[Links] Über unglückliche Väter und vollzeitarbeitende Mütter

Von Antje Schrupp kenne ich den Spruch „Das Gegenteil ist genauso falsch“. Daran musste ich im Zusammenhang mit dem Thema Vereinbarkeit denken, als ich diesen Text eines Mannes las, dessen Frau sich offenbar standhaft weigert (trotz ursprünglich guter Qualifikation) mitzuverdienen. „A letter to … my wife, who won’t get a job while I work myself to death

„I don’t think I can do this for another 25 years. I often dream of leaving my firm for a less demanding position, with you making up any financial deficit with a job – even a modest one – of your own. I’ve asked, and sometimes pleaded, for years with you to get a job, any job. Many of my free hours are spent helping with the house and the kids, and I recognise that traditional gender roles are often oppressive, but that cuts both ways. I would feel less used and alone if you pitched in financially, even a little.“

Was mich an dem Text berührt hat, ist genau diese letzte Passage, in der es heisst, dass sich der Mann einsam und missbraucht fühlt.

Wenn es mit dem Thema Vereinbarkeit, Kinder und gerechte Aufteilung nicht klappt, wird oft gefragt: „Warum hast du dir denn so einen Partner ausgesucht?“ – was im Grunde nichts anderes heisst als „biste am Ende selbst schuld.“

Tatsächlich ist es aber so, dass man sich nicht vorstellen kann, wie eine Beziehung sich entwickelt, wenn erstmal ein, dann zwei, dann vielleicht sogar drei Kinder da sind. Man kann sich auch nicht vorstellen, wie es ist dann „nebenher“ arbeiten zu gehen, man hat keine klare Vorstellung der eigenen Belastbarkeit und keine wirkliche Einschätzung zu dem, was man überhaupt belastend und zermürbend empfindet.

Ich muss z.B. ganz ehrlich sagen: Mir macht ein Vortrag vor 100 Leuten weniger Stress als eine schlaflose Nacht mit fiebrigem Kind. Ich kann auch in einem beruflichen Meeting mit verschiedenen Meinungen total ruhig bleiben, während mir bei einem Elternabend schon nach 30 Millisekunden das Blut in den Ohren rauscht, wenn wieder jemand unbedingt Bio-Essen haben möchte gleichzeitig aber nicht mehr als zwei Euro am Tag für das Essen ausgeben will (WILL, nicht kann!).

Vor über zehn Jahren bin ich mit dem im Kopf gestartet, was ich gelernt hatte: Die Mutter ist das beste fürs Kind, Kinderbetreuung liegt der Mutter im Blut, wenn man Kinder frühzeitig in Fremdbetreuung gibt, ist man ein schlechter Mensch.

Das hat sich nach und nach geändert. Zum Beispiel weil wir einen Kindergarten gefunden haben, der wirklich der beste Kindergarten ist, den man sich für ein Kind vorstellen kann. Wenn die Kinder dann protestieren, weil man sie abholt, wenn sie am Spielplatz sofort wieder mit den anderen Kindern aus dem Kindergarten weiterspielen wollen, wenn sie im Urlaub die Erzieherinnen vermissen, wenn sie sich überhaupt recht prächtig entwickeln – dann fällt es doch ziemlich schwer an der Überzeugung fest zu halten, Fremdbetreuung sei schlecht für die armen Kleinen.

Auch spielt das Umfeld eine Rolle. In Berlin ist es sehr üblich nach 12 Monaten wieder arbeiten zu gehen. Man fühlt sich eher wie ein Alien wenn man es nicht tut.

Wenn man dann angefangen hat wieder zu arbeiten und sieht, dass der Job Spaß macht, dass die Abwechslung gut tut, dass die Bestätigung eine andere ist als die eines Kinderlächelns, ja, wenn man sogar so viel Geld nach Hause bringen kann, dass es nicht ein niedlicher Zuverdienst ist (der von den Kosten der Kinderbetreuung wieder verschlungen wird), sondern ein Gehalt von dem man leben kann, dann tut sich auch so einiges im Kopf.

Deswegen lies mich auch dieser Text auf spreadrandomthoughts zum Thema Vereinbarkeit innerlich nicken:

„ich selbst komme aus einer mittlerweile beendeten ehe mit zwei kindern, in der beide elternteile gearbeitet haben, ich in teilzeit, vornehmlich aus finanziellen gründen. darüberhinaus würde ich im rückblick sagen, war ich neben arbeit und dreijähriger berufsbegleitender therapeutenausbildung zu sagen wir 90% für die carearbeit zuständig. die wut darüber kam sehr langsam. es war eher so ein langsames einsickern des ungerechtigkeitsgefühls und so richtig bewusst wurde es mir erst in der zeit der trennung und danach. zudem glaube ich, dass diese jahrelange ungerechtigkeit einen großteil am scheitern unserer beziehung ausmachte. jetzt – 3 jahre nach der trennung – funktioniert die verteilung von care und erwerbsanteilen wesentlich besser, im sinne von gerechter.“

Auch hier meine ich wieder das Thema Einsamkeit und Missbrauchsgefühl herauszulesen.

Ein Plädoyer für die vollzeitarbeitende Mutter verfasste Modeste. Ich lese den Blog sehr gerne und kann viele Punkte verstehen, allerdings stört mich (nicht nur in ihrem Text) die Forderung Frauen müssten langsam mal mehr einfordern:

„Ansonsten möchte ich, dass Frauen endlich verhandeln. Mit ihren Männern. Dass Frauen darauf beharren, dass ihr Job ebenso wichtig ist wie seiner, auch wenn sie weniger verdient. Dass Paare die lästigen Termine wie die Vorsorgeuntersuchungen oder den Elternabend paritätisch aufteilen. Dass sie sich nicht damit abspeisen lassen, sein Chef wäre böse, wenn er Elternzeit nimmt oder wegen der U 8 erst um 10.00 erscheint. Ihr Chef ist schließlich auch nicht begeistert, da müssen sich die Männer mehr trauen, die Frauen mehr darauf pochen und auch die Chefs bewegen. Ich würde mir außerdem wünschen, dass Frauen auch einfach mal die Füße stillhalten, wenn das Kind komisch angezogen aussieht oder ein merkwürdiges Geschenk für einen Geburtstag mitbekommt, wie manche Mütter begründen, warum sie sich nicht auf ihren Mann verlassen können. Das werden die ebenso lernen wie ihre Frauen.“

Wahrscheinlich stört mich das v.a. weil ich kaum Fälle kenne, in denen Verhandlungen ein konstruktives Ergebnis erbracht hätten. Meistens endet dieses Verhandeln eher in einer Trennung.

