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Mein Vater sagt, wenn es mit dem jetzigen Job nicht weiter geht, soll ich nach Italien gehen und dort eine Vollkornbäckerei eröffnen. Das würde mich unendlich reich machen. Als ich letzte Woche ein Gespräch im Zug belauschte, schien es mir wahrscheinlich, dass es sogar eine weltweite Nachfrage nach „echtem“ Brot geben könnte. Eine Amerikanerin berichtete von den Komplikationen, die ihr die zwanzig Kilogramm Pumpernickel in ihrem Gepäck bei der Einreise in ihr Land bereiteten.
Natürlich macht man als Kind nie was die Eltern raten. Ich entwickelte heute also ein Gegenkonzept. Denn als ich in der Kaffeekette Balzac einen Zettel entdeckte, der den Zweck verfolgte besonders komplizierte Wünsche durch Ankreuzen einer 27 Dimensionen umfassenden Matrix zu erleichtern (Latte Macchiato mit Extrashot Espresso und Caramelsirup, Halbfett Sojamilch und Milchschaum statt Sahne), kam mir die geniale Idee des Frauenrestaurants.
Als Frau weiß ich, dass es im Grunde unmöglich ist à la carte zu bestellen. Im Normalfall enthält jede Bestellung eine – besser n-Änderungswünsche.
Frau: Ich hätte gerne das Wiener Schnitzel mit Pommes und ein Wasser.
Was im ersten Moment einfach erscheint, entpuppt sich nach der dramaturgischen Pause als hochkomplexes Konstrukt.
Frau: Das Schnitzel hätte ich gerne ohne Panade, wenn möglich und ach, könnten sie vielleicht Schwein statt Kalb nehmen? Statt der Pommes hätte ich gerne Kroketten. Ist da ein Salat dabei?
Kellner nickt.
Frau: Hm oh, na den hätte ich gerne ohne Dressing und sind das Cocktailtomaten oder richtige?
Kellner: Normale Tomaten eben.
Frau: Dann bitte ganz ohne Tomaten und wenn sie bitte die Möhren weglassen könnten, die mag ich nicht. Dafür hätte ich gerne Pilze. Die sind doch frisch, oder? Ach ja, das Wasser bitte ohne Eis und mit einem Viertel Zitrone nicht nur so ne kleine Scheibe, ja?
Kellner nickt.
Frau: Und achten sie bitte darauf, ich bin ein bisschen empfindlich, das Glas muss schon schön sauber sein!
Kellner: Das Wasser klein oder groß?
Frau überlegt.
Frau: Ach wissen sie was, ich hätte doch gerne eine Saftschorle, was haben sie denn da?
[Dialog beliebig erweiterbar].

Ganz tief in ihrem Inneren sind alle Frauen so.
Ich mache also ein Frauenlokal auf. Dort bekommt jeder beim Eintritt einen kleinen Taschencomputer in die Hand. Mit dessen Hilfe kann man dann gleich in der Küche bestellen. Eine Grundvariation (4 mal umbestellen) kostet 10 €. Jedes zusätzliche Umbestellen kostet 1,50 €.
Man denke da mal alleine an die Auswahlmöglichkeiten für Reis! Naturreis, Wildreis, Basmati-, Risotto, Paelliareis, Thaireis, Langkornreis, Patnareis, Michreis.
Und bei den Nudeln: Farfalle, Spaghetti, Penne, Tortelloni, Tagliatelle, Ruote, Orecchiette, Bigoli, Cannelloni, Conchiglie, Maccheroni, Spaghettoni, Ravioli, Rigatoni, Spirelli, Vermicelli, Bucatini, Quadretti, Cannolicchini, Fettucelle, Parpadelle, Linguine, Trenette, Capelletti, Scannapreti – um nur einige zu nennen.
Man könnte Stunden! ja Wochen umbestellen. Allein bei den Beilagen! Und erst bei den Soßen! Man stelle sich bei der Varianz die Permutationen der zur Auswahl stehenden Beilagen vor! Wenn ich die Augen schließe, sehe ich kleine Eurozeichen vorbeirauschen.
Für die Herren eröffne ich das andere Restaurant.

Ein Gedanke zu „112627336254123462“

  1. suse sagt:

    Ich hoffe auf Umsetzung dieser grandiosen Idee.

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