Es gibt manche Begriffe, die erzeugen in mir eine Art starken Widerwillen. „Working Mom“ [1] gehört für mich dazu. Ich lese ihn immer wieder in Profilen von Frauen zur Selbstbeschreibung.
Es ist schwer für mich auf den Punkt zu erläutern, welches Problem ich mit dem Begriff habe. In aller Linie ist es wohl die Konnotation, dass eine „Working Mom“ irgendwie was betonenswertes ggü. Der „Ohne weiteren Zusatz Mom“ ist.
Eine Mom, die workt scheint begrifflich was anderes zu sein als eine Mom.
Und das ist einfach totaler Unsinn. Die Nur-Mütter arbeiten eben auch. Nur bekommen sie kein Geld (und keine gesellschaftliche Anerkennung dafür) und können nie Urlaub einreichen.[2]
Warum müssen sich also Mütter, die bezahlt arbeiten gehen, gegen Mütter, die aus welchen Gründen auch immer, nicht arbeiten gehen, abgrenzen?
Dazu muss ich sagen, persönlich finde ich das Arbeitengehen und finanzielle Unabhängigkeit, eine ziemlich gute Sache. Auf der anderen Seite möchte ich Familienarbeit aber nicht abwerten. Ganz und gar nicht. Ich habe einige Freundinnen und Freunde, die sagen, dass sie großartige Mütter hatten oder haben, die in ihrer Kindheit präsent waren und immer alles geregelt haben.
Als Berufstätige merke ich außerdem an vielen Arbeitstagen, dass es mir überhaupt gar nicht möglich wäre zu arbeiten, wenn auf der anderen Seite nicht mein Partner die Familienarbeit übernehmen würde. Wie absurd wäre es also Familienarbeit als berufstätige Frau abzuwerten?
Gefühlt versuchen also Frauen, die arbeiten und sich als „Working Mom“ bezeichnen ihr eigenes Muttersein aufzuwerten und geben damit ironischerweise zu, dass sie das Muttersein ohne Zusätze minderwertig finden.
Zusätzlich hat der Begriff von Seite der Arbeit (wenn ich ihn als Arbeitgeber höre) immer so ein seltsame „Arbeit ist zweitranig für mich“-Botschaft, denn offenbar muss man betonen, dass man nicht nur Job XY hat, sondern eben auch Mutter ist.
Das wiederum führt mich zu dem Gedanken, dass ich tatsächlich erst 2x „Working Dad“ gelesen habe. Und bei näherem Nachdenken, finde ich es sogar gut, wenn berufstätige Männer sich als „Working Dad“ bezeichnen.
Sie drehen nämlich die ganze Botschaft um und signalisieren, dass sie nicht bereit sind den alten Rollenklischees zu folgen und nur für die Arbeit zu leben und sich dann abfeiern zu lassen, wenn sie abends mal eine Geschichte vorlesen.
Das fand ich in meinem Empfinden ganz spannend.
Ähnlich unterschiedlich bewerte ich übrigens Eltern, die im Job ständig über ihre Kinder sprechen oder die lang und breit erzählen, wann und wie oft ihre Kinder krank sind oder die deutlich machen: Da kann ich nicht, da hole ich die Kinder ab, da kann ich nicht, da ist Kindergartenfest.
(Ich weiß, ich begebe mich gerade auf dünnes Eis.)
Wenn Männer das tun (in meinem Umfeld sehr oft Führungskräfte), möchte ich rufen „Yes!“ und freue mich, dass die Aussage „Da hole ich mein Kind ab, meeten um 16 Uhr ist nicht.“ Ziemlich sicher allen Frauen in der Runde ebenfalls zu Gute kommt.
Die Kinder durch Fotos auf dem Schreibtisch oder Desktop etc. deutlich sichtbar zu machen, finde ich ebenfalls ein geeignetes Mittel, anderen auf den Schirm zu holen: Da gibt es noch andere Verpflichtungen.
