Neue Traditionen

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Pixabay @Hans

Ich komme aus Köln. Es war eine Frage der Zeit bis alle Feste, die irgendwie mit Verkleiden und Fröhlichkeit zu tun haben, meine Lieblingsfeste würden. Kein Wunder also, dass ich in der Zwischenzeit Halloween sehr gerne mag.

2007 habe ich mich noch versucht misanthropisch zu wehren. 2013 entnehme ich meinem Blog-Archiv, war mein Widerstand bereits vollständig gebrochen.

Tatsächlich aber ist mir dieses Türgeklingel zuwider. Es ist so aufdringlich. So intimsphärisch. Also selbige aufbrechend.

Ich habe mich also verweigert und den Kindern alternativ angeboten, dass wir uns der kiezseitig organisierten Gruppe süßigkeitensammelnder Kinder anschließen.

Punkt 18 Uhr sollte es los gehen. (Wobei ich gestehen muss: ich dachte ACHTZEHN UHR, das ist das autonome Friedrichshain, auf die Uhrzeit achtet hier niemand. Bestimmt gehen die nie pünktlich los. Also holte ich die Kinder erst nach dem Sport ab, schminkte sie gemächlich und wir nähten uns noch in aller Ruhe ein paar Kostüme bevor wie dann losschlenderten.)

Die Gruppe kam uns jedenfalls um 17.57 Uhr bereits entgegen. Gut hundert Kinder obwohl es regnete. Alles straff organisiert. Vorneweg die Polizei – der Gruselumzug durfte mitten auf der Straße laufen. Für die Gruppe wurden sechs Repräsentant:innen ausgewählt, welche drei Tonnen mit Tragegriffen transportieren durften.

Diese durften eine vorher festgelegte Strecke ablaufen und einige Geschäfte abklappern, die sich im Vorfeld spendenbereit gemeldet hatten.

Zwischendrin Trommelmusik und Dudelsackgetröte und laute „BONBONREGEN! BONBONREGEN! BONBONREGEN!“ Rufe.

Der Umzug der Schaudergestalten kam immer wieder zum Halt und wenn ausreichend laut die Parole geschrieen wurde, traten Menschen auf die umliegenden Balkone und warfen mehr oder weniger engagiert Süßigkeiten von den Balustraden.

Manche schlapp, andere ganze Packungen entleerend, wieder andere schoben ihren Nachwuchs vor, der gewissenhaft Bonbon für Bonbon hinunterwarf.

Halloween
BONBONREGEN!

Die Kinder sammelten eifrig die bunten Süßigkeiten aus den Regenpfützen und Hundehaufen und warfen sie solidarisch in die Gruppentonnen.

Nach 1,5 Stunden kehrte man ein, verteilte alle Kamellen gerecht auf die 100 Kinder und verbrannte geschwind als Höhepunkt des Abends noch ein Holzpferd.

Halloween

So entstehen neue Traditionen. Ich glaube nämlich, dass die meisten Anwohner:innen gar nicht wussten, dass sie heute Bonbons von ihren Balkonen werfen sollen. Ich wette daher, dass sie nächstes Jahr gewappnet sein werden und dass wir dann die Regenschirme umdrehen werden und Tonnen an Bonbons sammeln werden.

So wie am Rosenmontag in Köln. Das ist wunderbar! und gefällt mir viel besser als dieses Türgeklingel.

Berlin! Ich muss dich einfach lieben.

Halloween
Schnelle Verkleidung: Der Schminkunfall

78 Gedanken zu „Neue Traditionen“

  1. Das nenne ich mal ein Last Minute Kostüm!
    Die „neue“ Tradition finde ich gar nicht mal so schlecht, solange schaurige Kostüme dabei sind. Hier klingeln die Kinder auch an den Türen, was nicht schlimm ist, denn man sieht die unterschiedlichsten Verkleidungen, besonders die Minis sehen immer super aus!

    LG
    Stefanie

  2. Da Na sagt:

    Warum wußte ich nichts davon? Bonbonregen! Ein brennendes Holzpferd! Wo kann man sich dafür anmelden?

  3. Claudia sagt:

    Hmm schade, ich finde ja gerade dieses klingeln in der Nachbarschaft und damit tatsächlich mal Kontakt zueinander haben schön.
    Wir laufen aber auch selbst rum und sind somit während der Klingelzeit nicht zu Hause. Und wir klingeln nur da wo sehr eindeutig halloweenig einladend geschmückt ist.

    Und warum zum Kuckuck wurde ein Holzpferd verbrannt? Gegen Odysseus böse Geister?

    1. dasnuf sagt:

      Leider konnte ich die Erläuterung dazu nicht so gut verstehen. Irgendwas mit Irland und keltischem Neujahr. Wie das mit dem Pferd zu tun hat – ich weiß es nicht.

    2. dasnuf sagt:

      In Berlin übrigens ist das mit dem Klingeln ein bisschen anders als in Einfamilienhaussiedlungen übrigens. Die Wohnhäuser haben oft 4 bis 5 Etagen, ob man da nun in den einzelnen Mietparteien auf willige Spender:innen trifft, kann man von außen oft gar nicht sehen.

      1. Suzie sagt:

        Naja – wir gehen auch nur durch Wohnhäuser & ja, manchmal macht im ganzen Haus keiner auf. Aber das ist doch der Spaß & die Aufregung!! Und wie schon erwähnt der Kontakt. Oft sieht man beim Tür öffnen andere gruselige Gestalten. Oder nette Omis, die sich die Verkleidung erklären lassen usw. Dieses „anonyme “ werfen vom Balkon und nur einfach sammeln was vor den Füßen liegt – ich weiß nicht?!

  4. Kerstin sagt:

    ein grandioses Makeup

  5. Uwe sagt:

    Horror-Clowns reloaded?

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