Raise the level of excitement even higher!!11!

dunkel
Symbolbild Restaurant Innenraum

Die Unsicht-Bar heißt so, weil man für andere unsichtbar wird. Taub wird man allerdings nicht. Das scheint den Kellnern in der Unsicht-Bar nicht ganz klar zu sein. Wir saßen an einem Tisch, der an einer Hauptverkehrsstraße zwischen Gastraum und Küche stand. Da rasten die Kellnerinnen und Kellner mit ihren Servierwagen vorbei. Ich wurde insgesamt fünf Mal angestoßen. Links hinter mir waren Getränkekisten, die lautstark umsortiert wurden. (Wie praktisch, dass man in einem stockfinsteren Raum keine gesonderten Abstellräume benötigt). Rechts hinter mir war ein leerer Tisch an dem einige Kellner saßen und sich angeregt unterhielten. Ab und an riefen sie den anderen vorbei eilenden Kellnerinnen und Kellnern lustige Sachen zu. Einer der Kellner servierte rappend. Einer schnalzte ununterbrochen. Insgesamt war es ziemlich laut. Ich schätze, rund 50 Leute teilten den Raum in der Dunkelheit mit uns.*

Ich hatte meinen Mann zum Hochzeitstag diesen Besuch in der Dunkel-Bar geschenkt. Er ist ein großer Romantiker. Er mag sowas. Ich hasse sowas. Ich hasse unkontrollierbare Situationen und ich bin der komplizierteste Esser der Welt. Nicht mal meine Eltern können sich merken was ich esse und was nicht. Darüberhinaus habe ich einige ausgewachsene Essensphobien. Ich kann auch nach vielen Jahren des aktiven Obstberührens reinen Gewissens sagen: ich würde nach wie vor eher eine Vogelspinne als eine Mandarine essen.

Außerdem hasse ich Anfassen. Fremde anfassen finde ich besonders gräßlich.

Was ich aber am allermeisten hasse, ist in der Öffentlichkeit aufs Klo gehen. Ich hasse das schon sehend in normalen Restuarants. Ich habe immer diese Wahnvorstellung, dass ich die Toilette nicht finde und mich dann alle komsich anschauen. Wie peinlich!

Im Dunkelrestaurant kann man nicht alleine Pipi machen gehen. Man muss dann nach dem Kellner rufen und der führt einen zur Toilette. „Hallo? Hallo? Herr Kellner! Ich muss mal pullllääärn!!!“ W I E   S C H R E C K L I C H!

Ideale Voraussetzungen um mal ein Dunkelrestaurant zu besuchen. Aber was solls. Für die Liebe tut man so einiges und bestimmt würde mein Mann wie ein Ferengi alles für mich vorkauen und nur den Essensbrei wieder auf meinen Teller würgen, von dem er sicher wüßte, dass er mir schmeckt. Auch er ist bereit so allerhand für die Liebe zu tun.

Meine Vorstellung von Dunkelrestaurant war so: Wir kommen dahin, halten uns an den Händen und speisen in der Dunkelheit. Dabei schärfen sich unsere Sinne. Wir entdecken, wie schön unsere Stimmen sind, wir streicheln unsere Hände und schmecken Dinge, die wir vorher noch nie geschmeckt haben. Nebenher lernen wir was über das Blindsein. Ein winziges bißchen vielleicht. Jemand erläutert uns wie man ißt, welche Tricks es gibt. Wir erleben welche Herausforderungen zu bewältigen sind.

Begrüßt wurden wir von Misanthropen. Allerdings kann man den Damen am Checkin nicht vorwerfen, sie hätten nicht gelächelt. Im Gegenteil, das Lächeln war grimassenhaft ins Gesicht gemeißelt. Sie beteten wie Automaten mit aufgesetzter Freundlichkeit immer wieder auf ganz besonders lieblose Weise die immer gleichen Sätze runter: Sie bekommen eine Speisekarte. Stopp. Sie suchen sich was aus. Stopp. Sie bestellen ihr Menü und das erste Getränk bei mir. Stopp. Dann holt sie ihr Kellner ab. Stopp.

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Raise the level of excitement even higher!!11!

So wie beschrieben, passierte alles. Wir warteten 25 Minuten ohne Getränk in unverrutschbaren Riesensesseln auf unseren Kellner. Der stellte sich namentlich vor und eilte Richtung Dunkel. An der Lichtschleuse angekommen, wurde uns erklärt, es gehe jetzt in einer Polonaise zum Tisch. Wir traten mit der Hand an der Schulter des Kellners ins Dunkel und wurden umspült von einer Woge Lärm und stickiger Luft.
Die Einweisung am Tisch lautete: Eingießen selbst. Finger ins Glas, dann merkt man wie voll es ist. Gabel, Messer, Löffel links und rechts. Dessertlöffel oben. Hier ihre Vorspeise.

(Achtung! Spolier! Auf der Menükarte heißt das „Eine Kostprobe aztekischer Männlichkeit gebettet auf ein vielfarbig geschmücktes Grün“)

Die Vorspeise war bei mir ein ungewürzter Endiviensalat mit Rote Beete. Glücklicherweise hatte mein Mann sich für ein anderes Menü entschieden. Er schenkte mir einen Balsamicopilz und zwei Hobel Käse.

Der Hauptgang war okay. Die Nachspeise jo – süß, nä.