Und ganz am Ende wünsche ich mir in naiver Verklärtheit natürlich nach wie vor, dass es auch Männer gibt, die von alleine – ohne Einfordern – einsehen, dass der Job ihrer Frau genauso wichtig ist wie der eigene…

Tatsächlich merke ich an mir selbst langsam eine Ermüdung was dieses Thema angeht und frage mich, wie viel Frauen in diesem Thema überhaupt noch bewegen können und ob „wir“ am Ende nicht darauf angewiesen sind, dass das andere Geschlecht auch Veränderung möchte.

Denn letztendlich – das zeigt der erste Text des sich zu Tode arbeitenden Vaters – beide Extreme scheinen doch irgendwie falsch und ungesund zu sein, sollte da nicht auch Veränderungsdruck von den Männern kommen?

(Von unseren Söhnen vielleicht?)

74 Gedanken zu „[Links] Über unglückliche Väter und vollzeitarbeitende Mütter“

  1. Bleegle sagt:

    Ich finde, das Thema muss jeder selbst für sich zu Hause klären. In all den Jahren, seit ich Kinder habe und arbeite, sehe ich, dass sich Situationen verändern. Dies kann im realen Leben kein Arbeitgeber kompensieren. Im Nachhinein würde ich mir natürlich flexiblere Arbeitsmodelle wünschen. Die Zeit in denen die Kinder wirklich Betreuung benötigen ist so kurz, schwupps sind die 15/16 und wollen sowieso keine „Betreuung“ mehr. Wenn man die Relation von 40-50 Jahren Arbeit zu max. 18-25 Jahre „Kinderbetreuung“ stellt…. Sicherlich werde ich mit meinem schwer verdienten Geld/Steuern (inkl. managen von 3 Kindern, während mein Mann wochenlang unter der Woche auf Montage, sich hat`s im Hotel gut gehen hat lassen) nicht abgeben, an Mütter die gar nicht arbeiten gehen „wollen“, trotzdem die Fulltime Betreuung inkl. Ferienbetreuung in Anspruch nehmen, während wir um Kindergartenplätze kämpfen mussten, um sich bei Yoga, Sport oder sonst was, zu verwirklichen. Denn die scheinen es sich ja auch leisten zu können…. Outsourcen von Wäsche waschen, Fenster putzen, auch das muss man sich erst mal leisten können! Viele Mütter müssen arbeiten gehen um sich den einfachen Lebensstandard und die Kinder leisten zu können. Aber auch was Lebensstandard ist, muss jeder für sich selbst entscheiden… Oft würde ich mir mehr Verständnis und Lob von meinem Mann wünschen, der das alles für Selbstverständlich sieht, aber ich leiste das für meine Kinder, für die ich mich ja auch selbst entschieden habe ;-) und hierfür kann ich niemanden zur Rechenschaft ziehen!

  2. Frau Krähe sagt:

    Toller Text! Deine Fragen der letzten Zeilen sind auch meine. Ich würde nicht schuften wollen für eine Familie, welche ich nur am Wochenende und im Urlaub zu Gesicht bekäme. Der Gefährte sieht das genauso. Er will wegen seiner Beziehung zu den Kindern keinesfalls 100% in seinem Job arbeiten (obwohl er ihn sehr liebt, wie ich den meinen notabene) und nimmt die Carearbeit tatsächlich wahr (Arzbesuche, Kleiderkauf, Fingernägelschneiden, Geschenke besorgen,…). Und ist damit ziemlich einsam (hier auf dem Land?). Seine desillusionierte Erklärung: Sie wollen einfach nicht, die Männer. Sie wollen sich nicht um kleine Kinder kümmern. Und werden sich dann in 10/20 Jahren wundern und darüber traurig sein, dass sie keine tiefe Beziehung zu ihnen haben.

  3. Pingback: jongleurin
  4. Herr Jeh sagt:

    Kinder haben und Familie gründen ist nichts für Egozentriker.

    Es ist ein ewiger Kompromiss gegenüber den bis dahin bestehenden Selbstverwirklichungsabsichten, der nur funktioniert, wenn man weiß, dass man für jedes zurückstecken etwas besseres bekommt.

  5. Katze sagt:

    Ok, stell Dir vor, Du arbeitest im Büro. Du hast einen Kollegen, mit dem Du im Team arbeiten sollst. Dieser Kollege, X, macht allerdings ausschließlich Dienst nach Vorschrift. Verbammelt Termine, macht dauernd Fehler, vergisst wichtige Arbeitsschritte. Oft musst Du seine Fehler korrigieren. Und was Dich am meisten nervt: Jeden Morgen fragt er Dich wieder: „Was soll ich machen? Wie geht das nochmal? Häh?“ Die Verteilung der Arbeit ist nie fair. X braucht für alles dreimal so lange und macht es so schlecht, dass Du nacharbeiten musst. Kein Problem, denkst Du. Bei dem Arbeitsethos ist der nach zwei Wochen gefeuert. Aber nein: Der Chef und die Kunden feiern jede kleinste Kleinigkeit, die Dein unfähiger Kollege abliefert. „Oh, hast Du gesehen, X ist heute wieder zur Arbeit gekommen! Er war sogar fast pünktlich, na gut, er war mittags kurz da, aber egal! Toll, dieser Kerl!“ X badet in seinem Ruhm. Du allerdings bekommst oft strenge Blicke. Warum wurde die Deadline wieder nicht eingehalten, das Projekt schon wieder an die Wand gefahren? Das war zwar X, aber die Verantwortung, bekommst Du zu hören, hast eigentlich Du zu tragen. Du bist schließlich für den Job geboren, X ist nur Quereinsteiger. Irgendwann wird es Dir zu blöd und Du kündigst selber, arbeitest in deiner eigenen Firma, und kooperierst nur noch mit X. Und plötzlich blüht X auf. Alles, was er vorher nicht konnte, leistet er ohne Probleme. Die Anerkennung muss er sich jetzt durch eigene Leistung verdienen. Du beschwerst Dich manchmal, dass die eigene Firma doch recht viel Arbeit macht. „Tja“, sagt Dein Umfeld, „wärst Du mal in der alten Firma geblieben, mit X. Der macht das doch so toll! Unglaublich!“

