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Teeindustrie steigert Umsätze um 15%!
Und warum? Weil ich Tee trinke. Tee trinken hilft gegen ichwillrauchenichwillrauchenichwillrauchen. Quasi jedes Mal wenn ich das denke, ertränke ich den Gedanken in einem Schluck Tee. Das bedeutet allerdings, dass ich pro Tag schätzungsweise drei Liter Tee trinke. Der Voreilige mag jetzt feststellen wollen, dass dies durchaus gesund sei. Allerdings trinke ich zusätzlich noch Wasser und Saft – was bedeutet, dass ich ca. fünf Liter am Tag trinke. Die Flüssigkeit, die ich durch das Essen zu mir nehme, nicht mitgerechnet. Dies wiederum bedeutet für meinen Alltag: Tasse einschenken, trinken, trinken, trinken, Tasse einschenken, trinken, trinken, trinken, aufs Klo gehen, Wasser aufsetzen, Tee machen, Tasse einschenken, trinken, trinken, trinken (loop).
Ich habe gelesen, dass man schon im Mittelalter die Verabreichung großer Wassermengen als beliebte Foltermethode einsetzte. Sicherlich in Kombination mit dem Verbot für den Gewässerten seiner Notdurft nachzugehen.
Das habe ich quasi täglich in den Meetings. Ich meine, wie oft kann man in einem einstündigen Meeting raus gehen? Ab drei Mal muss man sich fragen, ob es nicht einen besseren Eindruck macht, gar nicht zu erscheinen.
Außerdem habe ich andauernd Kopfschmerzen. In der Zwischenzeit bin ich der festen Überzeugung, dass die durch das übermäßige Inhalieren der ätherischen Öle der Kräutertees, die ich zu mir nehme, bekomme.
Diese widerwärtige Entgiftung meines Körpers zeigt aber noch andere Effekte. Abnormes Essverhalten beispielsweise. Statt Kippe und Kaffee nehme ich morgens nun Vollkornmüsli zu mir und trinke dazu ein Glas Wasser mit Basezusätzen, so dass mein winterlich und exraucherlicher Körper entsäuert wird.
Das geht jetzt schon über eine Woche so. Gestern Abend habe ich mich dann dabei erwischt, wie ich mir Vollkornbrot kaufte und es in Kombination mit frischer Paprika aß. Gruselig. Glücklicherweise habe ich Obstphobie – vermutlich würde ich sonst umgehend an gesunder Ernährung sterben.

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Außerdem habe ich Nähe U Eberswalderstraße nen schönen Laden gefunden, in dem ich meinen Geburtstag feiern kann. Kostet 0 € Miete und ist überaus hübsch. Mein Herz hat er v.a. mit dem wunderschönen Satz >>Bitte säbern sie den Filter

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Das Wochenende habe ich nach langer Zeit mal wieder nutzen können, um Berlin-Tourismus zu betreiben und dabei entdeckt, wo man als Westdeutscher hingehen muss, wenn man Heimweh hat: Spandau.
Spandau besitzt die zweite Fußgängerzone, die es in Berlin gibt. Fußgängerzonen repräsentieren für mich als Wessi so etwas wie „in die Stadt gehen“, was als Landei eine zentrale Wochenendbeschäftigung darstellt, wie ich bereits an anderer Stelle berichtete. Außerdem machen die Geschäfte um 14 Uhr zu. Das gehört sich auch so. Würden die anderen Geschäfte in Berlin ebenfalls Samstag um 14 Uhr und unterwöchig um 18 Uhr schließen, könnte ich mir vermutlich bald meine erste Eigentumswohnung zulegen. Diese Rundumdieuhrshoppingmöglichkeiten werden mich eines Tages noch in den Ruin treiben.
Geschäftsöffnungszeiten die synchron zu meinen Arbeitszeiten laufen schonen dem entgegen auf wünschenswerte Weise meinen Geldbeutel. Wie dem auch sei. Spandau ist in jedem Fall eine Reise wert, wenn man mal vergessen hat, wie es ist sich zu langweilen.

