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Es ist passiert.
Nach nur drei Monaten hat mir die freundliche Zeit online Redaktion hat mir den Preis zukommen lassen. Sechs Hörbücher darf ich mir runterladen.
Morgen fotografiere ich mich als Beweis für meine Freunde mit dem Infozettel über den Gewinn und meinem 56K Modem.

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Die Wohnungssuche nervt zwar, bringt dennoch schöne Momente mit sich. So stehen am Sonntag um 13 Uhr ca. 10 Leute in der Brunnenstraße und warten auf den Makler. Statt des einen kommen vier.
Die beginnen damit sich gegenseitig zu befragen: „Darf ich mal fragen, von welcher Firma sie kommen?“ „Von wem haben sie den Auftrag?“ „Eigentlich betreuen wir exklusiv dieses Objekt!“ „Ach ja? Wie soll das denn gehen? Die Wohnungen in der 3. Etage haben wir auch schon vermittelt!“ „Das kann doch gar nicht sein, die stehen doch leer“ „Gar nicht und ich gehe jetzt mit meinen Kunden in die Wohnung“ „Nein“ ICH gehe jetzt nach oben!“ „NEIN ICH!“
Während sich die Makler gegenseitig an die Gurgel gehen, unterhalten sich die Mietinteressenten und stellen fest, dass es unterschiedliche Provisionen, Miet- und Nebenkostenpreise gibt. Einer der Wartenden versucht den Maklerstreit zu schlichten. Ein fünfter Makler kommt hinzu, schnappt sich die gelangweilt Dastehenden und nach einer halben Stunde können wir endlich die Wohnung anschauen. Die hat leider knapp 2 Meter hohe Decken und die Fenster beginnen auf Kniehöhe und enden so, dass man auf eine weisse Wand schaut, wenn man aufrecht steht.

Jetzt werden wir Zettelchen aushängen und Belohung aussetzen. Wer uns zu einem unterschriebenen Mietvertrag hilft bekommt ein Paar hundert Euro bar auf die Hand. Als Dank.

Wir suchen nach wie vor: 4 Zimmer-Altbauwohnung, nur in Ausnahmefällen Erdgeschoss (z.B. Garten, Hinterhof…) sonst Etagenwohnung. Küche muss groß genug für Tisch und Stühle sein. Bad nach Möglichkeit mit Fenster. Balkon muss sein – ohne den ziehe ich nicht um.
Bezirke: Prenzlauer Berg, Pankow, Mitte evtl. Friedrichshain oder Wedding (kommt auf die Lage an, da die KiTa gut erreichbar sein muss)
Holzboden wäre schön.
Kosten: ca. 800 warm.

Wir sind beide Akademiker, beide berufstätig bei seriösen Arbeitgebern, mietschuldenfrei, schuldenfrei im allgemeinen, spielen keine lauten Instrumente, hören nie laut Musik, haben nicht mal einen Fernseher, schreien uns nie an, machen keine Partys, haben keine wechselnden Geschlechtspartner und sind auch sonst sehr lieb.

Hier eine Auflistung meiner Verfehlungen der letzten 30 Jahre.

– Bei der Beichte habe ich oft Dinge erfunden, damit ich dem Pfarrer etwas beichten kann. Ich habe jedes zweite Mal gestanden, dass ich das Mal davor gelogen habe. Meine zehn Vaterunser habe ich aber brav gebetet.
– Meiner Mitschülerin Isabell W. habe ich ein 30 cm Holzlineal geklaut.
– Meiner Mitschülerin Jutta H. habe ich zwei Barbiekleider entwendet.
– In der Teenagerzeit habe ich gelegentlich hinter dem Rücken meiner besten Freundin gelästert.
– Als wir das 4. Mal umzogen, habe ich in der neuen Klasse verbreitet, mein Vorname sei „Anders“. Zudem erfand ich Geschichten, um mich interessant zu machen.
– Meiner Stiefmutter habe ich zum Geburtstag einen Blumentopf geschenkt, der bis auf die dünne Humusschicht an der Oberfläche, mit Fliegeneiern gefüllt war.
– Meine Schwester habe ich mehrere Male an den Haaren gezogen.
– Meinem ersten Freund habe ich gesagt, dass der Sex toll sei.
– Als ich 18 war, habe ich auf einer Party aus Versehen auf einen geschlossenen Klodeckel gekotzt. Der Klodeckel war mit einem fluffigen Pelzüberzug in Mintgrün verschönert.
– Zur Abi-Zeit hatte ich zwei Freunde gleichzeitig.
– Seitdem gibt es keine weiteren Verfehlungen.
– Ich lüge oft.