    Und die Moral: Danke liebes nuf! Natürlich ist das mit dem „mehr Einfordern“ großer BS, und es wird Zeit, dass jemand mal diesen BS beim Namen nennt. Solange Männer dafür Anerkennung bekommen, dass sie abends 10 min vorlesen, kann man den Abwasch einfordern, bis man blau wird, und bevor man für einen Abwasch drei Ehestreits vom Zaun bricht, hat man ihn lieber selber gemacht. Es scheint Sachen zu geben, die funktionieren, als da wären:
    (1) nur ein Kind haben
    (2) viel Geld haben
    (3) Hausarbeit outsourcen (mit 2.)
    (4) trennen und getrennt erziehen
    Jede, die eine Lösung hat, die ohne 1-4 funktioniert, bitte dringend posten. Ich bin interessiert. Sorry für den Rant! <3

  6. Vollzeitvater sagt:

    Alles schön. Aber: Vor und nach 10 Stunden Arbeit pro Tag bringe ich mich immer ein. Jeden Tag. Am Wochenende auch. Ich denke mit. Ich tu alles. Verdiene Geld. Viel Geld. Nicht als Hobby (hab eh keine mehr), sondern für die ganze Familie. Komplette Selbstaufgabe. Und sich dann noch sagen lassen, das sei ungerecht. Das ist auch hart.
    Nicht alle haben Jobs wie aus der Filterblase. Nicht jeder ist freischaffend. Oder Lehrer.
    Nicht jeder kann sich was freikämpfen, obwohl er vielleicht will.
    Wir leiden auch. Schlechtes Gewissen Full Time.

    1. dasnuf sagt:

      Es kommt natürlich immer auf den Gesamtkontext an. Ich kann für mich nur sagen, ich brauche keinen vollzeitarbeitenden Mann, der viel Geld nach Hause bringt. Was ich zum Leben brauche, verdiene ich selbst.
      Wenn es dann noch einen Mann gibt, der Geld verdient – schön. Dann können wir uns leisten Urlaub zu machen oder öfter mal essen zu gehen.
      Was mir viel wert ist, ist gemeinsame Zeit.
      Das habe ich zu schätzen gelernt, das macht mich glücklich.
      Meine Prioritäten haben sich verschoben. Ich möchte, dass meine Kinder sich daran erinnern, dass wir miteinander Dinge erlebt haben, nicht dass ich ihnen Kurse bezahlt habe oder sie sich schöne Sachen kaufen konnten.
      Mit ein paar überraschenden Todesfällen im Freundeskreis scheint mir alles andere Lebenszeitverschwendung.
      (Und ich meine das nicht abwertend für andere Lebensinhalte und -modelle. Das muss jede/r selbst entscheiden. Ich habe nur manchmal die Befürchtung, dass gar nicht darüber nachgedacht wird, was man eigentlich will, was einem gut tut und wie man langfristig leben will. Die Menschen machen einfach und dann fühlt es sich plötzlich so an, als ob man keine Wahl hätte, weil es eben schon so lange so ist)

      1. Suzie sagt:

        Genau. Warum den Wert des Lebens in Euro bemessen? Warum kann ich nur im Haus mit Garten glücklich sein? An dem ich dann schweißtreibend 10 Jahre abzahlen (und noch mehr), anstatt alles ein bisschen runter zu schrauben & nach der Arbeit lieber mit den Kinder im Park picknicken gehen.
        @Vollzeitvater: Wer braucht das ganze Geld, dass du mit deinen 10 h Arbeit verdienst wirklich? Hast du mal deine Frau gefragt, ob sie nicht auch lieber 14 Tage mit die campen würde, anstatt 1 Woche im 5 Sterne Hotel in Malle zu sitzten?

        1. Vollzeitvater sagt:

          Meine Frau ist kein Opfer, wir beschließen das gemeinsam. Natürlich frage ich sie – und sie fragt mich. Und trotzdem kann man auch gemeinsam unter gemeinsamen Beschlüssen leiden.
          „Viel Geld“ ist relativ. Das löst einen Reflex aus: Das klingt dann nach Luxus und 5 Sterne. So ist es nicht. Für Familie bedeutet Luxus: Zeit, Freiheit, Platz.
          Natürlich campen wir. Wir zahlen ein Haus ab, weil wir alle darin leben wollen. Nicht groß, aber mit Garten. Im Ballungsgebiet. Keine 10 Jahre, sondern 25 Jahre. Meine Frau verdient auch – allerdings Teilzeit. Was für sie einen 200%-Job bedeutet.
          Es ist leider die alte Leier: Stunden reduzieren, Downsizing etc – das funktioniert in meinem Job leider wirklich nicht. Überhaupt nicht. Und das Geld meiner Frau reicht – auch Vollzeit – nicht aus.
          Für mich ergeben sich die immer gleichen Fragen: Warum zahlt man den Frauen bei gleicher Arbeit immer noch weniger? Und warum zur Hölle kriegen sie nicht die gleichen Chancen auf höher bezahlte Positionen?
          Und: Es ist leider eine Illusion, dass alle Arbeitgeber und Arbeitsstellen sich familiär vereinbaren lassen und flexibilisieren lassen. Warum eigentlich? Ich weiß es nicht. Aber ich bin da drin, in dieser Mühle.
          Und da rede ich nicht von 2 Monaten Elternzeit. Das ist das minimale Zuckerbrot, das Standard geworden ist. Und danach hat man bitteschön zu funktionieren oder man hat zu gehen.
          Sie könnten jetzt sagen: Es ist der falsche Job, ändere es.
          Das stimmt. Aber ich will Ihnen auch sagen: Ich mag den Job genauso wie meine Frau ihren Job mag und nicht nur das Geld, sondern auch diesen Ausgleich braucht.
          Und wer ändert sein Leben komplett in Richtung „Unsicherheit“ – und das vor allem zu einer Zeit, in der man gemeinsam eine junge Familie zu versorgen hat?

