Gravity

Psychologen testen und vergleichen ja gerne. Wenn genug Studien durchgeführt wurden, kann man die Studien zusammenfassen und die Ergebnisse der Ergebnisse auswerten. Irgendwann hat das mal jemand gemacht und heraus kam bezogen auf die Frage, ob Männer bzw. Frauen irgendwas besser können als Frauen bzw. Männer: Ja – es gibt einen Unterschied.

Männer weisen über alle Studien hinweg bessere Testergebnisse in Sachen geistige Rotation auf. D.h. sie haben eine bessere Vorstellung davon wie dreidimensionale Gegenstände sich im Raum drehen und wie sie dann aussehen.

Ich glaube das. Ich bin zum Beispiel wahnsinnig schlecht darin mir dreideimensionale Gegenstände gedreht vorzustellen. Das hab ich das letzte Mal gemerkt als ich im Büro versuchte die auseinandergenommene Milchschäumeinheit des Kaffeevollautomaten wieder zusammenzusetzen. Vier Teile, eine schematische Zeichnung in der Bedienungsanleitung – ca. 10 Minuten inklusive mehrerer Duzender Fehlversuche habe ich gebraucht mir das so vorzustellen, dass es am Ende wirklich passte.

Astronautin hätte ich also schonmal nicht werden können. Das habe ich gestern verstanden als ich mich bei Gravity fast tot gelangweilt habe. Ich dachte, der Film sei irgendwie spannend. So wie Open Water vielleicht – nur eben im Weltraum. Mir hat niemand vorher gesagt, dass man sich den Film komplett sparen kann, wenn man ihn nicht in 3D im Kino anschaut (und selbst wenn ich das getan hätte, ich kann mich einfach nicht mit optisch anspruchsvollen Filmen anfreunden, die sonst keine Handlung zu bieten haben). Jedenfalls – ich kenne mich echt nicht aus mit diesen Astronautensachen – aber allein schon dieser Unsinn dass Sandra Bullock in Unterwäsche durch die Raumstation gleitet. Was soll das? Hat der Film das wirklich nötig, damit Männer sich besser unterhalten fühlen? (Jetzt hauen mich gleich alle, aber gibt es einen anderen Grund eine Frau bei Minusgraden in Unterwäsche zu zeigen?).

Jedenfalls was die Sache mit der Bedienungsanleitung angeht – glücklicherweise liegt in der ISS vor jeder Steuerungseinheit ein Handbuch mit ca. 250 Seiten (also ungefähr der selbe Umfang wie beim Kaffeevollautomaten). Jeweils auf der bereits aufgeklappten Seite stehen dann die wichtigsten Anweisungen. Diese lauten „Drücke den 5. Knopf in der 7. Reihe“. Dann geht alles automatisch. Zum Glück! Denn in der Rettungskapsel der chinesischen Raumstation findet Sandra die Anleitung nicht mehr und drückt dann einfach vier Knöpfe auf Probe. Der vierte JOTTSEIDANK initiiert einfach das komplette Landemanöver.

Zumindest habe ich gelernt, dass ohne Atmosphäre kein Schall weitergetragen wird. (Seitdem arbeite ich an einer Idee in meiner Wohnung die Atmosphäre abzusaugen. Das würde das Leben mit Kindern enorm entspannen.)

Und andererseits – wenngleich ich keine schematischen Gebrauchsanweisungen lesen kann, um Milchdüsen zusammen zu bauen – immerhin könnte ich wohl auch das Hubble-Teleskop reparieren. Wenn ich mich recht erinnere, dann ist Dr. Stone (also Sandra) Ärztin. Man muss offenbar keine Ingenieurin sein. Da ich immerhin technikaffin bin, steht mir die Welt also offen.

Noch eine Sache, die ich hinterher gelesen habe und die mir sehr gefällt. Im Weltraum gibt es keine Waschmaschinen. Die getragene Unterwäsche wird einfach in einer Kapsel mit dem anderen Müll rausgeworfen.  Sie tritt in die Erdatmosphäre ein und verglüht, während unten auf der Erde irgendwo ein frisch verliebtes Pärchen an den Himmel schaut und sich beim Anblick der Sternschnuppe etwas wünscht.

