Liebe Egalirgendwasandreher am Potsdamer Platz,
großes Verständnis habe ich für karitative Organisationen jeglicher Art, Studenten, die ihren Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Zeitungsabos bestreiten und sonstige arbeitende Bevölkerung. Dennoch möchte ich Sie bitten, davon abzusehen, mich mehr als drei Mal am Tag anzusprechen. Es macht sich darüber hinaus schlecht, jemanden, der um 8.00 Uhr anfängt zu arbeiten, um 13.40 Uhr mit „Guten Morgen, darf ich Ihnen…“ anzusprechen.
Schon wenn ich nur in Sichtweite der Bittsteller komme, fange ich an meinen Kopf zu schütteln.
Ich schüttele ihn nicht, um mir mehr Volumen ins Haar zu bringen. Ich schüttele ihn nicht, weil ich Tics habe oder die Festigkeit meines Haarsprays teste. Das regelmäßige, eines Wackeldackels gleichkommende Bewegen meiner Nackenmuskulatur bedeutet:
a) Nein, ich möchte nichts spenden
b) Nein, ich habe schon ein Zeitungsabo und brauche kein weiteres
c) Nein, ich mag überhaupt nicht angesprochen werden
Wenn ich dann, nach dem vierten Versichern meines Unwollens angegeifert werde: „Ach kommen Sie, nur EINE Minute“ oder „Boah, vielen Dank, sie habens ja eilig“ müssen Sie sich bitte nicht wundern, dass ich wie ein wild gewordener Chiwawa anfange, zu kläffen.
Ab morgen trage ich in meiner Blazerinnentasche einige Buchstaben. Wer mich anspricht, dem sage raune ich blazeröffnend zu:
„Nein, ich will nicht [beliebiges Wort einsetzen]. Aber wollen Sie vielleicht ein N kaufen? Hmmm?“
Dabei schaue ich geheimnisvoll und rolle mit den Augen.