Ich habe nichts gegen Kinder, nur nicht hier II

Hach ja, ich hab Aufregwochen. Bestimmt hormonell oder so und ja, ich sollte gar nicht erst anfangen fremde Replys zu lesen…

Eben begegnete mir folgender Tweet in meiner Timeline:

The Barn Roastery hat also wieder eine neue Einschränkung für Eltern gefunden. 2012 wurden Poller gegen Kinderwagen aufgestellt. Natürlich aus Gründen des Brandschutz. Jetzt die Botschaft: In meinem Laden wird nicht gestillt, weil es sich um ein gehobeneres Etablissement handelt.

In den Replys dann Argumente wie: Na und? Es gibt doch genug andere Läden in der Gegend. Geht man da eben nicht mehr hin, was solls?

Oder: Was ist denn gegen kinderfreie Einrichtungen zu sagen? Warum soll es die nicht geben?

Spontan fällt mir dazu mein Artikel zur Frage nach den Kleinkindabteilen der Deutschen Bahn ein.

Ich finde es einfach diskriminierend mit solchen Maßnahmen und Vorgaben Eltern und Kinder auszuschließen. Wo sind da die Grenzen? Wen darf man wie ausschließen?

Was zur Hölle kann denn daran stören, dass eine Mutter ihr Kind stillt? Wie oft kommt das vor? Wie kann ich mir diese Rösterei vorstellen? Alles voll mit Frauen, die an beiden Brüsten Säuglinge haben? Der Boden voll Muttermilchpfützen?

Ganz bestimmt nicht (nicht mal im Prenzlauer Berg). Um also 2 (?) stillende Mütter pro Woche (? Monat?) aus der Rösterei fernzuhalten ein Verbot aussprechen? Ist das wirklich nötig?

Bescheuert ist das! (So bescheuert im Übrigen, wie einem zahlenden Gast Vorgaben zu machen, wie er seinen Kaffee zu trinken hat, by the way).

Mich nervt diese Kinderfeindlichkeit (grundsätzlich) und ich sehe darin auch eine Entmündigung der Eltern. Was kann denn der wirkliche Grund sein? Kinder, die im Laden rumrennen, die Theke anfassen? Hinter die Theke greifen? Babys, die schreien (vielleicht weil sie hungrig sind, da würde ja helfen… doch ach ne, das ist dann ja verboten…)

Wie im oben, etwas älteren Artikel schon gesagt: Für mich ist das Zauberwort gegenseitige Rücksichtnahme. Wenn der Anblick stillender Mütter im Café den Chef (oder andere Gäste verstört), wieso nicht einen nicht so gut einsehbaren Stillplatz anbieten? Ein schöner großer Ohrensessel? Wenn Kleinkinder, die rumlaufen, stören: Wieso nicht ein paar Stifte und Ausmalbilder bereit legen? Und im Gegenzug davon ausgehen, dass Eltern sehr wohl Rücksicht nehmen können und ihre Kinder bitten, am Platz zu bleiben, nicht alles anzufassen etc.

Ich verstehe es nicht. Macht doch einen Online-Shop, wenn ihr von Menschen genervt seid. Weil Eltern (stillende Mütter inklusive) und Kinder sind Menschen und sie haben ein Recht in jeden x-beliebigen Laden gehen zu können, wie alle anderen auch.

Oder doch mal nen Laden aufmachen, in dem Männer mit Bärten unerwünscht sind?

144 Gedanken zu „Ich habe nichts gegen Kinder, nur nicht hier II“

  1. Ich finde es absolut in Ordnung, wenn manche Unternehmer kinderfreie Bereiche errichten. Es ist absolut diskriminierend für Kranke, Rentner, Kinderfreie etc., die ihre Ruhe haben wollen, sich dauernd gestört fühlen zu müssen, weil irgendein Gesetz besagt, dass Kinderlärm hingenommen werden muss. NEIN und nochmals NEIN, das müssen wir uns nicht bieten lassen. Abgesehen davon sind viele Eltern heute nicht in der Lage ihre Kinder als rücksichtvolle Persönlichkeiten zu erziehen. Kinderlose gehen Tag für Tag fleissig arbeiten, zahlen Steuern, von denen auch Eltern profitieren und genau diese Eltern finden es nicht nötig uns unsere Ruhe zu gönnen, weil einfach nur sie auf dieser Welt sind und nur sie haben alle Rechte, infolgedessen werden nun eben manche Menschen zu Kinderhassern, weil niemand Rücksicht auf sie nimmt, was leider Gottes falsch ist.
    Was das Stillen anbelangt, bin ich der Meinung, dass man seinen Busen nicht in der Öffentlichkeit herumzeigen muss. Das soll hinten geschlossenen Türen erledigt werden. Ich springe auch nicht Oben ohne in der Gegend herum. Die Welt ist schon genug demoralisiert. Die Frauen sind doch keine Kühe auf der Weide oder möchten sie so angesehen werden ? Ein bisschen Stil sollte man sich als Mutter schon beibehalten.

  2. Probleme mit Kindern oder dem Stillen zu haben ist für mich ein Anzeichen für eine vollkommene Entfremdung von den Grundlagen unseres Lebens. Sieht man auch wenn Leute sich ärgern, dass es regnet. Meine Fresse, wären wir scheiße dran wenn es nicht mehr regnen würde! Warum hat das Death Valley bloß seinen Namen bekommen? Weil es da nie regnet. Genauso beschissen wären wir dran wenn es keine Kinder gäbe. Wem das nicht einleuchtet, der soll mal ins Altersheim gehen und sich vorstellen, dass das Pflegepersonal fehlt. Und das wäre ja nur die Vorstufe vom dem was sich diese Kaffeesnobs wünschen: Absolute Ruhe.

    In die ganze Angelegenheit spielt aber auch noch eine allgemeine Verkniffenheit hinein. Leute, die sich in die Bahn hineindrängeln anstatt einfach kurz die Stimme zu erheben und die Mitreisenden freundlich bitten etwas durchzugehen, schaffen es eben auch nicht Ihre eigenen Bedürfnisse in freundlicher Art und Weise gegenüber Eltern, stillenden Müttern, oder auch direkt gegenüber lärmenden Kindern zu äußern.

    Dem Kaffeegedönsheini zolle ich Respekt, dass er den Mut hat, seine Wünsche zumindest klar und deutlich zu äußern, und die Gewieftheit, aus der Verdrehtheit der Leute seinen Gewinn zu schlagen. Den Leuten, die allgemeine Probleme mit Kindern, Stillen, dem öffentlichen Sprechen oder dem Regen haben, kann ich nur mein Mitleid aussprechen.

