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Jedes Mal, wenn ich daran vorbei fahre, frage ich mich: Welche Botschaft will mir der Werbe- und Kommunikationswissenschaftler mit der Gestaltung dieses Bildes übermitteln?
Da ist der wühlmausgesichtige Oskar Lafontaine, Hagen der SPD, auf der schwarzen Seite. Die Finsternis drückt von hinten auf ihn und lässt seinen weißen Haarkranz wie einen Heiligenschein erstrahlen.
[Erinnern wir uns an die Nibelungen. Dort rammt Hagen (Oskar) dem Siegfried (Gerhard) den Dolch in die verwundbare Stelle, doch es dauert nicht lange bis er von Kriemhild schwertschwingend (Angie?) danieder gemetzelt wird.]
Luxusoskar hat sich den Platz links im Bild erkämpft.
Jeden Morgen, wenn ich mit dem Fahrrad an dem Plakat vorbei fahre, stelle ich mir die Fotosession vor.
Fotograf: So Herr Lafontaine und Herr Gysi, wenn sie sich bitte nebeneinander stellen würden?
Oskar: Ich steh aber links!
Gregor: Nix da! ICH steh links!
Oskar: Gar nicht! ICH steh lihhhinks!
Gregor: Oskar, wir haben das aber anders abgesprochen. Du hältst dich nicht an die Vereinbarungen.
Oskar: Ich geh mit deinem Privatleben an die Presse, wenn du mich nicht links stehen lässt, werter Genosse!
Photograf: Meine Herren! Bitte keinen Streit!
Gregor: Ist schon in Ordnung, ich steh ja gerne rechts.

Zurück zur Plakatgestaltung: Gysi, der zwar nur 3 cm kleiner als Oskar ist, musste sich offensichtlich neben Lafontaine knien. Hinter ihm ist heller Tag. Er reibt seine Finger in italienischer Manier, als bezichtige er jemanden links vor Oskar stehend des Arschlochseins. Sein Gesicht verzieht er dabei wie Alfred Biolek in seiner Kochshow wenn er Scheußliches probiert hat, dem bemühten Kochgast jedoch nicht die Laune verderben will und deswegen: „Hmmmmm ohhhh LECKER!!!“ grunzt.
Gysi schaut Lafontaine nicht an und gemeinsam höre ich sie rufen „Wir predigen nicht Wasser und trinken selbst Wein. Wir predigen Wein!“

Das Verhältnis von Schwarz zu Weiß beträgt etwas mehr als 2/3 zu weniger als 1/3 – folgt also dem goldenen Schnitt. Soll mir das helfen die Verbindung zwischen selbstdarstellungssüchtigen Unsympath und rhetorikgeschulten Retrofreund ästhetisch und somit gut zu finden?

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