Weil das Schweigen im Angesicht des Hasses ein Zustimmen ist

Kübra Gümüsay fordert uns auf Liebe zu organisieren. Sie sagt: Das Schweigen ist im Angesicht des Hasses ein Zustimmen. Und ich glaube auch, dass wir mehr tun können und müssen als schweigen und dulden.

Kübra Gümü?ay - Liebe organisieren, um dem Hass etwas entgegen zu setzen
Kübra Gümüsay – Liebe organisieren, um dem Hass etwas entgegen zu setzen

Mittwoch morgens habe ich immer ein bisschen Zeit für mich. Deswegen habe ich angefangen mir die Vorträge anzuschauen, die ich mir auf der re:publica nicht live anschauen konnte. Jetzt sitze ich hier mit Tränen und zugeschnürtem Hals und dachte mir, das teile ich mal.

Ich spreche von dem Vortrag „Organisierte Liebe“ von Kübra Gümüsay und kann nur sehr empfehlen, sich die halbe Stunde Zeit zu nehmen, die es dauert, diesen Vortrag anzuhören.

Gegen Ende möchte man jedes Wort, das sie sagt, abtippen und unterschreiben.

„Wenn Menschen sich für ihre rassistischen Äußerungen nicht mehr schämen, sind wir mit unserer Empörung zu spät dran.

[…]

Der Hass macht uns träge […], dabei sind wir viel, viel mehr. Wir könnten viel, viel lauter sein, denn organisierte Liebe ist ein politisches Werkzeug!

[…]

1. Verbreitet Informationen gegen Populismus! Verbreitet Texte, Bilder, Berichte, die das repräsentieren für was ihr steht!
2. Aufklärung! Betreibt Aufklärung!

Die Verantwortung gegen Vorurteile und Ressentiments zu arbeiten, liegt nicht bei den Betroffenen, sondern bei der gesamten Gesellschaft

3. Empathie! Zeigt Empathie!

Warum tun wir uns so schwer? Warum tun wir uns so schwer darin Liebe zu zeigen?

Wir leben in einer Zeit, die durchtränkt ist von Kritik. Wir sind noch besser in unserer Kritik, weil wir es schaffen, nicht ein, nicht zwei, nicht drei sondern viermal um die Ecke zu denken. Die Meta-Meta-Metakritik! Wir stehen am Gipfel der Reflektiertheit. Wir haben den größten und längsten erhobenen Zeigefinger. Unsere Moral ist die höchste, die beste. Ich sage nicht wir sollen unkritisch sein. Im Gegenteil. Aber wir sollten ehrlich sein, ehrlich miteinander.

Wenn du etwas gut findest, dann sag das doch! Dann feiere das doch. Die Person, die Ideen, die Werte, die Texte! Wir müssen einander feiern. Ich finde dich toll! Ich bin ein Fan von dir! Und zwar von lebenden Menschen und nicht nur von Toten.

[…]

Gebt positives Feedback, stürmt Kommentarspalten! Seid präsent. Seid solidarisch. Seid da. Zeigt Zivilcourage.

Warum müssen wir Liebe organisieren?

Weil das Schweigen im Angesicht des Hasses ein Zustimmen ist.“

Danke, Kübra Gümüsay!

Das beantwortet einige meiner Fragen zu „Warum habt ihr nichts getan?

Meine rpTEN

Seit ich die letzten Jahre zwischen Weihnachten und Neujahr am Chaos Communication Congress war, hatte ich ein bisschen die Lust auf die re:publica verloren.

Woran das jetzt genau lag, kann ich nicht sagen. Was mir auf jeden Fall besser dort gefällt, ist die kuschelige Stimmung. Obwohl da 10.000 Menschen sind, hatte ich auch nach vier Tagen nicht das Gefühl erstmal für zwei Wochen in das kanadische Hinterland ziehen zu wollen. Das ging mir nach anderthalb Tagen re:publica aber so.

Was mir am Chaos Communication Congress auch besser gefallen hat, ist die Möglichkeit und Vielfalt der Kinderbeschäftigung. Das ist aber letztendlich Äpfel mit Birnen vergleichen. Der Chaos Communication Congress findet ja in den Winterferien statt und da gibt es offensichtlich einen total anderen Kinderintegrationsbedarf. Daraus ist in den vergangenen Jahren sicherlich auch das irre vielfältige „Programm“ entstanden, das zumindest meinen Kindern das Gefühl gegeben hat, dass es sich um die großartigste Konferenz aller Zeiten handelt.

