In irgendeinem Kontext las ich neulich das Wort „Zehenspreizer“. Da fiel mir wieder ein, dass ich immer mal wissen wollte, wer eine solch unnütze Erfindung braucht und warum?
Zehenspreizer kommen in ihrem Nützlichkeitsgrad direkt nach Ausrupfhilfeaufsatz bei Pinzetten und Haarcrimper.
Um dem Phänomen auf die Spur zu kommen, wie immer googeln. Da findet man allerhand illustre Texte.
In welchem Sommerschuh Sie auch immer Ihr Füßchen präsentieren wollen, der richtige Nagellack lockt die Blicke, schlimm dann, wenn er unsauber aufgetragen ist. Mit diesem originellen und praktischen Accessoire wird dies nicht nur leichter sondern auch witziger: ganz weich und in Osterhasenform spreizt er Ihre Zehen auf angenehme Weise. Und erinnert so ganz nebenbei an die bevorstehende Jahreszeit: der Osterhasen-Frühling. Also bevor Sie barfuß durchs Gras hüpfen, um Ihre Eier zu suchen oder mit dem großen Zeh Liebesworte in den Strandsand kritzeln: erst den Hasen zwischen die Zehen gestopft und sauber gemalt.
Ich weiß jetzt also, dass man eine Menge Spaß mit dem Utensil haben kann. Doch wo kommt es her? Wer erfand es? Und wieso soll es einfacher sein, die Fußnägel anzumalen, wenn man die einzelnen Zehen absurd weit voneinander abspreizt?
Im Internet läßt sich nichts finden. Es wird einfach behauptet, es sei so. Aus in der Pubertät gesammelten Versuchen kann ich diese postulierte Gesetzmäßigkeit jedoch nicht bestätigen.
Ich nehme an, diese Dinger kommen aus Zeiten, in denen sich nicht jeder ein Paar Schuhe leisten konnte. So liefen die Frauen tagein tagaus barfuss über die Felder, die kleinen Füßchen verhornten und die Zehen verborgen sich. Da kam eines Tages eine Frau auf die Idee sich Tannenzapfen zwischen die Zehen zu stopfen. Freilich nicht zum Nägellackieren, der Nagellack war noch lange nicht erfunden sondern um die kleinen verhornten Laufvorrichtungen so zu stabilisieren, dass schlimmere Verwachsungen ausgeschlossen werden können.
So stopfte sich das weibliche Geschlecht Jahrzehnt um Jahrzehnt Tannenzapfen zwischen die Zehen bis schließlich das Schaumgummi erfunden worden war. Bis dahin hatten sie alle schon längst Schuhe – doch die Tradition wurde von Generation zu Generation weitergegeben und so spreizen sich Frauen auch heute noch die Zehen, obwohl es schon lange keinen Sinn mehr macht.
So gehört der Zehenspreizer heute nebst Wurmfortsatz, Körperbehaarung des Menschen und die männliche Brustwarze zu den sogenannten Rudimenten (auch nutzloser Tand genannt).