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Für braflik:

Gelegentlich stelle ich mir die Frage, warum manche Weibchen sich so furchtbar quälen. Eines der mir bis heute unbegreiflichen Phänomene ist die Essensunlust mancher Damen, die sich täglich geißeln, um Idealen zu entsprechen, die ihnen der übermäßige Konsum von Modezeitschriften in den visuellen Cortex gebrannt hat.
Wenn ich mittags mit mehreren Frauen essen gehe und alle Salat bestellen (ohne Dressing!) und dann lustlos in den einzelnen Blättern rumstochern, ist mein Mitleid grenzenlos. Gelangweilte Salatpiekserei korreliert des weiteren im hohen Maße mit Vegetarismus. Vegetarismus in Kombination mit einer asketischen und phantasielosen Nahrungsaufnahme zieht seinerseits gerne Eisenmangel nach sich und gleicht damit die äußere Hülle an den innerlichen Mangel an. Diese Frauen leiden alle an dem sog. Schneewittchensyndrom. Ihre Haut ist weiß wie Schnee, hauchdünn, geradezu durchsichtig. Dies fügt sich augenscheinlich hervorrragend in das „ich bin ein kleines, hilfloses Weibchen und muss dringend von einem starken Prinzen gerettet werden“-Lebenskonzept.
Wenn es jetzt bald anfängt zu schneien, wird das Leben dieser Frauen allerdings in zunehmenden Maße gefährlich. Ein weißes Wesen vor weißem Hintergrund kann schnell mal übersehen werden. Um nicht überfahren, überrannt oder sonstwie körperlich zu Schaden zu kommen, empfehle ich als erste Hilfsmaßnahme auffällig bunte Kleidung, am besten Warnwesten.
Was den Eisenmangel angeht, rate ich dringend von alt bewährten Hausmitteln ab. Die unter dem Schneewittchensyndrom leidende Dame greift gerne zu einen Apfel, den sie 24 Stunden mit Nägeln gespickt hat, um ihn dann entnagelt zu essen. Leider gleicht dies nicht den Eisenmangel aus sondern erhöht lediglich das Risiko einer Bleivergiftung. Die meisten Industrienägel werden aus Altmetall hergestellt und enthalten deswegen Substanzen, die man besser nicht aufnehmen sollte – es sei denn, man plant qualvoll und langsam wie Beethoven zu sterben.
Idealerweise wird das fehlende Eisen durch rohes, möglichst blutiges Fleisch kompensiert. Wem das nicht zusagt, der kann auch größere Mengen an Hülsenfrüchten zu sich nehmen. Das ist freilich für die Umwelt nicht das angenehmste, führt aber sehr effektiv zum gewünschten Ergebnis.

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Mein Gehirn ist im Winterschlaf. Ich schlappe debil glücklich durch den Tag und ab 15.30 Uhr werde ich müde. Zuhause lese ich oder starre ein bißchen aus dem Fenster und beobachte meine Nachbarn. Und weil ich gerade so wirklich zufrieden bin, passieren keine seltsamen Geschichten mehr und der grobe Auflösungsgrad meiner Wahrnehmungen gibt ebenfalls nichts mehr her. Weil mich Schreiben aber so entspannt, wünsche ich mir Stichworte, Sätze und sonstige Anregungen. Wem also etwas einfällt, der möge es mir zukommen lassen und ich konfabuliere eine Geschichte dazu.

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Toll. Die Trefferquote der Empfehlungen, die Amazon durch die regelmäßige Bespitzelung meiner Kaufgewohnheiten gibt, ist großartig.
Heute habe ich entdeckt, dass man sich ansehen kann, welche Bücher man 2004 gekauft hat. Ich wollte schon immer eine halbwegs vollständige Liste haben. Wie gut dass alles akribisch verfolgt und festgehalten wird.
Martin Suter – Die dunkle Seite des Mondes
Monika Maron – Die Überläuferin
Stefano Benni – Es gibt keine schlechten Menschen, sagte der Bär, wenn sie gut zubereitet sind
Jonathan Safran Foer – Everything is illuminated
Waris Dirie – Desert flower
Yann Martel – Schiffbruch mit Tiger
Philip Roth – The dying animal
Martin Suter – Small World
Stefano Benni – Die Bar auf dem Meeresgrund
Jeffrey Eugenides – Middlesex
Dai Sijie – Balzac und die kleine chinesische Schneiderin
Jeffrey Eugenides – Airmail
Else Buschheuer – Ruf mich an
Douglas Adams – Die letzten ihrer Art
Khaled Hosseini – Drachenläufer
Jonathan Franzen – Die Korrekturen
Siri Hustvedt – What I loved
Ian MacEwan – Liebeswahn
Ian MacEwan – Der Zementgarten
Axel Hacke – Der weiße Neger Wumbaba
Ermanno Cavazzoni – Kurze Lebensläufe der Idioten
Rohinton Mistry – Das Gleichgewicht der Welt
Douglas Adams – Long Dark Tea Time of the Soul
Jan Weiler – Maria ihm schmeckts nicht!
Tom Robbins – Pan Aroma
Jetzt brauche ich dringend ein neues Buch. Ich freue mich über Empfehlungen.

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Liebes Christkind,

zu Weihnachten wünsche ich mir eine Spülmaschine, die in meine Küche passt. Ich war das ganze Jahr über sehr artig und wenn ich nicht bald eine Spülmaschine bekomme, muss ich umziehen.
Beim letzten Umzug habe ich bereits erfolglos versucht meine Spülneurose in den Griff zu bekommen. Ich habe den Großteil meiner Kochutensilien verschenkt und nur vier Teile von jeder Kategorie in die Regale gestellt. Vier Tassen, vier tiefe Teller, vier flache Teller und vier Gläser. Das hat natürlich den Nachteil, dass ich in nur begrenztem Maße Gäste einladen kann. Glücklicherweise bin ich mit den Bräuchen italienischer Großfamilien vertraut. Wenn mich mehr als drei Personen besuchen kommen, gibt es Pappteller und Plastikbesteck. Wenn die Gäste gegangen sind, packe ich die Papiertischdecke bei ihren Enden und schmeiße alles in die Mülltonne. Trotzdem bekomme ich den Spülberg nicht in den Griff.
Ich wünsche mir deswegen wirklich, wirklich, wirklich eine Spülmaschine.

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Die sogenannte Ironiefalle. Ich tappe ständig in sie. Das ist untertrieben. Mit einer schlafwandlerischen Sicherheit finde ich jede Ironiefalle, lege mich rein, suhle mich in ihr, aale mich geradezu und schaue dabei wie die Unschuld vom Lande (weil ichs bin!!!).
Aus gegebenem Anlass bitte ich alle ironischen Bemerkungen wie folgt zu kennzeichnen:
text, text, text

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Ein Großteil des geschlechtstypischen Verhaltens ist angeboren. Beliebtes Beispiel aus dem Alltag stellt das Ausziehen eines T-shirts dar:
Der Mann greift beherzt hinter seinen Kopf, bekommt das Shirt am Rücken zu greifen und zerrt es wie ein üppig gefülltes Fischernetz nach oben über den Kopf.
Frau hingegen, legt die Hände überkreuzt rechts und links an die Hüfte und zieht das Oberteil elegant und nahezu unzerknittert nach oben.
Diese Verhaltensweise besteht seit der Ersetzung des natürlichen Körperfells durch ein wie auch immer geartetes Kunstfell.
Seit Erfindung des Restaurants gibt es eine andere erbliche Verhaltensweise.
Das Weibchen bekommt die Karte und beginnt sie aufmerksam zu studieren. Die Bedienung kommt das erste Mal. Es wird verkündet, daß sich noch nicht entschieden wurde. Das Weibchen vertieft sich erneut in die Karte. Wenn der Kellner einige Minuten später wieder am Tisch erscheint, verkündet die Frau, die insgesamt dreißig Minuten das Getränkeangebot studiert hat: „Ich nehme ein Wasser.“
Das erstaunliche an dem Vorgang ist, egal wie oft eine Frau ausgeht, egal wie oft die Karte des Etablissements bereits gelesen wurde, sie wird in der Regel mindestens dreißig Minuten studiert und es wird sich schlußendlich immer für das gleiche Getränk entschieden.
Anstrengend wird es, wenn zu dem Getränk noch eine Speise geordert wird. Die Bearbeitungszeit der Speisekarte verdoppelt sich. Unter vielem ‚hach und hmmm‘, wird der Begleiter mehrere Male befragt, für was er sich denn entschieden hätte. Jede Wahl wird je nach Laune mit einem Seufzen oder Naserümpfen kommentiert. Wenn die Bedienung das siebte Mal am Tisch erscheint wird eine Speise bestellt, die nur als Stichwort der Speisekarte zu entnehmen ist.
„Also ich hätte gerne den Salat des Hauses. Aber bitte ohne Zwiebeln und Schinken. Können sie evtl. ein Paar in Butter gedünstete Pilze dazu machen? Ach ja, das Brot hätte ich gerne geröstet und … wäre es wohl möglich, das Dressing in einem Extragefäß zu servieren? (Blick auf den Nachbartisch) Hm. Oh! Diese Croutons da, sind die bei dem Salat dabei? Nein? Nun, könnte ich welche haben? Sagen sie, ist da Radicchio dabei? Ja? (Einsetzende Kräuselung des Nasenrückens) Können sie den vielleicht weglassen … […].“

Bei mir ist das selbstverständlich nicht anders. Auch ich bin nur Opfer meiner genetischen Grundlagen.
So liebe ich beispielsweise Grünes Curry in Kombination mit Erdnußsoße.
– Hallo, ich hätte gerne die 73 und Erdnußsoße extra
– Was essen mitde Erdnußsoße?
– Nun, das grüne Curry
– Nein
– Ähm, doch
– Nein, nicht gudd
– Doch, ich mag das
– Nicht bringe Erdnußsoße und Curry, schmeckte niche
– Mir schon
– Nein
– Doch
– Isse nich gudd
– Kann ich bitte die 73 und Erdnußsoße haben?
Wir starren uns gegenseitig an. Der Kellner geht wortlos.
Angewidert bringt er das Geforderte und knallt es mit einem letzten „Passte niche!“ auf den Tisch.
Ich nehme die Schale und schütte sie, während ich ihm wütend in die Augen starre, wortlos über mein Curry.
Kopfschüttelnd zieht die Bedienung von dannen. Während ich genüßlich esse, steht die gesamte Küchenmannschaft am Tresen und beobachtet mich ungläubig und zutiefst angeekelt. Mit vollem Mund rufe ich ihnen „Guten Appetit“ zu.

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Als Frau werde ich das Prinzip einen Rechner zu installieren höchstwahrscheinlich nie verstehen.
Am Freitag kam mein neues Schätzchen. Ich hab mich gleich verliebt und ihm leise in eines der Laufwerke geflüstert: „Schätzchen, ich werde Dich gut behandeln. Du wirst aufgeräumt und ordentlich sein. Nur das Wesentlichste sollst Du haben. Ich werde Dich nicht so zumüllen wie Deinen kleinen Bruder!“
Festplatte partitionieren, formatieren, Betriebssystem drauf und alles scheint perfekt. Zur Feier des Tages will ich ihn behutsam mit einer X-Man-DVD entjungfern.
Sie läuft. Leider ohne Ton. Die Fehleranalyse ergibt, daß ich vergaß den Treiber für die Soundkarte zu installieren. Ich wühle also in der Kiste mit den Treiber-CDs und komme irgendwann drauf, daß die Karte auf dem Mainboard sitzt, der Treiber sich folglich auf der zugehörigen CD befindet. Klick, klick. Fertig, denke ich. Ist aber nicht so. Es fängt an mich zu fragen: will ich da Stereolautsprecher installieren oder einen Kopfhörer oder beides oder sonst ein externes Device?
Was weiß ich? Irgendwie alles. Also drücke ich im Zweifel immer „ja“.
Wunderbar. Der Ton geht, leider nur deutsch. Also installiere ich mehr Tonkalibrierungssoftware. Acht Programme später geht der Ton einwandfrei in allen Sprachen. Klasse. Leider wackelt das Bild und ich beginne alles zu installieren auf dem das Wort „DVD“ vermerkt ist. Nach fünf Neustarts ist alles perfekt.
Wenig später möchte ich im Internet etwas nachsehen und installiere schnell den Smartsurfer, Norton, eine Firewall, mein Modem und ICQ.
Dabei fällt mir ein, daß ich auch Scanner, Drucker, Webcam, die beiden Digicams, MP3-Player und meinen elektronischen Terminkalender vergaß. Ich beginne also die Wohnung nach Treiber-CDs zu durchsuchen, die ich in den letzten 5 Jahren keines Blickes gewürdigt habe.
So geht das den ganzen Abend und als ich mich entschließe ins Bett zu gehen, zeigt die Programmleiste wieder vierzig Programme, deren Sinn mir bei mindestens fünfzig Prozent für immer verschlossen bleiben wird.
Es ist ein Elend!