Ich habe meine Kinder dieses Jahr bewusst mit zur re:publica mitgenommen. Persönlich fand ich den re.play ein wenig, naja sagen wir, klein und unspannend – Kind 3.0 war aber zufrieden. Abends hat es eine gut gemeinte 2+ vergeben.

rpTEN Das Bällebad

Für Kind 2.0 (deutliches Schulalter), das ich am Nachmittag dazu geholt habe, gabs viel mehr Spannendes zu erleben. U.a. eine Fragesession mit Randall Munroe. Da es „Kids only“ hieß, waren da auch wirklich nur Kinder (und ihre Eltern), was unterm Strich hieß, dass sich ca. sieben Kinder mit Randall Munroe unterhalten haben.

[Ich hab insgesamt überhaupt sehr, sehr wenig Kinder auf der re:publica gesehen. Gefühlt zwanzig am Tag. Witzigerweise wurden die aber ständig fotografiert. Das Alter der Besucherinnen und Besucher schien mir überhaupt sehr homogen, so zwischen Ende Zwanzig bis Ende Vierzig. Jüngere und ältere waren eher wenig zu sehen.]

Kind 2.0 fand die Möglichkeit Randall Munroe Fragen stellen zu können so klasse, dass es sich gleich drei Mal angestellt hat. Es wollte wissen:

  • Was passiert wenn die Wüsten zur Antarktis werden?
  • Was passiert wenn Insekten riesengroß und Menschen winzig klein werden?
  • Sofern der Mond auf die Erde stürzt und alles Leben auslöscht – würde sich die Erdgeschichte und die Evolution dann wiederholen?

Die Antworten waren sehr unterhaltsam. Ich bewundere Randall Munroe für seinen Spaß und die Ernsthaftigkeit, sich den Kinderfragen zu widmen. Ich hab’s nicht recherchiert, ich denke aber, Randall hat keine eigenen Kinder. Wie sonst könnte man noch freiwillig Fragen beantworten können?

Wobei ich auch sagen muss, diese Kinder, die sind schon krass. Ein anderes Kind fragte: Wird Elon Musk die Welt retten?

Ich meine WTF? Woher kennen neunjährige Elon Musk?

Es gab jedenfalls für größere Kinder durchaus gutes re:publica Programm.

Im übrigen bin ich ab einem gewissen Alter dafür, die Kinder einfach mitzuschleppen – auch in Vorträge. Es ist ganz erstaunlich, wie informativ und unterhaltend Vorträge für Kinder sein können und was sie den Kindern mit auf den Weg geben.

Musterbeispiel dafür der Vortrag von Moritz Metz „Fliegende Computer und ihre tollkühnen Piloten“. Mehr dazu übrigens bei Deutschlandradio Kultur.

Kind 3.0 wollte im Saal sitzen bleiben und die anderen Teile von Moritz Metz Vortrag auch noch hören. Seit dem Vortrag werden bei uns Drohnen gemalt.

rpTEN Drohnen

Wir haben uns außerdem den Vortrag „Kinderbücher: inklusiv. queer. interkulturell. Aber wie?“ angeschaut:

Und dann festgestellt, dass wir an unserem Buchbestand dringend noch arbeiten müssen.

Aus Gründen haben wir uns auch den Vortrag von Marcus Richter „What’s in a game?“ angeschaut. Ich musste Kind 3.0 nur kurz bei The Walking Dead die Augen zuhalten.

Marcus Richter gibt da einen sehr guten Einblick in die Spielarten, die es neben den bekannten Formaten wie Ego-Shootern und MOBA noch gibt. Er stellte die These auf, dass es um das Wissen um die Vielfältigkeit von Computerspielen noch bescheiden bestellt ist (und hat recht).

Ich fand den Überblick sehr vielfältig und anschaulich und war sehr davon fasziniert, dass man Keynote mit einer Wii-Fernbedienung steuern kann.

Rae Grimm schreibt zu dem Vortrag:

Marcus Richter wirft nicht (nur) mit knallharten Fakten um sich, sondern spricht allem voran aus einem Bauchgefühl heraus und nennt ein paar Spiele wie Firewatch, Life is Strange oder The Walking Dead, mit denen ihr versuchen könnt, die Nicht-Spieler in eurem Leben für euer Lieblingshobby zu begeistern und sie ebenfalls sagen zu lassen: „Ich wusste gar nicht, dass Computerspiele so etwas können.“

Beim Thema Spielen geht es mir ein bisschen wie mit Snapchat. Ich denke immer, ich müsste mich da mal mit beschäftigen, um den Anschluss an meine Kinder nicht zu verlieren.

