Am 1.3. ist Equal Care Day – dieses Jahr im Internet. Das Motto lautet für 2021 „Vorausschauende Rücksichtsnahme“ und hiermit sind alle herzlich eingeladen zwischen 10 und 13 Uhr mitzuhören. Ich werde um 11.55 Uhr etwas zu Mental Load erzählen und danach gibt es die Möglichkeit zum Austausch. Schaut euch das Programm an.
Es war so gewesen: Inauguration, alle kommen (wie es sich bei einem Black-Tie-Event* gehört) aufgetakelt bis zum Get-no. Nur ein 79 Jahre alter Mann kommt als gemütlicher Opi.
Guten Tag, mein Name ist Patricia Cammarata und ich habe eine Sauklaue.
Tatsächlich habe ich mir diese angewöhnt, weil ich einen bestimmten Satz schon ziemlich kurz nach meinem Einstieg ins Berufsleben nicht mehr hören konnte: „Wer schreibt den heute unsere Gedanken mit am Flipchart?“ (Jemand tippt ins Handy, einer schaut aus dem Fenster, eine weitere Person blättert pseudointeressiert in den Handouts…) „Ach, Frau Cammarata! Sie sind die einzige Frau hier in der Runde und Frauen haben doch immer so eine schöne Handschrift…“
Ich finde ja Ordnung toll. Alles hat seinen Platz, der Prozess ist klar, am Besten man stempelt erledigte Dinge mit „ERLEDIGT“. Was könnte es also schöneres geben als das Hashtag #verwaltungsweihnachtslieder?
Angehörige jeglicher christlicher Konfession werden hiermit aufgefordert, sich unverzüglich simultan mit Freudenbekundungen an das höchste Wesen zu wenden. #verwaltungsweihnachtslieder
Im Smarter leben Podcast spreche ich mit Lenne Kaffka über Mental Load. Ich finde es nach wie vor spannend über Mental Load zu sprechen, denn es gibt immer wieder neue Aspekte, über die man gut reden kann. In dieser Folge kommen wir z.B. darauf zu sprechen, dass es zwar effizienter ist sich als Paar auf Aufgaben zu spezialisieren und seine (Zeit-)Ressourcen so zu doppeln, dass diese Idee aber total kontaproduktiv ist wenn es darum geht Mental Load zu teilen.
Disclosure: Dieses Jahr habe ich die Ehre Jury-Mitglied bei der Verleihung des goldenen Zaunpfahls zu sein. Der goldene Zaunpfahl ist ein Negativpreis für absurdes Gendermarketing.
In meinem aktuellen Buch „Raus aus der Mental Load-Falle: Wie gerechte Arbeitsteilung in der Familie gelingt„* beschreibe ich was Mental Load ist und gehe dann der Frage nach -> Wenn es zu einem Ungleichgewicht gekommen ist, wie schafft man es sich zu entlasten? Ich schaue also nach vorne. In Interviews werde ich hingegen oft gebeten den Blick nach hinten zu richten: „Wieso ist das eigentlich so? Wieso tragen v.a. Frauen den Großteil der mentalen Last für die Familie und die Haushaltsangelegenheiten?“
Die Antwort ist banal und gleichzeitig sehr komplex: Es liegt an der Sozialisation und daran welche Rollenstereotypien es für Männer und Frauen in unserer Gesellschaft gibt und daran, dass sich die meisten Paare spätestens nach der Geburt des Kindes auf eine Aufgabe spezialisieren: Männer werden finanzielle Versorger und Frauen Kümmerer. Viele Menschen halten das – wenn nicht gleich für gottgegeben – mindestens für biologisch selbstverständlich (und ignorieren damit wissenschaftliche Erkenntnisse, die zeigen, dass die Möglichkeit sich zu Kümmern nicht am Geschlecht hängt[1].)
Etwas lustiger durch Christian Hanne, Autor des Buchs „Papa braucht ein Fläschchen: Überlebenstipps für das erste Jahr als Vater“* formuliert: „Abgesehen vom Stillen können Sie [als Vater] alles, was mit dem Säugling zu tun hat, genauso gut wie Ihre Partnerin – die hat nämlich erst mal auch keinen Plan.“ Aber genau das wird eben gerne übersehen.
Zementiert durch Glaubenssätze wie „Ein Kind gehört zur Mutter“ oder „Fürsorge liegt den Frauen im Blut“, lernen Mädchen von klein auf, was ihnen liegt und werden für das richtige Verhalten gelobt und verstärkt. Mädchen sind brav, sauber, hübsch und sollen nicht so vorlaut sein.
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