Hmmmm [Ratlosigkeit]

[Achtung, dies ist ein Beitrag ohne roten Faden. Er entstammt meiner Verwunderung]

Täglich fahre ich an einem FDP-Werbeplakat vorbei auf dem steht:

„Wie steht die FDP zur Integration? Wir meinen, dass es eine nette Geste ist, in Paris nach Croissants statt nach Schrippen zu fragen.“

Darüber denke ich täglich nach. Ergibt das irgendeinen Sinn? Ist wirklich das gemeint, das ich verstehe?
Wenn ich nach Paris fahre, soll ich Croissants essen. OK.
Und meinen die eigentlich: „Wir meinen, dass es eine nette Geste ist, in Berlin nach Schrippen statt nach Croissants zu fragen.“
Gilt das nur für Franzosen oder für alle „Ausländer“? Darf ich als Deutsche nur Schrippen essen und keine Croissants (geschweige den Halumi oder Döner!?)
Wenn ich als Deutsche und Berlinerin nun nach München fahre. Was dann? Darf ich dann nach Schrippen fragen oder lieber nach Brötchen? Oder wäre es da nicht richtig nach Semmeln zu fragen?
Und wenn letzteres: Was zur Hölle will die FDP mir sagen?
Ist das deren Ernst?
Um was geht es? Um sprachliche Integration? Um Integration im Allgemeinen? Wäre dann nicht korrekt: „Wir meinen, dass es eine nette Geste ist, in Paris nach Croissants statt nach Brötchen zu fragen“

Es ist mir wirklich ein Rätsel. Soll man in Deutschland also nur deutsche Produkte kaufen/essen/bestellen?
Oder ist gemeint, dass man v.a. als „Ausländer“ deutsche Produkte kaufen/essen/bestellen soll?
Integriert ist man also wenn man Schrippen, Currywurst und Sauerkraut isst?
Wie ist es dann mit den Deutschen. Die sind ja per Geburt integriert, nicht? Dürfen die dann wenigstens Döner essen?
Oder doch die Sprache?
Und wäre es dann nicht eine schöne Geste, wenn der deutsche Außenminister der Englischen Sprache mächtig wäre?
Und wäre es nicht eine noch nettere Geste, wenn man auf Wahlplakate klare Positionen zu Kernthemen schreiben würde, die jeder verstehen kann?
ICH verstehe dieses Plakat jedenfalls nicht… (auch nicht nachdem ich das Wahlprogramm der FDP für Berlin ab S42 gelesen habe)

Nachtrag: Thomas Hollmann hat sich die Mühe gemacht bei der FDP anzurufen und schreibt: „Der Pressesprecher hat mir gesagt, seine Partei meint, dass Ausländer in Berlin Deutsch können sollten.“

20 Gedanken zu „Hmmmm [Ratlosigkeit]“

  1. Am besten wir schreiben alle nur in Englisch. Richtiges Deutsch, also mit Duden und so, wird doch nur noch von den Wenigsten verwendet. Siehe „Englische Sprache“ statt „englische Sprache“. Das Englische wird sich auch in Deutschland durchsetzen. Und dann wird man auch in Paris bei McDonald’s wieder „Freedom Fries“ bestellen können.

  2. Das Plakat gefällt mir auch ausnehmend gut in seiner Rätselhaftigkeit. Bei näherer Betrachtung finde ich es eigentlich eine ideale Lösung, wenn die FDP uns unsere Schrippen lässt und geschlossen nach Paris auswandert und Croissants isst.

  3. Nach verzweifelter Internetsuche weiss ich nun endlich, was ich tun soll beim Anblick der FDP-Wahlplakate: laut lachen! Es geht wirklich nicht anders. Wunderschöne Kommentare, wunderschöne Analyse. Tausend Dank euch allen in dieser lustigen Online-Ecke!

  4. Die ganze Kampagne der FDP ist eine Katastrophe – damit sind sie sich selber wenigstens treu geblieben.
    Schlimm finde ich auch das Plakat:
    „Ist die FDP eine Arbeiterpartei oder die Partei der Besser verdienenden?“
    „Wir meinen, dass man mit Arbeit besser verdienen soll als ohne.“

    WIE WÄRE ES, WENN DU EINFACH MAL DIE FRAGE BEANTWORTEST?!?

  5. Schrippen, Semmeln, Brötchen, Rundstücke, Wecken, Weggla(!).

    In jeder deutschen Stadt sind die Bäckereifachverkäuferinnen beleidigt, wenn man in der falschen Sprache bestellt. Vielleicht sollte sich die FDP erstmal um die innerdeutsche Integration bemühen, bevor sie sich an internationale Themen macht – von denen sie auch nichts versteht.

    Aufgabe für die Herrschaften von der FDP: Europaweite Harmonisierung von Frankfurtern, Berlinern, Wienern, Hamburgern und Breslauern! Damit ich nicht überall Croissants bestellen muss, weil mich sonst die Verkäuferin gnadenlos verbessert.

  6. „meint das Ausländer…“

    meint er mit Ausländer etwa Mitmenschen mit Migrationshintergrund und Migranten?

    Oder muss jeder Tourist (->Ausländer) deutsch können?! Ich will nicht die Sprache jedes Landes kennen müssen in das ich reise (ein paar alltagsfloskeln – ok. aber die ganze sprache?!)