Nach dem Vortrag hätte ich jedenfalls gerne alle vorgestellten Spiele ausprobiert. Ging wohl nicht nur mir so.

Um nochmal den Bogen zum Anfang zu schlagen: Die re:publica dieses Jahr hat mir wieder sehr gut gefallen. Ich werde die nächsten Wochen damit verbringen Vorträge anzuschauen, die ich verpasst habe. Zum Beispiel den von Journelle „Das Internet hat mich dick gemacht“ oder den von Kübra Gümüsay „Organisierte Liebe„.

Deine Mudda

Mutti-Blogs
Hab lange überlegt, was der passende ironische Titel für mich ist

Als Vorbereitung zum Panel „Netz-PublizistInnen im Gespräch“ (Dienstag, Stage 2, 18.45 Uhr), habe ich mich nochmal mit dem Thema Mutti-Blogs auseinander gesetzt.

Der Bogen ist folgender. Letzten August ist mein Buch „Sehr gerne, Mama, Du Arschbombe“ auf den Markt gekommen und das Buch ist ein Best-of-Auszug meines Blogs. Ich hab nicht genau nachgezählt, aber ich schätze, dass ungefähr 60 Geschichten aus meinem Blog ihren Weg in das Buch gefunden haben.

Mein Blog gibt es allerdings seit 12 Jahren und in dieser Zeit habe ich insgesamt weit über 2.200 Blogartikel verfasst.

Ich weiß nicht genau seit wann das so ist – aber seit ein bis zwei Jahren werde ich gerne in die Kategorie der Eltern-Blogs gepackt. Korrekter wäre zu sagen: In die Kategorie der Mama-Blogs. Am Anfang war ich darüber etwas empört.  Ich selbst sehe mein Blog nicht als Mama-Blog. Am passendsten finde ich nach wie vor Felix Schwenzels  geflügelte Formulierung: „Mein Blog ist mein Verdauungsorgan.“

Weniger unappetitlich, kann ich vielleicht sagen: mein Blog begleitet mich als Denk- und Erinnerungshilfe. Was mich beschäftigt, was ich erlebe, verblogge ich. Sehr oft versuche ich meine Erlebnisse und Empfindungen so zu abstrahieren, dass ich daraus eine Geschichte spinnen kann, die auch für andere Menschen Identifikationspotenzial hat. Ich möchte dabei unterhalten und meine Erlebnisse so teilen, dass andere mir sagen können: „Das ist bei uns ganz genauso“ oder „Ich kenne die Situation, aber wir lösen das so und so.“

Ich möchte gerade im Eltern-Kind-Thema die Lücke zwischen polierter Werbewelt, Hochglanzratgabermagazin („So erhalten sie in nur 4 Wochen ihren Prä-Baby-Body zurück!“) und unrealistischen eitel Sonnenschein-Kinofamilienwelt mit echtem Eltern-Kind-Alltag schließen.

Elternsein ist nicht immer leicht. Wir werden Eltern ohne dafür ausgebildet zu werden. Wir werden einfach ins kalte Wasser geworfen und dann soll es bitte funktionieren. Dabei stehen wir unter gesellschaftlicher Beobachtung und offenbar ist jede/r andere Experte in diesem Thema und es wird gerne bewertet.

Über meinen Alltag zu schreiben und über den Alltag anderer Eltern zu lesen, hilft mir sehr. Es erdet mich, versöhnt mich und zeigt mir Alternativen. Außerdem gibt es mir die Möglichkeit in alle Lebensrealitäten zu schauen. Ich lebe mit meinen beiden Kindern alleine in einem Haushalt. Wie ist es, wenn man eine typische Vater-Mutter-Kind(er) Familie ist. Wie ist es wenn man Alleinerziehende ist (im Sinne von da kümmert sich kein weiterer Elternteil)? Wie ist es in Einzelkind-Familien? In kinderreichen Familien? In Regenbogen-Familien? In Familien, wo die Kinder halb beim Vater, halb bei der Mutter leben? In Familien, in denen die Kinder im Schwerpunkt beim Vater leben? In Familien mit behinderten Kindern oder Eltern?

Eltern-Blogs bereichern mein Leben ungemein.

Und ich schätze tatsächlich den Austausch, den mein Blog mir mit anderen Eltern ermöglicht, sehr.

