Dresden ist nach Berlin die einzige Stadt, in der ich mir vorstellen kann, zu leben. Die Stadt ist wunderschön, an manchen Stellen wie eine Fototapete. Sie ist lebendig und kulturell vielfältig. Wie Prenzlauer Berg vor 10 Jahren vereint mit der Museeumsinsel.
Mein Dresdner Freund ist wie ein Stadtführer. Zu jedem Gebäude hat er eine Geschichte. Wir gehen erstmal essen. Er schlägt ein veganes Restaurant vor und wir teilen uns eine Vorspeisenplatte. Die Gespräche sind intensiv. Wir sind oft nicht einer Meinung, aber wir schaffen es, uns zuzuhören und über unseren Widerwillen zu lachen.
Für den Abend hat der Freund eine Idee: Wir könnten nach Freiberg fahren und uns im Dom ein Orgelkonzert anhören. Immerhin sei das eine Silbermann-Orgel!
Oho! Ich habe natürlich keine Ahnung, aber ich habe mir vor ein paar Jahren vorgenommen, einfach öfter beherzt „Ja“ zu sagen und so machen wir uns auf den Weg.
Im Dom ist es feierlich, klatschen darf man anscheinend nicht. Den Enthusiasmus zeigt man durch Atmen. Es werden klassische Bach-Stücke gespielt, aber auch etwas modernes, das mich an Hape Kerkelings „Hurz!“ erinnert. Nur dass die Orgel zwischendrin pfeift wie der Freiton eines Festnetztelefons.
Wir hören dann einen Klangteppich von Peter MØller, es geht um den Eintritt ins Paradies. So, so. Wie ein andauerndes Hupkonzert im Stau wird das also klingen.
Als ehemalige Katholikin finde ich die Protestanten sowieso toll. Wir schauen uns noch die 800 Jahre alte goldene Pforte an, die eine Geschichte von Erlösung und Eintritt der Seelen ins Paradies erzählt, ohne dass man vorher von Dämonen im Fegefeuer für seine Sünden gequält wird.
Ich teile meine Freude über diesen Sachverhalt und meine Begleitung erzählt mir einen Witz:
Der Teufel heißt einen Mann, der in die Hölle kommt, herzlich willkommen und führt ihn durch sein Reich. Der Mann ist zutiefst verwundert. Er sieht wunderschöne, weiße Sandstrände, freundliche Menschen, tolle Cocktails – alles wunderbar.
„Das ist aber ganz anders hier als ich es mir vorgestellt habe“, sagt er begeistert, „das reinste Paradies!“
Der Teufel lächelt und sagt: „Komm mit!“ Sie kommen in eine Ecke, in der einige Kessel und rundherum Dämonen stehen, die die Menschen in den Kesseln kochen und peitschen. Da ist der Mann ganz verstört und macht ein fragendes Gesicht. Darauf der Teufel:
„Das sind die Katholiken, die wollen das so …“
Auf dem Rückweg sehen wir den Erdbeer-Mond. Er ist rosa und riesengroß.
Km bislang: 3.058
Verspätung: 542 min