Hobbys: Treppenhaus putzen, Mülltonnen rausstellen, anderer Leute Altpapier aus dem Flur räumen, Türen um 20 h (bei Bedarf auch früher) zuverlässig abschließen, Ich übernehme gerne leichte Hausmeistertätigkeiten, kaufe am Wochenende für ältere Mitbewohner ein.
Außerdem trage ich in der Wohnung auf den wertvollen Holzböden Filzpantoffeln und weiße Handschuhe damit ich die frisch gestrichenen Wände nicht beschmutz!

Wohnungsangebote an mich.

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Es gibt Tage, da sterben Menschen und an anderen werden sie geboren. Wenn man diese Menschen kennt, dann werfen diese Ereignisse ein seltsames Licht auf das eigene Leben.
Als ein kleiner Punkt auf dem Faden des Lebens, schaue ich verängstigt in die Zukunft. Sie ist unsichtbar. Seltsamerweise beunruhigt diese Ungewissheit mehr als die verblassende Erinnerung an die Vergangenheit. Die entsteht in jeder Sekunde neu und erzeugt eine kleine Perlenkette der Erinnerungen. Manche Perlen hat man vielleicht gar nicht erlebt sondern nur erzählt bekommen und doch werden sie sichtbar. An manchen Stellen der Kette sind die Perlen eng aneinander gereiht und wenn man eine betrachtet, erscheint aus dem Nichts gelegentlich eine weitere, bis dato verloren geglaubte. An anderen Stellen ist nur der schwarze Faden.
So wie die Erinnerung verblassen auch die Gegenstände, die ein Menschenleben begleiten. Dinge verschwinden. Wir verschenken, wir schmeißen weg und verlieren, wir ersetzen und verkaufen und am Ende bleibt nichts.
Mir gefällt die Vorstellung, dass Materie nicht verloren geht und die Kohlenstoffatome, die mich formen vielleicht einmal ein Dinosaurier waren, ein anderer Mensch, eine Blume und dass sie, wenn ich auch nicht mehr bin, etwas neues werden, was sich nicht an mich erinnern kann.

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Aufgewachsen bin ich am Land. Es gibt Leute, die behaupten das Dorf in dem ich meine Kindheit verbracht habe, ist eine große Kreisstadt. Die große Kreisstadt hatte eine Bibliothek. Als ich in die Schule kam, meldete ich mich dort an. Die Bücherei hatte eine eigene Ecke mit Kinder- und Jugendliteratur.
Als ich 14 wurde, hatte ich jedes Buch, das es dort gab, gelesen.
Natürlich gab es, als ich klein war, noch nicht diesen Hightechschnickschnack-Scheckkarten-Quatsch. Wenn ich ein Buch ausleihen wollte, musste ich es in ein Heftchen eintragen. Das zeigte ich der streng dreinschauenden Bibliothekarin und sie notierte dahinter, wann ich es wieder bringen müsste und trug es aus, wenn ich es abgab. Bis ich die Bibliothek durchgelesen hatte, vergingen drei ganze Ausleihbücher. Vor einigen Umzügen, ich glaube es war der von Bamberg nach Berlin, schmiss ich die Heftchen weg. Jetzt bereue ich das. Zu gerne hätte ich meine Jugendliteruhr gewusst.
Ich kann mich erinnern, dass ich großer Hohlbeinfan war. Mein liebstes Buch war (zumindest in der Pubertät) die Heldenmutter. Ich denke, das lag aber v.a. daran, dass ich scharf auf den haarigen Skutra war und es eine Passage gibt, in der Dago der Zauberer, Lyra auf die Brüste starrt. Überhaupt habe ich diese ganzen Bücher nur gelesen, weil ich hoffte, dass an irgendeiner Stelle Schweinekram käme. An den Schweinekram kann ich mich bis heute bestens erinnern. Rahmenhandlung, Buchtitel und Autoren habe ich vergessen.
So eine Jugend ohne Internet war ne üble Sache. 600 Seiten lesen für einen Absatz Zunge in den Hals stecken. Schlimm!

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Hüfthosen und die Jugend von heute, das passt im Grunde gar nicht zusammen. Ich echauffierte mich an anderer Stelle sicherlich bereits darüber. Dabei stört mich weniger, dass man bei dem ein oder anderen Model schon deutlich unter die Schamhaargrenze schaut. Es soll jeder Frau gewährt sein ihre Genitalien an jedem Ort öffentlich zur Schau zu tragen. Viel mehr sind es die Speckrollen, die mich optisch abstoßen.
Meine Generation ist wenigstens noch mit den magersüchtigen Topmodels aufgewachsen. Wir kasteein uns, hungern und treiben Sport oder aber wir tragen diese Hosen nicht. Davon will die vergnügungssüchtige Jugend von heute nichts wissen!
Letztes Jahr in meiner unglücklichen Phase war ich irgendwann mal so dünn, dass ich entschied auch eine Hüfthose zu benötigen. Dieses Jahr passe ich noch rein. Doch ist es aus ästhetischen Gründen notwendig sehr aufrecht zu gehen (das strafft den Hüftspeck) und den Bauch einzuziehen. Andernfalls hängt der Bauch nach dem Mittagessen wie eine Schürze über die Hose. Da gelobe ich es mir doch wie heute einen altmodischen, sehr dehnbaren Rock zu tragen, den ich mir bis unter die Brust ziehe und dann mit meinem aufgeblähten Mittagsbauch befülle.
Ich warte nun täglich darauf, dass mich jemand fragt: Oh, Frau Nuf, sind sie schwanger?
Denn dann könnte ich antworten mit: Ne, nur fett geworden.

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Ich bin ja recht lernfähig. So habe ich mir schon einiges an Vokabular angeeignet, um im elitären Kreis der Blogger nicht unangenehm aufzufallen. Neulich benutze ich beispielsweise das Wort Blogsphäre und ließ mir in einem Gespräch unter vier Augen erläutern was es mit diesem mysteriösen RSS-Feed auf sich hat.
In die Top 10 schaffe ich es dennoch nicht. Ich wurde nicht mal gefragt, ob ich an der Bloggerdiplomarbeit partizipieren möchte (Was ich aus Coolness, Zeit- und sonstigen Gründen natürlich ablehnen würde!). Dass ich absolut unwichtig bin und wahrscheinlich nur meine Mama hier liest und unter verschiedenen Namen kommentiert, merke ich daran, dass ich noch nie einen Spam-Kommentar hatte.
Spam-Kommentatoren machen sich allerdings auf ganz anderer Ebene für mich bemerkbar. Die wichtigen Blogs, jene welche Spamfilter einbauen müssen, werden für mich zu Blogs in denen ich nie mehr kommentieren kann. Da steht: Tippen Sie die Zeichen aus dem Feld ab, um Ihren Kommentar abzuschicken.
Ich versuche das tapfer. Ist das eine sechs? Ne? Mist. Vielleicht ein kleines B? Hm?
Großes I oder die Ziffer eins?

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Ein O? Eine Null oder gar eine acht? 2, 7, 3 oder 9?
Was gegen Spammer hilft, hilft auch gegen mich.

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Pünktlich zu meinem 30. Geburtstag begann meine biologische Uhr zu ticken. Nun – eher schon im 29. Lebensjahr und das Geräusch – es ist eher so etwas wie ein tiefes Grollen und Dauerwispern. So wie die Stimme von Sauron, die mich in das lustige Kinderland Mordor ruft. Wenn ich Kinder sehe, dann sagen sie: „Komm und sag dass ich süß bin“ und ich kann mich nicht wehren und sage, dass sie total süß sind. Selbst jene, denen der Rotz aus der Nase läuft, erwärmen mein Herz.
Neben den kleinen, hässlichen Biestern gibt es natürlich auch ganz bezaubernde Exemplare und so ergeben sich immer wieder wundervolle Dialoge, die mir Einblick in unschuldige Kinderherzen geben.

Dialog 1:
– Schau, da vorne, das ist eine S-Bahn!
(Kind schaut konzentriert in die Richtung, legt die Stirn in Falten. Stille. Es denkt. Zwei Minuten später kommt die Gegenfrage:)
– Aha und was kann man da essen?

Dialog 2:
– Siehst Du, hier das sind Wale. Die sehen aus wie Fische, sind aber Säugetiere. Das heißt, sie bekommen richtige Babys, so wie die Menschen.
– Hmmm.
– Da, das sind Delphine und hier ein Orca. Kennst Du den aus „Finding Nemo“?
– Nö.
– Orcawale nennt man auch Killer-Wale.
(Kind kichert, fängt an mich zu kitzeln)
– Und wen killern die?

Ist das nicht süüüüüüß???

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Es gibt Worte, die darf ich in Gegenwart meines Kollegen nicht in den Mund nehmen. Eines der verbotensten ist „Steuererklärung“. (Ich flüstere selbst wenn ich es nur denke.) Jedes Mal, wenn ich es erwähne, wird er puterrot, hält sich die Ohren zu und singt laut „Lalalalalalala lalalalaaaa!“.
Als zwanghafter rechtschaffener und ordentlicher Bürger habe ICH meine Steuererklärung 2004 selbstverständlich schon gemacht. Von denen der Vorjahre nicht zu sprechen.
Die Steuererklärung als solches bleibt für mich dennoch eines der faszinierensten Naturphänomene überhaupt.

Das verblüffende daran ist der sogenannte Steuererklärungsvergessenszyklus, der mich Jahr für Jahr ereilt:
Im Februar sendet der Arbeitgeber die Lohnsteuerkarte zurück. Das Vorfinden des Zettels im Briefkasten zündet einen Bedürfniszyklus. Denn langsam und leise steigt das Bedürfnis, den farbigen Zettel wieder loszuwerden. Da Verbrennen keine adäquate Lösung darstellt, bleibt am Ende nur eines: die Steuererklärung zu machen.
So dauert es, zumindest bei mir, bis maximal April, bis ich schlimme Albträume habe, in denen nackte Steuerbeamte nur mit Krawatten bekleidet, dickbäuchig um mein Bett springen und sich gegenseitig ihre langen, golden glänzende Rückendhaare kämmen, während sie mit hellen Stimmen „Ehhhes ist deine Pflicht, Pflicht, Pflicht als Staaaahhhhaaatsbürger die Steeeeeuuuueeeeehhhrreeeeerrrkkkllläääähhhrung abzugeeeehhhben“ singen.
So kommt der Tag X an dem ich mich an meinen Schreibtisch setze, um die Steuererklärung zu machen. Als Kind der westlichen Hemisphäre natürlich nicht ohne ein Hilfsprogramm, das auf der Umverpackung verspricht:

– Schritt für Schritt durch den Steuerdschungel
– Ganz einfach, selbst bei komplizierten Steuerfällen
– Spielend leicht!
– Im Interviewmodus. Wir fragen und sie füllen aus

Is klar. Ich fülle also Name und Kontoverbindung aus und stoße dann auf das erste unlösbare Problem.
„Bei welchem Finanzamt wollen Sie Ihre Steuererklärung abgeben?“
Tja. Leider bin ich letztes Jahr von einem Bezirk in den anderen gezogen und weiß nicht so recht. Also versuche ich mein Glück mit der Hilfedatei. Drei Stunden später gebe ich entnervt auf.

Tag 2: Ich gebe kurzerhand irgendein Finanzamt an und lande prompt beim nächsten Problem. Ich soll die Daten meiner Lohnsteuerkarte in das Formular eintippen. Diese habe ich aber, damit sie mir durch das ständige Insaugefallen nicht allzu schlimme Albträume bereitet, an einem sicheren Ort verstaut. Der Ort ist so sicher, dass ich mich nicht mehr an ihn erinnere.

Tag 3: Ich suche vergeblich nach der Lohnsteuerkarte.

Tag 4: Ich wähle die sichere Methode und räume alles aus meiner Wohnung, was NICHT meine Lohnsteuerkarte ist und werde nach 17 Stunden fündig.

Tag 5 – 17: Ich lese aufmerksam die Hinweise der Steuererklärungssoftware, studiere die Hilfsthemen, fülle Erklärungen über Erklärungen aus, die besagen, dass ausgefüllte Erklärungen nur im Falle des Ungültigwerdens der vorher abgegebenen Erklärung gültig werden und keine gesonderte Erklärung darstellen, sofern gewünscht wird, eine eigene Erklärung des Sachverhalts abzugegeben. Ich kopiere, sortiere, markiere, ja stempele, ordne und hefte – bis schließlich der große Moment kommt und mein Interviewmodus verkündet:
„Sie haben alle erforderlichen Daten eingegeben. Wir errechnen jetzt Ihre Steuerersparnis.“

Tag 18 – 23: Ich melde mich bei meinem Arbeitgeber krank, weil ich von Heulkrämpfen geplagt bin. Für 32,00 Euro kaufe ich mir Taschentücher, die ich vollrotze, weil ich nicht verstehen kann, warum meine ganzen Sonderausgaben, nichtfondgebundenen Lebensversicherungen, Hausratsversicherungen, Kirchensteuern und Ausgaben im Gesundheitsbereich einen Gesamtwert von 32,17 € Steuerersparnis ausmachen.
Ein Jahr später bekomme ich die bereits ausgegebenen 32,17 € auf mein Konto überwiesen. Ab da falle ich in einen tiefen Schlaf des Vergessens, bis schließlich der Tag kommt, an dem der Postbote meine Lohnsteuerkarte in den Briefkasten steckt und alles beginnt von vorne.