Ansonsten: Was Sebastian sagt

Ach und apropos Schall. Die Filmmusik ist grauenhaft. Den Film also besser ohne Ton anschauen.

15 Gedanken zu „Gravity“

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  2. Es gibt ja die These, dass der ganze Film ab dem Moment, an dem ihr vor der Raumstation der Sauerstoff ausgeht, nur mehr ihre letzte Halluzination vor dem Tod darstellt. In seinen letzten Momenten darf man sich sicherlich auch ungestraft in Unterwäsche halluzinieren…. :-)
    Ich fand den Film ziemlich spannend, aber die nichtvorhandene Beweglichkeit von Sandra Bullocks Stirn hat mich etwas verstört.

  3. In den Raumanzügen für die Außeneinsätze tragen die Astronauten Windeln. Also keine Unterwäsche. Man kann ja nicht mal eben rein gehen zum Pipi machen.
    Ich fand den Film ok, aber nicht so grandios wie alle sagen, trotz Kino und 3D.

  4. Ich hab den Film übrigens in 3D im Kino gesehen und fand ihn trotzdem genauso öde, langweilig und doof wie Frau Nuf. Liegt also nicht zwangsläufig am Gucken auf dem Fernseher.

  5. Stellt sich die Frage: Funktioniert der Film zuhause, wenn man ihn dort mit 3D-Brille guckt? Ich wollte den eigentlich anschauen, scheue aber bisher vom völlig irrwitzigen Leihtarif (weil 3D, hu hu) zurück. Wenn der nun sowieso auf dem Fernseher daheim nicht wirkt, kann ich mir das wohl sparen …

    1. Bei Spon scherzt ein Autor, Gravity auf dem Fernseher gehe nur bei einem Bildschirm der Größe eines Mittelklassewagens. Da hat er nicht ganz unrecht. Vielleicht hast Du Glück, und im Rahmen der Oscargewinne nehmen in Kinos wieder ins Programm.

  6. ich kann nur zustimmen, ich fand den film ebenfalls nicht spannend. wenn ich alles abziehe, was mich gestört hat (nervtötend weinerliche sandra bullock, besserwisserischer george clooney, übersteuert-dramatischer soundtrack, die ganzen „jetzt mach halt endlich die luke auf, du nuss“-momente, dass sandra bullock keine socken im raumanzug trug – den mussten sie nachher definitiv verglühen lassen), hätte ich wirklich lieber den hubble-livestream auf kinoleinwandgröße angeschaut oder mich ins planetarium gesetzt – beides am liebsten auch ohne jegliche geräusche. wirklich, kann es einen schöneren tod geben als den „lost astronaut in space“ beim sonnenaufgang über der erde, in völliger stille?
    am allermeisten hat mich aber der weltraumpessimismus gestört. der weltraum ist super, ich kann es nicht leiden, wenn er als böse dargestellt wird. ich bin so schon traurig genug, dass ich die landung der vulkanier nicht mehr erleben oder zu den sternen fliegen werde, da muss man mich nicht auch noch mit diffamierenden weltraumdarstellungen quälen. wie man sieht, hat mich der film wirklich böse gemacht.

  7. Ui, der hat dir aber wirklich nicht gefallen. Die meisten Kritikpunkte werden im Film erklaert bzw machen visuell Sinn, also zumindest teilweise. mal stichpunktartig:

    Unterwaesche: Zunaechst: In der Raumstation ist es natuerlich warm. Ansonsten ist der Film ist visuell ein bisschen Geburtsallegorie. Das wird einem visuell durchweg eingehaemmert (Nabelschnur, etc), die Unterwaescheszene dreht sich um den „Embryo“ shot: http://i.dailymail.co.uk/i/pix/2013/09/05/video-undefined-1BA51708000005DC-288_636x358.jpg

    Die Frau repariert auch nicht Hubble, die hat ein medizinisches Scanverfahren entwickelt und baut das bei dem Ding ein. Das kann aber nur sie, deswegen ist sie da oben.