  3. Ich hab jetzt eine Weile nachgedacht, ob ich kommentiere, weil ja eigentlich schon vieles gesagt ist. Aber einen Aspekt will ich noch aufbringen:

    Es gibt noch andere Leute außer „Kinderhasser“ und intolerante Snobs, die lieber keine Kinder am Nebentisch haben möchten, nämlich Leute, die selbst mal ein Kind hatten und es verloren haben. (Und vermutlich auch Leute, die sehr gern Kinder hätten, aber keine haben können). An solche Schicksalsschläge wird man sowieso dauernd erinnert, wenn man in der Öffentlichkeit (oder im Internet) unterwegs ist – aber manchmal ist es schön, wenn es Räume gibt, wo man sicher sein kann, dass das eben nicht so unmittelbar passiert wie z.B. durch eine glückliche Familie mit Kleinkindern am Nebentisch oder auch eine stillende Mutter im Blickfeld. Ob ich nun dafür zu The Barn gehen würde, weiß ich nicht, weil das in der Summe doch eher unsympathisch klingt..

    Ich selbst habe bestimmt schon „unfreundliche“ Blicke verteilt und wurde als Kinderhasserin wahrgenommen; und tatsächlich habe ich mir oft gewünscht, dass sich die Mama mit Kind nicht gerade neben mich setzt; aber nicht aus Hass.

    Klar kann man da sagen: Mit seinem persönlichen Schicksal und seinen unangenehmen Gefühlen muss jeder selbst klarkommen. Muss man auch. Die Familie am Nebentisch ist nicht für mein Wohlergehen verantwortlich. Wenn ich’s nicht ertrage, setze ich mich eben weg. (Mache ich auch, wenn jemand nebenan ständig laute Telefonate führt). Trotzdem finde ich es zusätzlich schmerzhaft, quasi als „böser Mensch“ und Kinderfeindin gesehen zu werden.

    Ich glaube, man kann kein Cafe betreiben, in dem sich jeder gleich wohl fühlt und jeder seine Bedürfnisse voll erfüllt bekommt. Von den Müttern mit Kindern über die, die in Ruhe lesen oder essen wollen bis zu denen, die arbeiten und dabei auch mal telefonieren wollen. Es geht gar nicht anders als dass es unterschiedliche Angebote für unterschiedliche Zielgruppen gibt. … Ich würde ja auch nicht ins Kinder-/Familien-Cafe gehen und dann an den Tischen um mich herum um Verständnis bitten, dass ich etwas mehr Ruhe brauche, weil ich ein geschäftliches Telefonat führen muss. Und mich dann diskriminiert fühlen, wenn ich darauf hingewiesen werde, dass ja schon an der Tür „Kinder-Cafe“ stehe und das vielleicht nicht der beste Ort zum Arbeiten sei, aber nebenan gebe es ein nettes ruhiges Cafe.

    1. Der Grund ist einleuchtend. Und gut dass sie nochmal betont haben, dass die Familie/Mutti nebenan nichts dafür kann dass das Gegenüber ein harter Schicksalsschlag getroffen hat. Und ich kann auch verstehen dass es da nicht leicht ist daneben sitzen zu bleiben und man lieber geht.
      Aber solange man nicht erklärt warum man jetzt aufstehet (und auf der Stirn geschrieben wird sowas wohl kaum jemand), kann ich es auch den Familen und/oder Müttern nicht verübeln dass sie daraus entsprechende Schlussfolgerungen ziehen und vll sogar gekränkt sind und darauf entsprechend reagieren. Ich würde es wahrscheinlich, theoretisch. So bin ich gestrickt, aber auch da kann ja keiner etwas für ;)

      Ich befürchte an so einer Situation wird sich kaum etwas ändern…leider!

  4. Hmmm…. ich finde dass man sich schon darüber ärgern darf.
    Am besten zeigt man seine Misbilligung dann indem man einfach nicht hingeht, und man kann ja anderen davon erzählen. Wenn es genügend Leute doof finden dass der Umsatz sinkt kann der Betreiber drüber nachdenken seine Strategie zu ändern.

    Wenn jemand was dagegen hat dass ich Jeans trage und mich deswegen nicht in seine Disco lässt, weil diese Goths als Hauptzielgruppe hat ist das doch genauso ok. Ärgert mich dann ein bisschen, ok, aber dann gehe ich anderswo hin.

    Wenn jemand mich wegen meines Bartes oder meines Hutes nicht reinlassen will ist das sein gutes Recht. Ich zucke mit den Schultern und gehe anderswo hin. Genauso wenn mir jemand vorschreiben will wie ich meinen Kaffee zu trinken habe.

    Und jetzt der Disclaimer damit das nicht falsch verstanden wird: Nein, ich habe nichts gegen stillen, auch nicht während ich esse, Kaffee trinke und so. Bei manchen Dingen störts mich ein bisschen, aber die sollte ich eh nicht in der Öffentlichkeit machen. ;)

    Ok, jetzt wieder ernst: Wenn das jetzt eine große Kette wäre, oder wenn das etwas wäre das häufiger vorkommt, dann läge der Fall ein wenig anders. Aber ein einzelner komischer Snob-Kaffeladen in Berlin? Wirklich?
    Den Vergleich mit Rassismus der hier aufkam finde ich unpassend, denn hier geht es um etwas das man tut, nicht um etwas das man ist (außer bei Kindern, siehe unten).

    Was die Kinder angeht:
    Es ist doch normal dass Kinder nicht überall reindürfen, oder? „kein Zutritt unter 18 Jahren“ gibts doch vielerorts. Ich finde das nicht notwendigerweise diskriminierend. Zur Not hängt der Betreiber irgendwo Pornobilder in die Ecke, dann zwingt ihn sogar der Gesetzgeber, Kinder auszusperren. Glaube nicht dass das man das abgestellt kriegt.

  5. Liebe Patricia,

    in meinem Tweet, den du hier als Aufhänger für deinen Post verwendet hast, ging es ganz klar um die Einstellung des Gastronomen, die ich, und da sind wir uns einig, unterirdisch finde. Die Mittel zu denen seine Mitarbeiter_innen und er greifen, Frauen, die ihre Kinder stillen möchten, aus dem Café zu werfen, finde ich in den Situationen völlig unangebracht.

    Dennoch hat der Gastronom sich hier einige Hausregeln gegeben, die er für seine Kund_innen, seine Mitarbeiter_innen und für sich als wichtig erachtet. Und diese Regeln kann er ihm Rahmen geltender Gesetze mit Gebrauch des für ihn eingeschränkten Hausrechts auch jederzeit durchsetzen. Wie gesagt, er kann, er muss aber nicht.

    Ich finde es gut, wenn Menschen darauf hinweisen, dass man auch mit kleinen Kindern in andere Cafés gehen kann. Die Auswahl guter Cafés hier im Kiez ist meines Erachtens groß genug. Familienfreundliche Cafés mit gutem Kaffee, in denen große Spielbereiche vorhanden sind und Rückzugsecken für stillende Mütter gibt es in Laufweite.

    Ich kenne einige Gäste von The Barn, die froh sind, wenn sie dort die Kaffeespezialität ihrer Wahl in Ruhe trinken können. Die Hausregeln, dort auch nicht mit aufgeklapptem Rechner oder Tablet zu arbeiten, werden bereitwillig akzeptiert. Ich wurde vor auch schon vor einigen Jahren aufgefordert, mein iPad wieder in die Tasche zu packen, was für mich der erste Grund war, dieses Café nicht mehr zu besuchen. Ganz abgesehen von den überheblichen Äußerungen der Baristas, bei der Hinzugabe von Milch zu einem Long Black durch Kund_innen, die ich mehrfach mitbekommen habe.

    Deinen Vorschlag mit den baulichen Maßnahmen finde ich grundsätzlich begrüßenswert, nicht nur für Gäste, die den Anblick einer stillenden Mutter nicht ertragen würden, auch für Mütter, die ihr Kind oder ihre Kinder in Ruhe stillen möchten und die kurze Zweisam- oder Dreisamkeit genießen. Aber solche Baumaßnahmen sind nichts, was gesetzlich vorgeschrieben werden sollte. Das sind Optionen, die sensible Gastronomen in Erwägung ziehen können und sicherlich auch eine Möglichkeit, neue Kund_innen zu gewinnen.

    Wo ich aber baulich ein generelles Problem sehe, ist die Barrierefreiheit vieler gastronomischen Einrichtungen in der Gegend. Häufig wird es Eltern mit Kinderwägen schlicht unmöglich gemacht, Räume zu betreten, ohne den Kinderwagen vor der Türe abstellen zu müssen und mit dem gesamten Gepäck + Kind auf dem Arm eintreten zu können. Und auch dieser Poller stellt nicht nur für Eltern mit Kinderwägen ein Hindernis dar, sondern auch für Menschen, die auf Hilfsmittel, wie Rollstühle oder Rollatoren angewiesen sind. Gleiches gilt für die 3 – 10 Stufen, die gastronomische Einrichtungen im Hochparterre häufig haben.

    Nun zu meinem letzten Punkt. Seit ich selbst Mutter bin, ist mir erst aufgefallen, wie viele Menschen sich von einer Mutter abwenden, wenn sie in der Öffentlichkeit stillt. Das hat nichts mit ´nicht stören wollen´ zu tun, sondern mit einem weitverbreitenden Gefühl der Scham einiger, die in der Nähe sitzen. Das trifft mit Sicherheit auch auf den Gastronomen von The Barn, sowie einigen Mitarbeiter_innen zu, deren Verhalten sich meines Erachtens nicht anders ableiten lässt. Und deswegen finde ich es umso wichtiger, dafür in der Öffentlichkeit zu sensibilisieren, dass Mütter künftig ohne dumme Sprüche von Dritten oder dem Gefühl, an diesen Orten nicht willkommen zu sein, stillen können. Eine Petition (https://weact.campact.de/petitions/schutz-fur-stillende-mutter-in-der-offentlichkeit?source=facebook-share-button&time=1455392010&utm_source=rec-fb&utm_medium=recommendation&utm_term=weact&utm_campaign=schutz-fur-stillende-mutter-in-der-offentlichkeit) mit der Bitte an Manuela Schwesig, sich dem Thema in einem Gesetzgebungsverfahren anzunehmen, ist ein möglicher Weg dahin. Aber auch öffentlichkeitswirksame Kampagnen mit Plakaten, Werbespots und Online für eine Sensibilisierung können helfen.

    Und wenn eine Sensibilisierungskampagnen einen gewissen Erfolg zeigen, dann werden auch einige Gastronomen umdenken müssen. Aber bis dahin ist es noch ein langer und steiniger Weg.

    Lavinia (@LaviniaSt)

    1. Vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar, der auch nochmal die Sache mit dem Hausrecht erörtert.
      Klar ist es sein Recht.
      Persönlich ist es für mich schwer nachzuvollziehen, dass das keine Diskriminierung sein soll.

    2. Hallo Lavinia,

      ich bin jetzt nicht so twitter-fit, kannst du mal bitte angeben, was denn nun die Originalnachricht ist? Und wo die Einstellung des Gastronomen dokumentiert ist.

  6. Also, ich stille jetzt seit 6 Monate voll, und das ab und zu auch in der Öffentlichkeit. Manchmal sogar in Cafes ;). Und wenn hier jemand von „entblößen“ spricht, dann möchte ich fragen ob er wirklich schonmal ne stillende Frau gesehen hat. Bei mir und bei allen Mamas die ich so kenne geht das ratzfatz. BH unterm Pulli auf, Unterhemd bissi runter, Pulli bissi hoch, Baby gleichzeitig andocken, schwupp. Wer es da schafft sich durch „entblößte“ Brust betroffen zu fühlen, dem würde ich aggressives Starren / Spannen unterstellen. Das sind keine 5 Sekunden in denen da wenn überhaupt mal Haut (geschweige denn Nippel) zu sehen ist. Dann ist da eine Frau mit Baby im Arm, und ein Baby-Hinterkopf zu sehen– und das war’s auch schon! Alles andere läuft meiner Meinung nach im Kopf ab, und für den darf sich der „Betrachter“ dann bitte selber schämen.

    1. Ich verstehe es nicht.
      Warum werden stillende Frauen so schnell bewertend, beleidigend oder auch ironisch, nur weil jemand sagt, dass er nicht gerne stillende Frauen sehen möchte?
      Warum soll die Empfindung der stillenden Frau mehr wert sein, als die der anders fühlenden?
      Und warum wird das Argument der “Natürlichkeit“ dafür so oft bemüht? Es gibt sehr viele sehr natürliche Dinge, bei denen ich bitte nicht dabei sein möchte.

      1. Für mich ist total okay, wenn jemand nicht sehen möchte, dass ich mein Kind stille. Ich werde mich auch nicht in die Auslage setzen, „Huhu!“ schreien und dann langwierig meinenOberkörper freimachen, sondern mir ein diskretes Eckchen suchen.
        Aber für mich hat es Vorrang, mein Kind zu ernähren – es ist nämlich darauf angewiesen, gestillt zu werden. Wer damit ein Problem hat, muss einfach wegschauen.