Auf der anderen Seite (und ja, ich schäme mich dafür und ich fühle mich u.a. unsolidarisch) nerven mich Mütter zunehmend, die eben zu jedem Anlass ihr Handy zücken und Kinderfotos zeigen oder oft ausfallen, weil sie sich um die Kinder kümmern. (Ich merke dann immer wieder, dass ich mir denke: Wenn da zwei berufstätige Menschen Kinder haben, warum kann dann eigentlich nie der Vater mal kinderfrei nehmen? Wahrscheinlich komme ich jetzt in die Hölle.)
Denn ich kenne auf der anderen Seite eine Menge Frauen mit mehreren Kindern, die einfach top Arbeitskräfte sind und denen man das Muttersein nicht anmerkt. (Auch traurig, dass ich das Gefühl habe, dass man jemanden das Muttersein im Idealfall im Arbeitskontext nicht unbedingt anmerken soll).
Ja, ja. Ich merke es selbst. Double Standards. Die aber von den unterschiedlichen gesellschaftlichen Stellungen kommen, die Frauen und Männer derzeit haben.
Bis die Gleichberechtigung und Gleichverteilung erreicht ist, wäre es also ideal, wenn Frauen sich den „Working Mom“ Schuh nicht mehr anziehen und an die Männer weitergeben, die gerne „Working Dads“ sein können.
Das wäre gutes Teamwork um ein gemeinsames Ziel zu erreichen: Beides sein zu können. Eltern und ArbeitnehmerIn.
[1] vgl. auch Powerfrau oder Mompreneur und bitte auch mal das Wort „Familienvater“ auf der Zunge zergehen lassen.
[2] Und pscht! Geheimnis: Ich finde sowohl Job als auch das Muttersein gelegentlich stressig, aber den Job finde ich anders stressig und man kann oft auch mal drei Minuten durchatmen, während man als Mutter nicht mal aufs Klo kann, ohne dass jemand ruft.
Einen lesenswerten Artikel hat Teresa Bücker schon 2015 in der Edition F geschrieben: „Jede Mutter ist eine Working Mom“.
Also erzählt mir mal. Wie denkt ihr über diesen Begriff und wie geht es euch im Beruf mit Müttern und Vätern, die ihre Kinder sehr sichtbar machen? Ich lasse mich auch gerne eines besseren belehren und lerne was dazu.
Uns Müttern wird von so vielen Seiten gesagt, was wir dürfen oder nicht und was wir falsch machen. Wieso müssen wir uns immer noch gegenseitig das Leben schwer machen? Was ist schlimm daran, wenn sich jemand als Working Mom bezeichnet und sich mit diesem Begriff identifizieren kann? Und ich denke, eine nicht erwerbstätige Mutter, die mit sich im Reinen ist, wird sich davon ebensowenig angegriffen fühlen wie eine erwerbstätige Mutter (ohne verstecktes eigenes schlechtes Gewissen) von einer „Vollzeitmama“. Lasst doch jede von uns ihr eigenes Modell leben und eine für sie passende Bezeichnung dafür finden. Liebe Grüße!
Klar, jede darf leben wie sie will. Ich sende auch keine Du-Botschaft sondern eine Ich-Botschaft. Ich sage was ich mir an dem Begriff komisch vorkommt und warum. Sich immer zu sagen, dass doch alle bitte so sein und leben dürfen, wie sie wollen, unterbindet eine Diskussion, die meiner Meinung nach aber stattfinden muss, weil man sich schon mal fragen muss, wieso solche Begriffe aufkommen (zumal es den „Working Dad“ eben nicht so selbstverständlich gibt) und ob sie nicht auf einer anderen Ebene etwas zeigen, das vielleicht gar nicht so beibehaltenswert ist.
https://pinkstinks.de/von-familienmuettern-und-berufstaetigen-vaetern/
Vielleicht interessant für dich:)
Ja, vielen Dank für den Hinweis.
