Tatookid

Hunderte von Büchern wurden zum Thema Motivation geschrieben. Psychologen behaupten gerne, es gäbe keine extrinsische Motivation. Gemäßigtere Meinungen postulieren, dass externe Verstärker zumindest die intrinsische Motivation verderben. Doch Tatsache ist, für einen Stempel tut das Kleinkind ALLES.

Es begann feindosiert im Kindergarten. Einmal ins Klo pullern = ein Stempel.
Das Kind war in vier Tagen windelfrei und soff Wasser wie ein Kamel. Macht 17 Stempel fürs Pinkeln am Tag.
Auf eine lange Tradition der Aufräumverweigerung beim Erstgeborenen zurück blickend, dachten wir so ein Stempelchen würde auch hier seine Wirkung nicht verfehlen. Und tatsächlich: Kind 2.0 räumte regelmäßig auf. Es entwickelte eine wahrhafte Aufräummanie. War ein Gegenstand nur um einen Millimeter von der Soll-Position verrückt, er wurde aufgeräumt. Schreiend verlangte das Kind Stempel um Stempel. Allein dafür kamen weitere 9 Stempel täglich hinzu.
Man muss nun sehen, dass so ein alfgroßes Wesen doch recht bald an Kapazitätsgrenzen kommt, was das freie Hautflächen zur Verfügung stellen angeht. Bald waren 80% des Körpers bestempelt. Nur Hände, Füße und der Kopf boten Freiflächen.
Dann verlangte das Kind weitere Stempel fürs Durchschlafen. Da wir bereits 765 Tage darauf warteten, stempelten wir schweren Herzens das Gesicht.
Gesellschaftlich kommt es nicht sooo gut rüber ein ganzkörpergestempeltes Kind zu haben – doch was soll man tun? Dafür sparen wir Windeln, schlafen durch und es ist picobello aufgeräumt.

7 Gedanken zu „Tatookid“

  1. Jacqueline sagt:

    Na, das wird dann in unserem Haushalt wohl auch probiert… Nix unversucht lassen. Nie die Hoffnung aufgeben ;-)

    LG jacqueline

  2. <°((( ~~< sagt:

    … und demnächst bitte wieder Blogbeiträge, wo ich der unbefangene, aber gutwillige Leser nicht jedes zweite Wort nachschlagen muss, ja?

    extrinsisch … echt, nä!

  3. Ist doch eine gute Übung für die späteren Tattoos ;)

  4. datmo sagt:

    das nenn ich kreative erziehung. zu meiner zeit waren das aufkleber. meine mutter nennt das positive bestechung… klappt sehr gut, ich bin gut gelungen *find*
    und was schert’s dich, ob die anderen eltern stempel im gesicht doof finden. du hast ein wohlerzogenes kind das verschiedene dinge freiwillig macht *traumhaft*. und solang stempel seine einzige sucht/kinderträume sind… es gibt schlimmeres.

  5. Gabriele sagt:

    Vielleicht jetzt den Kindern erlauben selbst zu stempeln, z. B. an der Kinderzimmerwand.

  6. meistermochi sagt:

    wahnsinn. funktioniert das auch mit freundinnen?

  7. mgb sagt:

    danke für den wunderbaren text und den tipp. das wird bald am sohn ausprobiert.

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