Als ich gestern von Quik n Brite berichtete, fiel mir zeitgleich meine erste Gesichtsbremsung ein. Ich hatte bereits Erfahrungen im Kopf- und Schulterbremsen. Eine Gesichtsbremsung war eine neue Art zum Stehen zu kommen. Wer seine Fahrradbremsen schonen möchte, kann dabei folgendermaßen vorgehen. Im Schritttempo von der Straße auf den Radweg abbiegen. Dann, weil man in ca. 300 Meter Abstand ein bewegliches Hindernis sieht, übertrieben stark die Vorderbremse ziehen. Im Zeitlupentempo über den Lenker fliegen, ihn dabei kräftig in die Oberschenkel einbetten, zuerst mit der Stirn aufkommen und dann langsam das Gesicht nachziehen.
Hat gar nicht weh getan und ich entschloss mich trotzdem einkaufen zu gehen. Mir fiel auf, dass ich merkwürdig angeschaut wurde. In der Drogerie, die sehr viele Spiegel hat, wurde mir klar, warum: ein zwei Zentimeter langes Hautstück baumelte von meiner Nasenspitze. Ich hatte es mir von der Lippe nach oben abgehobelt. Mein Gesicht war dreckig und blutverschmiert. Ich riss mir den Hautlappen ab und ging nach Hause.
Die folgenden Wochen sah ich aus wie Minni Maus, da der Schorf sich karnevallsschminkenartig an meiner Vor- und Unternase gebildet hatte.
Spaßfaktormäßig rangiert die Gesichtsbremsung ganz unten.
Dem entgegen ist die bloße Kopfbremsung sehr zu empfehlen. Kann man ebenfalls mit dem Fahrrad machen. Wieder Schritttempo fahren. Darauf achten, dass man eine Stofftasche so am Lenkrad befestigt hat, dass sie zwischen die Speichen kommen kann. Wenn es so weit ist, ganz, ganz fest am Lenkrad festkrallen und unbewegt wie ein gefällter Baum auf den Asphalt prallen.
Nach dem Landen prüfen, ob man eine Platzwunde hat. Wenn dem so ist, den nächsten Arzt aufsuchen. Beim Arzt freundlich blutend fragen, ob man einen Termin haben könnte. Sich dabei über die aufgescheuchte Arzthelferin wundern. Gleich dran genommen werden.
„Oh, das muss genäht werden, dafür muss ich ihnen die Haare an der Stelle abrasieren“
„Och nö, dann geh ich lieber wieder“, antworten und die Fetzen der Stofftasche zusammen drapieren.
Seltsamerweise dachte der Arzt dann, ich sei gaga. Er zeigte mir mehrere Fingerkombinationen und fragte nach der Anzahl der sichtbar nach oben gestreckten Finger. Nach langem Diskutieren und Heulen, gab er auf und versuchte zu nähen ohne die Haare abzurasieren. Schlagendes Argument war: „Ich will mir die doch noch aufdrehen!“.
Die Haare sind aus Rache wenige Tage später einfach ausgefallen.
Die Schulterbremsung eignet sich dem entgegen für den Einstieg. Auf Rollerblades einfach mit abgeschraubten Bremsen einen Berg runterrasen und dem Vordermann zurufen: „ICHKANNNICHBREMSEN!ICHKANNNICHBREMSEN!ICHKANNNICHBREMSEN!“
In der nächsten Kurve seitlich ins Gras werfen und langsam auf der Schulter zum Stehen kommen.
P.S. Im Alter spricht man gerne von Blessuren und Krankheiten.
P.P.S. Oder über die Verdauung.
Autsch!
Ich kann dazu noch die Zaunbremsung anbieten. Nachts mit hoher Geschwindigkeit und leichtem Alkoholpegel zügig nach Hause fahren, da man sportlich ist ja mit nach untem geneigtem Kopf, und ab und zu mal nach oben blicken. Beim verspätetem Blick nach oben dann bemerken, dass der Weg sich ja gabelt, und dann frontal in den 2m hohen Maschendrahtzaun fahren, der die Mitte der Gabelung markiert. Nach dem Rückprall sammelt man sich und das nun kaputte Fahrrad wieder auf, schließt dieses am Zaun an, damit es ja nicht geklaut wird, und läuft erstmal nach Hause, bis man sich dann eine Stunde später vom Vater dann doch ins Krankenhaus fahren lässt, wo dann der Schlüsselbeinbruch diagnostiziert wird.
Ebenfalls gibt es noch die Autobremsung, die ähnlich abläuft wie die Zaunbremsung. Nur dass man hier dann von hinten auf das heimtückisch parkende Auto auffährt und über Kofferraum seitlich dann neben dem Auto landet. Zur Vermeidung der dummen Nachfragen des Autobesitzers richtet man schnell die Vordergabel des Fahrrads und macht sich dann schnell davon, auch wenn das Fahrrad etwas krumm ist.