Letzter Tag im Castingworkshop Karriere. Zu meinem Erstaunen fällt mir das Weggehen schwer. Stress schweißt die unterschiedlichsten Menschen zusammen. Ein Phänomen, das spätestens seit Deutschland sucht den Superstar bekannt ist. Jetzt verstehe ich, warum sich wildfremde Menschen, nach einem 4 tägigen Tanz- und Singworkshop weinend in den Armen liegen und sich schwören: „Ey, Du bis escht wie mein Bruder, weissu? Isch werd disch nie vergessen.“ Als ich vor zwei Jahren dort anfing, dachte ich, wir werden nie Freunde und jetzt werde ich mir ein Bild meiner Kollegen in orangefarbenen Warnwesten ins neue Büro hängen. Apropos neu. Am neuen Arbeitsplatz habe ich mich gleich als Honk der Woche etabliert. Vorbemerkung: In meinem jetzigen Glasturm lässt sich nur das obere Fünftel der Fenster per Tastenautomatik öffnen – sofern die Fallwinde in der Hochhausschlucht nicht zu stark sind. Da stehe ich also im neuen Büro, das Fenster ist geöffnet und es ist so laut, dass ich meinen Kollegen kaum verstehe. Ich stehe auf und laufe zur Tür, suche zehn Minuten nach dem Fensterschließschalter, bis mich mein Kollege freundlich fragt: „Was suchen Sie denn?“ „Nun, ich würde gern die Fenster schließen.“ Stille. Er verzieht keine Miene: „Das ist bei uns oldschool. Man geht zum Fenster und schließt es per Hand.“ Jetzt weiss ich wenigstens, warum die operativen Bereiche denken, dass wir aus der Holding merkwürdig sind.