Damals als Interrail noch günstig und das Mittel der Wahl war, um zu verreisen, fuhr man gerne mal 2.500 Kilometer nach Portugal. Nachtfahrten in gekrümmten Positionen waren zudem ein beliebtes Mittel Übernachtungskosten zu sparen. Schließlich musste man auf jeden Pfennig achten, wenn man drei Monate Urlaub machte.
Wir hatten gerade die spanische Grenze hinter uns gelassen, als wir von einem Schaffner barsch geweckt wurden. „Out – Voyage over!“ brüllte er durch die Abteile. Noch gut 200 Kilometer vom Ziel entfernt, wunderten wir uns ob dieser Ansage, streckten unsere Hälse aus dem Fenster und wurden Zeuge, wie der Zug sich langsam leerte.
Wir packten unsere Sachen und quetschten mit den anderen Reisegästen in den Gang, versuchten den Grund der Zugräumung zu erfahren. Ein freundlicher Portugiese vor uns, schilderte uns den Sachverhalt: „There is civil war in Portugal now, the government has been overthrown, we can not enter the country. Busses wait and bring tourists back to Spain…”
Panik machte sich in mir breit. Hätte ich doch nur mehr Interesse an den politischen Umständen europäischer Nachbarstaaten gezeigt! Hätte ich doch mal Nachrichten geschaut. Ich war außer mir. Zittrig ließen wir uns in die Busse umschichten.
Nach vier Stunden Fahrt, es war bereits hell geworden, erreichten wir Aveiro, unser ursprüngliches Ziel in Portugal.
Ein ruhiges Städtchen, von oben bis unten mit Azulejokacheln geschmückt. Ganz so wie der Reiseführer es angekündigt hatte. Keine Spur von politischen Unruhen.
Nach ausführlicher Lektüre einer englischen Zeitung, die wir gleich am Bahnhof erstanden, stellte sich heraus, dass wir einem Scherzkeks mit seltsamen Humor aufgesessen waren.
Tatsächlich waren wir nur in einen Bahnstreik geraten und mussten deswegen mit Bussen weiterreisen.
Das waren noch Streiks! Abendteuer pur! Und am Ende der Reise: Meer und Dünen.
Quasi das Gegenteil des BVG-Streiks, den ich für absolut unzumutbar halte. Zumal ich finde, jeder der streikt indem er nach Hause geht, der sollte aus der Gewerkschaft fliegen. Ich will Engagement und Aufopferung sehen! Streikposten an jedem U-Bahn-Ausgang. Ich will Plakate, Parolen, Banderolen, Forderungen auf nackten Körpern, auf Papier! Ich will sehen wie sich Protestierende an die Tram-Schienen ketten. Ich will Lärm, Getose und Gebrüll! Polizei, Unruhen und Presse und nicht dieses unsägliche, lediglich für ca. 2 Millionen Einwohner lästige Verhalten.
Streiken und nach Hause gehen, um sich da zwischen den Zehen zu pulen und 12% mehr Lohn durch Gewerkschaftssprecher fordern, das ist doch eine Farce!
hmm.. aber euch scheint ja der Streik auch nicht zu stören .. oder die Tatsache das eine Gewerkschaft in einer gewaltigen Medienkampagne in Misskredit gebracht wird .. oder das Herr’n Mehdorn völlig egal ist was mit Bahnfahrern passiert, da er eh erst bei ‚Güterverkehr bestreiken!‘ hinhört ..!
Wenn’s jemanden stören würde könnte man Solikundgebungen
oder Demos gegen die Privatisierung des Volkseigentum-Bahn machen ..
naja .. aber man kann halt auch einfach in inet taggen das es kacke ist, wenn keine Bahn kommt ..
Verfluchte, verwöhnte, wasted german youth ..
in diesem Sinne ..
PS: Captcha nervt wirklich ..
Wie, nach Hause gehen? Das darf man? Ich dachte, das ist dann quasi Arbeitszeit mit Lohnverzicht zugunsten der Streikforderung und ein Teil der Kohle ersetzt für die Zeit halt die Gewerkschaft?
Wer zahlt denn dem Arbeit verweigernden Mitarbeiter Lohn durch?!
ich find den Vergleich mit den Franzosen aber nicht passend. Die belächeln wir doch eher wegen ihrer leicht aufgebrachten Demonstranten. Für jedes Kinkerlitzchen gleich so auf die Pauke schlagen? Irgendwas muss man sich doch auf für die wichtigen Dinge aufheben. Auf mich wirkt die Autoanzünderei daher immer primitiv und hilflos und ich habe eher den Eindruck, dass sie der Sache damit schaden.
Sowas zu fordern klingt natürlich viel verwegener als die langweiligen Verhandlungen aber meine Solidarität erhöht sich nur wenn die parallel zum Streik sympatische Sachen machen. Das würde dann aber auch die Verhandlungsposition der Streikenden stärken.
Daher schlage ich, dass die ganzen Schaffner und Lokführer doch mal Waffeln backen sollen für die Wartenden und Gitarre spielen, Glühwein verteilen, einen Sketch aufführen, Massagen anbieten und Planwagenfahren zum Arbeitsplatz organisieren.
Meine Rede.
… och, das ist doch bestimmt anstrengend, so ein Streik mit Aufwand.
Du sprichst mir aus der Wombat-Seele. Wir könnten eh etwas mehr Aufruhr gebrauchen, aber dann bitte dort wo es diejenigen die es angeht auch erreicht. Demos werden doch heut meist dahin verbannt wo sich kein Politiker und Wirtschaftführer mehr dran stört und Streiks nerven nur die Leute die keien Fahrbereitschaft haben und drauf angewiesen sind mit den Öffis zur Arbeit zu kommen.
PS: Captcha sucks :)
Gut gesprochen Streiken mit Elan. Die Forderung ist richtig und toll. Solltest du mal auf dem Hauptstadtblog bringen.
Bei der Kälte will doch da draussen keiner streiken. Vielleicht sollte es auf den Sommer verlegt werden? Aber, stimmt, dann sind die ja alle in Portugal…
Recht hast du! Ich bewundere ja die Franzosen, wenn denen was nicht passt, brennt immer gleich die ganze Stadt und die Welt schaut hin.
Ich wäre nicht frustriert, sondern beeindruckt zu spät gekommen und all der Stau auf den Straßen hätte sich wenigstens so richtig gelohnt…
Aber wie mein alter Kumpel Stalin schon sagte: In Deutschland kann es keine Revolution geben, weil man dazu den Rasen betreten müsste.