        1. Genau! Ich stille auch -von mir aus- lieber auf ner einsamen Parkbank, auch wenn’s mal kälter sein sollte, als in einem Raum voller Menschen in dem es sehr laut ist (dann klappt das mit dem Stillen übrigens auch nicht so gut) und ich das Gefühl habe ich störe / werde zu sehr angeglotzt.
          Unter bewertend verstehe ich jetzt mal die Tatsache dass ich eine eigene Meinung habe (Gottseidank), beleidigend bin ich wirklich nicht, ironisch bin ich aber wohl immer… ist wohl eine Art ‚coping mechanism‘ angesichts solcher Unterstellungen. Find ich aber zum Glück völlig ok.
          Und ja, Nahrungsaufnahme ist was ganz natürliches. Wir müssen einer Ruth ja im Zweifelsfall auch beim Kaffeetrinken zugucken. Wenn sie jetzt auf den Tisch kötteln würde, wäre das was anderes, das würde ich auch nicht sehen wollen. Grins.

          1. Ich sehe schon, ich hab meinen Stempel weg und die Schublade ist fest zu. Schade. Ich habe nämlich nie etwas gegen stillen in der Öffentlichkeit gesagt, sondern lediglich, dass ich die Aufregung nicht recht verstehe und selber jemand bin, der nicht so gerne andren beim stillen zuschaut. Nicht mehr und nicht weniger. Und ich bin ehrlich daran interessiert, warum diese Aussage immer wieder zu solch ideologisch aufgeladenen Diskussionen führt (und zwar nicht nur hier, diese Diskussionen hatte ich schon oft….). Ich verstehe es wirklich nicht und fände einen nicht-bewertenden Austausch darüber tatsächlich hilfreich. Aber irgendwie scheint das nicht möglich, mein Gefühl ist, dass, sobald man etwas “gegen“ stillen sagt, sofort die Schublade aufgemacht wird und dann ist Schluss. Das finde ich schade.
            Und ganz davon abgesehen: die Aussage, dass ich mich für meine Gedanken und Bilder im Kopf schämen soll, finde ich durchaus beleidigend und bewertend.

  7. Ich habe zuerst genauso gefühlt wie Du: Wie scheiße ist es denn, Müttern das Stillen zu verbieten?
    Dann fiel mir aber ein, warum viele The Barn schätzen: Weil es eben nicht ein Familiencafé ist, weil es ausdrücklich verlangt, keine Laptops zu benutzen, nicht laut zu reden, nicht laut Musik zu hören. Man kommt dahin, um ungestört seinen Kaffee zu trinken. Klar diskriminiert das den Web-Developper, der unmöglich ohne MacBook und Latte Macchiato den Online-Shop für Hundekrawatten coden kann. Aber links und rechts gibt es dutzende Läden, wo man genau das kann. Ich habe bis vor kurzem in der Gegend gewohnt, und ich kann nicht sagen, dass es an familienfreundlichen Cafés gemangelt hat. „Babyccinos“ habe ich mehr als einmal auf der Karte gelesen.
    Der Cafébetreiber hat sein volles Recht, die Regeln aufzustellen, die er und seine Kundschaft für richtig halten. Solange es nicht darin ausartet, rassistisch zu diskriminieren, finde ich es legitim, wenn sich verschiedene Gruppen ihre Orte bauen, wie sie sie mögen. Es gibt Punkkneipen oder das Soho-Haus, die mehr oder weniger feste Regeln haben, die die eine oder andere Lebensweise mehr oder weniger begrüßen und viele persönliche Lebenskonzepte ablehnen. Das werden immer Menschen ausgeschlossen, aber andere dafür eingeschlossen.
    Ich finde die Aufregung unangebracht. The Barn ist seit den ersten Tagen das „Kinderhassercafé“ in den Medien, und diese Medien werden das immer und immer wieder bringen, wenn in The Barn wieder „Kinder gehasst“ werden. Für mich fällt das Kindergehasse unter die Kategorie Leben und Leben lassen. Und dazu gehört auch, zuzugestehen, dass manche in ihrem Laden keine nackten Brüste sehen wollen.

    1. Ich habe in der Zwischenzeit mal noch mit ein paar Kollegen allerlei Geschlechts, sexueller Orientierung und Sozialisierung gesprochen und muss sagen, dass sich meine Meinung ein bisschen aufgeweicht hat.
      Ohne jetzt zu viel zu wiederholen, was andere hier schon gut gesagt haben: Das größte Problem sehe ich darin, dass dieser Fall das Tor öffnet zu allerlei Diskriminierungen. Wenn stillende Frauen nicht OK sind, warum sollte man dann nicht auch LGBT ausschließen? Immigranten, PoC, Süddeutsche?
      Der Besitzer ist zwar im Recht, aber das bedeutet nicht, dass er nicht falsch liegen kann. Oder um es mit Walthers Worten zu sagen: You’re not wrong, you’re just an asshole.

  8. passt da nicht ein angeschlossenes fahrrad mit informationsschutzblech vor den laden? oder ein auto mit 50pt auf a3 quer im fenster?

    kurz und bündig und ohne ausrufezeichen.

    das wird schon. manche menschen brauchen hilfe.

    .~.

  9. Guten Morgen. Ich versuchs mal aus einer anderen Richtung: ich als Nordlicht bin schon genetisch bedingt kein Freund von Menschen, die mir zu schnell zu nahe kommen. Frei nach dem Motto, statt Küßchen rechts, Küßchen links sagt man Moin. Bei großer Sympathie nickt man kurz. Eine stillende Mutter ist für mich etwas unheimlich intimes, da zieht mich jemand mir vielleicht auch noch völlig unbekanntes ganz eng in seinen Tanzbereich. Das verursacht mir dann dieses unbehagliche Gefühl, das man nicht mit Abneigung verwechseln sollte. Ich betrete da einfach einen emotionalen Bereich, der mir zu nahe kommt. Völlig unvorbereitet. Gegenseitige Rücksichtnahme ist wie immer das Zauberwort, nicht ich habe das Recht, ich muss es auch ohne Rücksicht auf Verluste durchsetzen. Ob der Wirt sich damit einen Gefallen tut, das wird Angebot und Nachfrage entscheiden, meine Meinung schwankt je nach Hormonlage :-)