Fühle mich irgendwie ertappt ;-)
Habe gerade lang und breit meinen Kollegen erzählt, wie schlecht Sohn (1,5) schläft. Weil es mich zur Zeit sehr stark beschäftigt (es wundert sich dann auch keiner, wenn ich dauergähne z.B.).
Außerdem war der Sohn auch gerade eine Woche krank und den einen Tag, für den wir eine Bescheinigung brauchten, den habe ich übernommen. Allerdings hat mein Mann an den Tagen vorher mit flexibler Arbeitszeit viel aufgefangen, so dass er an diesem einen Tag eben mal wieder ranklotzen musste …
Ich finde, es muss für die Familie passen, wie man es sich aufteilt (eine noch gleichberechtigtere Aufteilung bei uns fände ich theoretisch gut, funktioniert praktisch aus diversen Gründen aber nicht, wir haben es ausprobiert).
Wenn man sich dann als „working mom“ bezeichnen möchte, soll man das tun, ist persönlich auch nicht so meins, aber ich lese bei anderen einfach drüber weg (häufig ist das sonstige Geschreibsel der „working moms“ dann aber auch nicht so meins).
Ich denke bei Deinen Artikeln zur Gleichberechtigung ganz oft „Recht hatse!“, trotzdem bin ich da selber ziemlich entspannt und mag mich nicht so recht positionieren. Ich glaube, ich habe generell zu viel Verständnis für alle Seiten ;-)
Ich hab mir nun nicht die ganzen Kommentare durchgelesen. Allerdings hänge ich mich selten an Begrifflichkeiten auf. Für mich macht working mom deutlich, dass die Frau Mutter ist und einer Erwerbstätigkeit nachgeht. Nicht mehr und nicht weniger. Nicht erwerbstätige Mütter haben auch genug zu tun; ohne Frage. Aber das haben „klassische“ working moms ebenso; der Haushalt und alles Organisatorische erledigt sich in der Regel bei niemandem von selbst. Viel bemerkenswerter ist doch, dass es den „working father“ so nicht gibt.
Die gibt es ja schon – aber eben selten. Es ist ja jetzt eher ein Stilmittel um zu betonen, dass sich die Väter auch in die Familienarbeit einbringen. Insofern sind solche Begriff schon spannend.
Working Mum, Familienmanagerin, leite erfolgreich ein kleines Familienunternehmen, bei uns läufts kaka oder so ähnlich…Peinlich und dumm. Man kann sich nur noch schämen. Warum meldet sich “ Mama arbeitet “ nicht ?
Für mich gehen Working Mum, Powerfrau (immer diese Anglizismen ?) oder starke Frau gar nicht. Als ob sich das im Normalfall ausschließt und extra betont werden muss. Welcher Mann wird bitte sehr als starker Mann bezeichnet??
re. „Frauen […] denen man das Muttersein nicht anmerkt“ – die meisten Muetter unter den Kolleginnen kommen mir stressresistenter vor als die Kinderlosen… und wir haben schon oefter laut ueberlegt das fuer manche Stellen „keine Kinder“ ein Ausschlusskriterium sein sollte. „Must have 2 kids or more to ride“
andere Frage: schon mal eine „working mom“ gefragt warum sie sich so nennt?
Ja, z.T. um die Doppelbelastung zu betonen, was ja in die Richtung geht, was du da auch andeutest: Orgafähigkeiten, Stressresistenz etc.
Manche machen das aber tatsächlich um sich abzugrenzen gegen die Hausfrau.
Gibt wie immer, nicht die EINE Motivation.
Bei uns wird bei kranken Kindern gut rolliert, je nach Terminlage. Oft kann eher mein Mann Home-Office machen.