  7. Heimi2015 sagt:

    Freunde von mir sind vor einem Jahr Eltern geworden und er hat von Anfang an nach seiner Arbeit das Kind betreut. Und das -jetzt kommt es – weil ER das so wollte, weil es IHM wichtig ist, dass sein Kind eine Beziehung zu ihm aufbaut, die der zur Mutter gleich kommt.
    Ich wünsche mir mehr Forderungen von den Vätern. Ich wünsche mir mehr: „Lass mich die Windel machen, du hast ja schon 10 Stück heute gemacht, lass mich das Kind baden, du machst es sonst immer“. Einfach mal von alleine die Spülmaschine aufräumen, generell aufräumen, Wäsche die seit Tagen hängt abhängen. Und da ist noch nicht die Rede von Kleidung kaufen, Schnuller aufkochen oder ähnliches.
    Ich will nicht die meckernde Ehefrau sein. Ich möchte Ehefrau und Mutter UND Frau sein.
    Funktioniert aber m.M.n. Nicht, wenn mein Mann nicjt von selbst auf Ideen kommt und sich einbringt. Und die Familienzeit mit Vorwürfen bzw als „Therapie versuch, um ihn zu mehr Mithilfe zu bringen“ verbringen möchte ich auch nicht. Ach und verlassen möchte ich ihn auch nicht. Eigentlich möchte ich nur, dass wir ALLE glücklich sind.
    Da ist dann die Frage, wo liegen meine Prioritäten… Und wie kann ich diese verwirklichen.
    Was die staatliche Rentenzahlung angeht… Davon kann man sich so oder so verabschieden; immer mehr und ältere Menschen, weniger Kinder, wer soll das denn bezahlen? Da kann ich mir besser was unter die gute alte Matratze legen

    Ich wünsche einen angenehmen Abend

  8. Kerstin sagt:

    Es muss ein Umdenken her und das tatsächlich nicht nur von weiblicher Seite. Ich glaube, dass es durchaus viele Männer gibt, die bereit wären, die Aufgaben gerechter zu verteilen. Aber es fehlt an gesellschaftlicher Akzeptanz und auch in vielen Fällen an Möglichkeiten.

    Da muss dann der Mann Vollziehung arbeiten, weil er das höhere Gehalt hat und die Familie darauf angewiesen ist. Weil es auch kaum Stellen gibt, in denen er vielleicht 80 oder 90% der Stunden machen könnte für einige Jahre. Es ist bisher nicht in den Köpfen der Masse der Arbeitgeber angekommen, dass Familien sich flexiblere Arbeitszeitmodelle wünschen und brauchen. Dass man mal später kommt, weil das Kind eine U hat und die Stunden nachholt, dass man Home Office macht, wenn ein Kind krank ist. Selbst wenn Arbeitgeber eine Reduzierung der Stunden zulassen, muss man ja fürchten, am Ende nicht wieder aufstocken zu können. (Stichwort Teilzeitfalle)

    So arbeitet dann meist die Frau weniger, verdient noch weniger, bekommt als Teilzeitkraft keine lukrativen neue Stellen und man ist noch abhängiger vom vollen Einkommen des Mannes.

    Das alles kann sich nicht ändern, wenn nur betroffene Frauen darum kämpfen. Es müssen auch die Männer ihr Recht auf Familie laut einfordern. Dieses Thema ist wie so viele Bereiche der Familienpolitik unfassbar wichtig und muss aus dem Schatten der öffentlichen Wahrnehmung in das Licht gezerrt werden. Deswegen ist Müdigkeit verständlich, aber sie darf nicht zum Schweigen führen. Ich freue mich über deine Text. Danke.

    Weit weniger eloquent habe ich mir die Tage diese Gedanken selber auf meinem Blog gemacht. Es schien mir irgendwie unpassend, denn obwohl ich ein sehr politischer Mensch bin, taucht dieser Teil meiner Persönlichkeit bisher kaum auf meinem Familienblog auf. Das ist/war ein Fehler.

    Deswegen schreibe ich, so holprig und umgelenkt, weil ungewohnt, es ist. Wie soll sich sonst je was ändern?

    Liebste Grüße
    Kerstin

  9. Julia sagt:

    Hallo,

    ich verfolge seit langer Zeit auf vielen Plattformen und Blogs das Thema der Vereinbarkeit und muss hier mal kurz kommentieren: wir haben zwei Kinder, sind beide selbständig (ich als Einfrau-Firma von zuhause aus, mein Mann als vielreisender Musiker/50% Festangestellt in München-er arbeitet also Vollzeit, ich so ca. 30 Std., Kinder wurden relativ früh „fremdbetreut“ ab 11 Mon.), wir leben in Berlin. Ich sehe die Lebensbedingungen und Alltagsrealitäten anders, was 50% Aufteilung angeht. Es ist auch anders, wenn beide angestellt sind, denke ich. Als Selbständige/r ist man auf Kunden angewiesen. Oder auf Aufträge, wie man es auch nennen mag. Und ich kann von meinem Mann sehr selten bis nie verlangen, dass er doch gefälligst zuhause bleiben soll z.B., weil ich doch jetzt schon 1 Woche alleine war mit den Kindern, wenn er eine Auftrittsmöglichkeit hat kurzfristig, die ihm innerhalb von 2 Tagen mal eben die Hälfte Summe einbringt, die ich im Monat verdiene. Oder auch mal eine ganze Summe.

