wie komme ix ins fernsehen?

ins fernsehen kommen ist gar nicht so schwer. vor nicht allzulanger zeit besuchte ich die premiere von the matrix revolutions. die premiere war bekanntlich nachmittags, da der verleih glaubte ein weltweit synkroner start könnte aus einem scheiss-film einen gut-besuchten machen. keine ahnung ob das klappte. als der film zuende war und ich übellaunig und stinkig aus dem kino trat sah ich ein 2df-fersehteam am treppenaufgang lauern. meine begleitung ergriff die flucht, ich schlenderte langsam aufs fernsehteam zu. das funktionierte, der redakteur fragte mich wie ich den film gefunden hätte. ich kotze meine meinung ins 2df-mikro und ging zurück ins büro, arbeiten. offenbar wurde der beitrag 3 stunden später tatsächlich um 19 uhr gesendet, was ich daran bemerkte, dass ich lauter sms bekam von leuten die mich im fernsehen gesehen hatten, darunter auch ein kunde der mir mitteilte, dass das ja interessant sei, dass ich nachmittags ins kino gehe.

ansonsten ist der besuch von fernsehsendungen als publikum eine beliebte methode um ins fernsehen zu kommen. meine erste sendung die ich als claqueur besuchte war „boulevard bio“. das hatte nichts mit naturwissenschaft zu tun, sondern mit alfred biolek. die sendung habe ich natürlich auf VHS aufzeichnen lassen um mich später per suchlauf, zeitlupe und standbild im publikum zu suchen. leider war ich selbst per standbild nur ganz dunkel und verschwommen zu erkennen. dafür werde ich nie vergessen wie einer der prominenten gäste die toilette zur gleichen zeit wie ich aufsuchte und allen anwesenden beim öffnen der klotür laut und deutlich einen „wunderschönen guten abend“ wünschte. das hatte fast soviel klasse wie „mahlzeit“ auf dem klo zu sagen.

bei einer aufzeichnung von harald schmidt war ich auch einmal zugegen. ich ging mit meiner schwester dorthin, die mit ihrer sehr lauten und auffälligen lache die kameramänner auf sich aufmerksam machte. so kam ich neben ihr auch ein-, zweimal kurz ins bild. ähnlich verhielt es sich ein paar jahre später bei anke engelke.

das alles ist einfach, ein kurzauftritt im fernsehen kostet etwa 10 euro (eintritt), ist aber weniger popularitäts-bildend oder ruhmreich. also unbefriedigend.

also schmidete ich vor 5 jahren einen perfiden, teuflischen plan um ins fernsehen zu kommen: ich fing an zu bloggen um irgendwann berühmt zu werden und ins fernsehen zu kommen.

schon nach fünf jahren ging der plan auf. via johnny meldete sich ein arte redakteur bei mir und fragte mich ob ich mich interviewen lassen würde. ich sagte zu und saberte ausversehen in meine bluetooth-tastatur.

am mittwoch abend letzter woche traf ich dann bei johnny ein kleines dreimänniges arte-fernsehteam das vorher johnny interviewt hatte.

nachdem wir uns kurz begrüsst und die hände geschüttelt hatten setzten wir uns bei johnny in den garten. kein schminken, kein haarezupfen, keine frage nach meiner wäscheklammer an meinem revers. ich war enttäuscht. das fehlende schmicken führt wahrscheinlich dazu, dass meine ungesunde rote gesichtsfarbe im fernsehen einen glänzenden auftritt bekommt. bevor frank ilgener, der redakteur, und ich anfingen über weblogs zu plaudern, schoss ich noch ein foto mit meinem handy und „flickerte“ es (internet affine menschen kennen das, das ist das was nico lumma berühmt und berüchtigt gemacht hat). was ich da tue, fragte frank ilgener. „äh, ich habe ein foto gemacht und es geflickert.“ — ruckzuck war ich im technik-geschwafel, tagging, rss, kommentare und offene apis. durch geschicktes, unprätentiöses und wie ich fand von ehrlicher neugier getriebenes fragen machte herr ilgerner das gespräch dann doch noch zu einer, nun ja, entspannten plaudererei über weblogs und was man daran faszinierend finden kann.

ich habe vermnutlich ziemlich viel blödsinn gelabert, häufig das berühmte blogger-„ich“ und ausgefeilte selbstbeweihräucherungs-techniken benutzt aber dabei immerhin ganz langsam geredet, wie mir vorher eingetrichtert wurde.

