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Tag Drei

Ich bin mir nicht sicher, ob ich es überhaupt noch schaffe an dem vom FD vergifteten Kaffee zu sterben. Mein Muskelkater wird mich zweifelsohne schon vorher dahinraffen. Meine Beine fühlen sich an, als habe jemand meine Muskeln entfernt und sie gegen schmerzleitende Holzscheite getauscht. Der Kilometerzähler am Fahrrad meines Freundes zeigte für die letzte Radtour FÜNFUNDVIERZIG Kilometer. Ich war mir bis Gründonnerstag nicht mal sicher, ob ich es überhaupt schaffen könnte einen ganzen Kilometer ohne Pause zurück zu legen.
Mich an einem Tag (!) 45 Kilometer (!) auf einem Fahrrad (!) in der freien Natur (!) und sieben Stunden (!) an der frischen Luft zu bewegen, kann nicht gesund sein.
Nach einer mehrstündigen Debatte leuchtete dies auch meinem Freund ein und wir entschlossen uns lediglich zu frühstücken, einkaufen zu gehen, zu schlafen, Mittag zu essen und dann einen kleinen Spaziergang zu machen.
Um es kurz zu machen: Der Spaziergang erstreckte sich über drei Stunden und dies ist einmal mehr den unsäglichen Wanderkarten zu schulden. Auch diesmal gelang es uns nicht, die gelbe Wanderlinie zu finden und ihr konsequent zu folgen. So irrten wir durch den Sumpf, suchten erfrorene Molche und bewunderten Eichhörnchen. Eichhörnchen sind im Übrigen die lebendiggewordene Süßhaftigkeit. Ein entzücktes „süüüüß“ entfährt mir nur sehr selten. Beim Anblick eines Eichhörnchen will ich meiner alltäglichen Blindheit gegenüber den Wundern des Alttags entgegen permanent in die Hände klatschen und Synonyme für „Oooch ist das niedich!“ quietschen.
Der Abwechslungsgrad der Abendgestaltung auf dem Lande sinkt mit der Verweildauer dramatisch. Wir haben alle Kinofilme gesehen. Wir haben unsere mitgebrachten Bücher zuende gelesen. Wir haben gegessen, sind mehrere Male durch die Stadt gelaufen, haben uns mit Einheimischen unterhalten, kennen sogar über 50% beim Vornamen und haben alle örtlichen Denkmäler besichtigt und fotografiert.
In einem letzten verzweifelten Versuch einer Abendgestaltung imitiert mein Freund nun seit zwei Stunden in der Hoffnung mir eine Freunde zu machen ein balzendes Eichhörnchen.
Er klickert mit der Zunge und lässt seinen imaginären Puschelschwanz wedeln. Ich frage mich, wie lange er das noch durchhält. Ich habe das Licht bereits ausgeknipst und schreibe diese letzten Zeilen im Dunkeln …

Der Ausflugtag nach Waren mit der Knoblauchsoße des Teufels und die zweite Radtour samt der überaus amüsante Rückfahrt folgt demnächst.

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