Scoyo Elternabend Thema Vereinbarkeit am 19. Mai um 21 Uhr

Im Rahmen der Vorbereitungen für das Gespräch am Scoyo Elternabend, habe ich mir einige Gedanken gemacht.

Vereinbarkeit, was genau bedeutet das eigentlich?

Ich sehe Vereinbarkeit in einem größeren Rahmen also nicht nur bezogen auf Familie vs. Job. Für mich hat Vereinbarkeit etwas mit einem Miteinander zu tun und Miteinander bedeutet immer, dass nicht alle gleichermaßen und zu jeder Zeit ihre persönlichen Interessen und Bedürfnisse durchsetzen können. Für mich konkret als Mutter bedeutet das schlicht, der erste Schritt zum Thema Vereinbarkeit ist tatsächlich, dass ich lerne meine eigenen Bedürfnisse, da wo nötig, zurück zu stellen. Je nach Selbständigkeitsgrad der Kinder beispielsweise gehört es für mich zum Muttersein* meine persönlichen Bedürfnisse zurückzustellen und in erster Linie die der Kinder zu erfüllen.

Die Kunst ist es nur, dass man dran bleibt und sich die Freiräume, die dann irgendwann wieder entstehen zurück holt und dass man versucht die Verantwortung zu verteilen. (Nicht alle haben die Möglichkeit dazu – das ist mir klar. Manchmal fehlt der Partner, manchmal die Familie, manchmal gibt es keine oder nur mangelnde Kinderbetreuung.).

Eng mit dem Thema Vereinbarkeit sehe ich das Thema Perfektionismus verbunden. Ich schrieb bereits darüber. Mein Plädoyer lautet: Nicht darüber nachdenken was man so macht, sondern darüber, was einem persönlich gut tut. Konkret: es muss nicht immer frisch gekocht werden, es ist OK wenn die Kinder mal eine halbe Stunde fernsehen, eine Packung Würstchen fürs Kindergartenbuffet statt der selbst gemachten Quiche ist auch ausreichend. Das alles spart Zeit, schafft Freiräume, entlastet und gibt Platz. Ich glaube, meine Kinder wollen lieber eine entspannte Mutter als eine selbst gebackene dreistöckige Geburtstagstorte.

Weitere Tipps (und ich weiß auch hier, das ist aufgrund der finanziellen Situation nicht möglich für alle Familien… aber da wo es möglich ist, einfach mal darüber nachdenken wohin das Geld fließt): Lieferdienst statt selbst einkaufen (irre Zeit- und Stressersparnis), vielleicht eine Putzfrau einstellen, outsourcen wo es nur geht.

Was den Job angeht (auch hier lebe ich im Paradies…), wenn irgendwie möglich, einen Arbeitgeber suchen, der:

  • Flexible Arbeitszeiten
  • Home Office
  • Teilzeitmodelle
  • Überstundenausgleich

bietet. Dessen Unternehmenskultur ergebnisorientiert ist und der die Leistung nicht über eine Präsenzkultur definiert.

Auch beim Job ist es oft so, dass man nicht alles gleichzeitig haben kann. Für mich war es im Familienkontext immer wieder eine Frage wie viel uns z.B. Geld vs. Flexibilität wert ist. Kleinere Arbeitgeber sind oft nicht die Topbezahler der Branche, machen aber vieles durch die Arbeitsbedingungen wieder wett.

Als Mitarbeiterin bin ich selbst Teil der Unternehmenskultur und kann bestimmte Dinge unterstützen, die Familienfreundlichkeit fördern. Wenn ich z.B. selbst Meetings organisiere, biete ich keine Termine vor 10 und nach 15 Uhr an.

Ich versuche auf meine Kommunikation zu achten. Ich höre z.B. oft beim Thema Home Office sowas wie „Ach, da bist du ja nicht da“, das nervt mich kolossal, denn ja, ich bin physisch nicht da, aber ich arbeite. Ich bin per Mail, per Telefon und über den Chat erreichbar. Wenn also Kolleginnen im Home Office sind, bemühe ich mich umgekehrt so mit ihnen zu arbeiten, wie ich es tun würde, wenn sie ein Büro weiter sitzen und vermeide solche Bemerkungen.

Ich dokumentiere meine Arbeit so gut es geht. (Im Grunde versuche ich Arbeitsprozesse so zu gestalten, dass der Prozess an sich eine ordentliche und nachvollziehbare Dokumentation hervorbringt. Sowas stützen Systeme wie Wikis oder Ticketsysteme, aber das ist ein großes, eigenes Thema). Ich poche auf verteilte Verantwortung im Sinne einer Vertreterregelung.

Wichtig ist es für mich auch, Kinder in allen Lebenssituationen willkommen zu heißen. Egal, ob ich in einem Vortrag sitze und ein Baby weint, ein/e KollegIn ein Kind mal mit ins Büro oder jemand sein brabbelndes Kleinkind mit in eine Kunstausstellung nimmt. Wenn ich bemerkte, dass sich jemand wegen vermeintlich störender Kinder zurück ziehen will, versuche ich die Person zum Bleiben zu motivieren. Zumindest versuche ich klar zu signalisieren: Geräusche, Getrappel etc. das alles ist OK für mich. (Ein schönes Beispiel für dieses Verhalten habe ich neulich im Netz gefunden).

Es gibt ziemlich viel was man selbst tun kann, um eine familienfreundliche Atmosphäre zu schaffen und alles hat schlicht und ergreifend mit gegenseitiger Rücksichtnahme und dem Zurückstellen eigener Bedürfnisse zu tun.

Darüber hinaus sind für mich klare Absprachen mit dem Partner wichtig. Das hat bei uns – so traurig es klingen mag – bis zur Trennung nicht so gut geklappt. Es gab zwar Eckpfeiler über die wir uns in Sachen Job und Familie verständigt haben, aber vieles war implizit. To keep a long story short: Am Ende hatte ich das starke Gefühl von ungerechter Verteilung und mein Partner das Gefühl überzogener Ansprüche an ihn.

Mit der Trennung hat sich das interessanterweise verändert und wir sind beide zufriedener. Wir haben glasklare Absprachen, die Befüllung des gemeinsamen Kalenders klappt und die Informationen fließen zuverlässiger.

Deswegen meine Empfehlung: Schon vor dem Kinderbekommen klar absprechen und zwar auch die Details. Es ist einfach sich über Hol- und Bringsituation abzusprechen. Die tatsächliche Belastung habe ich immer in den Alltagsthemen empfunden. Das mag lächerlich klingen, aber ich bin an der Verantwortung für die kleinen Dinge in die Knie gegangen, weil wir nie darüber geredet haben: Fingernägel schneiden, neue Sportschuhe kaufen, wer besorgt das Geschenk für die Einladung des Kindes zu einem Kindergeburtstag, wer denkt an den Rucksack für den Ausflug, wer an die Wechselwäsche, was ist mit dem Schlafsack, der für die Kitaübernachtung benötigt wird, wer geht mal wieder mit dem Kind zum Haare schneiden, was bringen wir zum Schulsommerfest mit, wer besorgt es., wer macht den Vorsorgetermin für die nächste U-Untersuchung aus, wer geht mit dem Kind dahin… Tausend kleine Dinge eben.

Deswegen lohnt es sich wirklich mal eine Liste zu machen was es alles zu erledigen gibt und sich dann fest abzusprechen welches Thema wem gehört (man kann es Themen auch rotierend belegen, Hauptsache es ist gibt klare Verantwortlichkeiten).

Ich könnte ganze Romane schreiben über das Thema. Wenn man mich aber bitten würde mich auf die wesentlichen Tipps zu beschränken, würde ich folgendes sagen:

  • Perfektionismus fahren lassen.
  • Aufgaben verteilen (auf alle verfügbaren Menschen. Den Partner, andere Familienmitglieder, Freundinnen und Freunde, Erzieherinnen und Erzieher und am Ende – je nach Alter der Kinder: auf die Kinder)
  • Selbständigkeit der Kinder fördern (dazu gehört z.B. Rahmenbedingungen schaffen, damit das geht z.B. räumliche Nähe der Schule und damit des Freundeskreises, keine Aktivitäten, die verlangen, dass man die Kinder durch die Gegend fahren muss etc.)
  • Nicht zu vergessen: Sich für Politik zu interessieren, wählen gehen, an Demos teilnehmen und so versuchen die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen – Kinderbetreuung etc. – zu verbessern.

Und wenn das jemand liest und denkt: Ich hab ja keine Kinder, mich geht das nichts an… Am Ende geht es nämlich nicht um Kinder- oder Familienfreundlichkeit. Es geht immer um Menschenfreundlichkeit. Das sollte man sich vor Augen führen. Es geht bei Vereinbarkeit nicht um Eltern und Kinder. Sondern um seelische Gesundheit und dem Anrecht eines jeden auf ein gutes Leben. Egal, ob man sich um die eigenen Kinder kümmert, ob man sich um Pflegebedürftige kümmert oder ob man einfach Zeit für sich braucht.


 

*Ich schreibe vom Muttersein, weil ich eine Mutter bin, ich denke aber, das selbe gilt natürlich fürs Vatersein (sofern man diese Rolle ernst nimmt zumindest).

Weitere Lesetipps:

Die geschätzte Béa Beste schreibt über Vereinbarkeit:

Vielleicht geht es nicht um Vereinbarkeit von Kinder und Karriere – sondern um Vereinbarungen unter Menschen

Annelu in Kind und Karriere – geht das? scheibt: „Es ist sicherlich möglich, Kinder und Karriere miteinander zu vereinbaren, dabei ist aber das Tempo entscheidend. Es kann nicht parallel alles im gleichen Tempo stattfinden. Mal geht eines besser, mal das andere.“

28 Gedanken zu „Scoyo Elternabend Thema Vereinbarkeit am 19. Mai um 21 Uhr“

  1. Berit sagt:

    ******************KOMMENTAROMAT**********************
    Made my day
    *****************/KOMMENTAROMAT**********************

  2. Thankmar sagt:

    Die Sache mit den klaren Absprachen hat bei uns auch nicht funktioniert. Da meine Frau Geld verdient hat und ich noch studiert habe, war die alltägliche Arbeitsteilung nach dem Elternjahr unausgesprochen eindeutig, aber extrem kontraproduktiv. Das hat (neben zugegebenermassen anderen Dingen) zu einem unfassbar langem Studium (meinen Dank an die geduldige Dozenten) und äußerst unschönen Veränderungen meiner Persönlichkeit geführt. Meine Unbeschwertheit früherer Tage ist einer chronischen Miesepetrigkei gewichen, was natürlich keinem gut tut. Nach dem Studium wurde es besser, ist aber immer noch nicht richtig gut.

    1. Thankmar sagt:

      Ich spendiere noch ein „t“ und tausche ein „ss“ gegen ein „ß“.

  3. Frauke Waterkant sagt:

    ******************KOMMENTAROMAT**********************
    Genau!
    *****************/KOMMENTAROMAT**********************

  4. Floda Nashir sagt:

    Ach verflixt, da denk ich immer, wir stehen doch ganz gut da mit der gleichberechtigten Verteilung der Aufgaben, und dann lese ich hier so eine lange Liste mit Zuständigkeiten, wo bei allen Punkten klar ist: das macht die Frau, nicht ich. Müssen wir wohl auch mal wieder neu verteilen.

    Ansonsten bin ich ja auch immer wieder ein bisschen froh über meine ansonsten ja meist nervtötend öde Arbeit, weil sie andererseits genau die vereinbarungstauglichen Eigenschaften hat: nahes Büro, keine Überstunden und wenn, dann schnellstmöglich auszugleichen, (in Maßen) flexible Anfangs- und Endzeiten, … und die jeweils halben Jahre Elternzeit waren auch kein Problem.