    Das Prinzip des Outsourcing (der Betreuung z.B.) funktioniert auch nur so gut in Berlin, wo die Kitaplätze neuerdings schon ab 2 umsonst sind. In München (oder auch in der Schweiz) würden dafür gern mal 1 halbes Gehalt draufgehen, mindestens. Genauso wie das sehr häufige Essengehen oder -bestellen. (Außerdem finde ich auch, dass Einkind-Mütter (oder Eltern) da auch leichter reden können…aber das nur am Rande ;-)
    Wenn der Mann im Schnitt die Hälfte des Monats weg ist, muss ich halt schauen, wie ich mir noch etwas Social Life organisiere, was gern an Ressourcen scheitert (wahlweise Zeit/Energie/Geld= Abendarbeit/generelle Müdigkeit/Babysitter). Und wenn er dann wieder da ist, möchte man ja auch Zeit zusammen verbringen. Mein Mann liebt es, Zeit mit den Kindern zu verbringen und die sonstige Care-Arbeit wie Einkaufen, Kochen etc. macht er auch bestens.
    Worauf wollte ich eigentlich hinaus? Ich glaube, dass es alles sehr individuell ist, bei jeder Familie. Und achja, wir sind schon glücklich so wie es ist-im Großen und Ganzen. ;-)

  10. Sebastian sagt:

    Meine Frau arbeitet Vollzeit, ich 32 Stunden. In der Regel bringt einer von uns die Kinder morgens hin, oft genug auch beide, dann werden wir komisch angeguckt. Nachmittags kümmere ich mich, abends wir beide, oder einer geht einem Hobby nach.
    Hat sich so ergeben, wir haben beide gleichzeitig nach einem Job gesucht, sie hatte das Angebot, ich habe gesagt, dass ich nicht mehr Stunden kann. Hat nicht nur der Karriere nicht geschadet sondern das Leben verbessert. War nie eine Frage, ’nein‘ zu sagen, kam aber auch auf den Moment an, dass sie die Option hatte. Vielleicht ändert sich das mal wieder anders rum, vielleicht auch nicht. Drüber reden hat bei uns geholfen, vielleicht ist vielen Männern nicht klar, dass das keine Einschränkung ist. Vielleicht müssen mehr Arbeitgeber sicherstellen, dass es keine Karriereeinschränkung ist (siehe auch mein aktueller Blogeintrag).

  11. Andrea sagt:

    Danke für den klugen Artikel.

    Ich bin der Überzeugung es geht nicht ums Einfordern – sondern vielmehr um das sich Austauschen – das Reden. Das kommt leider sobald Kinder da sind oftmals viel zu kurz. Oder wir reden nur noch über die Kinder – nicht aber über uns selbst.

    Wenn man als Paar sich immer wieder austauscht – fragt und hinterfragt wie es dem anderen geht – und hinsieht – dann ist das sicherlich ein guter Anfang und führt nicht so schnell zu Frust und aufgestauten Gefühlen.

    Am Ende ist und wird es aber so sein, dass es mit der gemeinsamen Vereinbarkeit nur dann klappen wird, wenn nun endlich mal die Männer das Zepter in die Hand nehmen und Familienzeit und Zeit für die Kinder für sich einfordern. Bei den Arbeitgebern und den Müttern.

  12. Kitty Koma sagt:

    Nur fordern funktioniert nicht. Verhandeln bringt beide Parteien in Bewegung.
    Im Moment sitzen Männer wie Frauen in traditionellen Rollen in nur vermeintlichen Komfortzonen. Der eine arbeitet sich tot, die andere verarmt im Fall von Trennung. Es muss sich etwas verändern und man kann nicht davon ausgehen, dass das automatisch und harmonisch geht.
    Ich habe mich vom Vater meines Kindes unter anderem wegen seiner nicht verhandelbaren Faulheit im Haushalt getrennt (das Geld habe ich auch noch verdient, während er Kunstgeschichte studierte). Doppeltes Pensum konnte ich auch alleine und dann habe ich einen Mann gefunden, der besser passte.

  13. Altersweiser sagt:

    Ach und noch was, wer schon Probleme hat in der Partnerschaft ein Kind zu betreuen, der sollte noch mal Tief ins sich blicken!

  14. Isibisi sagt:

    Hallo noch mal,
    tut mir leid, aber ich kapiere das nicht: Nimmt die Mutter den Vater mehr in die Verantwortung (kostet Kraft), also Teilzeit zu arbeiten, gibt es weniger Geld für alle, oder? Und auch dies kostet Kraft, denn wenn der finanzielle Druck steigt, kann man noch weniger in der Zeit „für sich“ rausschlagen (keine Babysitter, kein Theater/Oper, kein Kino, kein Sportstudio, kein schön EssenTrinken, was auch immer gehen, evtl. nicht mal gemeinsam Urlaub).
    Und ich glaube, dass das eh für viele der Allgemeinzustand ist, heißt, wenn noch einer in Teilzeit arbeitet, wird es nicht besser. Und von echter Armut/Hartz IV rede ich nicht. Kann das denn sein?
    Grüße
    Isi

    1. Modeste sagt:

      Aber das ist doch nicht nötig, wenn man ehrlich 50:50 teilt. Dann ist doch in jedem Fall mehr Geld da, als wenn immer einer zurücksteckt. Wir arbeiten beide voll und teilen uns die Betreuung unseres Sohnes tageweise auf. Alles, was uns nervt, das ist vor allem der Haushalt, haben wir externalisiert. Also putzen, bügeln, gekocht wird nur, wenn wir dazu Lust haben, ansonsten gehen wir essen oder bestellen uns was. Die meisten Einkäufe kommen ins Haus.

      1. frater mosses zu lobdenberg sagt:

        putzen, bügeln, gekocht wird nur, wenn wir dazu Lust haben, ansonsten gehen wir essen oder bestellen uns was. Die meisten Einkäufe kommen ins Haus

        … was dann wieder kostet, und (aus eigener Erfahrung, als ich noch genug Arbeit hatte, um uns so etwas leisten zu können) nicht zu knapp. Für das Geld, was zweimal lokal Essen gehen (ohne Brimborium) kostet, kann ich uns hier ’ne Woche lang gut ernähren. Eine einmal-die-Woche-Putze (ohne Bügeln etc.) kostet schwarz ungefähr so viel wie einmal Essen gehen, legal mindestens das Doppelte. Kram liefern zu lassen, ist auch nicht umsonst, mal ganz abgesehen, dass ich dann noch nicht mal kontrollieren könnte, was die mir liefern – im Laden ums Eck oder am Wochenmarkt habe ich die direkte Auswahl und kann auch schon mal vorher probieren.

