Ich habe einen Schrank, der ist zur einen Hälfte mit Fotos, zur anderen Hälfte mit alten Briefen gefüllt. Alle paar Jahre schaue ich mir den Inhalt an. Gestern fiel mir auf, dass ich über die Jahrzehnte auf gut ein Duzend Hochzeiten eingeladen war. Ich hoffe, es gibt da keinen kausalen Zusammenhang, aber tatsächlich sind gut Dreiviertel dieser Ehen in der Zwischenzeit schon wieder geschieden.
Meine persönliche Stichprobe entspricht zum Glück nicht der allgemeinen Statistik – da werden „nur“ 1/3 aller Ehen geschieden. Wie die Trennungsstatistik bei unverheirateten Paaren ist, weiß ich nicht genau.
In Berlin sind die Partnerinnen aufgrund der guten und bezahlbaren Kinderbetreuungsmöglichkeiten nach der Geburt des ersten Kindes in der Regel relativ zügig wieder arbeiten gegangen. Ich kenne kaum Frauen, die drei oder mehr Jahre für ihr/e Kind/er zuhause geblieben sind. Ganz anders in der Gegend in Bayern, in der ich groß geworden bin: Da lief es meist ganz klassisch: Nach wenigen Jahren Beruf – oft auch direkt nach dem Studium wurde geheiratet, ein Haus gebaut und dann blieb die Frau die nächsten Jahre zuhause. Die Entscheidung zu diesem Familienmodell wird natürlich aus freien Stücken gewählt. So wird mir das berichtet. Die Paare finden das gut: Der Mann übernimmt die finanzielle Verantwortung und die Frau die für die Kinder. Das passt für den Moment ganz gut und wenn ich nach der Zukunft frage, dann heißt es: Das Haus wird dann abbezahlt sein und eine Grundsicherung bieten und die Rente des Mannes geteilt. Alles gut also. „Wir haben ohnehin nicht vor uns zu trennen.“, höre ich dann auch oft.