    1. Ich bin ähnlich gestrickt und kann das voll nachfühlen. Ich glaube aber im Übrigen nicht, dass sich die meisten Menschen tatsächlich von stillenden Frauen belästigt fühlen. Die bei weitem meisten stillenden Frauen machen dies ja auch sehr zurückhaltend. „Normal“ stillende Frauen fallen meistens gar nicht auf, da ist nichts großes dabei.
      Aber es gibt eben auch die Kandidatinnen, die das direkte Ernähren des Kindes für den mitteilungsbedürftigsten Akt halten, den es gerade zu geben scheint. Und dann ist man ganz schnell da, wo es sich wirklich so anfühlt, dass man da in einen fremden Tanzbereich hineingezogen wird, der einem zu intim ist. Mir ist es beispielsweise passiert, dass eine mir wildfremde Person, mit der ich in diesem Moment trotzdem Schulter an Schulter saß, ihre Brust ausgepackt hat und angefangen zu stillen. Und mit auspacken meine ich auspacken. Nicht nur mal eben den Pulli leicht angehoben. Sie hat sich erstmal seelenruhig halb entblößt. Ich bin sogar versehentlich mit dem Ellenbogen gegen ihre Brust gestoßen. Das alles mitten im Gespräch und beim Essen. Ich fand das jedenfalls ziemlich unpassend. Wenn sie die Dame einfach kurz neben den Tisch gesetzt hätte (es stand direkt neben dem Tisch beispielsweise ein großer Strandkorb) und ganz normal gestillt hätte, dann wäre das nicht der Rede wert gewesen. Aber scheinbar war es ziemlich wichtig, ihre milchbepackte Brust über das Essen fremder Leute zu schwenken…

  10. Ich persönlich könnte mich viel mehr über den milch-freien Kaffee aufregen….
    Ich bin auch Mama, habe auch gestillt und tue es in einigen wenigen Monaten wieder. Aber: nach wie vor mag ich keine fremden Brüste sehen, währende ich esse und trinke. Für mich macht es einen Unterschied, ob ich in einer Buchhandlung zb stille (die oft sehr schöne, ruhige und gemütliche Ecken dafür haben) oder in einem Café, wo es nun mal Menschen gibt, die das stört (warum auch immer). Auch das hat für mich mit Rücksichtnahme und Respekt zu tun. Und wenn ein café-Betreiber das grundsätzlich verbieten möchte, macht es ihn unsympathisch, es ist aber sein gutes Recht.

      1. Aber klar! Ich finde dieses Verbot ja auch sehr fragwürdig. Nichtsdestotrotz fehlt mir auch ein wenig Rücksichtnahme von Stillenden und finde die Haltung: “das ist etwas natürliches und alle, die das nicht sehen mögen oder unangenehm finden, sind komisch“ ähnlich einseitig.

  11. Sein Laden, seine Regeln. Er hat nunmal keinen Bock auf Kinder, und auch nicht darauf, mitansehen zu müssen, wie sich Menschen in seinem Laden entblössen.

    Es wäre schön, wenn es mehr kinderfreundliche Läden gäbe. Aber wenn jemand explizit nicht kinderfreundlich ist, und darauf besteht, dass in seinem Laden alle sekundären Geschlechtsorgane bedeckt bleiben, ist das sein gutes Recht.

    1. Das stimmt. Mir wäre eine Welt lieber, in der sich Menschen keine künstlichen Rückzugsräume schaffen müssen. Im Fall Fitnesscenter z.B. weil man einfach Sport machen kann ohne sich begafft und beurteilt zu fühlen.

      In Russland gibt es (hat mir jmd mal erzählt, nicht nachgepüft) Frauenabteile in Zügen. Damit Frauen nicht von Betrunkenen oder anderen Übergriffigen belästigt werden.
      Finde ich auch schlimm – also dass die Lösung ist, die Frauen abzutrennen und man nichts gegen die Belästigung (die Ursache eigentlich) tut (oder sich nicht dagegen zu helfen weiß).

      1. Ich würde das nicht als „Rückzugsraum“ bezeichnen, eher als eine „Schutzzone“. Solche Abteile gibt es übrigens auch im EC. Ist man mit größeren Mengen angetrunkener Zeitgenossen, männlichen wie weiblichen, zu späterer Stunde unterwegs, sind diese Abteile ein Segen. Wie sollte denn ein Zugbegleiter/ eine Zugbegleiterin die Ursachen für Belästigungen bekämpfen? Es ist auch für Leute, die für unsere Sicherheit sorgen sollen, ein Schutz. Rückzugsräume sind i.d.r. immer künstlich geschaffene Räume, die aber notwendig sind für bestimmte Gruppen, z.B. auch Gebets- oder Meditationsräume. Das ist das eine.
        Das andere ist, dass die Haltung des Cafébetreibers natürlich beurteilt und verurteilt werden kann. Ich frage mich aber dabei, will man denn als stillende Mutter überhaupt an einen Ort gehen, wo man so offensichtlich unerwünscht ist. Persönlich habe ich sehr wohl unterschieden und habe mit den Kindern andere Lokale aufgesucht als bei kinderlosen Verabredungen. Ich mag die Argumentation nicht, die stets auf das eigene Recht pocht und nur den eigenen Willen als Leitkategorie für richtiges Handeln verwendet. Selbstverständlich soll öffentliches Stillen möglich sein. Aber überall? Im Bewusstsein, hier ist jemand, den es stört? Ist es tatsächlich zuviel verlangt, einen Ort aufzusuchen, wo man als Stillende willkommen ist? In allen Städten, in denen ich bisher lebte, gab es diese Orte, es gab teilweise sogar einen richtigen „Stillführer“. Es war immer ein Leichtes, ein Plätzchen zu finden. Vielleicht geht es einfach auch darum, akzeptieren zu lernen, dass das selbstgewählte Modell, wie man sein Leben führt, was man richtig findet und was nicht etc., nicht das Modell für alle ist und wir es niemandem oktroyieren können. Toleranz auf beiden Seiten wäre wünschenswert…

        1. Ne, sorry. Betrunkene randalieren und belästigen lassen und die anderen zum Schutz in einen anderen Raum schicken? Der Logik kann ich nicht folgen.

          Stillen ist Nahrung geben. Wegschauen (und es kommt ja wirklich auf das Maß an – wie viel stillende Frauen sind da wohl im Schnitt im Café?), wenn man sich von einer natürlichen Sache gestört findet, ist viel angemessener als die Stillenden zu verbannen.

          Wenn du sagst: Toleranz auf beiden Seiten – wo ist denn die Toleranz auf der anderen Seite, der des Cafébetreibers?

          1. Aber ein Kind kann man auch mit der Flasche füttern, wenn es denn nur um Hugner geht. Ich kenne etliche Menschen, die – aus welchen Gründen auch immer – mit der Flasche gefüttert wurden und alle sind prima Menschen mit genau sovielen Macken wie Brustgefütterte auch. So eine Flasche kann man überall rausholen.

