Gestern fragt mich eine Wurstverkäuferin doch tatsächlich, ob es mir irgendwie nicht gut geht. Das muss man sich mal vorstellen! In Berlin!
Ja was solls, mag der Leser aus der Provinz sagen. Ne, ne, ne!
Wer in Berlin lebt, der weiß wie scheiße man aussehen kann. Augenränder, eitrige Pickel, Ekzeme, offene Wunden. Alles kein Grund jemanden anzusprechen, dass er schlecht aussehe.
Das geht mir durch den Kopf, als die Fleischereifachverkäuferin mich mitleidig über den Tresen anblickt und versonnen ihr Mett streichelt.
„Hach, danke mir geht’s aber nicht schlecht,“ fletsche ich mein bestes gekünsteltes Lächeln.
Sie schüttelt den Kopf „Wollen se vielleicht ein Glas Wasser, se sehen wirklich nich jut aus.“
„Mir geht es hervorragend, aber danke für ihre Sorge,“ wieder versuche ich den Eindruck des frischen Frühlings in Person zu machen.
„Se sinn doch öfter hier, hm? So mit schwarzer Felljacke sons?“
„Hab keine Felljacke, sie verwechseln mich wohl.“
„Ach?“
„Ja.“
„Na die andere sieht aber echt besser aus, wa?“
„Vielen Dank auch.“
„Nu wenn et ebben so is?“
[…]
„500 Gramm handwarmes Fleischmett mit Zwiebeln bitte.“