Ich berichte einer Freundin einige Tage später von meinem Aufenthalt. Sie bestätigt mir den empfundenen Langweiligkeitsgrad und mahnt mich, nächstes Mal einen Kurs zu besuchen. Eine Befragung meiner anderen Freundinnen ergibt, daß Yoga total Spaß macht, also rufe ich mit neuem Namen im Holmesplace an und sage, ich würde gerne mal einen Kurs ausprobieren.
Die darauffolgende Woche erscheine ich nach der Arbeit punkt 19 Uhr im Yogakurs.
Wir sind zu acht und offensichtlich ist meine lila-orange Kombination die falsche, denn alle anderen erscheinen in hellen Erdtönen. Das hätte mich schon skeptisch machen müssen.
Augenscheinlich ist Yoga eine sehr ernste Sache, denn die Damen gehen es sehr verbissen an. Den Verrenkungen kann ich folgen, Kopfzerbrechen bereiten mir lediglich Anweisungen über die Atemtechnik. Ich soll aus und in alle möglichen Körperteile atmen. Beispielsweise in den Kopf. Leider ist der nicht hohl und so habe ich meine liebe Mühe überhaupt entspannt und regelmäßig zu atmen. So lange die Anweisungen konkret bleiben, kann ich mich wenigstens noch ein wenig in die Zielvorgabe eindenken. Richtig schwierig wird es, wenn ich tief in mein „Zentrum“ atmen soll. Welches denn nun? Während ich grübele, beobachte ich meine Mitstreiterinnen, die einen zunehmend seligen Gesichtsausdruck bekommen. Nach einigen Minuten beginnen sie zu stöhnen. Es klingt sehr obszön und ich wundere mich welche Stellen wohl stimuliert werden. Wahrscheinlich haben sie mittlerweile ähnliche Schmerzen wie ich. Ich bin hundert Mal verspannter als zu Beginn der Übungen. Mein Rücken knackst einige Male protestierend in die Stöhnkonzerte.
Wahrscheinlich funktioniert der ganze Esoterikmist bei mir nicht, weil ich keine eigene Yogamatte besitze.
Yoga scheidet für mich zur Bewältigung meiner Dreißigerkrise eindeutig aus. Gruppenschwitzen und -stöhnen finde ich ohnehin unziemlich.
Glücklicherweise gibt es ja noch die Alternative das Ganze zu überwinden, indem ich einen Motorradführerschein mache.