            Und irgendwie fehlt mir die Empathie der Stillenden, die immer Verständnis einfordern. Wenn es mir peinlich ist, dass da eine ihre Brust zückt, muss ich weggehen oder wegschauen und tolerant sein. Ich habe dann keine Entspannung in einem Cafe, muss das aber hinnehmen, weil da schließlich ein ganz natürlicher Vorgang stattfindet. Dass mir das unangenehm sein könnte, muss die Stillende nicht stören, denn sie macht ja alles richtig, oder wie? Und überraschend finde ich auch, dass durchaus verklemmte Frauen, die sonst niemals und nirgends ihre Brust entbößen würden keine Probleme mehr damit haben und Toleranz erwarten. Komisch.

            Und wegschauen. Aha. Wo soll ich denn hinschauen, wenn sich genau in meinem Blickfeld eine Frau zum Stillen vorbereitet? Muss ich dann meinen Sitzplatz ändern, damit ich nicht den Kopf verdrehen muss? Warum muss ich eine unangenehme Situation akzeptieren und die Stillende nicht?

          2. Moin,
            da möchte ich deutlich widersprechen, prey. Mein Stillkind nahm keine Flasche und ich hätte sicher nicht auf die Gabe von Muttermilch verzichtet, nur weil das in einem Café irgendwie ordentlicher ausgesehen hätte. Eben wegschauen, sich möglicherweise etwas auf dem Stuhl wegdrehen halte ich für eher verhältnismäßig und für jedermann zumutbar. Obwohl ich bei einem an der Brust liegenden Baby nicht weiß, was da wer noch alles sieht außer dem Babykopf. Jedes weit ausgeschnittene Oberteil zeigt mehr von meinem Décolleté als beim Stillen zu sehen ist.
            Obwohl ich längst aus der Stillerei raus bin (Kinder 10 und 7), regt mich die Diskussion auf.
            Um das Cafe mach ich nen großen Bogen…
            Gruß labuste

          3. Vielen Dank für deine Antwort.
            Nun, es steht ja jedem frei weiterhin im Abteil mit den angetrunkenen Herrschaften zu verbleiben. In den Fällen, auf die du dich beziehst, die echten Randalierer, wird i.d.R. am nächsten Halt die Polizei dem ein Ende machen, wenn du sie gerufen hast. Was aber machst du in der Zeit bis dahin? Angenommen, du fährst noch eine gute Stunde bis zum nächsten Halt. In Wagen 22 sitzt eine lärmende Gruppe vorgeglühter Jungs und nervt sichtlich alle anderen. Sie sind total enthemmt, den Alk nicht so gewöhnt und pöbeln an ein paar junge Mädels hin. Du hast schon mehrere Male um Ruhe gebeten und mit dem Verweis aus dem Zug gedroht. Sie nehmen dich gar nicht wahr. In Wagen 23 sieht es leider auch nicht besser aus, da ist die muntere Seniorenrunde auf dem Heimweg und nervt ebenfalls. In Wagen 24 sitzt der Frauenkreis aus xxx und stiftet Unruhe unter Absingen fröhlicher Weisen. Das Ruheabteil ist voll. Wärst du dann nicht auch froh, du könntest einen Teil in einen zusätzlich Schutzraum schicken? Ruheabteile sind übrigens nichts anderes und ich zumindest bin sehr froh um sie. Zudem ist es eine Präventivmaßnahme, ähnlich den Frauenparkplätzen etc. Natürlich hast du recht, wenn du sagst, es ist traurig, dass wir das brauchen. Aber notwendig scheinen sie mir zu sein. Da hilft aller Idealismus nichts.

            Zur Toleranz: Ich habe mich nicht auf diesen einzelnen Fall bezogen. Wie geschrieben, jedem seine Meinung. Ich denke, das Verbot hat der Laden gar nicht nötig, da die entsprechenden Empfängerinnen dort wohl eher nicht verkehren. Ein Appell an toleranteres Verhalten scheint mir bei diesem Herrn auch nicht wirklich Mittel der Wahl…

            Ich bezog mich mehr auf die Diskussion „pro überall stillen“ und „contra überall stillen“. Wie du schreibst, Stillen ist Nahrungsaufnahme. Nicht mehr und nicht weniger. Wir essen nicht immer und allerorten. Es gibt geeignete Plätze und weniger geeignete. Sicherlich kann man unsere Bedürfnisse mit denen eines Säuglings nicht vergleichen. Bisweilen haben die halt einfach Hunger, dann muss was her. Dies ist aber organisierbar. Was kostet es denn, dahin zu gehen, wo es erfahrungsgemäß keinen stört? Das wäre doch das normale Verhalten. Oder gehst du, wenn du dich mit Freunden, Freundinnen triffst, stets genau dahin, wo du weißt, das ist jetzt nicht so deine Zielgruppe, die sind nicht gleichgesinnt, die Leute findest du wenig sympathisch, vielleicht wirst du sogar dumm angemacht etc. Das ist der Punkt, der mir nicht einsichtig ist: Wenn ich weiß, das mündet in einer Provokation, muss ich dann auf Brechen und Biegen provozieren? Kann ich zum Ratschen und Frühstücken nicht gleich in ein familienfreundliches Café gehen? Diejenigen, die sich am öffentlichen Stillen stören, werden dort sicher nicht lauern. Und wenn doch, in dem Fall take it or leave it. Für berufliche Termine empfiehlt sich tatsächlich, den Babysitter mit abgepumpter Milch zu versorgen. Mir ist auch hier bewusst, dass es Säuglinge gibt, die das Fläschchen verweigern. In solchen Fällen ist dann eben der andere gefordert und muss das tolerieren – was nichts anderes als dulden heißt. Es ist mir übrigens noch nie passiert, dass in einer solchen Situation irgendjemand irgendetwas gesagt hätte. Hab ich vielleicht Glück gehabt.

            Ich frage mich lediglich, warum diese Themen immer in ideologischen Debatten enden müssen, bei denen keine konsensuelle Lösung in Sicht zu sein scheint. Warum müssen wir denn die Fronten so verhärten? Die Konflikte stetig befeuern? Mir scheint, man spricht immer weniger miteinander, obwohl wir kommunizieren wie nie zuvor.

          4. Mich regt die Diskussion auch auf, aber anders.
            Ich verstehe nicht, wieso diese Diskussion immer sofort ideologisch-moralisch wird.
            Es gibt Menschen, denen ist es unangenehm, jemandem beim stillen zu sehen. Das ist doch total ok und genau so eine Meinung oder Empfindung wie “stillen ist etwas natürliches, das kann man gar nicht unangenehm finden“.
            Derjenige, der es als unangenehm empfindet, kann evt zwischendurch einfach wegschauen und die Frau stillen lassen, genauso wir die stillende Frau auch mal den Ort wechseln kann, wenn sie wahrnimmt, dass das stillen als störend empfunden wird.

