114077674057106762

Vor der Lesung kaufe ich noch schnell Rexona Cotton Dry. Dann setze ich mich mit feuchten Händen zu Herrn Dahlmann, der als einziger ebenfalls pünktlich erscheint. Vor Aufregung greife ich sogar, trotz meiner sonstigen Alkoholabstinenz zu einem Radler. Herr Dahlmann strahlt die Gelassenheit eines tibetanischen Mönchs aus und ich werde langsam ruhiger.

Dreißig Millisekunden bevor es losgeht, erscheint ix, der sich im Hotel einige Blogtexte ausdrucken hat lassen. Schriftgröße 3 höchstens, ich schwöre.
Dann geht’s los und ich setze mich neben Frau Schwadroneuse, die meine Nervositätsunterzuckerung liebevoll umsorgend mit einem Stück Kokosnussriegel abwendet.

Ich verfalle in Trance. Als ix aufsteht, stehe ich auch auf. Ich habe mir die ganze Zeit im Kopf vorgesagt: „Wenn x=3, dann nuf=4“.

Die Treppen auf die Bühne verfehle ich. Ich stolpere. Steige mir dabei auf die Hose, sie zerreißt. Hosenlos schlittere ich bäuchlings auf die Empore.

Macht nix, denke ich tapfer und ziehe mich an der Tischkante hoch. Sitze ja auf einem Stuhl hinter einem Tisch. Niemand sieht meine Beine, ich mache einfach weiter als sei nichts gewesen. Im Publikum sehe ich meine Freunde sitzen. Ich winke aufgeregt, reiße dabei die Arme hoch. Zweihundert Menschen starren auf meine Schwitzflecken. Handyfotoapparate blitzen. Drei Sekunden später gibt es bei flickr die ersten Hits zu der Tag-Kombination „das nuf & Schweißflecken“

Während ix liest, warte ich auf mein Stichwort: „fällt er vom Fahrrad runter.“ Als er sagt „fällt er vom Fahrrad runter.“, will ich mit meinem Text beginnen.

Leider haben meine nassen Hände den Ausdruck des Tintenstrahldruckers verschmiert. Mein Mund ist so trocken, dass ich nichts sagen kann. Lediglich ein kehliger Laut entfährt mir.

Dann wache ich auf.

Alles war nur ein Albtraum und ich habe tatsächlich geschafft, weder zu fallen noch anderweitig unangenehm aufzufallen.

Der Abend war perfekt!

Vielen Dank an die Mitlesenden, Frau Schwandroneuse (die mich tatsächlich mit Kokosriegeln rettete) und alle Gäste, die nicht mit faulem Obst geworfen haben.

Ganz besonderer Dank natürlich an das Handelsblatt.

Es erfüllt mich mit großer Freude, dass ich meine Freunde K., T. und N. nicht mehr wie 2004 täglich zwingen muss, meinen Blog zu lesen, sondern dass es Freiwillige gibt, die jeden Tag kommen (Auch wenn es manchmal über google zu den Anfragen: „krankheit gorilla popo, „hässliche puppe schlagen“ oder „chef hängebauch wegmachen soll“ ist).

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mehr als 5x können Sie in einem Monat nicht kommentieren. So sorry! Ist das Gegenteil der Fall und sie möchten einen Kommentar hinterlassen, wissen aber nicht, was sie schreiben sollen, dann nutzen Sie den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken