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Es scheint als habe ich eine schreckliche, schreckliche Metamorphose durchgemacht. Einst war ich strikter Vegetarier, Antialkoholiker und auch sonst eine ziemliche Spaßbremse. Jetzt bin ich schamloser Zimmerpflanzentöter. Um in meinem Wohnzimmer Platz für das Sofa zu schaffen, kam mir in den Sinn einige der elendig aussehenden Gewächse zu entsorgen. Ich stellte sie also vorläufig in den Flur und wie das so ist, vergaß ich sie regelmäßig zum Müll zu bringen. Wer auch immer mich besuchte und fragte, was mit den Pflanzen geschähe, war aufs Äußerste entsetzt über mein grauenerweckendes Vorhaben. Pflanzen hätten doch eine Seele, man könne sie doch nicht WEGWERFEN! Wie herzlos sei das denn? Ich solle sie lieber auf die Straße stellen und liebevoll einen Zettel mit der Aufschrift „Nimm mich mit, ich suche ein neues Zuhause“, versehen. Papperlapapp, denke ich und nehme die erste Pflanze mit nach unten. Und was tut sie? Sie springt vor dem Biomülleimer beherzt aus dem Topf und wählt den Freitod vor der Zuführung zu stinkenden Gemüseresten. Jetzt bin ich traumatisiert. Ich muss immer an sie denken wie sie daliegt, zerschmettert, mitten in ihrem eigenen Humus, die gebrochenen Ästchen quer über den Weg verteilt. Ich habe mich jetzt selbst bei Greenpeace angezeigt und warte, dass sie mich holen.

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Die steinerne Asiatin im Zeitungsstand hat gelacht. Seit einem Jahr gehe ich mindestens einmal am Tag dort vorbei und ich schwöre, in der gesamten Zeit zuckten ihre Mundwinkel nicht mal ein kleines bißchen. Ich stehe also da, stopfe mein Wechselgeld in meinen Geldbeutel, als mich ein Landstreicher anspricht: „Kannst Du mir Geld geben, damit ich mir was zu essen kaufen kann?“ Es war Freitag, mir ging es hervorragend, der Nervensäge am U-Bahn-Eingang verweigerte ich bereits die gesamte Woche eine Spende, also entschloss ich mich kurzerhand ihm 50 Cent zu geben. Er nimmt sie und schaut mich vorwurfsvoll an, greift nach meinem Portemonnaie und krächts: „Ey, ein Döner kostet aber DREI Euro!“

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Ich kann dieses Bild nicht dem vergänglichen Ableben bei Finya zuführen. Es muss einfach länger leben. Außerdem möchte ich den Koplementärfarbenkontrast hochleben lassen. Hulk würde voll auf mich abfahren, nehme ich an.

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In meinem Studium habe ich irgendwann mal gelesen, dass es mich schlauer macht, wenn ich linke und rechte Gehirnhälfte gleichermaßen beanspruche. Fortan putzte ich mir die Zähne mit links. Jetzt habe ich den Beweis, dass es hilft:

Right Brain: 42% (The right hemisphere is the visual, figurative, artistic and intuitiveside of the brain.)

Left Brain 50% (The left hemisphere is thelogical, articulate, assertive and practical side of the brain.)

Are You Right or Left Brained?

Bleibt nur die Frage: Was ist bitte mit den verbleibenden 8% passiert?

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Mein Unternehmen übernimmt im Zeichen von Hartz IV soziale Verantwortung. Wir treten der Perspektivenlosigkeit entschieden entgegen und sorgen für Entwicklungsperspektiven. Leer stehende Gebäude müssen einen neuen Sinn erhalten und ihre Kernkompetenzen (Schutz vor Wind und Wetter, Zurverfügungstellung großer Hohlräume, etc.) müssen zukunftsweisend ausgebaut werden. Dafür kämpfe ich. Folgende beherzte Bewerbung erreichte mich heute und ich sage: Weiter so, liebe erwerbslose oder von der Arbeitslosigkeit bedrohten Gebäude!

Sehr geehrte Frau Bahn,

hiermit bewerbe ich mich bei Ihnen um die ausgeschriebene Stelle als Lokschuppen.
Derzeit bin ich in ungekündigter Stellung bei der Deutschen Telekom AG als Telefonzelle angestellt. Da ich mich in meiner derzeitigen Position nicht ausgelastet fühle, möchte ich mich zugunsten einer größeren Herausforderung beruflich verändern. Da Schuppen seit jeher eine grosse Faszination auf mich ausüben (ich besitze selbst eine umfangreiche Sammlung) sehe ich hier die Chance, mich in einem neuen Umfeld und einer größeren Herausforderung selbst zu verwirklichen.Über eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch würde ich mich freuen.

Mit freundlichen Grüßen,
Olga Tazmaniczsza

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Also das Ganze war so: Letzte Woche war ich in Oslo. Eine Freundin von mir feierte den Geburtstag ihres kleinen Sohnes und weil ich doch so kinderlieb bin, habe ich die Spielchen organisiert. Das war insofern eine Herausforderung, als dass die Kinder nur sehr mangelhaft Englisch sprachen und mein Norwegisch auch sehr zu wünschen läßt. Anscheinend hatten die Kids trotzdem Spaß und der kleine Klaas schenkte mir zum Abschied eine täuschend echt aussehende(Wasserspitz-)Pistole. Die trug ich etwas unbeholfen durch die Innenstadt, als mich die aufkommende Kälte daran erinnerte, dass ich noch eine warme Gesichtsschutzmaske für den im Winter anstehenden Skiurlaub kaufen wollte. Gesagt – getan! Als ich die Skimaske auf dem Rückweg in die Jugendherberge auf ihre Wettertauglichkeit teste, kam ich am Munch-Museum vorbei und rannte fast einen blonden Typen um, der mich kurzerhand zu einem Besuch des selbigen aufforderte und ich dachte: Hey Kultur schadet nie, und ging mit.Gerade als ich vor Munchs „der Schrei“ stand, hat mich jemand rücksichtslos von hinten angerempelt und ich stolperte volle Kanne gegen das Meisterwerk. Es fiel, wie nicht anders zu erwarten war, zu Boden! Was war ich froh, dass der Alarm nicht los ging! Bei dem Versuch es unauffällig aufzuheben und wieder an den vorgesehenen Platz zu hängen, stellte ich fest, dass der Nagel mitabgerissen war. Mein Gott! Wohin damit? Einen aufkeimenden Panikanfall niederkämpfend, hab ich es einfach eingesteckt und bin in einer Übersprungshandlung aus dem Museum gelaufen, weil ich es so peinlich fand. Jetzt sitze ich hier mit dem Bild. Ehrlich gesagt, finde ich es ziemlich häßlich. Passt farblich auch nicht so gut in meine Wohnung.

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Ein Pufferküsser verriet mir folgendes (ich bin begeistert!): Gerade Zugnummern fahren nach Süden, ungerade nach Norden. Hinfahrten werden links abgestempelt, Rückfahrten auf der rechten. Ob es Züge von Osten nach Westen und umgekehrt gibt und was mit denen ist, konnte niemand sagen.
Ich werde jetzt ICE-Pläne suchen und das Geheimnis lüften. Dann kaufe ich eine Modelleisenbahn und vergebe Zugnummern.

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Der Ort meiner Hochzeitsreise steht fest. Sollte ich jemals diesen waghalsigen Schritt gehen, werde ich mich für das Romantikhotel „Rheinischer Hof“ in Bad Soden im Taunus entscheiden. Was sich nach außen unscheinbar creme-gelb gibt, entpuppt sich nach Betreten als Traum eines jeden barbiebesessenen Jungteenagermädchens. Es warten seidig glänzendeStoffblumentapeten, Rüschenvorhänge, Messingarmaturen und ein gigantisches Marmorbad. Im Frühstücksraum stehen auf jedem Tisch weisse Lilien und es erklingt leise kartzend Jazzmusik aus einem echten Gramophon. In jedem Zimmer stehen nebst verschnörkeltem Mahagonitisch und Deckenstuck, kleine, zartrosa Blechmülleimerchen. Vor dem versteckten Fernseher (mit kostenlosem Erotikkanal auf jedem dritten Sendeplatz) steht ein Bügeleisen der ersten Elektrogeneration nach Ablöse der Gußeisernen. Mitten in diesem Plüschwahnsinn finden sich Eindrücke, die dann doch eher meinen Humor als meinen Romantiksinn ansprechen. Auf zwölf Quadratmetern sind vier Telefone installiert. Mein Lieblingsexemplar befindet sich direkt neben den sanitären Anlagen in Griffhöhe. Das Bett ist unter „damals waren die Menschen alle noch kleiner“ abzuhaken. Mein Kopf stösst an die Wand, wohingegen meine Füße knöchelabwärts freischwebend im leeren Luftraum baumeln. Die Minibar hat nur Schnaps im Angebot und ich darf im Nichtraucherzimmer rauchen, aber keinen Aschenbecher haben. Also liege ich den ganzen Abend füßebaumelnd bei einem Schnäpschen auf dem Mädchenbett, asche in meinen Zahnputzbecher und schaue staunend dem sprichwörtlchen Treiben am Fernsehempfangsgerät zu. Das lässt mich die kleinen Komplikationen beim Einchecken schnell vergessen.
Die Postleitzahl meines neuen Unternehmens war mir nicht bekannt, aber „Kainä Posleisahl, kannsu nich inna Simma“, entscheidet der 1,50 m große, indische Herr am Empfang. Also sage ich ihm, dass mein Kollege später nachkommt, dieser sie sicherlich kennt und er sie da nur abschreiben müsse. „Wie heissä Kolläga?“ Ich sage ihm, dass er Ulrich Tielmann heisst. „Ah, haba nur Frau Ulrich Tielmann!“ Ich versichere ihm mehrere Male, dass es sich bei einem Ulrich, um einen Mann handelt. „Nain, isse FRAU Ulrich Tielmann gemeäldet.“ Ich zucke mit den Schultern. In der Postleitzahlendiskussion sind wir auch nicht weitergekommen, also schaue ich kurz angestrengt und verkünde glücklich, dass mir die Postleitzahl just in diesem Moment wieder eingefallen wäre und notiere die soeben Erfundene auf dem vor mir liegenden Blatt. Am nächsten Morgen berichtet mir mein Kollege, dass er fast sein Zimmer nicht hätte beziehen dürfen, da ihm die Postleitzahl der Firma nicht präsent war. Er schlug also vor, in meinem Anmeldezettel nachzusehen und die dort Vermerkte abzuschreiben. So wird aus einer Erfindung durch doppelte Anwendung eine unumstößliche Wahrheit. Frage mich nur, warum er die Postleitzahl nicht wußte. Also ehrlich!