  12. Als ich das mit dem Poller las, habe ich mich bei dem von Dir zitierten Artikel zu einem Kommentar hinreißen lassen, weil ich ihn als unzumutbar für Menschen im Rollstuhl empfinde, die auf Barrierefreieheit angewiesen sind und das Café aufsuchen möchten, ohne darauf warten zu müssen, dass sich jemand erbarmt, den Poller beiseitezuschieben. Womöglich noch bei schlechtem Wetter draußen warten zu müssen, halte ich für entwürdigend und einem ungehinderten Vorwärtskommen abträglich.

  13. Ja also, hm. Ich weiss ja auch nicht, Einerseits: Wenn ich mir jetzt vorstelle, ich eröffne ein Café und hänge ein Schild auf, in dem ich Behinderten(TM) den Zutritt verbiete, weil die mir den Appetitt verderben dann ist das.. Krasser. Scheiß. Im. Quadrat.
    Oder wenn ich Flüchtlinge und Asylbewerber nicht haben will ist das Rassismus, geht gar nicht und solche Verbote sollten verboten werden. (Oder sind sie es schon?).
    Was ist also der Unterschied?
    Andererseits: Ich hab drei kleine Kinder und wenn ich dann maaaaal kinderfrei habe und treffe mich einmal im Jahr mit einer Freundin im Café hätte ich lieber auch kinderfreie Zone. Aber nee, also Stillen stört ja dann auch nicht, weil Säuglinge außer rumliegen und äh trinken halt eh noch nicht viel machen. Aber rabaukige Zweijährige schon. Du merkst, ich denke nur laut.
    Viele Grüße von Nina Macht Das

  14. Ich will rufen „Jaaaa! Genau!“, aber gleichzeitig auch „mach doch mal halblang, laß die Deppen doch unter sich spielen“. Ja, der Poller und das Stillverbot, das ist diskriminierend.
    Andererseits: Wenn ein Gesetz dem Inhaber vorschreibt, das zu unterlassen – es kann ihm nicht vorschreiben, das trotzdem am liebsten zu WOLLEN.
    Und WILL ich wirklich in ein Cafe gehen, in dem ich nicht willkommen bin? Will ich jemanden auffordern, den Ohrensessel mit dem Riesen-„nur für Stillende“-Schild zu räumen für mich? Nö. Da gehe ich doch lieber nach nebenan, wo ich Milchkaffee kriege.
    Ich halte Toleranz für ein sehr hohes Gut, aber da hört für mich als potentielle Kundin, als potentieller Gast auch die Toleranz auf. In so einen Laden muss ich ebensowenig, wie ich in Spielhallen, südeuropäische „Kulturvereine“ (das sind hier so eine Art Männer-Teestuben) und Rockerclubs gehe. Mit oder ohne Kind.

  15. Es ist – wie immer – schwierig. Zuerst: wir haben als Patchwork-Familie 6 Kinder, als kinderfeindlich bezeichne ich mich also definitiv nicht. Inzwischen sind alle dem Kleinkindalter entwachsen, die ersten befinden sich bereits jenseits der 20. Dennoch mag ich – vielleicht gerade deswegen – kinderfreie Zonen. Kinder an sich stören mich nicht: es sind die wenigen Eltern, die sich eben nicht darum kümmern, ob Kinder still sind oder nicht, ob sie sich am Tisch benehmen oder nicht, ob sie andere Leute stören oder nicht. Es ist nicht die Aufgabe der anderen – hier: des Café-Inhabers. Irgendwann ertappt man sich, alles über einen Kamm zu scheren. Auch wenn der Vergleich hinkt: es ist wie mit den Hundehaufen, die einige wenige Hundehalter nicht wegräumen – irgendwann ist man so genervt, dass die Hunde generell ekelig sind, verbannt gehören etc.
    Warum also nicht kinderfreie Zonen schaffen, genauso wie hundefreie, autofreie, rauchfreie … (PS: wir haben auch Hunde und Autos … nur geraucht wird nicht). Toleranz für beide Seiten, also sowohl für die Fraktion mit Kindern als auch für die, die zumindest zeitweise gerne mal darauf verzichten möchten.

      1. Das kann doch nur jeder für sich selber bestimmen – bzw. für sein Café. Es geht nicht darum, das alles grundsätzlich erlaubt bzw. verboten sein soll. Zudem gibt es auch genug Alternativen. Ich bestimme für mich, ob ich mal ein kinderfreies Café besuchen möchte, oder ob ich mit allen Kindern in ein (dann eben ein anderes) Café gehen möchte. Man wird doch nicht grundsätzlich ausgegrenzt. Männerfreie Zonen gibt es auch schon, stimmt …

  16. Man kann ja keinem vorschreiben, Kinder zu mögen. Oder sein Geld in genau diesem Laden auszugeben. Was mich allerdings auch stört, ist diese offene Diskriminierung. Hätte er Poller gegen Rollstühle aufgestellt, oder gesagt „ich will hier keine Behinderten“ hätte es wahrscheinlich einen größeren Aufschrei gegeben….oder „in mein Kaffee dürfen keine Flüchtlinge“. Dieses FrauenbrustDing will mir sowieso nicht in den Kopf. Männer dürfen auch (vollkommen ohne Anlass, wie das Füttern der Brut z.B.) ihren Oberkörper zur Schau stellen. Und wenn es nicht gefällt, muss ich ja auch nicht hingucken. Erwachsene glotz ich auch nicht beim Essen an, warum sollte ich das bei Säuglingen tun? (aufreg) ach so, den Blick auf Bierbäuche im Schwimmbad vermeide ich übrigens auch…ich denke immer, da fühlen sich sowohl der Besitzer als auch ich wohler.

  17. Äh, sorry, wenn ich jetzt hier die Herzchenveranstaltung störe, aber stillen im Cafe stört mich auch. Es ist eine Brust. Eine weibliche Brust. Ich setze mich ja auch nicht oben ohne in ein Restaurant. Es würde vermutlich schon für schräge Kommentare sorgen, wenn da eine Frau im Bikini säße. Aber wenn sie die Brust zückt, um ein Kind zu füttern, soll das klar gehen. Sehe ich anders.

    Wenn die Mutter etwas drüber legt, mag das hingehen, aber viele packen ungeniert einfach aus und Kind dran und dann noch rumwursteln, weil das Kind nicht trinken will. Das finde ich unangenehm. Sorry!