        … und dafür meine Zeit nach dem Plan anderer Leute in irgend einem Büro absitzen müssen, anstatt mir zuhause die Zeit selbst einteilen zu können, ein paar Kröten aus meinen Jobs beizusteuern und meiner arbeitenden Frau den Rücken freizuhalten? Ich habe so den Verdacht, dass ein Vollzeitjob, der das auch nur finanziell kompensieren könnte, von Lebensqualität mal abgesehen, schon sehr gut bezahlt sein müsste und mir eine Mobilität abverlangte, die ich nicht leisten wollte (und die zusätzlich reichlich Zeit und Geld kostete).

        (Nein, es gibt hier kein Kind, und es wird kaum mehr eines geben. Das würde meine Argumentation aber auch nur stützen.)

        1. Modeste sagt:

          Wenn Sie lieber putzen als arbeiten zu gehen, ist das natürlich ein guter Deal für Sie, aber ich putze schrecklich ungern, mag meinen Job und gehe gern gut essen. Das hebt meine Lebensqualität ganz erheblich, ansonsten wäre ich professionelle Raumpflegerin geworden.

  15. Interessanterweise lebe ich in einer Filterblase, in der ungemein viele Männer große Teilzeit arbeiten, auch ohne Kinder. Die Frauen ebenso. Es ist keine große Erwerbszentrierung oder Karrierebewusstsein vorhanden, es wird Hobbys nachgegangen oder politischem Engagement. Was dann nach der Geburt eines Kindes – ebenso interessanterweise – oft eintritt: die Männer widmen sich weiter ihrer großen Teilzeit und ihrem Hobby. Die Frauen machen große Teilzeit und betreuen das Kind.
    50:50 passiert, auch in meinem Fall, meist erst nach einer Trennung, FALLS dann das Wechselmodell eingeführt wird. Erst in getrennten Haushalten hat der Vater es nötig, sich um die unsichtbare Care-Arbeit zu kümmern und insgesamt zu vereinbaren, Termine wahrzunehmen etc. Frauen müssen als Rückfalloption wegfallen, damit sich etwas ändert. Das geht innerhalb einer Beziehung tatsächlich einfach dadurch am besten, dass ihre Arbeit als genauso wichtig eingestuft wird wie die des Mannes, oder eben noch wichtiger, weil sie mehr verdienen, und ihre Termine ebenso unverrückbar sind. Mit solche einer Einstellung fällt auch die sehr mühsame Verhandlungsphase weg.
    Dahin kommt man meiner Meinung nach allerdings nur dann elegant, wenn man das mit dem Beruf relativ stringent durchzieht und am besten gar nicht mit dieser kleinen Teilzeit-Situation anfängt.
    Ich finde den aktuellen online-Trend so krass, dass Mütter jammern, wie doll zu viel Vereinbarkeit für sie ist und es abfeiern, dass sie wieder aufhören zu arbeiten, so als mutige Entscheidung gegen den gesellschaftlichen Druck… statt da mal den Vater mehr in die Verantwortung zu nehmen. Ich finde das nicht mutig, ich finde das kurzsichtig, um das mal freundlich zu formulieren.
    Was also wirklich etwas bringen könnte: mehr Frauen in existenzsichernde Erwerbstätigkeit, schlicht und einfach von mindestens 30 Stunden Arbeitszeit pro Woche nach der Elternzeit ausgehen und dann mit dem Vater die Arbeit verteilen und schauen, wie es hinzubekommen ist. Nicht verhandeln, einfach Tatsachen schaffen und keine Rückfalloptionen anbieten. Dann kommt der Veränderungsdruck bei den Männern von alleine.
    Ja, das kann zu Trennungen führen. Aber auch dann ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass man nicht im Residenzmodell mit all seinen (wirtschaftlichen) Nachteilen landet, es lohnt sich also in jedem Fall.

  16. Modeste sagt:

    Mir wäre es auch lieber, Verhandlungen wären nicht nötig, und man würde sich sozusagen wortlos darauf verständigen, dass jeder 50% der anfallenden Arbeit erledigt. Ich halte das aber nicht für realistisch. Mein Mann und ich sind nämlich beide furchtbar faul. Und wir haben beide keine Lust auf langweilige Elternabende. Und keiner von uns beiden sieht es ein, die tolle Tagung in Leipzig oder den super Abendtermin mit Kontakten und feinem Essen abzusagen. Wir schachern also die ganze Zeit, machen uns so halb spaßhafte Vorwürfe, dass der andere unseren jeweiligen Job nicht würdigt, sowieso schon dreimal die Woche aus war, und wir doch schon den öden Kindergeburtstag durchgestanden haben. Am Ende finden wir dann immer einen Kompromiss, und in der nächsten Woche schachern wir weiter. Zwischendurch essen wir viel zu viel, feiern in den Grenzen von Kitaeltern und sind eigentlich meistens recht gut gelaunt.

    Ich denke, dieses Geschacher gehört zu jeder Beziehung. Ansonsten kommt man – wie just a thought – zu kurz. Ich vermute, dass man sich eher dann trennt, als wenn man fortwährend seinen Alltag verhandelt. Ich verstehe, dass es ermüdet, wenn man bei seinen Verhandlungen nicht auf Kompromissbereitschaft stößt. Aber ich möchte auch nicht, dass die Väter durch schiere Verweigerung von Kompromissen eine traditionelle Rollenverteilung durchsetzen können, und dann der Staat – also wir alle – den geschädigten Müttern einen kleinen Teil der wirtschaftlichen Nachteile bezahlt. Wer (als Vater) nicht nachgeben will, soll selber zahlen und seine Frau vergüten und versichern.

    1. rt sagt:

      ich kann dem nur zustimmen was du schreibst – heute würde ich völlig anders fordern. mein problem war, dass es mir zum einen nicht bewusst war das thema und zum anderen glaube ich, ich noch nicht das standing hatte zu mir und meinen forderungen zu stehen. ich war mit anfang 30 einfach noch nicht so identitätsstark wie heute mit 41…..