    Die Landeverfahren in russischen und chinesischen Kapseln hat sie alle lernen muessen in der Astronautenausbildung, sie ist aber zu gestresst um sich zu erinnern. Dann gehts aber ploetzlich doch. (also nur marginal weniger unwahrscheinlich)

    Und dann am Ende, das ins Wasser Fallen und schwimmen und an Land kommen: Geburt.

    Hat mir ganz gut gefallen, habs aber auch 3d und im Kino gesehen und war ueberhaupt gar kein bisschen gelangweilt. War eher so ein bisschen stresstraumatisiert nachher.

  8. Dass Gravity auf dem Handy öde ist, kann ich mir gut vorstellen. Dass aber nichts passiert, wie in Deinem Link beschrieben (und Du ja, weil er langweilig ist, andeutest), kann man nicht so ganz sagen, es passiert ja eine ganze Menge, aber auf eine sehr technische Weise. Eine Handlungspunkt führt ganz folgerichtig zur nächsten bestmöglichen Aktion und die wird dann gezeigt, und das Zeigen ist das, was der Film ganz exzellent macht, aber nur im Kino sinnvoll zu erleben ist. Kein Film bisher hat den Weltraum für Nichtastronauten sinnlicher nahegebracht. Eine komplexere Handlung hätte da eher gestört. Nur die Fragenach dem Überleben sorgt für Spannung, wie in Open Water auch.

    Mich haben viel mehr die bemühten stereotypen Motive gestört: Heldenopfer, Verzweiflung mit Embryonalhaltung, tragische Backstory (wie im Link beschrieben), Mann erklärt Frau alles (auch wenn er schon tot) ist, Durchhalterede etc. Die Handlung – mit einer zupackenderen, selbstbewussteren Bullock – hätte von mir aus noch viel technischer und steriler sein können.

    Zu der Unterwäsche: Das *scheinen* Astronauten tatsächlich drunterzuhaben unter ihrem Anzug, weil es darin so heiss wird (http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/interview-kleines-einmaleins-des-raumanzugs-124130.html). Immerhin hat sie sehr pragmatische Unterwäsche an und keinen Spitzenslip. Bonuspunkte in dieser Richtung gibt es von mir für die Kurzhaarfrisur, auch die könnte natürlich im All notwendig sein. MaW: Obwohl die Produzenten Bullock natürlich gecastet haben, weil sie Bullock ist, haben sie in meinen Augen weitgehend versucht, ihren Körper nicht in Szene zu setzen (Full Disclosure: Ich bin männlich). Obige Punkte – ohne Mann kann Frau nicht viel, dazu gehört auch dieses Bedienungsanleitungslesen und so – wiegen für mich da schwerer.

    Damit sind wir bei dem Anfang Deines Postings. Dass Männer das geistige Rotieren unter Umständen besser können, sagen die Studien, die Du ansprichst. Belegen die Studien auch, dass es daran liegt, dass sie Männer sind? Und wenn ja, dass es biologisch-genetische Ursachen hat, dass sie es besser können? Und nicht Faktoren der Sozialisation?
    Versteh mich nicht falsch, für die obige Situation spielt die Ursache, warum Du das jetzt nur mit Schwierigkeiten zusammensetzen konntest, keine Rolle, es kann in diesem Fall ja sogar zutreffen, dass es daran liegt, dass Du eine Frau bist. Der defensive Tonfall des Absatzes erweckt bei mir allerdings den Eindruck, dass Du eigentlich ungern sagen willst, etwas nicht zu können, weil Du eine Frau bist, es letztlich aber doch sagst. Das wollte ich ungern unkommentiert lassen.

    1. Das mit dem Handy war ein Witz gestern auf Twitter. Ich hab ihn zumindest auf nem ordentlich großen Bildschirm gesehen.
      Und was das defensive angeht: das liest Du raus.

  9. Ui, da ist aber jemand gefrustet. Kann ich aber verstehen, wenn ich mir vorstelle ihn in 2D zu Hause zu sehen. Das war für mich der einzige Film in meinem Leben, den in 3D zu sehen ich sinnvoll fand. Reicht jetzt aber auch für die verbleibenden 40 Jahre.

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