    Die Poller gegen die Kinderwagen finde ich auch bescheuert.

    1. Als ich gestillt habe, hat mich stillen am Klo gestört.
      So, was machen wir jetzt?

      Ich glaube nicht, dass da viele Mütter stillen (Ausnahmen kann man, selbst wenn es einem nicht angenehm ist, tolerieren – es geht immer noch um Säuglinge mit Nahrung versorgen – ob das aus der Brust kommt oder nicht) und man kann das ja abfangen indem man einen Platz anbietet, der schön ist und nicht so „präsent“.
      Das nennt sich gegenseitige Rücksichtnahme.

      (Mal abgesehen davon werde ich persönlich nie verstehen, was man dagegen haben kann, wenn andere stillen. Es ist ja eben nicht grundlos Brüste aus dem Bikini holen um andere zu provozieren…)

    2. Wenn der Anblick von Etwas stört, darf man gerne einfach wegschauen. Darin sind „wir“ doch sonst so gut … nur beim Stillen nicht, wo doch anzunehmen wäre, daß so ziemlich jeder Mensch mal selbst gestillt wurde. Abgesehen davon könnte man sich doch auch einfach mal versuchen daran zu erinnern, daß man selbst mal ein schreiendes Bündel war, das einfach nur Hunger hatte. Daß ein entblößter männlicher Oberkörper mit dieser Thematik so rein gar nichts zu tun hat, sollte eigtl nicht extra erwähnt werden müssen …

    3. Also, ich habe eben mein Baby gestillt und einen Kontrollblick in den Spiegel geworfen.
      Von der weiblichen Brust sieht man – wenn nicht zusätzlich noch mit einem großen Tuch verhängt wurde – von oben einen kleinen Ausschnitt des oberen Teils; von vorne sieht man von der weiblichen Brust gar nichts, weil der Säugling sie praktischerweise mit seinem Kopf verdeckt.
      Und, jetzt kommts, wenn man nicht hinschaut, verdammt noch mal, sieht man davon REIN GAR NICHTS. Und das kann man Ihnen durchaus zumuten, Prey, dass Sie einfach wegschauen. Niemand hat Ihnen die Augenlider abgeschnitten, und kein Kraftfeld zieht Ihre Blicke auf die weibliche Brust.

    4. Da machst du aber dein Problem zum Problem der anderen (in dem Fall stillenden Mütter)
      Es wird ja fast schon so getan als würden die Mütter mit der Brust vor den Augen anderer herumwackeln. Oder dass die Mutter die ganze Zeit mit der einen Hand das Oberteil festhält um es von der einen zur anderen Sekunde hochzureißen und die blanke Brust der Gesellschaft zu präsentieren und andere damit zu erschrecken. BO-YA!
      Da wird die Brust „ausgepackt“ und das Kind rangelegt. Am Ende sieht man doch nur den Kopf vom Kind. Und wer dann noch hinstarrt um vll doch was sehen zu können…naja.

      Genauso herrlich wie die zensierten weiblichen(!) Nippel auf Facebook und co. Männernippel ja, Frauennippel nein. Wenn die weibliche (stillende) Brust sexualisiert wird, ist sicher nicht die Schuld der Mutter…

      (Oh, bevor jemand fragt: bin weiblich, hab keine Kinder und will auch keine Kinder. Stillende Mütter stören mich trotzdem nicht. Schaut man halt weg, tut mir nicht weh)

  18. Hach ja. The Barn. Mal wieder. Das Kaffee-Äquivalent zu The Bird – da schreiben sie einem auch mit einer erstaunlichen Selbstgerechtigkeit vor, was man wie zu essen hat.

    Sehr schade, dass ich das Kiddo nicht mehr stille. Das wäre ein Spaß gewesen, mit dem 2-jährigen (igitt, pervers!) Stillkind im Schlepptau mein Hipsterhemdchen runterzuziehen.

    Davon abgesehen kotzt mich dieser zur Schau getragene Berliner Kaffeesnobismus so richtig an.

  19. Der Besitzer braucht offensichtlich frische PR zu seinem kalten Kaffee. Wenn er keinen Wert auf kleine Gäste und ihre Eltern legt, so bleibt ihm das natürlich unbenommen, aber ich verstehe nicht so ganz, warum das so viel Aufregung und eine Petition wert sein soll. Wenn ich irgendwo als Teil einer definierten Gruppe von Menschen nicht erwünscht bin, will ich mich nicht aufdrängen und lasse mein Geld liebend gern woanders. Soweit mir bekannt ist, herrscht kein Mangel an Cafés in Prenzlberg; es wird sich schon eins finden lassen, das nicht von einem Misogynisten oder Kinderfeind geführt wird. („Nehmen Sie Ihren Hund da weg, ich spüre einen Floh an meinem Bein!“ – „Waldi komm da weg, die Dame hat Flöhe!“)

  20. Die Überschrift erinnert mich an einen Songtext:
    https://www.youtube.com/watch?v=9LH43Stmhbg
    „Ich mag dich sehr, aber nicht hier!“

    In dem Fall ging es um Flüchtlinge, aber die Hintergründe sind glaube ich ähnlich. Man spricht sich zwar nicht offen gegen Kinder/Flüchtlinge/Ausländer aus, aber möchte sie bitte weder sehen noch ihretwegen auch nur die kleinste gefühlte Unannehmlichkeit auf sich nehmen. Für mich ist das purer Egoismus.

    Irgendwie passend dazu: Auf Facebook und Co. geistern in letzter Zeit (?) immer wieder lustig gemeinte Sprüche und Comics herum, wie wahnsinnig anstrengend Kinder sind und das man Zeit und Geld lieber in Reisen/Party machen/sein Haustier/Whatever investiert. Beliebiges Beispiel:
    http://theoatmeal.com/comics/baby_vs_cat
    Bottom line: Kinder sind das schlimmste!

  21. Ich würde es gern darauf ankommen lassen. Stille meinen Sohn (19 Monate) noch und trinke meinen Kaffee gern mal schwarz. Kinderwagenpoller wäre für uns kein Problem, das Kind rennt oder wird getragen. Für meinen nächsten Berlinbesuch und angriffslustigen Tag werde ich mit meiner italienischen Familie gern diese Rösterei aufsuchen und so tun als ob ich kein Deutsch verstehe. Wir haben auch einen dreibeinigen Hund (das war ein Autounfall). Freue mich schon.

  22. Einerseits: Ja! genau!
    Andererseits: eigentlich bin ich immer ganz froh, wenn Leute ihre Menschenfeindlichkeit offen vor sich her tragen. Die sind dann nämlich leichter zu meiden.

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