Nach ca. zwei Minuten gab ich alle Versuche auf gesittet mit Messer und Gabel zu essen. Selbst wenn ich mal ein Stückchen Essen traf, fiel es mir so oft von der Gabel, dass ich absehbar nicht satt werden würde. Da es glücklicherweise dunkel war, benutzte ich meine Hände. Nach zwei Stunden hatte ich meine Hände in Rote Beete, Fleisch, unterschiedliche Gemüse und Ahornsirup getaucht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nicht die einzige war, die das kultivierte Essen aufgab. Feuchte Tücher oder ähnliche Hilfsmittel gab es auch auf Anfrage nicht. So blieb mir nichts anderes, als meine Finger exzentrisch abzulecken und mir Papierserviette an die fettverschmierten Finger zu rubbeln. Eine andere Methode hatten meine Vorgänger, hauptsächlich Rechtshänder, entdeckt: Essensreste unter der Armlehne des Stuhls abreiben. Auch ein sehr sinnliches Erlebnis.

Nach zwei Stunden waren wir fertig und ließen uns vom Kellner wieder ans Licht bringen. Von dort wird man an die Kasse geschleust. Zahlen schien das Wichtigste zu sein. Bezahlt haben wir deutlich über 100 Euro. Menschen, die mich kennen werden wissen, ich habe noch nie in meinem ganzen Leben so viel Geld für Essen ausgegeben. Erst wenn man seine Kreditkarte brav durch den Leseschlitz gezogen hat, darf man hinter einer Säule schauen, was man eigentlich gegessen hat.

Bei dem Menü, das ich bestellt hatte,  wurden Satespieße angepriesen. Die hatte ich definitiv nicht bekommen. Anstattdessen hatte man mir die Vorspeise des vegetarischen Menüs serviert. Ich informierte das Servicepersonals darüber – schließlich gab es einen deutlichen preislichen Unterschied zwischen den beiden Menüs. Statt „Das tut mir leid, das leite ich weiter“  bekam ich ein „Sind sie sich sicher?“ Das fand ich ziemlich frech. Ich mag ja wenig sensibel sein aber Rote Beete kann ich auch blind von Satespießen unterscheiden.

Gelungener Witz, den ich hiermit würdige.
Gelungener Witz, den ich hiermit würdige.

Zusammenfassend kann man sagen: ich war noch nie teurer, mittelmäßger und herzloser Essen. Das Konzept der Dunkel-Bar ist ganz und gar nicht Menschen zu erfreuen und als treue Kunden zu binden. Was die Dunkel-Bar gerne möchte ist: in einem glatten, reduzierten Prozess eine maximale Masse an nie wieder kehrenden Menschen durch die Restaurantmaschinerie zu schleusen. Und wenn man es so sieht, dann kann man sagen: Bravo! Ziel zu 100% erreicht.

 

 

 

* „Das Restaurant hat eine Fläche von 250qm mit 65 Tischen (!), wo zeitgleich ca. 170 Gäste platz haben

Andere Stimmen: „Das Essen ist auch nach unserer Meinung nur Kantinnenqualität.“ und „Störend fand ich von Anfang an die lauten Walkie-Talkie Anweisungen an die Kellner, gesessen haben wir auf simplen Stapelstühlen. Insgesamt eine eher unruhige Kantinen-Atmosphäre.“ und „Ankunft im überfüllten Vorraum und Check-In (nicht Begrüßung) nach Warten in einer Schlange. […]  wurden wir dann […] in den den Gastraum geführt, der uns mit einem akustischen Eindruck zwischen Bahnhofshalle und Okoberfestbierzelt empfing und der über die gut zwei Stunde anhielt, die wir für das Essen brauchten. Wände und Tische machten einen etwas klebrigen Eindruck, das Bier war warm, das Essen – nun ja – ok.“

Vielleicht lädt uns die Konkurrenz, das Nocti Vagus, mal zum Vergleich ein. Die scheinen zumindest im aktiven Dialog zu ihren Kunden zu stehen und an Feedback interessiert zu sein.

Die Überschrift des Blogartikels ist ein Zitat aus der englischen Speisekarte (siehe  gelbes Bild in der Mitte des Artikels)

64 Gedanken zu „Raise the level of excitement even higher!!11!“

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    Simona>°))) Im Dunkeln sieht man keinen Kellner. Ein fader Geschmack, wenn man die Verantstaltungspreise liest. Um als lustig? ))) der Spaß wäre mir zu teuer.
    Höchst lobende Bewertungen machen stutzig. *Die Gedanken sind frei*
    Herzlichst aus Nordrhein-Westfalen
    Cooler

  17. Simona sagt:

    Das stimmt zwar schon, aber meistens sind blinde Menschen doch eher im verborgenen am Arbeiten und nicht in der Öffentlichkeit wie im Restaurant, was ich definitiv als einen Schritt nach vorne bezeichnen würde. Mich würde nur interessieren wie die blinden Kellner mit mehreren Tellern bepackt durch die Gänge laufen und dabei die richtigen Tische finden.