Wegen dieses Interaktionsfaktors, war es für mich gar nicht so einfach ein Buch zu schreiben. Ich habe zum Beispiel mehr als zehn Geschichten extra für das Buch geschrieben, dabei aber jedes Gefühl verloren, ob die Geschichten unterhaltsam und lustig sind oder nicht. Ob sie einen Nerv treffen oder ob sie überhaupt für andere relevant sind. Am Ende habe ich die Geschichten dann doch einfach veröffentlicht (Mama Leaks z.B. gehört dazu) und konnte so über Kommentare, Seitenzugriffe und Likes sehen, ob die Geschichten Unterhaltsungswert haben und bei anderen ebenfalls Thema sind oder nicht.

Im Blog schreibe ich natürlich auch über Mama-Themen, denn mein Mamasein und meine Kinder nehmen einen nicht unwesentlichen Teil meines Lebens ein – aber ich schreibe eben nicht nur darüber.

Wenn also Gespräche anfangen mit „Du als Mama-Blog…“ habe ich erstmal widersprochen.

Irgendwann ist mir aber aufgegangen, dass es gar nicht um das Thema mangelnde Themenvielfalt geht, sondern dass ich mich durch die Bezeichnung Mama-Blog degradiert fühle.

„Nur ein Mama-Blog“ wollte ich nicht sein. Mamas sind ja die Bastel-, Näh- und Dekoblogs!?

U.a. durch die Bemühungen von Berlinmittemom und Alu von Großeköpfe war es mir möglich diesen Knoten in meinem Kopf zu lösen – denn was soll das? Ich bin Mutter, ich schreibe über Mutterthemen und dann fühle ich mich fast schon beleidigt, wenn andere sagen, ich sei ein Mutter-Blog?

Was läuft da falsch im Kopf?

Dazu fiel mir dann wiederum der Artikel von Antje SChrupp zu den rosa Ü-Eiern ein, den ich sehr erhellend fand.

Es ist für Mädchen kein Problem, auch mal blaue Trekkingsandalen anzuziehen oder mit Feuerwehrautos zu spielen, […] ohne ihre Weiblichkeit dadurch aufs Spiel zu setzen.

Jungen hingegen können das nicht. Und zwar deshalb nicht, weil es unter Männern noch keine Kultur dafür gibt, wie sie ihre Männlichkeit behalten können, ohne sich von allem als „weiblich“ Identifizierten abgrenzen zu müssen.

Demzugrunde liegt ja die Vorstellung, dass das Gute – Wertige männlich ist und das Minderwertige – Zweitklassige weiblich ist.

Wenn ich selbst mein Blog also als wertig und vielfältig sehe und jemand zu mir sagt: Du bist ein Mama-Blog, dann fühle ich mich reduziert auf all die Vorurteile, die mir im Thema „Mama-Sachen“ begegnen können.

Gesellschaftlich erfahren viele Themen rund ums Hausfrauensein, um die Mutterschaft, um die Care-Arbeit tendenziell wenig Wertschätzung.

Und damit mache ich mich selbst klein, weil ich auf diesen (Vorurteils)-Zug aufspringe und ihm durch meine Widerrede sogar dazu verhelfe Fahrt aufzunehmen.

Das ist ganz schön dumm, denn ich möchte nämlich, dass das Muttersein, dass das Frauensein und alles was daran hängt, aufgewertet wird und gesellschaftliche Anerkennung findet.

Also habe ich aufgehört zu widersprechen und mich eingereiht in die gute Gesellschaft der Frauen, die sogar gleich ein „Mama“ im Blognamen haben.

Zum Beispiel:

Denn wir sind alle im selben Team. Wir versuchen durch das Teilen unserer Alltagserfahrungen Themen Aufmerksamkeit zu verhelfen, die natürlich eine gesellschaftliche Relevanz haben.

Wenn ich über (m)eine Schwangerschaft und die Geburt meiner Kinder blogge, dann komme ich nicht am Thema Hebammen vorbei. Wenn ich über Hebammen blogge, dann wird schnell klar, dass es hier dringend Handlungsbedarf gibt, weil die utopischen Versicherungsprämien das Hebammentum aussterben lassen und mir am Ende nur noch eine Fließbandgeburt im Krankenhaus bleibt.

Wenn ich über (m)ein Kind im Kindergartenalter schreibe, dann berühre ich automatisch das Thema Erziehungspersonal. Mir fällt auf, dass es einen Mangel an männlichen Rollenvorbildern im Care-Bereich gibt und dass der Job generell viel zu schlecht bezahlt ist.

