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Dieses Jahr werde ich 30. Das ist total schlimm. Also es ist schon schön zu leben – so schlimm ist 30 nun auch wieder nicht. Aber irgendwie. Ich hab mir das anders vorgestellt. Genaugenommen, habe ich mir eigentlich nichts vorgestellt. Als Kind habe ich mir mal vorgestellt, wie es ist, wenn man erwachsen ist. Erwachsen ist man aus der Sicht eines Kindes mit 18. Über Nacht. Der Zustand ähnelt dann dem der Eltern. Man verliert z.B. Humor und Verständnis. Form vielleicht auch. Dafür wäre es aber erlaubt Glitzerpullis anzuziehen und die Fingernägel rot zu lackieren.
Naja und dann war ich 18 und es hat sich eigentlich nichts geändert. Erwachsensein war dann eher sowas, wie im Schneidersitz am Tisch sitzen, zum Frühstück Pizza essen und nach dem Zähneputzen noch naschen dürfen. Das Ganze gespickt mit Existenzängsten und/oder Geldsorgen. So ist das jetzt seit 12 Jahren. Das einzige, was sich nun noch ändern wird, sind die Komplimente. Die bekommen plötzlich Präfixe und statt „Die sieht ganz gut aus“ heisst es „Für ihr Alter sieht die noch ganz gut aus.“ Und ehe ich mich versehe, heisst es: „Aussehen ist doch nicht wichtig, Hauptsache Du hast nen guten Charakter.“

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U-Bahnfahren im Winter ist schlimmer als im Sommer. Im Sommer ist es auch schon recht ekelig, weil man so viele Achselhaare sehen muss und die Leute stinken. Die Widerwärtigkeiten des winterlichen U-Bahnfahrens sind subtiler. Da wird man zum Beispiel mal unerwartet angeniest oder bekommt einen kleinen Auswurfbatzen auf die Jacke gehustet. Das stecke ich alles noch so halbwegs weg. Was mir wirklich die Nackenhaare aufstellt sind die Popler. Klar, im Winter ist die Nasenschleimhaut aktiver, die Luft trockner und so entstehen rein biologisch-umweltbedingt wesentlich mehr abschabbare Eiterreste. Trotzdem frage ich mich immer wieder, was in einem hochkomplexen Organ wie dem Gehirn vorgeht, wenn jemand anfängt unter Beobachtung sich die Popel aus den tiefsten Tiefen der Nase zusammenzukratzen und dann minutenlang zwischen den Fingern hin- und her reibt, bis er/sie sie entweder auf den Boden schnippt oder in einem Automatismus unter die Sitzbank oder an andere öffentlich zugängliche Orte schmiert.
Ich schätze, ein Popel wiegt ein halbes Gramm. Ich schätze, jeder dritte Mensch schmiert einmal täglich einen Popel irgendwohin. Nehmen wir mein Lieblingstransportmittel – die Bahn. Die Bahn transportiert täglich 4,5 Millionen Menschen.
Wenn ich dieses Mal ausnahmsweise richtig gerechnet habe, dann bedeutet das, das täglich 1,5 Millionen Popel durch Deutschland fahren, die ein Gesamtgewicht von 750 kg ausmachen. Und das allein im (Personen-)Fernverkehr! Von den öffentlichen Transportmitteln in den Städten gar nicht zu sprechen!

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Aus der Rubrik: Haushaltstipps für jedermann
Nachdem die Weihnachtsmästung mit 2-3 zusätzlichen Kilo zu Buche schlägt, muss ich meine neu erworbenen Hosen nicht mehr kürzen lassen. Das spart pro Hose glatte 7,00 Euro.

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Aus der Serie: lustige Begebenheiten aus dem Leben eines Sizilianers
Was gibt es romantischeres als dauer-frisch-verliebt mit seiner Frau eine Fahrt im Nachtzug zu machen? Für den Vater einer Bahnerin natürlich nichts. Also bucht mein ideenreicher Vater eine Fahrt von München nach Neapel, um dort ein wenig weiter im Landesinneren ein Paar Tage Urlaub zu machen.
Kurz vor der Abfahrt kommen jedoch Sorgen auf. Fahren im Nachtzug und dann noch in der ersten Klasse UND quer durch Italien birgt natürlich Risiken, auf die man sich vorbereiten muss. Folglich wird die romantische Fahrt mit Butterfly und K.O.-Spray vor Überfällen gesichert. Natürlich spielen Präventivmaßnahmen ebenfalls eine Rolle. Als Ingenieur entscheidet sich mein Vater einen Keil mitzunehmen, welcher ungewünschte Besucher vom Eindringen in das Abteil abhalten soll.
Doch weh! Der Keil erweist sich schon in den ersten Minuten als Fehlüberlegung. Die Türen gehen nach außen auf. Da Vater und Stiefmutter für eine viertägige Reise vier Koffer mitnehmen müssen, sind K.O.-Spray und Messer gut versteckt und leider im Gepäck nicht auffindbar.
Am nächsten Morgen ist die Freude groß! Trotz der immensen Gefahr, erreichen beide wohlauf Neapel. Doch ha, ha! Beim Umsteigen in die Regionalbahn ist weder Gepäck noch Leben sicher. Nach längerem Suchen und Grübeln wird die Situation wie folgt gemeistert: Das Gepäck wird in ein Zwischenabteil gestellt, davor die Frau und davor der beschützende Mann mit Messer in der Tasche. So nehmen die beiden die Fahrt in Angriff und beobachten argwöhnisch die anderen Reisenden.
Nach einigen Minuten stellt die Frau fest: Jugendliche geben sich geheime Zeichen. Sie reiben sich an den Nasen und kratzen ihre Köpfe. Auch mein Vater nimmt dies sorgenvoll zur Kenntnis. Er umschließt das Messer fester. Als der Zug sich dem nächsten Bahnhof nähert, werden die Zeichen häufiger und auffälliger. Meinem Vater erscheint das logisch. Was soll man auch mitten auf dem Weg überfallen werden? Natürlich wurden sie als Opfer ausgespäht und nun kommunizieren die Verbrecher heimlich wie sie die beiden am Bahnhof ausrauben werden.
Nochmehr Kopfgekratze und Geräuspere. Mein Vater klappt das Messer in der Tasche auf. Der Zug ist nur noch wenige hundert Meter vom Bahnhof entfernt, als die Schufte plötzlich aufspringen. Geistesgegenwärtig zieht Papa das Messer!
Doch an einem Überfall sind die Räuber nicht interessiert. Als die Türen des Zuges aufgehen, springen sie alle zeitgleich ins Freie. Eine Sekunde später betritt der Schaffner das Abteil.
Die Halunken entpuppen sich als Schwarzfahrer, die sich tatsächlich Zeichen gaben, aber nicht um die beiden Unschuldigen zu überfallen, sondern um das Nahen des Fahrscheinkontrolleurs zu signalisieren.
Ein Rätsel bleibt für mich, wie mein Vater mit einem Schnappmesser ein halbes Duzend junger Männer erledigen wollte. Doch was am Ende zählt, ist der Mut.