  18. Cooler sagt:

    Dazu fällt mir noch ein! Deutschlandweit bemühen sich Mitarbeiter in Behindertenwerkstätten; Integrationswerkstätten; soziale Einrichtungen; Theatergruppen usw. um Menschen mit Behinderungen. Dazu zählen u.a. auch erblindete Menschen. Also so neu ist die Idee nicht blinden Menschen zu helfen mit Arbeit ohne Gewinnbeteiligung.
    Herzlichst aus Nordrhein-Westfalen
    Cooler

  19. Cooler sagt:

    Zu <°((( ~~< . Vollkommen richtig die Einschätzung. Nocti-Vagus Nachtreten beim Konkurrenten ist fies "Evil to him who evil thinks"., Text peinlich schmalzig. Bewertungen sind dort auch nicht der große Brüller.
    Persönlich werde ich nun kein Dunkelrestaurant besuchen, scheint Geldschneiderei zu sein wie man so liest. Das geht einfacher und viel preiswerter. Einfach beim Essen Licht ausschalten mit Hörspiel-Akkustik. Angrabschen und Erschrecken muss ich nicht haben. Irgendwie Dummenfang.

  20. <°((( ~~< sagt:

    :-)

    … ich meinte die beiden Kommentare wo anscheinend Mitarbeiter von Nocti-Vagus betonen müssen, um wie vieles besser sie sind, nachdem die Konkurrenz hier schon verrissen wurde. Merke: Erst dann nachtreten, wenn der Gegner schon am Boden liegt! Will man von so jemand wirklich bewirtet werden?

  21. <°((( ~~< sagt:

    Ach Frau Nuf, hin & wieder bin ich ganz anderer Meinung…

    Diese Dunkelrestaurants gibt es ja nun schon seit über zehn Jahren oder so (gefühlt – wahrscheinlich eher noch länger?). Man wird von Auswärtigen immer wieder einmal drauf angesprochen und wenn man zwei mal drüber nachgedacht hat kann man ganz leicht auf die Idee kommen, dass es sich um „Erlebnisgastronomie“ handelt. Das sind Restaurants für Leute, denen Einfach-nur-Essen zu wenig ist und die vielleicht auch ganz froh sind, wenn sie mal ein neues Gesprächsthema serviert kriegen.

    Ich hatte letzten Herbst das sonderbare Vergnügen und im Wesentlichen entsprach der Besuch genau meinen Erwartungen: Das Angebot richtet sich an eher provinzielle Gemüter, die in Mitte mal so richtig was Aufregendes erleben wollen. Und Dunkelheit ist doch heute aufregend, oder? Aus der einen Ecke des Raumes in rheinischem Tonfall entsprechende Witzchen über all die schweinischen Dinge, die man so im Dunkeln ungesehen tun könnte. Naja.

    Dafür dürfen die Preise auch höher sein, so Sünde muss ja was kosten.

    Bei meinem Besuch war der Raum geschätzt halb voll. Oder drei viertel. Man merkte, dass er sehr groß sein muss. Es war keineswegs unerträglich laut. Sondern erträglich. Das Schnipsen der Kellner zur Orientierung war relativ schnell als solches zu erkennen, auch wenn man es nicht voher erklärt bekam. Und anscheinend müssen sie schnipsen, weil sie sich nicht gegenseitig sehen können – also nix mit Nachtsichtgeräten.

    Natürlich kam an jedem Tisch irgendwann einer auf den überaus naheliegenden Gedanken „Wenn die jetzt hier mit Nachtsichtgeräten …?“ Sagen wir mal so: Bereits in so einer nicht sehr ungewöhnlichen Situation wird der Gast mit seinen Zwangsvorstellungen konfrontiert.

    Bei uns waren mehrere sehbehinderte Kellner zu Gange, möglicherweise nicht alle. Sie machten routiniert ein wenig unverschämte Scherze, die ganz offensichtlich zur Show gehörten und beim Publikum gut ankamen. War mir egal.

    Die Sache mit dem Besteck ist sicher auch eine Frage der Geduld. Mir persönlich ist es lieber, wenn ich mit Besteck essen darf, und dafür nehme ich mir auch die Zeit. Das Essen das ich dort bekommen habe, war für Besteck-im-Dunkeln geeignet und nicht besonders widerspenstig. Keine blanchierten Erbsen mit Möhrchen, keine meterlangen Spaghetti. Wer es eiliger hat, kann ja anders. Meine Tischnachbarin meinte, dass sie irgendwann auch die Finger zu Hilfe nahm – na und? Die Serviette und das Waschbecken sind inzwischen erfunden. Nach Frischetüchern hab ich nicht weiter geforscht.

    Zu der Toilettensache fragt sich, wie sie es wohl sonst lösen sollen: Einen fahrbahren Nachttopf heranrollen und unter den Hintern schieben? Am besten gleich fest montiert unter jedem Stuhl?

    Die Qualität des Essens in der Unsicht-Bar war bei meinem Besuch durchaus überzeugend: Nichts besonders Aufregendes, solide Hausmannskost, aus guten Zutaten und liebevoll verarbeitet. Lecker! Wie die Teller dekoriert waren, kann ich mich leider nicht erinnern.

    Alles in allem entsprach mein Besuch ziemlich genau dem, was man von Erlebnis-Gastronomie erwartet. Ich gehöre halt nicht zur Zielgruppe. Für das Essen alleine wäre es ziemlich teuer gewesen, zu teuer, aber zusammen mit der Show „was besonderes“ war der Preis absehbar, er gehört sogar zum Erlebnis. Die eigentliche Zielgruppe wird sich unter anderem wegen der Kosten der Kost noch lange daran erinnern und begeistert von dem extravaganten Ausflug berichten. Sünde!