    In ersterem Fall wäre die Integration ja schon mal klar gescheitert. Der 2. Fall wäre ein Todesurteil für den Tourismus.

  7. „Wir meinen, dass es eine nette Geste ist, im Turbokapitalismus nach Steuererleichterungen statt nach sozialer Gerechtigkeit zu fragen.“

  8. Sinn würde der Spruch machen, wenn sich deutsche Schrippenverkäufer dem Problem ausgesetzt sähen, dass nichtdeutsche Kunden unverschämterweise ihre Schrippen in ihren Muttersprachen einkaufen wollten und damit die mühevolle Übersetzungsleistung der Verkäufer in Anspruch nähmen.

    Ähhh…das macht wie mans dreht und wendet keinen Sinn und zeigt erneut, dass sich die FDP mit dem normalen Alltag in Berlins Straßen nicht gut auskennt.

  9. Also wenn Schrippen auf französisch Croissants heissen würden, könnte das Plakat Sinn machen. Aber da Schrippen nun mal keine Croissants sind macht das alles keinen Sinn.

  10. ich denke das sollte heissen Frankreich den Franzosen und Deutschland den Deutschen… das ist die Antowrt der FDP auf Integration. (Punkt)

  11. Na diesen dämlichen Spruch habe ich noch gar nicht gelesen: „Warum teilt die FDP nicht den Traum einer autofreien Stadt?“ Antwort: „Weil keine Frau der Welt mit dem Fahrrad in den Kreißsaal will.“

    Doch, doch! Ich bin zur ersten Geburt mit der Tram gefahren und zur zweiten gelaufen. Fahrrad halte ich für absolut möglich.

    Wobei… bin eigentlich auch schwer dafür Spielplätze gegen Parkplätze einzutauschen. Löst indirekt auch das Kreißsaalproblem.

  12. Für jede Gelegenheit griffige und einprägsame Sätze zu finden ist doch gar nicht so einfach. Fragen Sie doch mal Leute, „die irgendwas mit Medien“ machen oder die hochgerühmten Werbefuzzis.
    Der schönste der FDP-Sprüche ist für mich allerdings der zur Verkehrspolitik:
    „Weil keine Frau der Welt mit dem Fahrrad zum Kreißsaal möchte.“
    Ganz abgesehen davon, dass Millionen von Frauen der Welt gar keinen Kreißsaal kennen, ist es wahrscheinlich, dass ebenso Millionen von Frauen mit den abenteuerlichsten Fahrzeugen heil im Kreißsaal ankommen.
    Aber die Berliner traun sich was, eben Hauptstadtmäßig; unsere Niedersachsen sind da viel biederer mit „Freiheit und Verantwortung“.

  13. Wer es schafft, in Paris nach Schrippen zu fragen (was auch immer das sein mag – Schreiber dieses ist Südländer) und dann auch welche zu bekommen spricht so gottbegnadet gut Französisch, dass man vor ihm auf die Knie fallen und seine Füße küssen soll. Allen anderen bleibt eh nix anderes übrig als Croissants zu verlangen, wenn sie nicht verhungern wollen. Oder aber sie wissen, wo es in Paris nach dorthin ausgewanderte Berliner BäckereifachverkäuferInnen gibt. Auch das kein verachtenswerter Wissensschatz.

    Dass aber das virtuose Beherrschen einer Fremdsprache oer intimste Kenntnisse des Pariser Bäckereienpersonals nur eine nette Geste sein sollen, das zeigt dass die FDP eine wahrhaft elitäre Partei ist.

  14. Aha… die Ausländer sollen Deutsch können. Gilt das auch für Berliner, die ja nur Schrippen kennen und nicht das deutschere Brötchen?? Ich jedenfalls komm mir in Berlin als Deutsch schon fast wie ein Ausländer vor (von Bayern mal ganz zu schweigen…)

    Und gilt das für alle Ausländer? Auch die japanischen Tagesgäste?? (ironie aus)

    Pfts… *zuckmitdenschultern*

  15. Genau das habe ich mich auch schon gefragt. Was will die FDP mir damit sagen? (Abgesehen davon, dass der Text zu lang ist, wenn man mit dem Auto vorbeirauscht.) Ähnlich ungelungen finde ich auch die Sache mit der Gesamtschule: Wenn man schreibt, dass man eine Einheitsliga im Fußball doof findet, heißt das ja trotzdem nicht, dass man sich dagegen engagiert.

  16. Ein ganz wunderbarer Exkurs darüber, dass Effekthascherei (immerhin dreht sich das Zitat ja in Nufs Kopf hin und her, es gibt also einen Effekt) an der ganz, ganz oberen Oberfläche bleibt und schon die erste Nachfrage nicht verträgt.

    Wirft das ein Bild auf das Beuteschema der FDP?!
    Oder auf die gängige Praxis, immer mehr/alles von nicht-/unterbezahlten Praktikanten erledigen zu lassen?
    Oder auf beides?

    P.S.: „Semmeln“ gibt es durchaus auch in Berlin zu kaufen, schon immer; das sind die, die im Osten, also in der Hauptstadt der DDR, „Knüppel“ hießen …^^ Ich denke, so mancher L.D.P.D-Funktionär, der heute in die FDP integriert ist, erinnert sich daran.

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