Wenn dem so ist, sage ich das auf Arbeit nicht. Weil wegen Job-ist-Job und so. Also kriegen meine KollegInnen nur mit, wenn ich mit einem Kind zu Hause bleibe. Ja, da drängt sich der Gedanke auf, ich würde IMMER die Kinderkrankheit abdecken, aber das stimmt eben nicht.
Wäre es jetzt wichtig, bei jedem Termin zu schreien: „Also heute ist Elterngespräch, aber das macht mein Mann!“, nur dass mein Umfeld checkt, dass wir die Aufgaben teilen? Geht jeder Kindertermin die KollegInnen was an, auch wenn es null Auswirkungen auf meine Arbeit hat?
Da beißt sich die Katze dann in den Schwanz.
Da hast du natürlich Recht. Ich würde dennoch kühn behaupten, dass man unter KollegInnen mitbekommt, wo geteilt wird und wo nicht. Es kommt ja auch sehr oft der Zusatz: „… das übernehme ich, weil mein Mann wichtige Termine hat.“
Vielleicht liegt’s tatsächlich an der Begriffsbestimmung: für mich klingt „working mom“ nicht nach „arbeitende Mutter“, eher nach „berufstätige Mutter“.
Dann ist mein Englisch vielleicht zu Deutsch/schlecht… wobei ja auch „berufstätig“ eine Abgrenzung zu „nicht berufstätig“ ist. Ich verstehe aber grundsätzlich was mir die Kommentare sagen wollen. „Working Mom“ betont die Doppelbelastung.
Mal wieder ein interessanter Beitrag, danke dafür!
Und cooler Begriff, der „working dad“. Habe ich noch nie gehört, aber genau das bin ich. Ich arbeite zwar Vollzeit, habe aber trotzdem in der Woche immer einen Nachmittag frei für „Family Business“ (Kinderarzt, Handwerkertermine, Haushalt etc.). Ich koche regelmäßig, engagiere mich in der Elternpflegschaft und fehle auch mal spontan bei der Arbeit, weil Kind krank.
Karriere mache ich so natürlich nicht (mir egal), aber ich habe es noch nie einsehen wollen, aus dem Leben meiner Kinder hinausgedrängt zu werden. Diese Zeit ist unersetzlich (auch wenn die Sprösslinge einen regelmäßig in den Wahnsinn treiben).
Und im Büro hängen selbst gemalte Bilder der Kinder an der Wand und natürlich steht ein Foto auf dem Schreibtisch.
Sehr interessant. Habe völlig parallele Empfindungen beim Lesen und Hören der Begriffe, und auch die gleichen „Double Standards“.
Immerhin bin ich also nicht allein. Es verursacht immer so ein ganz kurzes innerliches Stirnrunzeln (ich habe viele Falten auf der Stirn…), oder kratzt ab und zu im Nacken, aber nicht nervig genug, um den Zettel abzuschneiden.
Was heißt das jetzt? Seufz.
Dass es keine für alle passenden Modelle gibt. Mehr heisst das nicht. Tatsächlich finden mich manche auch total komisch, weil auf meinem Schreibtisch keine Fotos der Kinder stehen. Da wird ja auch gerne reininterpretiert: Liebt ihre Kinder nicht.
Mich stört der Begriff „working mum“ nicht. Ist doch auch nur eine Bezeichnung von vielen, die das Leben durch einteilen in Begrifflichkeiten leichter macht. Da gib es dann ja noch: Single, Ehefrau, Partner(in), Oma…
Ich selbst gebe mir ja keine Bezeichnung, da ich ICH bin. Aber andere klassifiziere ich auch. ;-)
Und ich bin sehr glücklich über Vollblutmom´s! Das sind nämlich die, die bei Schulsausflügen früh um 09:00 dabei sind, Kuchen für den Kuchenbasar backen und andere Aufgaben übernehmen, die die Schulzeit nebenbei so mit sich bringt!!! Go ahead sisters and brothers!
