Tja, wenn das so weiter geht muss ich ab Oktober auch nicht mehr regelmäßig aufstehen. Da ich mich aber weigern werde, aus Berlin weg zu ziehen, habe ich mir auf Drängen meines Vaters etwas anderes überlegt.
Wenn ich Papa erzähle wie gut ich versichert bin und wie eisern ich spare, sagt er immer: Jetzt spinn doch nicht rum. Du bist noch so jung. Mach doch mal was schönes. Jeden Tag arbeiten kannste mit 50 noch (naja ok, er sagt eher: Meine liebe Kinde. Du viele zu viele vernunftig. Mussu nich alles sparen, hasse sons keine Lebensqualitätä. Bisse junge, mussu mehr Abendteuer probiere!).
Da hilft alles appellieren nicht. Papa will dass ich kein Spießerleben führe. Ich soll eine Kneipe aufmachen.
– Papa! In Berlin? Da gibt es Hunderte. Dann bin ich nur verschuldet, das ist doch reine Glückssache, ob sowas klappt!
– Ach papperlapappe. Du biste angstliche Hase!
Jedenfalls, wenn ich im Oktober zu den 5,5 Millionen Arbeitslosen gehöre, werde ich mein gesamtes Erspartes nehmen und eine Kneipe aufmachen. Die nenne ich „konzeptlos“. Morgens koche ich zwei Gerichte auf die ich gerade Lust habe. Das ist das Tagesmenü. Was anderes gibt es nicht. Ich werde selbst bedienen und wer mich unfreundlich findet oder wem das Essen nicht schmeckt, den schreie ich an. Wer mir kein Trinkgeld gibt, den schreie ich an. Wer mir sonstwie blöd kommt, den schreie ich an.
Die ganzen verweichlichten Juppies werden das mögen. Als Getränke biete ich an: Bier, Wasser, Apfelsaft. Wem das nicht passt, den schreie ich an.
Wenn der Laden so richtig boomt, kann mein Freund miteinsteigen.
Wir ändern nichts am Konzept und erhöhen lediglich die Preise. Die Kneipe benennen wir dann in „konzeptlos und teuer“ um.
Jetzt fehlt quasi nur das Logo.