herr ilgener war voll der profi, über den einen oder anderen witz von mir lachte er zwar heftig, aber immer so, dass man es nicht hörte. nur aus dem kameramann brach einmal ein lauter laucher hervor, so dass ich meinen satz wiederholen musste. kindergeschrei, ein schuss, sirenengeheul, vogelgeschreie und zwei anwohner unterbrachen meinen redefluss auch ein paarmal. weitere unterbrechungen ergaben sich durch zweimaliges kasseten-wechseln — was mir ein kleinwenig ein schlechtes gewissen machte, denn der herr ilgener muss sich ja demnächst die ganze scheisse nochmal angucken und anhören um sie zu einem beitrag zu zerschneiden — und ein akkuwechsel.

zwischendrin rief mich ein kunde an, der ein problem mit indesign und der funktion „verpacken“ hatte. dummerweise hatte ich das handy nicht stumm gestellt, so dass auch dies zu einer kleinen unterbrechung führte. mein handy beschied mir nach dem anruf, dass es „kurzfristig überlastet“ sei. ich mag mein menschelndes handy, das fernsehteam lachte mich aus.

entgegen meiner erwartung war ich das ganze interview über ziemlich ruhig, vorher auch, gar nicht richtig aufgeregt und das obwohl ich komplett nüchtern war.

zum schiessen von sog. „footage“ stellte mich der kameramann nach dem interview an die wand und filmte mich, wie ich an der wand stand. ich sollte nicht reden und diese „footage“ würde dafür verwandt, mich „vorzustellen“. bei einer einstellung bat mich der kameramann ihm nicht böse zu sein, aber er würde mich bitten doch „einmal“ den bauch etwas einzuziehen, man könne sonst mein gesicht nicht sehen (er filmte von schräg unten). ich tat wie mir geheissen wurde und versuchte möglichst viel und möglichst unbeteilgt nach oben zu schauen. die erfahrung zeigte mir in der vergangenheit, dass diese haltung meine kinn-leftzen strafft und den eindruck von lässigkeit erweckt. mal schauen ob das auch diesmal geklappt hat. ich hoffe ja, dass die alte fernsehmacherdaumenregel nicht stimmt, dass man im fernsehen 40mal fetter als in echt aussieht.

nach den dreharbeiten (übrigens keine einzige aufnahme vor dem rechner — respekt dafür!) klappte ich meinen rechner auf und schaute nach dem anfangs geflickerten bild. ups, bereits über 200 views und 4 kommentare. die filmleute waren ganz fasziniert, wie schnell so eine scheisse ginge und schmissen sich bei dem kommentar von stabilo boss fast weg vor lachen.

was ich bereits jetzt als vorschusslorbeere rausblasen muss, den redakteur, frank ilgener, lernte ich als neugiereigen, aufrichtig an diesem blogdings interessierten mann kennen (ebenso wie den kamera-und tonmann). er meinte zwar erst kürzlich vom blogdings gehört zu haben, sei aber jetzt schon ganz fasziniert von dem was er davon gesehen und darüber gehört habe. ich erwarte also ganz ehrlich einen qualitativ hochwertigeren beitrag als damals den vom journalistendarsteller.

beim rausgehen sagte der kameramann ich sei wirklich witzig, sowohl mein weblog als auch im interview — und eitel.

arschloch. das stimmt.

bild kämpft für nutten-arbeitsplätze

ihhh. den focus zitieren? wenns denn sein muss und es wunderbar zeigt wie das fromme deutsche, pontifäkale sprachrohr und fachblatt für bigotterie, die „bild“-zeitung, der deutschen fick-industrie schleichwerbend unter die arme greift:

Der Kölner ‚Express‘ und das RTL-Magazin ‚extra‘ hatten wegen ‚zu viel Hardcore‘ abgewinkt. ‚Bild‘ dagegen signalisierte erfreut Zustimmung, erst in der Kölner Redaktion, dann die Kettwiger NRW-Zentrale, schließlich die Chefredaktion in Hamburg.