    Die doppelte Nocti-Vagus-Schleimerei da oben finde ich übrigens so ziemlich den Gipfel von peinlich. Deshalb auch den Link zur Unsicht-Bar nachgetragen.

    1. dasnuf sagt:

      Nun, ich hatte vorher nicht recherchiert und nicht die Bewertungen auf Qype und Co. gelesen, sonst wäre ich da wohl nicht hingegangen. Manchmal versuche ich mich auf Sachen einzulassen und als jahrelanger Leser meines Blogs solltest Du auch wissen, dass ich gerne übertreibe.
      Bis zum ersten Absatz schreibe ich außerdem über mich und meine Eigenheiten. Natürlich können und sollen die kein Töpfchen bringen – aber was soll ich tun, wenn ich dieses Gefühl der Peinlichkeit habe?
      Das mit dem Schnalzen wusste ich nicht (auch schon drei Mal gesagt jetzt).
      Und gerne kannst Du mich oder das Nocti Vagus peinlich finden. Für mich ist das Teil des sozialen Netzes, das man auf Reaktionen/Erwähnungen/etc. reagiert und interagiert. Ich bin wirklich neugierig wie es dort ist im Vergleich zur Unsichtbar.
      By the way. Wären die einfach schnoddrig unfreundlich gewesen – aber wenigstens authentisch – ich hätte es besser gefunden. So war es für mich Touristennepp auf den ich eben blauäugig reingefallen bin.
      Auch total peinlich.
      Du kannst Dich freuen, dass Du auf- und abgeklärt genug bist, dass dir das nicht passiert ist.
      Ich erwarte jetzt lächelnd den obligatorischen „Du musst doch nicht gleich eingeschnappt/zickig sein“-Kommentar.

  22. Magnus sagt:

    Du hast dir da (drei über diesem) übrigens einen wirklich hübschen Spamkommentar eingefangen …

    1. dasnuf sagt:

      Stimmt. Aber manche sind doch wirklich zu schön, um sie zu löschen.

  23. Tim sagt:

    Gleiche Problematik in Kölle. Leicht überteuertes Essen mit Pappkarton-Aroma. Dazu noch einen Speiseaufzug, welcher unter Vollast betrieben wird. Ein Fest für die Ohren.

  24. Hört sich doch ziemlich lustig an :) Also mein Fall wäre es. War doch bestimmt ziemlich spannend ;-)

    Und ja. Ich habe ähnliche Phobien wie du aber ich setze immer alles daran dagegen anzukämpfen und sie zu besiegen und das geht nur, wenn man sich ihnen stellt ;-)

    Ich werde das Restaurant auf jeden Fall mal bei Gelegenheit besuchen. Danke für die lustige und zeitgleich informative Vorstellung!

    LG

    Boris

  25. Als ich zum ersten mal vom Dinner in the Dark gehört habe hielt ich es für eine abgefahrene, sehr lustige Idee. Man hat keine Ahnung wie es um einen herum aussieht, was man isst, geschweige denn wie man es essen soll. Meine Erwartungen wurden nicht Enttäuscht. Zu Beginn wurden wir im Innenhof bei Tageslicht und einem Aperitif eingewiesen. Da gab es für uns noch ein Paar brauchbare Tipps, wie nicht so viel Wein zu trinken, da er einem in der Dunkelheit schneller zu Kopf steigt, oder den Geräuschpegel niedrig zu halten, da man automatisch lauter redet wenn einem die Augenkontaktbestätigung des Zuhörers fehlt. Als wir dann in den Raum rein geführt wurden kam es mir vor als wäre ich mehrmals abgebogen, danach stellte sich der Weg als ziemlich simpel heraus… Nachdem man dann auch mal begriffen hat wo die Gläser und der Rest auf dem Tisch steht war ich erstaunt wie gezielt man zum Glas greift. Klappt alles sehr gut bis der gegenüber die Gläser vertauscht. Während des Essens gibt es eigentlich nur ein Gesprächsthema: Was liegt da auf meinem Teller? Nach jedem Gang wird das Geheimnis gelüftet, und daraufhin auf eigenartigen Instrumenten gespielt oder es werden lebhafte Geschichten erzählt. Mit nur einer Gabel in der Hand kam ich noch gut klar, aber als man dann zum Hauptgang mit Messer und Gabel gleichzeitig hantieren sollte nahm ich doch die Hände zu Hilfe. Sieht eh keiner… Die Tatsache das es wirklich stockdunkel ist lädt zu jede Menge Blödsinn ein, und gibt dem ganzen einen noch höheren Spaßfaktor. Da sich regelmäßig das Begleitprogramm und die Menüs ändern ist das Dinner in the Dark etwas was man auch ruhig öfter machen kann. Es ist auf jeden Fall eine Erfahrung wert.

  26. Nora sagt:

    Hallo Nuf! (Ich find den Namen ja toll…)
    Oh man, das klingt ja nicht gerade nach einem gelungenen Abend. Eher nach peinlicher Geldmacherei. Schade!

