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Die Rückfahrt von Bayern nach Berlin erwies sich als anders als erwartet. Während ich nach einem Platz suchend mein Rollköfferchen an böse schauenden Fahrgästen vorbei zerrte, springt eine junge Frau vor mich und sagt: „Frau Nuf lange nicht gesehen.“ Es handelte sich um eine ehemalige Klassenkameradin, die ich seit 1995 nicht mehr gesehen hatte. Wir haben uns zwei Stunden ins Bordrestaurant gesetzt und grünen Tee getrunken (den ich an dieser Stelle sehr empfehlen kann). Nach 120 Minuten war bedauerlicherweise alles gesagt und ausgetauscht. Mein unerträgliches Spießerleben langweilt und sie zieht sich auf ihren Sitzplatz zurück und ich durfte die folgenden 60 Minuten stehen. In Leipzig stiegen dann sehr viele Fahrgäste aus, so dass ich einen Klappsitz ergattern konnte. Leider stiegen drei Minuten später wieder doppelt so viele Fahrgäste ein und ich bot meinen Platz einer Frau mit Kind an. Das wäre ja gar nicht nötig und wirklich sehr nett. Dann habe ich gesagt: „Nein, nehmen Sie meinen Platz. Ich arbeite für die Bahn und wenn der Zug voll ist, ist es selbstverständlich dass Mitarbeiter den Reisenden ihren Platz anbieten.“ Wortlos und leicht triumphierend setze sie sich dann auf meinen Platz. Diese Reaktion finde ich immer wieder verwunderlich. Wenn ich als Mensch meinen Platz anbiete, bin ich wahnsinnig freundlich und die Leute wollen nicht annehmen und wenn ich das als Bahnmitarbeiter mache, habe ich das Gefühl, sie hassen mich für die 30 Sekunden, die ich davor saß.
Eine neunzigminütige Zugfahrt auf 10 cm hohen Absätzen stehend zu verbringen vergeht im Übrigen sehr viel schneller als ich befürchtet hatte.

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