So kooperierte Europas größtes Boulevardblatt exklusiv mit Europas größtem Puff.

abgetippt und in einen verständlichen zusammenhang gebracht von clarissa.

wahlblogdings

mario sixtus geht ab wie ne rakete, thomas knüwer setzt schon ne flasche ketchup auf einen grimme-preis. mario sixtus und christof wolff feuern texte ins blogdings als ob sie um ihr leben schröben und fotografierten — und das in höchstform:

Mein musikalisches Empfindungsvermögen führt selbständig eine Notabschaltung durch.

ich werde auch versuchen auf den wahl-rumgeblogge-zug aufzuspringen, indem ich — wenn alles klappt — für das wahlblog von den parteitagen aller fünf grossen parteien (cdu, spd, grüne, fdp und rinkspartei) blogge. diesen samstag und sonntag gehts bei der rinkspartei und cdu los, wenn ich, bzw. der der bundesbloggleiter alle akreditierungen zusammenbekommt. mehr demnächst. solange fleissig blogtour lesen.

[nachtrag]
köstlich, ich sach ja, sixtus in hochform:

Merkel arbeitet sich gerade durch die üblichen Themen (Renten, Bildung, Arbeitslosigkeit), als plötzlich die Kirchenglocken zu läuten beginnen, als hinge Don Camillo persönlich in den Seilen, um Peppones Rede zu stören. An alles hatten die Organisatoren gedacht, nur nicht an den akkustischen Ruf zum Gottesdienst. Merkel ist leicht verunsichert und verfällt in ihr gefürchtetes, monotones Halbsatz-an-Halbsatz-Aufgereihe. Irgendwann haben die Glocken ein Einsehen und verstummen.

milder grössenwahn

vor ein paar tagen habe ich meinem rss reader das „haupstadt-blog“ hinzugefügt. ich kam, wie so oft, beim referrer-fischen drauf. ich sah fotos vom von mir geschätzten herrn niemeier und freute mich über ein weiteres berlin-blog. fortan strömten meldungen wie „Wochenmarkt wird zum kulinarischen Schlemmermarkt“ oder „Taxifahrer und Fahrgäste helfen nach Verkehrsunfall“ durch meinen kurzschwanz-rss-reader. ein zweimal dachte ich, och ja, das wolltest du doch auch noch hier bloggen, prima blog.

gestern las ich dann das hier betätigte aber sofort die tastenkombination apfel-w (alt-f4, doo), eine reflexreaktion, wenn ich den namen „grönling“ lese. das grönling thema wurde meiner bescheidenen meinung nach wirklich ausreichend durchgekaut und verdaut. ich wollte eigentlich nichts mehr mit diesem armseligen taz-artikel zu tun haben. heute stiess mich dieser artikel im medienrauschen (einem medienweblog um daniel fiene) dann doch noch mal auf den „Brief an die Taz“.

matthias schlecker bezieht sich in seinem brief an die taz auf dieter grönlings taz artikel und grönlings kommentar bei fraufrank, allerdings ohne fraufrank als quelle zu nennen. peinlich wirds dann am ende des briefes: matthias schlecker fängt da tatsächlich an dieter grönling anzuschlecken und mit schleim einzuwickeln als er auf grönlings forderung „Die richtige Zeit also, mal einen wirklich guten Blog zu bauen“ antwortet:

Wir freuen uns, Sie im Hauptstadtblog als Leser begrüßen zu dürfen.

huuuh! begging for a taz-feature …

der milde grössenwahn wird von dieser (mittlerweile geänderten) textpassage von jedem ironie- oder humorverdacht freigesprochen:

Es fehlte bisher ein richtig gutes Berlin-Blog. Ein Blog, in dem Blogger vom Leben in der Hauptstadt berichten.

die gänzlich unbescheidene selbstbeweihräucherung setzt dann daniel fiene von aussen, im medienrauschen (daniel fienne hat nichts mit dem haupstadtblog zu tun, ist aber über medienrauschen mit matthias schlecker verkumpelt), noch ein sahnehäubchen auf:

Das erste deutschsprachige Berlin-Blog ist jetzt offiziell gestartet: Das Hauptstadt-Blog will seine Besucher mit Lesenswertem aus Berlin versorgen.

[hervorhebung von mir]
ein gelungenes beispiel wie man mit grosskotzigem gesabbel eine sympathische und gut aufgezogene idee versemmeln kann.

hinzufügen sollte ich noch, dass ich mit dem von daniel fiene gedissten subjektiv bewerteten und momentan etwas lahmenden metroblog blog berlin verkumpelt bin, weil ich da ab und zu mitschreibe.

