Angeregt durch eine U-Bahnanzeige zu der Aktion Weihnachten im Schuhkarton, konnte ich mich entschließen meine nicht unbeachtliche Anzahl an Teddybären endlich zu verschenken. Schon als Kind konnte ich mich viel mehr für Stofftiere als für Puppen begeistern. Zwei Mal versuchte meine Großmutter mir eine Puppe zu schenken. Diese bei mir wenig willkommenen Geschenkexperimente brach ich durch entsprechende Signalsetzung innerhalb 24 Stunden ab. Dies geschah, indem ich der Puppe den Kopf abriss, ihren Körper zwischen die Heizkörperlamellen steckte und wartete bis das Plastik anfing süßlich duftend zu schmelzen. Dann schnitt ich dem Puppenkopf die Haare ab und legte ihn samt verbeulten Korpus vor die Schlafzimmertür meiner Eltern. Ich wollte sicher gehen, dass sie verstanden hatten, dass ich keine weitere Puppe geschenkt haben wollte.
Jahre später entdeckte ich bei einer Schulfreundin eine Puppe, die man hinten aufklappen konnte und dort kleine, bunte Schallplatten einlegen konnte. Die Puppe sagte dann in einer Endlosschleife „Mama, ha, ha, ich hab Dich so lieb, Mama, ha, ha, ich hab Dich so lieb“ oder auch „Rääähbääähhh, ich hab Pipi gemacht!“. An diese Puppe musste ich heute Morgen denken. Als ich das Prinzip Schallplatte-hat-Spuren-die-Töne-erzeugen-und-deswegen-redet-Puppe so halbwegs durchschaut hatte, begann ich damit aus Knetgummi eigene Schallplatten zu formen. Leider entwickelte ich nicht parallel den Inversschallplattenspieler, was für mich zu einer herben Enttäuschung führte, weil die Puppe entgegen meiner eifrig ausgedachten Vorstellung nicht italienische Kinderlieder sang sondern gar nichts mehr machte und lediglich ein knetgummiverklebten Gummirücken hatte.
Ich ließ die Puppe unauffällig aus de Fenster fallen und behauptete vor meiner Freundin, sie habe sich aufgrund der schrecklichen Monotonie ihres Daseins das Leben genommen.