Wenn ich über (m)ein Kind im Schulalter schreibe, dann stolpere ich zwangsläufig über die Steine des Bildungssystems (sog. nullte Stunde, Hausaufgaben, Mangel an qualifiziertem Lehrpersonal etc).

Die Liste lässt sich unendlich erweitern: Vereinbarkeit von Beruf und Familie, das Altersarmutsrisiko von Teilzeitarbeitenden und Alleinerziehende, die Zwänge von Rollenklischees, in die Kinder gezwängt werden, Medienkompetenz, Gleichberechtigung von Mann und Frau…

All das sind gesellschaftlich und politisch höchst relevante Themen und deswegen sollte das Label „Mama“ wirklich kein Problem sein. Also reiße ich mich jetzt zusammen und lächle wenn ein Interview beginnt mit „Du als Mama-Blog…“ und beantworte einfach die Fragen.


Nachträgliche Ergänzung – mein Gespräch zum Thema Eltern-Blogs mit Philip Banse auf der #rpTEN

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rpTEN

Felix und Sven, die alten Streber, haben es getan: Das Programm der re-pubica 2016 schon vor Beginn angeschaut und sich interessante Sessions rausgesucht. Wenn ich das nicht auch mache, verliere ich in „Der Weisheit“ natürlich meine Street Credibility…

Die re-publica wird von Jahr zu Jahr größer (gefühlt) und dabei unübersichtlicher (für mich) und deswegen schätze ich es tatsächlich sehr, wenn andere sich vorher schon das Programm anschauen und Schwerpunkte setzen. Ich hatte das die letzten Jahre schon aufgegeben. Ich glaube, letztes Jahr, war es sogar so weit, dass ich den Großteil der Vorträge die folgenden zwei Wochen auf YouTube nachgeschaut hatte und ansonsten hauptsächlich im Hof und im Kinderbereich rumlungerte, um mit Menschen zu reden.

Ich bin dieses Jahr auch mit den Kindern unterwegs. Letztes Jahr gab es das erste Mal sowas wie einen Kinderbereich und für den Vortrag von Alexander Gerst hat die Patentante extra Kind 2.0 von der Schule abgeholt. Es hat sich gelohnt. Für mich war der Vortrag von Gerst ein Highlight, ich folge seitdem sämtlichen AstronautInnen auf der ISS und habe dadurch sehr viel gelernt. Kind 2.0 hatte zusammen mit anderen Kindern im Nachgang die Gelegenheit mit Alexander Gerst zu sprechen. Die Konversation werde ich nie vergessen.
Gerst: Was denkt ihr denn, was man gut können muss, wenn man Astronautin werden möchte?
Kind 2.0: Also auf jeden Fall muss man nicht ständig Zimmer aufräumen
Gerst: Oh, doch! Aufräumen ist sehr wichtig in der Schwerelosigkeit. Man hat von vielen Sachen nur ein Ding in der Raumstation dabei und wenn man diese Sache verlegt, dann hat man ein Problem, weil man sie nicht mehr nutzen kann. Außerdem stell‘ dir mal vor, wie die Sachen alle rumfliegen in der Schwerelosigkeit. Das kann sogar gefährlich sein.
Kind 2.0: …
Gerst: Außerdem ist es auch hilfreich in Mathematik gut zu sein.
Kind 2.0: Jo. Mathe ist ja leicht. Da bin ich schon sehr gut. Muss ich nur noch aufräumen lernen…
Gerst: Wirst du denn Astronautin?
Kind 2.0: Mal sehen, da bin ich mir noch nicht sicher. Erstmal was ordentliches lernen.

Kind 2.0 hat Recht behalten. Mathe absolut kein Problem – Aufräumen üben wie derzeit noch.

Ich hoffe jedenfalls, es gibt wieder einen Kinderbereich und den ein oder anderen Programmpunkt, zu dem man die Kinder mitnehmen kann.

Hier meine eigene Programmauswahl mit der Bitte mir eure Geheimtipps mitzuteilen. Ich orientiere mich hauptsächlich an Menschen, die ich schon kenne und höre mir deren Vorträge an. Dass Felix Schwenzel dieses Jahr keinen Vortrag hält, finde ich zum Beispiel hochbedauerlich.