[sorry, niveaupolizei, für die redundante bloggerselbstbetrachtungs-scheisse mit der ich frau nufs blog zumülle/runternivelliere]

primer

ach ja primer. ich war ja nach sorgfältiger planung letzten donnerstag auf dem fantasy film festival um mir primer anzugucken. ungewöhnlich schwer gestaltete sich die vergabe der zweiten karte, vor allem deshalb weil ich defizite in störungsfreier kommunikation mit der damenwelt habe. merke: manchmal bedeutet „nein“ „ja, aber nur bei telefonischer nachfrage“. nachdem ich also keine dame als begleitung auftreiben konnte, telefonierte ich meine verwandschaft ab. mein cousin sagte zu mich zu begleiten.

als der film anfing war ich darauf vorbereitet, dass die ersten 20 minuten evtl. etwas „langweilig“ sein könnten. deshalb liess ich mich vom einfachen dogma-stil des filmes nicht irritieren. mein cousin begann bereits in den ersten 20 minuten mich mehrfach hilfesuchend anzugucken. soviel verstand ich: zwei oder vier typen bauten da in einer garage eine maschine. nach 20 oder 30 minuten war sie fertig, die maschine. weitere meilensteine des filmes waren: 1. die beiden protagonisten verstehen die funktion der maschine, 2. sie bauen die maschine zweimal in gross nach und benutzen sie 3. für den rest des filmes. der zuschauer, oder sagen wir genauer, mein cousin und ich hechelten verständnismässig immer mindestens 20-30 minuten hinterher, sprich nach 20 minuten begriff ich beispielsweise was das mit dem pilz und der maschine auf sich hatte. obwohl, ich sollte präzsisieren; mein cousin hing geschätzte 70 minuten hinterher (wie ich später erfuhr).

ich mag ja filme die sich des mittels der belehrung enthalten, nicht alles solange erklären bis es auch der letzte depp verstanden hat, die der kraft der subtilen andeutung vertrauen, mit einem wort sechs worten: filme die dem zuschauer etwas zutrauen.

leider traute primer uns etwas zuviel zu, da wir beide nicht über ausreichende logische und mathematische fähigkeiten verfügen; kurz: ich habe siebzig prozent des filmes nicht gerafft. im kino hörte ich ebenfallls sehr wenige groschen (aka zehn-cent stücke) fallen, ich gehe also stark davon aus zumindest in diesem fall dem statistischen mittel zu entsprechen.

ich habe eine äusserst praktische charaktereigenschaft: dinge nicht zu verstehen macht mir nichts aus. in gesprächen mit anderen menschen funktioniert das, solange man freundlich lächelt. bei fremdsprachlichen büchern überlese ich unbekannte worte und erschliesse mir ihren sinn durch den zusammenhang — oder eben nicht. ich muss nicht alles verstehen, im gegenteil, david lynch finde ich grossartig gerade weil ich nichts verstehe(n muss) und mich an meinem mulmigen gefühl erfreuen kann.

nur leider hat primer es, wie gesagt, mit der unterlassenen hilfeleistung für den zuschauer ein bisschen übertrieben. ich stand am ende doch arg hannomässig da: nix gerafft. nun gut, umrissartig war mir klar, es geht um paradoxien und subjektive extremsituationen beim zeitreisen. nur leider hat mich das alles ein bisschen überfordert.

was macht ein armer verwirrter wenn er mit fragezeichen auf der stirn aus dem kino kommt? riiiichtisch. im internet nachgucken. zum beispiel im an die offizielle filmseite gedübeltem forum:

If all goes well, then between End A and End B there are three versions of you:

1) the „original“ who turned the box on, and will climb in at End B

2) the „backward“ version of you inside the box, going backwards in time from B to A

3) the „future“ version of you, who climbed out at End A

räusper. wirklich geholfen hat mir das nicht …

ich will nicht sagen, dass der film schlecht war, im gegenteil. er hat mich einfach überfordert, intellektuell und akkustisch. gelangweilt habe ich mich übrigens keine minute. ich habe jede sekunde damit gerechnet vom film über das was da abgeht aufgeklärt zu werden. aber dann kam irgendwann, plötzlich, der (im übrigen sehr hübsche) abspann.