    Ich war mit meinem Mann vor 3 Jahren (Gott, so lange ist das schon wieder her!?!) im NoctiVagus und kann nur Gutes berichten und es sehr empfehlen.
    Die Unterhaltung mit „unserer“ Kellnerin in der Lichtschleuse war ganz klasse und wir haben uns so nett verquatscht, dass andere hinter uns schon ungeduldig wurden. Sie war/ist nicht ganz blind, erklärte uns was sie denn noch sehen kann, dass sie sich aber in völliger Dunkelheit deutlich wohler fühlt, als wenn andere Reize irritieren. (Zumindest auf der Arbeit). Und sie erläuterte uns den Ablauf im Gastraum. Es war nicht zu laut, auch wenn man die Geräusche stärker wahrgenommen hat und irgendwie haben eh alle, wie im Kino, bei der Dunkelheit geflüstert. Fand ich drollig. Das Essen war durchaus nicht ganz günstig, aber ich muss sagen, es war sein Geld wirklich wert! Die Ochsenbäckchen waren der Hammer(!!!), das Dessert „3erlei von der Banane“ ein Traum und ich wußte nicht, dass ein schnöder Apfelsaft im Dunkeln so gut schmecken kann. Die Stühle fühlten sich bequem an, nix klebte und wir hatten sogar Blumen auf dem Tisch. (Glaub ich jedenfalls, habe nämlich irgendwas mit Wasser drin umgeschubst und es war nicht das Mineralwasser meines Ehemanns. Hihi). Also falls du dich nochmal erweichen lässt in ein Dunkelrestaurant zu gehen, kann ich das NoctiVagus nur empfehlen!
    LG
    Nora

  27. A-M sagt:

    Als ich das erste Mal etwas über ein Dunkelrestaurant gehört habe, fand ich das Prinzip total spannend und hätte große Lust gehabt, dort mal zu essen.
    Nachdem ich dann in Bremen im Universum diesen Gang im Stockfinstern gegangen bin und mehrfach einer echten Panik nahe war, hat sich alles thematisch Ähnliche für mich erledigt.
    Ich bin da nicht besonders stolz drauf, aber scheinbar ist bei mir der Verlust des Sehens unmittelbar mit dem Verlust meines Verstandes gekoppelt.

  28. Stef sagt:

    Ich kann sehr gut nachvollziehen, was du schreibst. Mein Besuch im Dunkelrestaurant war auch nicht gerade super.

    Aber auch wenn das Schnalzen des einen Kellners dich genervt hat, es gibt Blinde, die sich damit orientieren. Würde ich also nicht direkt als Kritikpunkt angeben.

    1. dasnuf sagt:

      Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich das bestimmt nicht in die Aufzählung mit reingenommen. Ich glaube aber das waren nicht nur Kellner. Viele haben dieses Geräusch auch nachgemacht – genauso wie immer wieder Wogen von Shhhhh! SHHHHH!!!! SSSHHHHT!!! durchs Restaurant gingen.
      Von daher: klar – wenn das schnalzen einen Sinn hat – bitte gerne.
      Schön hätte ich es gefunden, wenn wir genau über solche Sachen aufgeklärt worden wären.

      1. Isabo sagt:

        Ich hätte angenommen, dass die umherlaufenden Kellner das tun, damit sie einander nicht über den Haufen rennen. Damit die anderen immer wissen, wo man gerade ist.
        Hier, kuckstu, wir waren in der Unsichtbar in Hamburg: http://culturmag.de/litmag/sachen-machen-isabel-bogdan-probierts-aus/16215
        Auch kein Schnäppchen, und das Essen war vollkommen okay, aber nichts Besonderes. Den Preis zahlt man wohl eher für das „Erlebnis“.

  29. Sven sagt:

    oha, das „schau“ ich mir dann doch nicht näher an. Da kann ich mir zu Hause auch eine Sonnenbrille aufsetzen – laut ist es mit Kindern auch immer und manchmal weiß man auch nicht, was man ist, oder man hat das Salzen vergessen. Immerhin kommt sein einiger Zeit nicht mehr „Ich muss mal Pulläääääääääääärn“, sondern „Ich geh dann mal aufs Klo“. Immerhin eigenständig. Da bleib ich zu Hause.

  30. Hallo nochmal,
    also im NOCTI VAGUS arbeiten ausschließlich nur blinde oder sehbehinderte Menschen im Dunkelrestaurant selbst und es gibt keine Nachtsicht-Geräte und keine Nachtsicht-Kameras. Das ist – finde ich – auch sehr wichtig bei der Idee des Ganzen, dass jeder im Raum nichts sieht und auch nicht gesehen wird und auch mal ganz entspannend (Handys müssen auch ausgeschaltet sein…)
    Als Integrationsfachbetrieb ist es uns auch sehr wichtig, sehbehinderten Menschen langfristige Arbeitsplätze zu ermöglichen.
    Übrigens bietet das NOCTI VAGUS Platz für 70 Personen – selbst wenn es also voll ist, ist es in der Regel nicht so laut, wie es von Euch in anderen Dunkelrestaurants beschrieben wurde.
    Liebe Grüße, Maja

    1. dasnuf sagt:

      Danke für den Kommentar. Tatsächlich habe ich jetzt von vielen Seiten gehört, dass man lieber zu euch als zur Konkurrenz geht. Schön finde ich auch, dass ihr sehr transparent seid (Plätze, Personal, etc.).

  31. Hendrik sagt:

    Okay, für mich haben sich sämtliche Dunkelrestaurants erledigt ;) Alleine der Hinweis, dass man nach einiger Zeit alles nur mit den Fingern isst, reicht mir schon.

    1. dasnuf sagt:

      Nicht alle, mein Mann hat tapfer bis zum Ende nur mit Besteck gegessen. Das ist wohl eher eine Frage des Ehrgeizes.

  32. Martin Block sagt:

    Das ist der Beweis: Licht macht glücklich. Ich wäre auch nicht Happy, wenn ich täglich im dunklen arbeiten müsste!

  33. Lisette sagt:

    Uh, klingt wirklich nicht überzeugend. Woher ich es weiß, hab ich vergessen, aber das Schnalzen dient den blinden Kellnern wohl zur Orientierung. Wäre das Konzept gut durchgeführt, wüsstest Du das jetzt allerdings bereits, denn man hätte es Dir dort erklärt…

  34. Nihilistin sagt:

    Leider war ich bei Deiner Hochzeitstag-Frage damals nicht schnell genug, sonst hätte ich das empfohlen:
    http://www.sauvageberlin.com/de/
    Nicht dunkel, sehr ungewöhnlich, sehr freundlich, sehr nett, sehr lecker, mal was ganz anderes, kurz: empfehlenswert. Vielleicht zum nächsten zu begehenden Highlight.
    Ich hatte übrigens noch nie Ambitionen auf ein Dunkelrestaurant und fühle mich jetzt bestätigt und werde jede häusliche Quengelei danach mit einem Link auf diesen Artikel hier abweisen. Tschakka.

  35. Christopher sagt:

    Mein Bruder hat viele Male als Kellner bei so einem Event gearbeitet. Allerdings bei keiner der beschriebenen Firmen und in einer ganz anderen Region. Er meinte es wäre so ziemlich der anstrengendste Job, den er je gemacht hätte, da es sehr hart ist mit den Nachtsichtbrillen zu arbeiten und man spätestens nach 2 Stunden ziemliche Kopfschmerzen hat. Besser bezahlt wird es auch nicht.

    Allerdings sind sich viele Gäste wohl nicht bewusst – oder vergessen, dass sie sich zwar untereinander nicht sehen können, aber dass die Kellner sie sehr wohl sehen könnten. Er meinte, dass Verhalten der Gäste wäre von in einigen Fällen lustig (vom ungeschickten Essen bis zu harmlosen Fummeleien), bis in vielen Fällen einfach nur eklig (In der Nase bohren mit noch das normalste).
    Hat mir den Appetit auf Essen im Dunkeln nachhaltig verdorben

    1. dasnuf sagt:

      Interessant, was Du schreibst. Wir hatten auch gleich den Eindruck, dass da Leute mit Nachtsichtgeräten arbeiten und nicht nur blinde Kellner.
      (und puh! zum Glück habe ich nicht mal in der Nase gepopelt und nur mit den Händen gegessen…)

  36. Nach der Rezension wird man mich in der Bude sicher nicht antreffen.

  37. sebastian sagt:

    Ich habe herzlich gelacht. Besser hätte ich mir das aber ehrlich gesagt auch nicht vorgestellt.

  38. Es ist eine unsägliche Touristenbude, in der man mittelmäßiges Essen zum gehobenen Preis serviert bekommt. Ich glaube, wir haben zu zweit 160 Euro dort gelassen und ein sehr fades Gefühl mitgenommen. Das einzige Positive, was man über Läden wie diese sagen kann, ist, dass sehbehinderte Menschen hier eine echte Chance haben, einen Beruf ohne Almosencharakter auszuüben.

  39. joerandom sagt:

    Deckt sich ziemlich mit meinen Erfahrungen dort. Die Bedienung war sehr nett, und es war ein interessanter Eindruck – mehr positives ist mir nicht in Erinnerung geblieben. Besonders der Lärmpegel war wirklich störend, was aber sicher auch daran liegt, dass man in so einer Umgebung Geräusche deutlicher wahr nimmt.

    Ich für meinen Teil habs unter „Mal gemacht, war ganz ok, aber sicher nicht nochmal“ verbucht.

  40. Katarina sagt:

    Völlig weg vom Thema, ich weiss, aber ich grübel schon die ganze Zeit drüber nach… ist die Überschrift an hyperbole and a half angelehnt?

    1. dasnuf sagt:

      Ne, das ist ein Zitat von der schlecht übersetzten Speisekarte (Siehe gelbes Bild in der Mitte des Artikels).

  41. Sebastian sagt:

    Ja, mein Bericht war etwas anders, das stimmt wohl. Natürlich ist es nicht wenig Geld, was man an dem Abend ausgibt. Aber es ist einfach „mal was anderes“. Das sie keine 10 Leute nur pro Abend bedienen können ist aber auch klar. Irgendwo her muss ja der Umsatz kommen. Schließlich gibt es hier ja auch viel mehr Kellner als woanders.

    Ich find es gut, aber weiß nicht ob ich es nochmal machen würde (egal wo).
    Von dem NOCTI VAGUS habe ich aber von 2 Freunden nur schlechtes gehört, das ich mich damals für das Dunkelrestaurant entschieden habe.

  42. Lady sagt:

    Ich war vor etlichen Jahren mal in der UnsichtBar in Köln, hatte ich ebenfalls geschenkt bekommen. Ich habe allerdings ganz andere Erfahrungen gemacht als du. Unser Essen war phantastisch, das Personal freundlich und zuvorkommend und die Lautstärke noch durchaus angenehm.

    Von Bekannten, die ich auf dieses tolle Erlebnis hin ebenfalls ins Dunkel geschickt habe, habe ich allerdings auch gehört, dass es bei Weitem nicht mehr so toll sein soll. Schade.

  43. Das ist so ein toll geschriebener Artikel, den muss ich gleich an diese Freundin weiterleiten, die mich auch zu so einem Besuch überredet hat.
    Vornweg: Wenn Sie/Du (???) unter bekanntem Namen der Einladung ins Nocti … folgst, dann könnte das Ergebnis „verfälscht“, zumindest beeinträchtigt ausfallen. –
    Ich war vor ziemlich langer Zeit im Nocti – und dank eines schlechten Gedächtnisses und noch schlechterer Ohren weiß ich nicht mehr so viel von diesem Besuch. Extravagant fand ich wohl auch nur den Preis. Meine Begleiterin hatte mir gegenüber deutliche Vorteile, denn sie ist auch fast blind, dafür aber mit einem exzellenten Gehör ausgestattet. Ich kann etwas ironisch über mich sagen: „Gut hören kann ich schlecht, aber schlecht sehen kann ich gut.“
    Zu einem zweiten Besuch hätte mich keiner überreden können, denn dass es Blinde schwerer haben als Sehende, das wusste ich auch schon vorher.
    In Hamburg war ich zwar nicht essen, aber in dem angeschlossenen Museum, wo man vieles durch „BEGREIFEN“ erraten sollte – meine Quote fiel recht schlecht aus – das Erlernen der Braille-Schrift würde mir wohl mehr als schwer fallen.
    Ich hoffe sehr, dass die nachfolgenden Gäste in diesem Restaurant von diesem Post hier profitieren – dass unter anderem die Lautstärke reduziert und der Service angehoben wird.

    1. dasnuf sagt:

      Immer „Du“ :)
      Ja, was das profitieren angeht – ich hätte selber vorher googeln sollen – denn ich bin bei weitem nicht die Einzige, die mit Essen, Service im Checkin und Lautstärke nicht so glücklich war…

  44. loosy sagt:

    Ich kann auch sehr den „Dialog im Dunkeln“ in Hamburg empfehlen und war diesen Montag auch gerade zum ersten Mal in der Unsicht-Bar in Berlin.

    Interessant finde ich, wie viel die eigene Einstellung vorher zum Gelingen so eines Restaurant-Besuchs beiträgt. Ich war nach dem tollen Eindruck aus Hamburg vermutlich sehr viel optimistischer als Du, mein Freund hatte noch gar keine Erfahrungen mit solchen Konzepten und war aufgrund der Empfehlung vieler Freunde eher freudig gespannt.

    Auch wir fanden, dass alles etwas automatisiert und routiniert abläuft (immer dieselben Phrasen etc.), hielten das aber eher für witzig, als für anstrengend. Ja, es war recht laut im Gastraum, aber wir schoben das vor allem darauf, dass man eben nichts sieht, die Sinne mithin geschärft sind und man vielleicht etwas mehr redet als sonst, um die Unsicherheit zu überspielen, die durch das Fehlen des Sehens entsteht. Kellner-Gespräche haben uns eher amüsiert, wir fanden es auch spannend, etwas von den Hintergründen mitzubekommen. Angerempelt wurde ich zum Glück nicht, da wir scheinbar in einer Nische saßen – zwar direkt am Hauptverkehrsweg, aber eben ziemlich am Ende. Ich weiß aber, dass ich beim Hineingehen mit meiner Tasche den einen oder anderen berührt habe – hoffentlich nicht zufällig Dich ;)

    Das Essen fanden wir ziemlich gut – ich hatte eine Erbsensuppe mit Kaiserschoten, Parmesantaler mit Gnocchi und Sesam-Möhren und als Dessert Baileys-Creme, Mango-Chili-Dings und Nougatpralinen. Mein Freund hatte eine Curry-Suppe, irgendwas mit Hähnchen und in seinem Dessert gab es was mit Quark und Beeren. Allgemein war das Essen keine Gourmetküche, aber doch solide.

    Ich hatte auch kaum Schwierigkeiten, mit Besteck zu essen – einmal habe ich gekleckert, aber nur Suppe auf meine Hand. Und um dann wirklich nix zu verpassen habe ich ab und zu mal die Finger zur Hilfe genommen – einerseits um vorsichtig zu tasten, wo etwas liegt, andererseits, um die letzten Reste an Sauce, Creme, Schokolade etc. aufzusammeln. Ich denke der Grund dafür, dass es keine feuchten Tücher oder ähnliches gibt ist der, dass eben die Situation eines Blinden in einer sehenden Welt simuliert werden soll. Das könnte man aber meiner Meinung nach noch viel mehr betonen – wie beim „Dialog im Dunkeln“ eben. So verkommt das ganze Konzept wirklich mehr zum Event als zum Denkanstoß.

    Dass das Erlebnis an sich sehr teuer ist, sehe ich auch so. Man zahlt einen ordentlichen Aufschlag für den Event-Charakter. Andererseits unterstützt man aber auch einen Arbeitgeber für Blinde und Sehbehinderte. Zum Glück hatten wir einen Gutschein und haben so für uns beide zusammen nur 50 Euro fürs Essen und jeder nochmal 10 Euro Mindestumsatz für Getränke bezahlt – vielleicht ist auch das ein Grund dafür, dass unser Abend schöner war. ;) Unser Kellner war übrigens zwar routiniert, aber auch freundlich und zu Späßen aufgelegt.