Montag

12.15 – 12.45 Uhr Marcus Richter: What’s in a game, media convention
Eine Einführung in die Welt des Computerspiels für Nichtspieler.
Ich glaube, das könnte für viele Eltern ein interessanter Vortrag sein. Die Vorurteile gegen diese Art Freizeitbeschäftigung sind groß und die meisten wissen überhaupt gar nicht, was Computerspiele so reizvoll macht. Spoiler: Es ist alles viel vielfältiger als man glaubt.

Marcus macht übrigens zwei (im weitesten Sinne) Gamepodcasts: Angespielt und Casually Cast. Hört da mal rein.

14.00 – 14.30 Uhr Christiane Weihe: Mehr Frauen auf die Bühnen!, Stage 1
Keine Frau gefunden? Diese Ausrede zählt nicht mehr! Speakerinnen.org erhöht die Auffindbarkeit von Expertinnen zu vielfältigen Themen.
(Eigentlich eher ein Track für die armen VeranstaltungsorganisatorInnen, die zu diversen Themen immer wieder keine Frauen finden… Spannend finde ich die Projektvorstellung dennoch)

Parallel auf Stage 2 der Vortrag „Fliegende Computer und ihre tollkühnen Piloten“ von Moritz Metz, der mir vor 2 Jahren sehr positiv durch den Vortrag „Wo das Internet lebt“ aufgefallen ist.

19.45 – 20.45 Uhr Sascha Lobo: The Age of Trotzdem, Stage 1
Schaue ich mir von Zuhause an, um 20 Uhr bringe ich die Kinder ins Bett. Sie müssen am nächsten Tag ja leider um 8 in der Schule sein.

Dienstag

10.00 – 11.00 Uhr Thomas Schwenke & Ramak Molawi: Schleichwerbung – alles ist erlaubt, oder?, Stage T
Thomas Schwenke und Marcus Richter machen zusammen den sehr hörenswerten Podcast „Rechtsbelehrung„. Schwenke hält das Mikrofon wie ein MC, ist sehr unterhaltsam und sieht gut aus sehr kompetent.

Mich regen BloggerInnen, die ihre Kooperationen und die Werbung nicht ordentlich kennzeichnen ja auf. Sie verkacken nämlich die Glaubwürdigkeit und Seriosität der MitbloggerInnen. Also – heißer Tipp: Hört euch doch mal die Rechtslage zum Thema Werbung in Blogs an.

12.30 – 13.00 Uhr Friedemann Karig: Die pubertäre Gesellschaft und das Netz, Stage 2
Kurzthese des Vortrags: Die Digitalisierung verändert unsere Gesellschaft so grundlegend wie die Pubertät einen Menschen. Wachstumsschmerzen sind völlig normal. Aber was kommt danach?

13.00 – 13.30 Uhr Anne Wizorek & Kübra Gümüsay: Organisierte Liebe, Stage 2
Der Vortrag soll Anstoß geben das Positive im Netz zu zelebrieren. Kommentarspalten fluten und: Danke sagen! Wir müssen Liebe organisieren. <3

13.45 – 14.45 Uhr Caspar Clemens Mierau: Cyber-Stalking. Was ist das? Was kann man dagegen tun?, Stage J

15.00 – 16.00 Uhr Kixka Nebraska: Endlich Snapchat kapieren, media convention

18.45 – 19.45 Uhr Philip Banse: Netz-PublizistInnen im Gespräch, Stage 2
Philip Banse spricht mit 4 Netz-Publizisten (m/w), die im zurückliegenden Jahr Bemerkenswertes veröffentlicht haben. Ich glaube, das ist u.a. Schleichwerbung für mich und mein Buch. Nikolas Semak wird ebenfalls auf der Bühne sein und eine weitere Frau, soviel ich weiß.

20.00 – 21.00 Uhr Randall Munroe: What if you had a thing explainer, Stage 1
Randall Munroe! (Mehr muss ich nicht sagen).

Mittwoch

10.00 – 11.00 Uhr Laurie Penny: Change the story, change the world, Stage 1
Narrative sind wichtig. Sie können die Wahrnehmung komplett verändern. Wie können wir durch die Schaffung der „richtigen“ Narrative die Welt zum Besseren ändern?

16.15 – 17.15 Uhr Journelle: Das Internet hat mich dick gemacht, Stage 5
Mich hat das Internet auch dick(er) gemacht, dafür bin ich aber glücklich. Ein Vortrag, der auch was mit Selbstliebe zu tun hat und eigentlich auf Stage 2 sollte. Aber gut…
Über weitere Tipps freue ich mich! V.a. wenn es um Feminismus geht.