  5. Karsten sagt:

    Liest sich mal wieder absolut super.
    Bin wirklich froh über diesen Blog gestolpert zu sein, lange bevor das bei mir mit dem Elternwerden auch nur ein Thema wird.
    Welchen Kalender benutzt du denn zur Absprache?
    Suche da momentan auch was für mich und meine Freundin :)

    1. dasnuf sagt:

      Einfach einen Google-Kalender, den wir beide abonniert haben.

      1. Karsten sagt:

        Aso. Danke ^^

  6. VaterVaterVater sagt:

    Mal ergänzend als betroffener:
    Immer auch zusehen, dass wenn man erwartet, dass der andere (hier im Text impliziert der Mann) auch die Dinge so erledigen kann, wie er sich das vorstellt.
    Es ist äusserst unproduktiv die eigene Initiative des Partners als nicht gleichwertig, weil nicht so gemacht wie man sich das vorgestellt hat, anzuerkennen.
    Frau macht die Dinge ja auch so, wie sie sich das vorstellt.
    Einfach Beispiele sind Wäschewaschen, oder auch der Einkauf ;)

    Ich kenne inzwischen einige Beziehungen, die genau daran gescheitert sind, dass ein aktiver Partner den Ansprüchen nicht genüge getan hat. Sogar einen Fall, wo der Mann in Elternzeit war und die Arbeit auf die Kinder ausgerichtet hat.
    Das Schwere dabei ist von beiden Seiten ein Gefühl von „Zusammen“ und „Wir“ zu schaffen. Ich selbst bin daran leider gescheitert.

    1. Uli sagt:

      Wir hatten im Geburtsvorbereitungskurs eine Hebamme die uns eingeschärft hat, dass Männer einen Haushalt üblicherweise anders führen als Frauen und das man sich im Wochenbett und auch später daran gewöhnen sollte. Das beste Zitat hierzu kam mal in der Serie „Gilmore Girls“:
      RORY: You’re folding it wrong!
      LORELAI: Is it smaller?
      RORY: Yes.
      LORELAI: Then it’s not wrong. Let’s go.

  7. jongleurin sagt:

    Sehr gute Erkenntnisse und noch besser aufgeschrieben! War bei meinem ersten Kind auch haargenau so – nach der Trennung lief es viel besser mit der Aufteilung. Hatte ich auch mal niedergeschrieben: https://jongleurin.wordpress.com/2014/05/02/job-und-kind-funfzig-prozent/

    Beim eventuellen zweiten Kind ist mir schon klar, dass ich da den Anfängen wehren werden muss, aber mir war nie klar, wie man das praktisch angehen könnte. Deine Idee mit der Liste finde ich hervorragend. So bekommen beide Elternteile auch klar vor Augen geführt, was da so an unbezahlter Arbeit geleistet wird – und dem vagen Gefühl, dass das Elternteil in Elternzeit doch den ganzen Tag zu Hause ein recht entspanntes Leben hat, wird entgegen getreten. Außerdem sind die klaren Zuständigkeiten extrem gut für den Fall, dass das schnellere, fürsorglichere und kümmerigere Elternteil nicht in die Zuständigkeitsfalle durch Gewohnheit rutscht. Dann muss man halt so stark sein, die langen Kinderhaare auszuhalten, bis der zuständige Elternteil eine Notwendigkeit sieht…

    Herausfordernd, meine ich, aber absolut lohnenswert!

  8. Anne sagt:

    Ich lese dein Blog seit Jahren, aber das ist mein erster Kommentar. Vielleicht weil mein Sohn gerademal 12 Wochen alt ist. Ich wollte einfach mal danke sagen ;)

  9. Kiki sagt:

    ******************KOMMENTAROMAT**********************
    Gerne gelesen
    *****************/KOMMENTAROMAT**********************

  10. judith sagt:

    Danke, danke, danke.
    Ich bin gerade so platt, dass ich gleich ins Bett kippen werde und wollte trotzdem sagen, dass mir der Text super gefallen hat, weil er so viele Wahrheiten in sich birgt!
    Und ja, am Ende ist es der „unsichtbare“ Kleinkram, der einem das Genick bricht.
    Aber warum hat man immer (so von außen) den Eindruck, bei den anderen ist immer alles super? Die streiten sich nie… Backen phantastische Cupcakes mit grünem Weihnachtsdekoschnee… haben Kinder, die niemals Kacke oder besser noch Kackbombe sagen (und das mindestens zehnmal am Stück oder beim Abendessen)… die sind sich immer alle total eins über die Erziehung… etc. pp.
    Naja, gut zugegeben, anders wird es, wenn man mal ein bißchen hinter die Fassade schauen kann, aber das kann man bei den meisten ja nicht.
    Danke auch für den Link zum Prof in Israel – made my day ;-) Und ja stimmt, es ist immer eine Frage des Miteinander. Klar, denkt man selbst immer, oh, meine Kinder sind so laut und die stören alle… aber meistens empfinden die anderen es gar nicht so (oder zumindest nicht alle) und dann ist es gold wert, wenn man das entsprechende Feedback bekommt, um sich irgendwie entspannen zu können.
    Ach so, es ist gar nicht notwendig immer durch die ganze Stadt zu gurken zu irgendwelchen science lab Kursen, weil das alles so machen – und ich dachte schon, dass muss ich nächstes Jahr auch machen.

  11. Vima sagt:

    Hallo,
    Fingernägel schneiden, Haare schneiden, Ohren putzen… das hängt bei uns auch alles an mir. Das beste ist dann immer, wenn der Mann Sätze wie „Die Haare sind ja auch schon wieder ziemlich lang.“ loslässt, ohne irgend einen Gedanken daran zu verschwenden, dass er das Kind auch mal zum Friseur mitnehmen könnten – schließlich geht er mindestens dreimal so oft wie ich.
    Und dann kommt man sich andererseits wieder lächerlich vor, über solche Kleinigkeiten zu lamentieren…
    Danke dir fürs Aufschreiben!

  12. Alex sagt:

    Danke für diesen Text. In der Theorie stelle ich mir das im Moment auch alles immer noch genau so vor, weil es meiner Lebensphilosophie entspricht. Ich hoffe, dass es in der Praxis dann auch klappt, vor allem das mit dem verdammten Perfektionismus. Im Zweifelsfall werde ich dich als Consultant engagieren, königlich bezahlt natürlich.

    „BRINGT MIR DAS NUF, KOSTE ES WAS ES WOLLE!“

  13. Nessy sagt:

    Danke.

    Als Kinderlose sehe ich das genauso: Es geht um Menschlichkeit. Ich bemühe mich stets, den Menschen um mich herum ein gutes Gefühl zu geben und kriege das Bemühen um ein Vielfaches zurück.

    Die Anwesenheitskultur ist in deutschen Büros ziemlich plemplem. Natürlich gibt es viele Gründe, warum man tatsächlich vor Ort sein muss – das ist völlig klar; allerdings gibt es genauso oft Zeiträume, in denen das nicht zwingend erforderlich ist. Die Haltung, „Home Office = Freizeit“ und „geht abends pünktlich = faul“, verschwindet aber nicht aus den Köpfen.

    Als Kollegin, Vorgesetzte, Uni-Dozentin habe ich die Erfahrung gemacht, dass man die Freiheit, die man Menschen im Job/Studium gewährt, mit Loyalität und Leistung zurückgezahlt bekommt.

    Darüber hinaus bin ich der Meinung, dass Arbeitgeber mit Teilzeitarbeitenden einen hervorragenden Schnitt machen; sie arbeiten in aller Regel sehr effizient. Man bezahlt 80 Prozent und kriegt die Leistung von 100 Prozent.

    Flexibilität ist ja auch nicht nur ein Thema für Eltern. Ohne Kinder lebt man ja nicht unsozial. Es gibt Eltern und Großeltern, die Hilfe brauchen, Freunde natürlich, Patenkinder, Ehrenamtliches – man ergänze hier andere 500 Gründe, deretwegen man mal später kommen, früher gehen, einen Tag frei haben oder Teilzeit arbeiten möchte.