Bei mir auf Arbeit gibt’s übrigens fast nur Männer (IT) und die betreuen die Kinder genauso wie ich.
Ich sitze im Büro und applaudiere vor mich hin. Vielen Dank für den Beitrag!
Seit den Kommentaren gestern auf Twitter, habe ich endlich eine passende Bezeichnung für mich gefunden, die ausdrückt, was ich denke/fühle und auch gesellschaftlich repräsentieren möchte: Ich bin ein Working Dad. Vielen Dank dafür.
Und „working mum“ empfinde ich als Vater und Partner nicht als Abwertung. Eher im Gegenteil. Da es häufig immer noch die Ausnahme ist, verdeutlicht es für mich nur noch mal die Doppelbelastung und den täglichen Kampf der Vereinbarkeit.
bringt mich ähnlich zum würgen wie mompreneur oder erfolgreiches, kleines Familienunternehmen
Interessant. Ich finde auch seltsam, wenn die Mutterrolle schon im Accountnamen auftaucht und den Begriff working mom befremdlich. Mal gucken, was ich in ein paar Monaten sage.
Ich finde, dass Mütter sich sehr oft viel mehr über das Muttersein definieren als über ihre berufliche Erfahrung. Ich lese da immer in Foren die Frage, wie man denn 2 Jahre Elternzeit im Lebenslauf verpackt. Und ich finde, wenn man zu dieser Zeit noch in Anstellung war, würde ich das überhauptgarnichtimgeringsten erwähnen. Auch die Angabe über Familienstand oder Kinder ist im Lebenslauf völlig überflüssig, weil es mit der Qualifikation nix zu tun hat. Aber viele Mütter finden das Vorhandensein von Kindern SOOOO wichtig für ihren Lebenslauf, dass sie ihn in Lebensläufen noch exakt formulieren wie „Aaliah-Nova 4 Jahre und Mats-Joris 2,5 Jahre“. Und ich frage mich: WARUM IST DAS WICHTIG???
Ich bin sonst immer stille Leserin, aber jetzt muss ich mal kommentieren. Ich lebe in England und auch hier finde ich den Begriff “working mum” störend und wenig hilfreich. Ich brauche den Ausruck nicht, um mich irgendwie identifizieren zu können, und in unserem konkreten Fall ist mein Mann genau so “working dad”, das sagt nur keiner. Während ich Vollzeit über vier Tage arbeite, hat er um ein paar Stunden reduziert, weil es so betreuungstechnisch am besten klappt. Wir machen beide Kompromisse und das so gerecht wie möglich.
Ich spreche mit meinen Kollegen allerdings recht häufig über Kinder – die meisten sind männlich und deutlich älter als ich und erzählen mir gerne, wie vergleichbar Teenager und Dreijährige sind…
Der Begriff, der bei mir Gefühle bzw akuten Brechreiz auslöst, ist allerdings “Vollzeitmama”. Nur weil ich einen Teil meiner Zeit getrennt von meinem Kind und aktiv in den Arbeitsmarkt involviert verbringe, bin ich doch trotzdem seit der Geburt meiner Tochter immer und jederzeit ihre Mutter – wir sind alle Vollzeitmamas, ob ich nun erwerbstätig oder nicht. Bei dem Begriff schwingt meiner Meinung nach so eine Wertung mit – Brrrrr!
Geht mir ähnlich, vorallem aber habe ich gerade gedacht…Juhu, dasnuf bloggt wieder total oft und regelmässig!
Mich lässt das kalt. Manche haben vlt. das berechtigte Bedürfnis mitzuteilen, dass sie arbeiten gehen u Mutter sind (= Zuhause auch noch Arbeit haben), und auf deutsch geht das nunmal nicht in 2 Worten. Vlt. auch andere Rezeption des Begriffs in USA/UK?
Ich verstehe, was du meinst. manchmal benutze ich den begriff dennoch, weil er für mich irgendwie diese doppel“belastung“ ausdrückt. und „vereinbarkeit“ finde ich noch unpassender – jedenfalls in unserem modell. mir fehlt einfach ein passendes wort
Interessante Frage, ich bezeichne mich selber nicht als working mom, aber denke, dass es etwas mit dem eigenen Rollenverständnis zu tun hat. Vielleicht soll die Ambivalenz herausgestellt werden, Beidem gerecht werden zu wollen. Und irgendwie schwingt auch das vorauseilende gesellschaftliche Kategorisieren mit. Da hab ich keinen Bock drauf.
Ich habe selber keine Bilder auf dem Schreibtisch, verschweige meine Kinder nicht aber kehre sie auch nicht raus, weil die Rolle, in die ich dann gerate, mir einfach missfällt. Ich bin im Job Ingenieurin, nicht Mutter, mein Wissen hat nichts mit meinem Muttersein zu tun. Fertig.
Ich Grenze da zwischen privat (Familie) und professionell (Job) ab. Daher zeige ich auch keine Bilder usw. Mir bekommt es so besser diese Rollen zu trennen, soweit es geht. Außerdem ist das Muttersein etwas natürliches für mich, keine Errungenschaft, die ich vor mir hertrage.
Andere Eltern nerven mich eigentlich nur, wenn Kinder zur Generalausrede genutzt werden für zu-spät-Kommen etc. Das ist eben der Typ Mensch, der das Elternsein eher rauskehrt und es als persönliche Leistung feiert.
Mich nervt übrigens gerade online auf Twitter oä immer diese Bezeichnung, dass der Vater Mal die Kinder nimmt, damit die Mutter einen Kaffee in Ruhe trinken kann usw. Es soll wohl die Väter aufwerten aber mich nervt, dass diese eigentlich selbstverständliche Sache, dass beide sich kümmern und Freiräume geben, immer so für die Väter gefeiert wird. Aber das wird ein neuer Rant..
Ich würde wohl auch gern mit in der Hölle Grillen.
Die Diskussion um Kinderkrankentage der Eltern ist auch lustig. Hier 1 Angestellter, 1 Freiberuflerin. Kinder krank bedeutet im Idealfall, jeder macht 2,5 Tage in der Arbeitswoche. Wenn ich aber eine halbe Woche ausfalle, sieht das von außen so aus wie „Warum muss er immer?!“ –
„working moms“ sind also scheinbar eine Besonderheit, sonst würde der Begriff ja auch für „dads“ gelten. ?
Komisch auch, dass ich das Gefühl hatte, ziemlich viel zu arbeiten, als ich keiner Erwerbstätigkeit nachging und „nur“ Mutter war.
Was ich richtig cool fand: dass Obama sich zu Zeiten seiner Präsidentschaft auf seinem Twitter-Account als „Dad, husband and President of the United States“ vorstellte (in genau dieser Reihenfolge). Klingt wie „Working Dad“…. ;-). (ja, klar ging er nicht seine Kinder um 16 Uhr an der Kita abholen, aber trotzdem … ein gutes Zeichen )
Wahrscheinlich komme auch ich jetzt in die Hölle aber genau diesen Gedanken hatte ich auch schon allzu oft:
Wo zur Hölle sind die Väter der Kinder jener Kolleginnen, die immer und ausnahmslos bei „Kind krank“, Schulfest, Elterngespräch etc. bei der Arbeit fehlen?! Und nein, ich rede nicht von Alleinerziehenden oder Witwen. Ich wechsle mich mit meinem Mann in solchen Situationen ab, wir wägen immer auch (nicht nur) die Interessen des jeweiligen Arbeitgebers in diesem Moment ab und ich werde regelrecht wütend wenn ich sehe wie selbstverständlich es immer die Mütter sind, die zuhause bleiben. Oft dann noch verbunden mit dem Hinweis dass der Mann ja das Haupteinkommen generiere und ja dann klar ist dass die Zuverdienerstelle „dran glauben“ muss. Da tun mir die Arbeitgeber dieser von ihren Mitarbeiterinnen als „minderwertiger“ betrachteten Stellen irgendwie leid und finde es dann auch nicht weiter verwunderlich dass diese Personen nicht gefördert werden.
