun!

    Oder tu etwas Ungewöhnliches! Wie wäre es damit? Das, was du lange nicht mehr getan hast oder dir bisher gar nicht in den Sinn kam :)
    Wenn du Lust hast, findest du hier eine paar Anregungen:
    http://maxiemales.blogspot.de/2013/06/heute-tue-ich-etwas-ungewohnliches.html

    Eine schöne freie Zeit …
    Gruß Maxie

  7. Ach. Mütter. Ich fange dann oft an, mir einzureden, dass ich möglicherweise irgendwas habe (gesundheitlich) und google dann stun-den-lang Symptome, Forenberichte u.ä. und merke gar nicht, wie die Zeit dabei rumgeht. Wenn ich dann, völlig panisch geworden, vom Bildschirm wieder aufschaue, muss ich mich erst wieder beruhigen und der Tag ist auf einmal rum.
    Ich hasse es, wenn ich das tue. Aufräumen wäre viel besser!

    Was hast du denn früher an völlig freien Tagen gemacht?

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