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Sonntag wollten wir eigentlich endlich mal die Rundfahrt auf dem Berliner S-Bahnring machen. Leider hielt uns das ausgezeichnete Wetter von einer erfolgreichen Vollendung unserer Mission ab. Der Abstecher in den Treptower Park zog sich bis zum Sonnenuntergang hin.
Anschließend wollten wir eigentlich Flugzeuge am Tempelhofer Flughafen beobachten. Leider hat der Flughafen Tempelhof keine Fenster. Abgesehen davon wäre in Anbetracht der Ankunfts- und Abflugfrequenz der Flugzeuge ein exaktes Timing nötig gewesen, um innerhalb von zwei Stunden auch nur eines beim Starten oder Landen zu beobachten. Wir machten Picknick zwischen zeitungslesenden Geschäftsmännern, die auf ihre Flüge nach Saarbrücken und Ludwigshafen warteten. Die Gemütlichkeit wurde lediglich ein einziges Mal durch das Anspringen des Gepäckbandes unterbrochen, das genau einen Koffer an das Tageslicht beförderte. Der Besitzer des Koffers hätte etwas mehr Humor beweisen können und fluchend beklagen sollen, dass sein Koffer stets der letzte sei.

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Bei manchen Menschen bin ich mir sicher, dass die Berufswahl nicht aus freien Stücken sondern aus einer Art Zwang heraus entsteht.
Da gibt es beispielsweise die Videothekare. Hierbei ist es wichtig eine genaue Trennung der Typen nach Geschlecht vorzunehmen. Die weibliche Ausführung des Videothekars hat blondierte Haare und künstlich aufgeklebte Fingernägel. In der Pubertät wächst ihr ein schnurloses Telefon aus dem Ohr. Ab da muss sie telefonieren. Das ist vermutlich sehr anstrengend und auch langweilig. Irgendwann gehen schließlich die Themen aus und sie geht dazu über immer das selbe zu erzählen. Nämlich wie gemein ihr Freund, der eigentlich ganz cool ist und eigentlich auch ein ziemlich cooles Auto hat, zu ihr ist. Sie telefoniert, raucht und starrt sich auf die rosa lackierten Fingernägel, die manchmal kleine Glitzerapplikationen an der Oberseite haben. Man darf sie in keinem Fall durch lästige Fragen stören. Sie achtet jeden Kunden, der etwas will (wie z.B. einen Film ausleihen) mit gewissenhafter Ignoranz. Während sie an dem Kunden vorbei starrt, nimmt sie Kundenkarte und Plastikkärtchen des gewünschten Films und sucht entnervt die Videokassette. Sie starrt weiterhin zielgerichtet ins nichts und erwartet, dass der Kunde eigenständig den zu entrichteten Betrag passend auf den Tresen legt.
Ich habe mal versucht, ob man sie zum sprechen bewegen kann, indem man ebenfalls hohl starrend darauf wartet, dass sie sagt: „Zu heute? Machtneurofüfzig!“ Den Versuch habe ich nach fünfzehn Minuten abgebrochen.
Der männliche Videothekar hingegen kommt in zwei verschiedenen Ausprägungen vor.
Modell 1 ist zwei Meter groß, tätowiert und hat ein volltönendes Organ. Modell 1 gibt gerne Empfehlungen. Aus dem Aussehen leitet er zielgerichtet Vorschläge ab.
„Dir jefällt bestimmt Cast Away total jut.“
„Ne, den fand ich ehrlich gesagt grauenhaft.“
„Na dann E-mail für Dich, ditte mögen die Frauen, wa?“
„Ähm, den fand ich ziemlich langweilig.“
So kann man sich noch Stunden illuster unterhalten. Da der Koloss einfach wahllos alle Filme aufzählt, kommt man zwangsläufig auf irgendeinen Film, der einem mal zusagte, was er mit „Siehste, hab ich doch gleich jesehen, dassde ditte magst“. kommentiert.
Modell 2 ist ein hageres Männchen mit strähnigem Haar. Er verachtet alle Hollywoodproduktionen und kann alle koreanischen Filme der letzten zwanzig Jahre mit Hauptdarsteller und Originaltitel auflisten. Man kann ihn alles fragen – sollte das aber besser nicht tun. Die Antwort lautet ungefähr so: „Ja, der is total geil. Hab ich damals im Original gesehen. Allein schon wie die Handlung filmisch in Szene gesetzt wurde, ist faszinierend. Ist dir aufgefallen, wie der Kameramann die Idee des Drehbuchautors allein durch die Wahl der Schauplätze in Szene setzt? Allein die Requisitenwahl hat drei Jahre gedauert. Ist alles Original und spielt natürlich auf die großen Klassiker der Filmgeschichte an. Haste mal die Uhr im Hintergrund des Abspanns gesehen? Die is ne Anspielung auf den vierten Gary Grant Film, den Hitchcock 1956 gedreht hat. […] Hammwa aber leider nich da.“