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Meine Lieblingskonversation heute
Er: Ich überlege, ob ich mir die CD von William Shatner kaufe.
Ich: Der singt?
Er: Ja, er singt tatsächlich. Er hat sogar sehr gute Kritiken bekommen.
Ich: Ich dachte, der wäre tot.
Er: Nein, der ist nur dick.
Ich: Ah!

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Ach ja, Vorsätze für 2005: Nie mehr 4 Wochen ohne Internet, reich werden, brav absetzbare Belege für die Steuererklärung sammeln, traditionell Nichtraucher werden, ordentliche Handtasche kaufen, Nebenhöhlen verkaufen, impfen lassen (letzte Impfung war in den 80er Jahren) und in 4-Zimmer Altbauwohnung mit Balkon ziehen.

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Hand flambé – super Möglichkeit Raucher vom Rauchen abzuhalten ist übrigens Schwarzpulver in den Aschenbecher zu schütten.
Ich möchte bitten, dass sich derjenige, der auf Zweiblums und Zuckerzieges Silvesterparty die grandiose Idee hatte, Schwarzpulver in ein leeres Windlicht zu schütten, persönlichbei mir entschuldigt. Wenn man mangels Aschenbecher nämlich in ein solches Ding ascht,entsteht eine kopfgroße Stichflamme, die einem Daumen, Zeige- und Mittelfinger verbrennt.

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Was die Emanzipation aus Männern gemacht hat, erschreckt mich zunehmend. Zwar interessieren sie sich weiterhin für Autos und Computer – jedoch verwenden sie diese, um ihre alltäglichen Pflichten zu erledigen. So sah ich am Freitag beispielsweise einen Mann, der seine Einkaufsliste auf dem Computer geschrieben und diese Aufzählung mit kleinen, abhakbaren Kästchen versehen hatte.
Auch scheint dieser durch Geschäfte initiierter Punktesammelwahn in erster Linie Männer anzusprechen. Mein Ex-Mitbewohner häufte seinerzeit zum Beispiel die kleinen Preismarken von Plus an. Jetzt hat mein Freund damit begonnen die Herzen von Kaisers zu sammeln. Für jeden Einkauf im Wert von fünf Euro bekommt man ein Herz. Insgesamt kann man bis Februar maximal hundert sammeln. Wenn man das schafft, kann man sie gegen eine Kasserolle eintauschen. Aus unerfindlichen Gründen hat mein Freund beschlossen sich diese Kasserolle zu ertreuepunkten. Wenn ich also einkaufen gehe, schreit er mir durchs Treppenhaus hinterher: „Vergiss nicht die Treuepunkte!“. Also vergesse ich sie nicht und rechne beim Füllen des Einkaufswagen mit, so dass ich auf keinen Fall aus Versehen für 14,95 Euro einkaufe und somit um fünf Cent ein Herz verpasse. Das war der Anfang. Jetzt, da die Zeit knapp wird, ruft er mir hinterher: „Und wenn jemand vor dir die Herzen nicht nimmt, dann frage ihn, ob du sie haben kannst!“. So stehe ich also an der Kasse und freue mich, wenn die Leute vor mir Großeinkäufe erledigen und giere nach ihren Sammelpunkten. Meistens bin ich sehr enttäuscht und böse, wenn sich herausstellt, dass sie auch Sammler sind.
Jetzt ist Januar und es fehlen immer noch fünfzig Herzen. Wir haben schon verschiedene Szenarien durchgespielt, wie wir diese ergaunern könnten. Eine unserer Lieblingsvarianten ist, dass wir scheinbar getrennt hintereinander einkaufen gehen und das außergewöhnliche schauspielerische Talent seines dreijährigen Sohnes einsetzen, um die restlichen Marken zu ergattern.
Dafür müsste sich mein Freund samt Sohn zum Bezahlen vor mich in die Reihe stellen und der Sohn würde auf ein Zeichen hin beim Bezahlen an der Kasse ein herzzerbrechendes Drama mit Geheule und Bodengewälze inszenieren. Der alleinerziehende Vater würde sich dann hoffnungslos überfordert zeigen und somit die Aufmerksamkeit der Kassiererin auf sich ziehen, so dass ich, die Gunst der Stunde nutzend, die ganze Rolle mit Treueherzen an mich reißen könnte.
Dies scheint uns im Moment die einzige Alternative rechtzeitig an die hundert Herzchen zu kommen.