Wundersame Welt der Hormone

Immer wieder bewundere Frauen, die sobald der Frühling kommt, ihre Beinhaarpracht in voller Schönheit zur Schau stellen. Mir persönlich wäre das leicht peinlich und so grüble ich seit Jahren, ob diese Damen a) an psychogener Blindheit leiden oder b) schlichtweg viel selbstbewusster als ich sind und einfach über ein ausgeglichenes Verhältnis zu jeder Form weiblicher Körperbehaarung an gut einsehbaren Stellen verfügen.
Kurz nach der Geburt von Kind 2.0 sollte ich eine Antwort auf diese mich seit Jahren quälende Frage erhalten: Sie alle müssen kurz vor der gemeinsamen Reise mit ihrem Schienbeinfell ebenfalls ein Kind zur Welt gebracht haben.
In den ersten Tagen nach der Geburt im Krankenhaus stand ich nämlich zufrieden vor dem Spiegel und lobte innerlich leise aber doch recht selbstbewusst mein wunderbares Aussehen. Elf Kilo hatte ich auf einen Schlag abgenommen, die Augen strahlten, ich war wunderschön!
Nicht so wie die anderen Ex-Schwangeren, die mit X-Beinen und gequälten Gesichtern über den Flur schlichen. Die sahen aus wie frisch Erbrochen. Lediglich ich, ich, ich war frisch und entzückend wie der erste Sonnenstrahl der an einem lauen Frühlingstag das eisverkrustete Winterherz kitzelte. Jeder Spiegel rief mir zu: Ahhhhh, wunderschön! Herrlich wie Du aussiehst! Entzückend!
Ich spielte sogar mit dem Gedanken mein Antlitz aus Pietät den anderen Frauen gegenüber zeitweise zu Verhüllen.
Eine Woche später das böse Erwachen. Der eifrige Opa hatte die ersten Tage im Krankenhaus mit der Videokamera festgehalten. Was ich da sah, ließ mich schrill aufschreien. Statt der lieblichen Gazelle lag da nach wie vor ein Walross im Krankenbett. Nur dass das Walross Augenränder bis zum Kinn hatte, verpickelt war und sogar deutlich erkennbare Wasseransammlungen in den Nasenflügeln hatte.
Die Macht der hormonellen Verblendung lässt mich nach wie vor schaudern.

4 Gedanken zu „Wundersame Welt der Hormone“

  1. Da könnt Ihr mal sehen, wie unterschiedlich die Geschlechter wirklich sind: Männer können das jederzeit, ohne jemals Kinder zu gebären – sich selbst uneingeschränkt großartig finden.
    Und ihnen kommen deswegen auch niemals Zweifel.

     

    Aber ein gesunder Mann kuckt auch keine fremden Homevideos von sich selbst an. Jedenfalls nicht, so lange er nüchtern ist.

  2. danke für die erinnerung-in 4 wochen ist es wieder soweit und ich werde diesmal in weiser voraussicht alle digicäms, videocäms und andere cäms verbieten!!
    habe nämlich nach kind I exakt die gleiche erfahrung wie du gemacht-ödeme sehen nicht wirklich schick aus:)

  3. Aus diesem Grunde sollte Videokameras und Fotoapparate aus dem Umfeld einer geworfenen Mutter verbannt werden.
    Neben knapp 4 Kilo Lebendgewicht sieht man IMMER aus wie eine Wallküre mit Übergewicht.
    Und das innere Strahlen lässt sich leider auch nicht auf Zelluloid bannen.
    Wirklich schön wird es erst dann, wenn der 4jährige nach einer durchzechten Nacht der Mutter ins Ohr säuselt: „Oh du schönste aller herzallerliebsten Mamas…!“ Welche Hormone da wohl verrückt spielen?!?

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