  17. Jette Kilian sagt:

    Meine Kinder (und die meisten in meinem Umfeld) sind ja noch kleiner- die meisten Erstgeborenen so zw. 3-6. Und genau wie Nina D. und Modeste sehe ich viele Mütter, die ihre Männer sehr, für mich zu, einfach davon kommen lassen und gar nichts fordern: Höre von Vätern, die sauer sind, wenn das frisch windelfreie Kind nachts ins Bett macht und der werte Herr davon wach wird, dass Mutti die Betten bezieht. Höre von Müttern, die lieber ihre Eltern einspannen, um Engpässe zu überbrücken als den (nicht geschiedenen, im gleichen Haus lebenden) Kindsvater. Bekomme Berichte von Vätern, die so gestresst sind, wenn sie 3 Nachmittagsstunden das Kind betreuuen, dass der Abwasch oder der Wäscheberg einfach zu viel sind.

    Ich bin ganz bei dir: Mütter/Frauen werden es alleine NIE hinbekommen mit der Vereinbarkeit! Erst Recht nicht in Hinblick auf die Beweglichkeit von Arbeitgebern. Wir brauchen die Väter!!! Dringend. Aber viele kommen von einer sehr bequemen Position: Den Anfangsschubser davon runter – den können, nein, den sollten alle Mütter ihren Partnern geben…

  18. Melanie sagt:

    Ich bin des Einforderns müde. Warum muss ich um alles bitten, wenn es andersrum doch auch ohne geht? Es sind gar nicht mal die „großen“ Absprachen a la „wer betreut wann“, sondern die kleinen Dinge, die mich traurig und auch müde machen. Wenn er sich nicht fühlt und sich hinlegt, geh ich mit dem Kind raus, damit Ruhe ist. Andersrum Fehlanzeige. Beschwer ich mich, heißt es „musst doch nur sagen“. Ja, das muss ich und das finde ich ärgerlich und ermüdend, denn eigentlich sollte es doch selbstverständlich sein und auch mal ohne gehen – geht es ja in die andersrum auch. Um jede freie Minute bitten und jeden Handschlag einfordern zu müssen – dafür hab ich mittlerweile keine Zeit und Energie mehr übrig. Wir haben uns weitestgehend geeinigt und das das Mitdenken und von selbst drauf kommen nicht selbstverständlich ist, hab ich resignierend hingenommen.

  19. Altersweiser sagt:

    mE wird immer vergessen, man kann sich ja nicht aussuchen wer das Kind bekommt. Dadurch ist die Rolle für das erste Jahr (+Schwangerschaft) klar. Es gibt auch Fälle, wo der Vater gleich nach der Geburt eingesprungen ist, damit die Mutter arbeiten gehen kann. Aber leider kenne ich nur diese, wo es Trennungen gab und zwar ziemlich schlimme.
    Die Situation des Mannes kommt auch aus diesem Übergang. Die meisten Väter sind doch so groß geworden, dass der Mann der Versorger ist, jetzt ist das gar nicht mehr notwendig. Beide können Versorger sein. Allerdings, wird kurz vor und eine Weile nach der Geburt, wenn es „nur“ Elterngeld gibt, die Rolle wieder größer. Die meisten Frauen wählen das Zuhausebleiben beim Kind, entdecken die neue Aufgabe. Bei vielen Männern, selbst mit gutem Vorsatz kommen dann aber doch die finanziellen Sorgen in den Vordergrund, Arbeitsplatz sichern, wenigstens für einen. Auch wenn es Quatsch sein mag. Männer sehen nur das Kind wachsen im Körper und spüren es nicht in sich drin. Also beschützen sie das was da kommt instinktiv (meist). So wie sie denken, wie es richtig ist.
    Zusätzlich ist es auch so, dass es bei der Paarbildung derzeit immer noch normal ist, dass ER mehr verdient, da Männer die weniger verdienen lange nicht so eine Wertschätzung bei den Frauen haben, unattraktiv sind, das impliziert auch solche Folgen. Wieviel Paare kennt Ihr, wo die Frau mehr verdient (vor der Beziehung) als der Mann? Sehr selten oder?
    Aber der Rat, ehe man sich für ein Kind entscheidet sich beraten zu lassen, Perspektiven sehen und vor allem ZUSAMMEN mit dem Partner die Entscheidungen zu treffen, und nicht jeder für sich alleine, weil man Abends zu müde ist, um zu reden, oder oder oder…, der Rat ist gut. Ich denke, eventuell werden die Entscheidungen alleine getroffen, eine Erwartung aufgebaut und zwangsläufig enttäuscht, weil der andere das nicht erkennt. Wenn man dann fertig ist mit seinem singulären Gedankenprojekt, dann ist es zu spät…
    Problematisch ist, die Notwendigkeit einer solchen Beratung erkennt der Mensch oft nicht bevor es die Schwierigkeiten gibt.

  20. Uli sagt:

    Ich frage mich auch immer, was das für Paare sein sollen, die über Aufgabenverteilung bis in’s Detail „verhandeln“ und das möglichst noch bevor man versucht ein Kind zu bekommen? Läuft es nicht viel eher meistens so, dass man schon seit Jahren zusammen ist, sich gegenseitig liebt und dem Partner ein „das kriegen wir dann schon hin“ ohne Nachfragen abnimmt?

    Und was ist die Konsequenz wenn man sich im vorraus bereits viele Gedanken macht, der Partner aber andere Vorstellungen hat? Nimmt man dann den (faulen) Kompromiss oder sagt man konsequent „Nein, dann möchte ich kein Kind mit dir!“, trennt sich damit höchstwahrscheinlich auch und begibt sich in eine unbekannte Zukunft, vielleicht ohne eine zweite Chance auf Kinder? Oder muss man das etwa bereits beim dritten Date durch diskutieren um ja nicht Lebenszeit auf den „falschen“ Partner zu vergeuden?

  21. Isibisi sagt:

    Hallo zusammen,
    ja reden und fordern, warum muss denn das eigentlich von der Frau/Mutter ausgehen? Insofern finde ich den Ansatz aus dem Brief von Dir genau richtig und es kommt mir dabei die Frage hoch, warum nicht endlich die Kinderpflege als Care-Arbeit, die auch bezahlt gehört, bewertet wird, auch von Männern/Vätern/Politik. Denn es geht doch immer und grundsätzlich um die Familie und nicht nur um die Frauen/Mütter. Es ist ja doch völlig egal, wer diese Arbeit leistet, nur bezahlt muss sie sein, dann ergeben sich völlig automatisch andere Zeit-Arbeits-Modelle. Und wenn sich eine Familie dazu entscheidet, diese Care-Arbeit allein von der Mutter wahrnehmen zu lassen, weil sie es evtl. besonders gut kann, ist das dann nicht auch legitim? Wenn diese Arbeit bezahlt würde, wäre dann nämlich auch die Teilhabe am Wirtschaftsgut „Care-Arbeit“ hergestellt.
    Und wer soll’s bezahlen? Ich würde sagen, die Gesellschaft, denn die Gesellschaft möchte sich erhalten und offene, tolerante, „gute“ Menschen hervorbringen, die eben durch schlechte Kitas und zerrüttete (streitende, überbelastete) Familienverhältnisse, die es evtl. doch mehr gibt, als ich mir in meiner Filterbubble so vorstellen kann, nicht oder nur sehr schwer hervorgebracht werden können.
    Just my 2 cents
    Grüße
    Isi

    1. Modeste sagt:

      Sie meinen also, die Gemeinschaft der Steuerzahler solle dafür aufkommen, dass Eltern zuhause bleiben und im 1:1-Verhältnis betreuen. Das finde ich schon volkswirtschaftlich schwierig, denn die Umverteilungseffekte würden bezahlte Jobs weniger attraktiv machen. Demographisch können wir uns das vermutlich gar nicht leisten. Aber für die betroffenen Hausfrauen wäre das auch nur eine sehr kurzfristige Lösung. Sie würden kurzfristig begünstigt, aber langfristig würden die Dequalifizierungseffekte die Vorteile vermutlich wieder auffressen. So wird das nichts mit einer gleichberechtigten Teilhabe an finanzieller und gesellschaftlicher Macht.

      Ich teile aber auch nicht Ihre Skepsis gegenüber Kitas. Ich bin ja selbst Mutter eines Kitakindes, und bin von unserer – ganz normalen städtischen – Kita und den Erfahrungen, die F. dort macht, sehr begeistert. Insofern glaube ich auch nicht, dass eine häusliche Erziehung die von Ihnen angenommenen positiven Auswirkungen hätte.

      Das soll aber gar nicht bedeuten, dass ein Leben als Hausfrau nicht möglich sein soll. Wer meint, er würde einen besseren Job machen als die bei uns sehr engagierten Erzieherinnen: Nur zu. Ich denke aber, dass sollte derjenige finanzieren, den dieses Modell begünstigt. In den meisten Fällen also der Kindsvater, der es sich schließlich (und das ist natürlich geldwert) erspart, selbst abzuwaschen, Kuchen zu backen und Zeit auf dem Spielplatz zu investieren.

  22. rt sagt:

    ich hatte gestern mit drei kolleginnen um die 30 (noch nicht verheiratet, keine kinder) eine diskussion um eben dieses thema. es war erschreckend zu hören, wie wenig sich gedanken im vorfeld von ehe/kinderkriegen gemacht wird und wie scheel ich angesehen wurde so quasi als alte nörgelnde frau….:) ich kann das gut stehen lassen, weil ich ganz genau weiss mittlerweile wo „ach das teilen wir uns schon irgendwie und ausserdem arbeite ich ja nur teilzeit!“ endet – been there, done that…..aber es ärgert mich weil es so gar keine möglichkeit zu geben scheint schon vorzeitig das thema vereinbarkeit bekannt und erklärbar zu machen.

    ich erarbeite gerade im rahmen meiner arbeit eine seminarkonzeption aus, um genau dieser zielgruppe (zukünftige väter/ehemänner/männer und mütter/ehefrauen/frauen) es zu ermöglichen sich vorzeitig zu informieren was bei „ehe und kinder“ beachtet werden sollte. aus finanzieller, partnerschaftlichen und individuellen sicht. mal sehen wies angenommen wird…..ich vermute eher nicht, aber ich mag nicht aufgeben ;)

    (und ja, du hast richtig rausgelesen: einsamkeit und missbrauchsgefühl. so hart es ist in diesen spiegel zu blicken….)

  23. Nina D. sagt:

    Schöner Text. Wie so oft. Ich für meinen Teil kann die Forderungen von Modeste jedoch nur unterstreichen. Sowohl, dass Frauen mehr Beteiligung einfordern müssen als auch, dass sie ihre Männer einfach mal machen lassen müssen. Ich sehe auch, wie das zu Trennungen führt. Aber ich sehe (erlebe im Umfeld) eher das Szenario, in dem a) zu wenig eingefordert (geredet) und stattdessen bei Freundinnen geheult wird und b) in dem die Mütter ihre Männer/Väter eben nicht auf ihre Art mit den Kindern umgehen lassen, dazu immer mäkeln oder das Kind dem Vater entreißen mit einem „Ich mach das schon!“. Da wäre ich als Vater irgendwann auch, mhm, demotiviert.

    Was mich aber noch viel, viel mehr verwundert: Wie wenig Paare sich offensichtlich über die Frage „Wie machen wir es eigentlich, wenn ein Kind da ist?“ im Vorwege auseinandersetzen. Da wird einfach gar nicht drüber gesprochen. Jeder hat seine Idee und seine Meinung. Und wundert sich dann, wenn im Leben mit Kind Mariannengräben zwischen den Auffassungen auftauchen. Dabei gibt es doch schon genug, das man nicht vorhersehen kann, bei dem man neu justieren muss – selbst wenn man sich vorher hinsichtlich der Grundlinien einig war.

    Und, ja, es scheint selten zu sein: Aber gleiche Aufteilung in allen Bereichen und Männer, denen das berufliche Fortkommen der Frau wie das Wohlergehen der Kinder und überhaupt aller Familienmitglieder nicht nur gleicher Maßen wichtig ist, sondern die auch ihren Teil dazu tun, die gibt es.

    Dass es mehr werden, nun, das wird nicht vom Himmel fallen. Drum: Reden und ggf. auch fordern – auch wenn es zustehen sollte. Aber Reden und Fordern (am besten im Vorwege) ist vielleicht dann doch besser, als allein mit dem Kladderadatsch dazustehen? :-)

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