    Alles in Allem fand ich das ganze Erlebnis sehr interessant, das Essen OK bis gut und ich würde es ohne Bedenken weiterempfehlen – vielleicht nicht an jeden, denn ich kann mir gut vorstellen, dass es Leute gibt, die mit der Konstellation überhaupt nicht gut klarkommen. Nochmal machen muss ich es auch nicht.

    1. dasnuf sagt:

      Tatsächlich hängt die Bewertung auch am Preis. Ich denke, für 60 Euro hätten wir uns auch eher belustigt und unterhalten gefühlt.
      Unser Kellner (also der, der am Ende im Dunkelrestaurant bedient hat) war übrigens auch höflich und wirklich immer für uns da.

  45. Ein sehr schöner Beitrag zum, wie ich finde, Hype ‚Essen im Dunkeln‘.
    Ich bin mit meinem Mann in Köln zum ‚Dinner in the dark‘ gewesen und hatte ebenfalls den Eindruck, dass die Dunkelheit zu einem erheblichen Lautstärkepegel geführt hat.

    Allerdings waren wir in einem Lokal, wo es auch ‚beleuchtete Tische‘ gab, sprich die Gaststätte verdient nur nebenbei mit dem Dunkelbereich.

    Ich empfand es als sehr spannend, die verschiedenen Gerichte zu erschmecken, würde aber jetzt nicht unbedingt ein zweites Mal so einen Abend verschenken, denn einmal reicht mir völlig aus.

    Hier hab ich darüber geschrieben:
    http://diemissingwords.wordpress.com/2012/11/04/dinner-in-the-dark/

    Ich wünsche Ihnen trotz des blöden Abends ein schönes Wochenende.

    1. dasnuf sagt:

      Danke. Es war ja jetzt nicht so schlimm, dass das Wochenende verdorben wäre. Tatsächlich ist es wirklich spannend zu raten, was man eigentlich isst. Erstaunlich ist, wie unterschiedlich schwer das Erraten ist.
      Mein Mann und ich haben uns auch gegenseitig probieren lassen und witzig sind diese Momente in denen der jeweils andere das richtige Nahrungsmittel sagt und es einen quasi wie Schuppen von der Zunge fällt.

  46. Katharina sagt:

    Das heißt, es ist nicht tragisch, wenn ich weit weg wohne… Schade um Euren Abend! Mich würde es sehr interessieren, was Blinde von solchen Restaurants halten. Ich war selbst einmal vor ca. 20 Jahren im „Dialog im Dunkeln“ in Wien und ja, es war schon interessant, aber nein, ich weiß jetzt nicht, wie es jemandem geht, der gar nie sieht, wie es um die Berührungsängste anderer Menschen und die Ausgrenzung bestellt ist… Jedenfalls scheint man mit dem Konzept aber Geld machen zu können. Hm.

  47. Hallo Dasnuf,

    ein interessanter Artikel. Gerne wären wir vom Dunkelrestaurant NOCTI VAGUS an einem Vergleich interessiert. Bitte melden Sie sich bei mir: Antje vom Dunkelrestaurant NOCTI VAGUS e-mail: kontakt@noctivagus.de

    Herzliche Grüße
    Antje

  48. Malint sagt:

    uneingeschränkt empfehlen – für das lernen über blindsein – kann ich den Dialog im Dunkeln in hamburg. das ist eine wirklich gelungene führung durch verschiedene themengebiete, welche man mit einem blindenstab bewaffnet weitgehend selbständig erleben darf. am schluß gibt es dann ebenfalls eine dunkelbar, durch die man aber auch unverrichteter dinge gehen darf. mein snickers und o-saft waren allerdings mit die intensivsten geschmackserlebnisse, die ich hatte.

    1. Das wollte ich vor Jahren unbedingt erleben und hatte Glück – ich kam als Einzelperson auch unangemeldet hinein – sonst gibt es da ja lange Wartelisten. – Bei mir hat dieses Erlebnis mit dem Blindenstab einen tiefen Eindruck hinterlassen und die Hoffnung, nicht noch zu schlechten Ohren auch noch absolut schlechte Augen zu bekommen.

    2. Jan sagt:

      Ich war auch im Dialog-in-Dunkeln Restaurant in Hamburg und fand das ganze Experiment sehr sinnlich und absolut interessant. Das nächste Mal sollte ich vielleicht noch kiffen, um die Snickers und O-Saft Variante noch intensiver zu genießen ;).

  49. Dirk Olbertz sagt:

    Ich war inzwischen zwei Mal in der „unsicht-bar“ in Köln. Wenn meine Schwester nicht unbedingt mal dahin gewollt hätte, wäre ich auch nicht noch ein zweites Mal dort gewesen. Das Essen ist wesentlich zu teuer und dazu unteres Mittelmaß.

    Das Personal ist vielleicht nicht grundsätzlich schlecht gelaunt und zickig, aber eben sehr unprofessionell und irgendwie macht alles einen eher lieblosen Eindruck.

    Das Essenserlebnis selbst fand ich gut. Sowohl den Aspekt „was esse ich hier gerade eigentlich“ als auch die von Dir beschriebenen Probleme des koordinierten Essens mit Messer und Gabel. Ja, ich hatte meine Finger auch Mehrfach im Essen…

    Wenn man sich Mühe gibt, kann man dieses Erlebnis aber wohl mit ein paar gut abgedunkelten Schwimmbrillen auch mal für Freunde daheim nachstellen – mit leckerem Essen und einer gemütlichen Atmosphäre.

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