Unsere Kinder sind genauso oft krank wie die anderer Leute. Und wir belasten unsere Arbeitgeber damit in dem Maße in dem es eben sein muss. Das wissen diese zu schätzen und so können wir beide „Karriere“ machen.
Wenn wir jetzt beide in die Hölle kommen, wollen wir uns dann zum Würstchen bzw. Halloumi-Grillen treffen?
Vielleicht bleibt die Frau „immer“ zuhause, weil sie es mit ihrem Mann so vereinbart hat oder sie teilen sich es und das Kind ist halt einfach wirklich oft krank? Ich bleibe auch meist zuhause, weil ich beruflich flexibler bin und mein Mann viele Meetings und Workshops hat. Dafür übernimmt er Logopädie oder Elternabende.
Ich lebe sehr gut nach der Prämisse don‘t judge. Und im Zweifelsfall hilft nachfragen. Oft ist es nämlich gar nicht so, wie man es sich zusammenreimt.
Man kann das gerne vereinbaren. Das Problem ist eher das stetige Verkünden. Das versaut einfach den Ruf von Müttern allgemein. Da wird dann nicht mehr differenziert. Hat worst case zur Folge, dass weniger Mütter eingestellt werden, weniger Mütter Verantwortung übertragen bekommen, weniger Mütter gefördert werden. Weil Mütter sind dann die, die IMMER Zuhause bleiben und ausfallen.
Ich verstehe das Argument, aber ich finde, man sollte da radikaler kämpfen. Der Ruf von Müttern ist sowieso schon lange versaut und ich denke, es ist wichtiger, den Platz für Kinder in der Gesellschaft einzufordern. Kinder brauchen nunmal viel Zeit und Aufmerksamkeit und die sollten sie auch bekommen. Soll man wirklich dahin gehen, dass man sagt, „Stell mich ein, ich habe zwar Kinder, aber ich bleibe nicht oft weg, versprochen?“ Das wäre auch unsolidarisch gegenüber Alleinerziehenden.
Ich denke, man vergisst auch, wie viel Arbeit man mit kleinen Kindern hat. Eine Kollegin war neulich kindkrank mit ihren Zwei- und Vierjährigen und plötzlich habe ich mich erinnert, was das früher für eine Katastrophe war, als man noch nicht mal kurz allein zum Laden gehen konnte, ohne dass jemand zu Hause von Stuhl fällt oder Spüli trinkt oder was auch immer.
Noch ein Punkt dazu. Mein Mann übernimmt die Kindkranktage seit immer, weil er zuhause arbeitet und ich draussen. Trotzdem hatte ich immer mehr zu tun als meine (früher ausschliesslich) männlichen Kollegen, die die gesamte Familienarbeit an ihre Ehefrauen aulagern konnten und das auch taten. Jetzt arbeite ich mit ausschliesslich Frauen zusammen und alle verstehen dich. Klar gibt es auch mal Unmut und Stress, aber: Biste krank, biste krank. Biste kindkrank, ist es eben so. Geht zuhause grad alles drunter und drüber, kannst du dich eben etwas zurücknehmen, nächste Woche ziehst du dann eben wieder voll durch. Und kein Mann gibt mir mehr „wertvolle Tipps“, wie ich Familie und Beruf besser vereinbaren kann.
;tldr, Reicht alles nicht, Revolution muss kommen
Genau, das ist der Punkt, viele vergesse echt viel Arbeit kleine Kinder machen. Ich hab mir geschworen in 20 Jahren, wenn ich dann kurz vor der Pensionierung bin, denen dann in meiner jetzigen Situation sind (naemlich kleine Kinder bei mir jetzt zwischen 3 und 8 Jahren zu haben) genauso zu helfen, wie meine aelteren Kolleginnen jetzt mir.
Jetzt arbeite ich als Deutschlehrerin und klar erwaehne ich meine Kinder. Waer auch Quatsch, da wir an derselben Schule sind.Fuer ein paar wenige Berufsgruppen (Hebammen, Lehrer) sind viele Kinder nicht unbedingt ein Nachteil.
Finde es auch doof. Fast jeder hat in irgendeiner Form Familie (Kinder, alte Eltern, Geschwister, allerlei Verantwortlichkeiten) und arbeitet für Geld. Wir sind Familienmitglieder, und wir sind Arbeitnehmer. Warum also der extra-Begriff nur für die Mütter?
Ich sehe in „working mum“ keine Abwertung zu „stay at home mum“ und umgekehrt. Sind einfach zwei Zustandsbeschreibungen für mich.
Ich war bis vor kurzem zu Hause, jetzt gehe ich arbeiten. Für mich sind das echt ganz verschiedene Welten.
Mir macht das auch Gefühle. Weil Schubladen immer eher zum Gegeneinander statt Miteinander führen und nicht jeder so recht reinpassen will und muss.
Mich hat noch nie wer so genannt. Habe ich bisher nicht drüber nachgedacht. Kann mir aber vorstellen, dass es nervt, vor allem über das Mutter-Sein definiert zu werden.
Dank und Zustimmung von einem #workingdad
ich würde mich nicht so bezeichnen, finde den Begriff aber gerade in Abgrenzung zum Vollzeit-Mom-Dings ok. beide Bestandteile sind identitätstiftend und nicht unbedingt bewertend nach außen. nicht umsonst schimpfen ja auch genügend arbeitende Eltern über Vereinbarkeit.
Aber Vollzeit-Mom-Dings ist doch auch Arbeit?
Ja aber andere…es ist sicherlich genauso anstrengend..das ist etwas was ich abwerten will. Denn jeden Tag mit den Kids daheim kann einen ja auch wahnsinnig machen. Aber wenn die Kinder krank sind ,bleibt man dann einfach daheim..Ich empfand 2 Jahre daheim sein als pure Freiheit. Ich liebe meinen Beruf und gehen jeden gerne auf Arbeit (ungelogen) aber ich muss mehr einstecken als die andern Kollegen die 10 Minuten bevor sie los müssen erst aufstehen und dannn trotzdem zu spät kommen . Ich bin dann schon drei Stunden wach .Komme ich aber zu spät heißt es ,ich bin dem nicht gewachsen mit 2 Kindern . Ich finde auch beides toll und war mir bis heute nicht bewusst ,das der Begriff abwertet.Aber eigentlich hast du Recht. Man stellt sich damit hin als würde man mehr machen wie andere.
Toll geschrieben ,ich mag es wenn man zum nach denken angeregt wird ;)
Ähnlich wie „Vollblutmami“ etc. hab ich damit auch so meine Schwierigkeiten, wie mit allem, was die Mutterrolle so aufhypt. Diese Komplettidentifizierung kann ich einfach nicht verstehen, aber deswegen muss sie ja nicht schlecht sein.
Wie beschrieben, für mich ist das keine Komplettidentifizierung sondern eine Abwertung der „Nichts Extra Mom“.
Für mich kommt es immer auf den Kontext an… Intranet in der Firma? Blogimpressum?
Aber ich finde nicht, dass es irgendwas abwertet. Eher das man zum 24/7 Job „Mom“ noch paralell sozialversicherungspflichtig beschäftigt ist. Ob das Doppelbelastung ist (alleinerziehend) oder eine Auszeit (stark involvierte Co-Erziehende) hängt auch von den Umständen der Person ab.
Aber meistens klingt es wie „seht her, ich kann beides!“.