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Berlin kann man nur lieben oder hassen. Ähnlich wie Ingwer beim Sushi. An manchen Tagen bringt mich diese Stadt an den Rande eines Nervenzusammenbruchs. Es ist Feierabend. Um exakt 20 Uhr verlasse ich das Büro und schleppe mich erschöpft in die U-bahn. Glücklich einen Sitzplatz ergattert zu haben, verfalle ich in katatonen Zustand. Mein Gehirn macht fast Urlaub als zwei Musikanten das Abteil betreten. Sie stimmen ein lustiges Lied an. Mein Hirn verkrampft sich. Wie oft muss ich in meinem Leben bitte noch „the girl from Ipanema“ gespielt auf einer Gitarre, begleitet von einer Querflöte hören? Eine Sekunde bevor ich aufspringen und schreien will: „AUFHÖÖÖREN, bitte aufhööören“, verlassen die Herren den Wagen. Ich entspanne mich wieder. Eine Station später, springt jemand zur Tür hinein und ruft: „Waaaaah, ich bin total verhaltensgestört. Ich stehe in U-Bahnabteilen und schreie rum. Das is nich normal. Normal is das nich. Das is sowas von verhaltensgestört (tbc).“ Pause „Wobei“, er erhebt wieder die Stimme „vielleicht seid auch ihr diejenigen, die verhaltensgestört sind, immerhin stehe ich hier und schreie rum und ihr, ihr tut alle so, als ob ihr mich nicht hören könnt“ Er schreit Vokale vor sich hin. Wäre ich besser gelaunt, würde ich wahrscheinlich lachen. Er steigt wieder aus. Eigentlich hätte er sich beim nächsten abklatschen können. Wieder zwei Männer, die singen. Zwischendrin noch ein Harmonikaspieler und vier bis fünf Straßenzeitungsverkäufer.
Wenn das so weiter geht, werde ich bald die Überschrift in der Berliner Morgenpost.

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