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Umzugsbericht einer Neurotikerin sehr organisierten Dame:
Als am Sonntag die Sonne aufging, schlug ich die Augen auf und stellte voller Aufregung fest, dass heute DER Tag gekommen war. Alles war wohl organisiert. Der Freund hatte mir versprochen einen Sackkarren zu organisieren, wenn der Umzugswagen abgeholt würde, der Bruder des Freundes hatte alles auseinander geschraubt, meine Kisten waren vollständig gepackt. Das heiß geliebte Sofa würde schonend alleine befördert werden, dann die schweren Dinge, wie Kommoden, Kühlschrank und Waschmaschine. Erst dann kämen um 10.00 Uhr die Umzugshelfer und man würde die verbleibenden Kisten verladen. Die Zimmer in der neuen Wohnung waren von 1 bis 6 nummeriert. Auf jeder Kiste und jedem Möbelstück befand sich ein entsprechend wegweisender Aufkleber. Daneben, fein säuberlich angebracht eine Liste mit den Inhalten und etwaige Hinweise für eine Sonderbehandlung der Kisten.
Ich beginne den Tag in Wohnung I und mache mich auf den Weg in Wohnung II.
7.00 Uhr: Ich stelle fest, dass ich kein Geld habe.
7.02 Uhr: Ich stelle fest, dass die Bank mir kein Geld geben möchte.
7.05 Uhr: Ich stelle fest, ich habe mein Handy vergessen.
7.06 Uhr: Ich laufe zurück in die Wohnung I.
7.20 Uhr: Ich stelle fest, dass mein Freund mein Handy mitgenommen hat. Ich will ihn töten! Ich freue mich über seinen Weitblick.
7.22 Uhr: Ich laufe in Wohnung II.
8.10 Uhr: Freund und Bruder kommen. Sie sind alleine. Kein Sackkarren weit und breit.
8.15 Uhr: Bruder nimmt Sofa und schmeißt (!) es auf den Umzugwagen. Er schiebt es ungeschützt (!!) in die Ecke.
8.20 Uhr: Schmutzige Kisten werden auf meinem Sofa gestapelt.
8.24 Uhr: Die Pläne werden umgeworfen. Die Umzugshelfer sollen nicht zu Wohnung II sondern zu Wohnung III. Da gesellte sich zu meinen Tränen ein nervöses Zucken.
10.30 Uhr: Mein Umzug ist erledigt. Alles wurde in die 4. Etage ohne Aufzug geschleppt und niemand hat mich verhauen. Ich schöpfe wieder Hoffnung. Wir gehen alle zusammen einen Kaffee trinken. Die Sonne scheint, wir lachen ausgelassen, die Vöglein trillieren.
11.00 Uhr: Der Himmel verdunkelt sich. Mein Freund verlässt die Runde mit den Worten: „Ich muss schnell noch zu Ende packen.“ Ich bekomme Gänsehaut im Nacken, meine Haaresprichwörtlichen Haare stellen sich auf.
18.00 Uhr: Der Umzug meines Freundes ist erledigt. An meinem Sofa sind keine Verunreinigungen zu entdecken. Die Kratzer und Dellen auf den anderen Möbeln sind akzeptabel.
Tag 1 nach dem Unzug:
12.00 Uhr: Das 37. Loch wird gebohrt, endlich keine Aluschiene dahinter. Die Küchenschränke halten.
Tag 2 nach dem Umzug:
16.00 Uhr: Der Sohn meines Freundes hat seine Möbel und die Bilder mit Deckweiß verschönert.
Tag 3 n.d.U.:
16.20 Uhr: Der Sohn meines Freundes hat seine Wände mit Wachsmalkreiden bemalt.
Tag 4 n.d.U.:
12.30 Uhr bei IKEA: Der Sohn meines Freundes fragt mich: „Warum musst du den Laden leer kaufen?“
16.00 Uhr im Hausflur: Schwitzend, keuchend und fluchend schleppe ich gemeinsam mit meinem Freund Malm Kommoden (68 kg) und Billyregale (35 kg) die Treppen hoch. Oben angekommen, lehne ich mich zitternd, kurz vor einem Kreislaufkollaps an die Wand als der Nachbar aus der Etage über uns mit der letzten Kommode (40 kg) auf dem Rücken erscheint und ohne beschleunigten Atem sagt: „Ich hatte was vergessen, da dachte ich, ich bringe gleich was mit hoch.“
Ich will ein bisschen weinen. Vor Glück einerseits, aus Hass andererseits. Schön wie man den Unterschied zwischen 20 und 30 vorgeführt bekommt.
Tag 5 n.d.U.:
Die Putzfrau war da. Eine Freundin begutachtet die Ex-Küche meines Freundes mit den Worten: „Oh habt ihr Euch eine neue Küche gekauft?“

Nach dem Umzug habe ich, was das Handwerken angeht, viel gelernt. Zum Beispiel den Unterschied zwischen einem Akkuschrauber und einer Bohrmaschine. Und ich weiß jetzt: Heißkleber ist immer eine Lösung.
Darüber hinaus möchte ich den 15 fleißigen Ameisen danken, die uns geholfen haben. Von ganzen Herzen! Wir hoffen, die nächsten 10 Jahre nicht mehr umzuziehen.

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