  14. frauziefle sagt:

    „keine Aktivitäten, die verlangen, dass man die Kinder durch die Gegend fahren muss etc.)“ – mein Mantra.
    Die Kinder dürfen alles (an regelmäßigen Terminen), wohin sie den Weg selber finden. Und wieder zurück natürlich. Darüber hinaus mache ich genau überhaupt nichts.
    Es hat sich bis heute nicht herausgestellt, dass auf diese Weise dem deutschen Kader die nächste*n Eiskunstlaufprinz*essin*en vorenthalten worden wäre. Soll heißen: wäre da irres Talent, das sogar mir über einen überaus langen Zeitraum hinweg aufgefallen wäre, dann hätte ich. Aber nur dann.

    1. dasnuf sagt:

      Ich sag das Mantra auch auf und merke wirklich wie gut das ist. Kind 2.0 kommt von der Schule alleine nach Hause (Stressersparnis für mich), ruft mich an und verabredet sich und geht dann zu FreundInnen oder auf den Spielplatz. Es ist frei und fröhlich und ich bin der festen Überzeugung, es ist gut fürs Selbstbewusstsein eines Kindes, wenn es nicht für alles auf die Eltern angewiesen ist.

  15. Uli sagt:

    „Deswegen meine Empfehlung: Schon vor dem Kinderbekommen klar absprechen und zwar auch die Details.“

    Spannende Ausführungen, ich ertappe mich als Mann auch dabei Themen wie Nägel schneiden oder Kleidung kaufen mehr oder weniger auszublenden. Darüber machen sich wohl die wenigsten Paare im vorraus Gedanken, ich bin oft baff wie viele sich schon in den ersten Jahren wieder trennen.

    Vielleicht noch ein Tabuthema(?): „Man“ bekommt üblicherweise zwei Kinder, aber ist das für mich persönlich auch das richtige? Ich habe bisher „nur“ ein Kind und will auch erst einmal kein zweites, weil es keine Großeltern für Aufgabenverteilung gibt, die Wohnung zu klein wäre usw. usf. Solche Fragen scheinen sich viele gar nicht zu stellen, „die spielen dann miteinander“.

    1. dasnuf sagt:

      Meiner Erfahrung nach machen 2 Kinder ja nicht doppelt so viel Arbeit wie ein Kind. Die große Umstellung ist eigentlich das erste Kind und dann läuft das 2. viel entspannter mit.
      Wie es dann am Ende ist, kann man natürlich nicht sagen. Bei uns klappt das tatsächlich gut und das Geschwisterhaben ist auch eine Entlastung.
      Ich glaube, viele bleiben aber genau aus ähnlichen Überlegungen wie den deinen beim einen Kind. Wogegen ja eigentlich gar nichts spricht…

  16. Fockaffe sagt:

    ich glaube wirklich, dass die Grundlage dieser Vereinbarkeitssache in der eigenen Haltung liegt und stimme dir in dem Punkt „Perfektionismus fahren lassen“ sehr zu. Für mich kam in den letzten Jahren aber auch das Anerkennen der eigenen Grenzen hinzu: nicht nur die Grenzen des Leistbaren in Bezug auf Job und Familie sondern auch so etwas wie die Grenzen des „Leistwollens“ – Diese Entspannung hat bei mir maßgeblich dazu geführt, dass ich nicht mehr auf zig Hochzeiten gleichzeitig tanzte (was zwangläufig zu Vereinbarkeitsproblemen führt, das liegt in der Natur der Sache) sondern auf einigen ausgewählten und dafür mich auch familienintern oder jobintern so einsetzen konnte und mich vertreten habe, dass Vereinbarkeit überhaupt kein Thema mehr war.
    (und die Beobachtung der plötzlichen Änderung des bisherigen Absprache-, Rollen- und Vereinbarkeitsverhalten nach Trennung teile ich zu 100%.)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mehr als 5x können Sie in einem Monat nicht kommentieren. So sorry! Ist das Gegenteil der Fall und sie möchten einen Kommentar hinterlassen, wissen aber nicht, was sie schreiben sollen, dann nutzen Sie den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken