Babys, so sagt man gerne, duften wunderbar. Nun war ich bis zum Geburtstag meines eigenen Kindes noch nicht zum Babybeschnüffeln gekommen und musste bald feststellen, dass ich an olfaktorischer Taubheit leide. Mein Baby nämlich, roch am Anfang nach gar nichts. Bestenfalls roch es rein und unverdorben.
Kurz darauf roch es und alles was mit ihm in Berührung kam nach Kotze. Freilich nur Milchkotze, doch glauben Sie mir, erbrochene Muttermilch hat nichts entzückenerweckendes.
Gegorene Milch auf der Haut, im eigenen Haar, auf der Kleidung, am Baby, am Mann, im Bett – vielleicht für den Chinesen, der auch dem Verzehr von verdorbenen Eiern nicht abgeneigt ist und gerne Schwalbenspucke trinkt, ein Fest für die Nase – für mich eher ein Grund jeden Tag eine Ladung Wäsche zu waschen.
Im Nachhinein denke ich, dass die Mütter, die Babygerüche so unwiderstehlich finden von den Duftnoten gewisser Babypflegeprodukthersteller sprechen. Denn so hoch wie die Durchschnittsfrau den meilenweit zu identifizierenden Persilgeruch schätzt, mag sie es toll finden, wenn der Nachwuchs nach erdölbasierten Pflegesubstanzen müffelt.
Das einzige, was selbst mich fasziniert, ist der tadellose Mundgeruch bzw. dessen absolut nicht Vorhandensein. So halte ich liebend gerne meine Nase in den Atemkanal meines Babys. Bis zu dem Tag als das Baby entdeckte, dass es nicht nur Fahrkarten sondern auch Nasen durch fröhliches Hineinbeißen entwerten kann.
So ist nun wenigstens die Sorge, um die schiefe Bahn erledigt. Piercingstudiobesitzer ist schließlich eine handfeste Sache.