Meine französische Freundin sagt, wenn Schuhe nicht weh tun, sind es nicht die richtigen Schuhe.
Ich bewundere ihren Ehrgeiz dem Paradigma „Wer schön sein will, muss leiden“ zu folgen. Doch Vorsicht! Das ist nur nachahmenswert, wenn man tatsächlich eine zierliche, modebewusste Französin ist.
Die deutsche Frau hingegen, muss bei der Präsentation ihres Modebewußtseins vorsichtiger sein. Denn Modebewußtsein hat nicht ausschließlich etwas mit im heimischen Fernsehprogramm erspähten Modetrends zu tun. Wer sich mit der aristotelischen Syllogistik auskennt, der weiß:
Wenn der Schuh gut aussieht, tut er weh
– ist nicht in –
Wenn der Schuh weh tut, sieht er gut aus
– zu wandeln.
Das ist der Grund warum nicht jeder in ein Glitzerschühchen gepfropfte Plattsenkspreizfuß hübsch aussieht. Im Gegenteil, da fühlt man sich schnell an die beiden Stiefschwestern von Aschenbrödel erinnert, die wiederum nicht für ihren Liebreiz in die grimmsche Geschichte eingingen.
Auch ist die Herausforderung nicht zu unterschätzen, wenn das deutsche Modeopfer sich abends nach all den Plagen des Tages im heimischen Sofa suhlt und einen Stoßseufzer ausstoßend mit Hilfe eines Schuhlöffels das vakuumisierte Leder vom Körper zu stemmen sucht.
Das wäre am Ende alles zu ertragen, würde das Modeediktat die Frauenwelt nicht zusätzlich zum Tragen spitzer Schuhe zwingen. Hat der Fuß nämlich nicht Schuhgröße 36, dann dauert es kaum zwei Tage und der elegant geschnittene Neuschuh läuft nicht mehr aerodynamisch spitz zu, sondern beult an den Zehenseiten zunehmend aus. Ich frage mich, ob die meisten Frauen an psychogener Blindheit leiden, denn offensichtlich können sie nicht sehen wie unästhetisch es ist, die 43er Füße durch eine 15 cm lange Schuhspitze zu verlängern. Die Wahrheit ist: es hat den Anmut von angschnallten Saugpümpeln.
Das sieht nicht nur hässlich aus, das ist ungesund!
Fußdeformationen sind kein Spaß!
Durchblutungsstörungen durch eingequetschte Zehen ziehen Krampfadern nach sich!
Kauft runde Schuhe!
Befreit Eure Füße!
Befreit meine Seele!