Die Hackfleischbesprechungen, Teil 4

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Kaisers, 100 Gramm Gehacktes vom Schwein
Kaisers präsentiert das Schweinehack verstörend anders, indem auf die Hinzunahme von Zwiebeln gänzlich verzichtet wird.
Präsentiert wird ein gut durchgekneteter Batzen Hack auf einem glänzenden, weißen Teller, dessen tatsächliche Form nicht auszumachen ist.
Der Batzen ist frisch angeschnitten und mutet wie ein Laib Brot an. Die obligatorische Petersilie ist im Gegensatz zu den vorangehenden Darstellungen ein Trockengewürz, welches in der Präsentation an eine Linzer Torte erinnert.
Und genau da liegt die Crux begraben!
Schon beim Anblick des Fleischmassivs, welches sehr kompakt dargestellt wird, drängen sich Worte wie „Menge“, „Haufen“ und „Masse“ auf.
Die kleinen Fettstückchen wirken haltlos verloren. Anonym liegen sie in der Masse des pürierten Fleischs und fristen ihr tristes, zwiebelloses Dasein. Sie leben das Leben des anonymen Großstadtmenschen, der seinen Weg ohne sinnstiftende Struktur, fernab jeden lebendigen Petersiliebüschels leben muss. Das Muster der Linzer Torte spielt auf den EInfluss der voestalpine AG-Stahlwerke an – Linzens größter Arbeitgeber. Segen und Fluch zugleich, verspricht er Brot und macht Linz gleichzeitig zu einer staubigen Großstadt der traurigen Menschen.
Trostlos, bejammernswert und öde wird das Individuum der Großstadt, ganz so wie das Fettauge in der formlosen Fleischmasse verschwindet.

6 Gedanken zu „Die Hackfleischbesprechungen, Teil 4“

  1. Pingback: BENJAMIN NICKEL ·
  2. Endlich stellt sich mal ein Supermarkt den drängenden Fragen unserer Zeit. Bravo!

  3. meistermochi sagt:

    ich assoziiere brot! und ich liebe wurst, die in graubrotform auftritt. faszinierend! das galaktische ballett der sommersalami zieht seine bahnen.

    dass es das jetzt auch in hack-form gibt… wahnsinn.

  4. Maggi sagt:

    Das Bild assoziiert bei mir eher eine alpine (sic!) Steilwand mit Gipfel. Symbolismus für die Unmöglichkeit, diesen Berg aus Fleisch im Alleingang und ohne Sauertoffmaske zu meistern. Hat man es dann doch geschafft, winken vom Gipfel aus die Petersilienalmen, Zeichen für den dringend notwendigen Umstieg auf Pflanzenkost, Abwendung vom Fleischbesteigen (kein intendierter Kalauer) zum Vegetarismus.

  5. Jörn sagt:

    Ich gebe zu, ich musste ein bisschen weinen. Und ich werde es MRR gleich tun und sagen „Ich nehme diesen Preis nicht an. Ich kann nur diesen Klumpen formlosen Hacks von mir werfen.“ wenn ich das nächste Mal in Linz Gehacktes einkaufe.

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