Stöckchenwoche I

Im Zuge gewisser Bestrebungen eines Tages wieder dazuzugehören, fange ich diese Woche Stöckchen.

Aufgabe: „Schreibe 6 komische oder kuriose Dinge über dich.“
1) Wenn ich ein empfangsbereites Fernsehgerät habe, muss ich zwanghaft fern sehen. Meine Hemisphären schalten sich abwechselnd ab, ganz so wie bei Delphinen, die auf längere Reisen gehen und ein langer Spuckefaden rinnt langsam aus meinem rechten Mundwinkel. Ich möchte nicht, dass nebenher geredet wird. Wenn jemand dazu kommt und fragt, was bislang passiert ist, erinnere ich mich an nichts. Ich kann meistens die Darsteller nicht auseinander halten. Wenn es nach 20 Uhr ist und mein Freund neben mir sitzt, schlafe ich ein. Der Fernsehschlaf ist der gesündeste und tiefste, den ich kenne.

2) Ich habe keinen Sinn für Details. Wenn ein Sachverhalt einen gewissen Komplexitätsgrad übersteigt, schaltet sich mein Gehirn ebenfalls ab und singt mir leise bekannte Schlagersongs vor. Meistens Roland Kaiser Hits (Santa Maria, Dich zu lieben, Amore amore). In wichtigen Meetings ist das gelegentlich hinderlich, weil ich dann auf gewisse Fragen singend antworte oder auf den Konferenztisch springe und tanze. Wenn mein Gehirn sich nicht automatisch abschaltet, stecke ich meine Finger in die Ohren und singe laut „lalalalalalalaaaa“. Den Menschen meines privates Umfelds gefällt das nicht.

3) Ich besitze die Gabe mich in ca. 10 Millisekunden unsterblich zu verlieben. Glücklicherweise meistens in Passanten. Im Gegenzug dazu beende ich langjährige Beziehungen gerne aufgrund bestimmter Essensunverträglichkeiten. Bisherige Trennungsgründe: kaltes Leberkäsebrötchen, verbrannte Fischstäbchen, zu weich gekochte Paprika.

4) Seit Jahren begleitet mich ein Ohrwurm. Es ist eine Stelle aus dem Beastie Boys Album Ill Communication und handelt sich um das Lied B-Boys Makin` With The Freak Freak. Leider wird an dieser Stelle gerade gescratcht und ein Schaf blökt im Hintergrund. Ich kann aber gut damit leben, seitdem ich gehört habe, dass eine Freundin seit sieben Jahren I’ve been looking for freedom hört.

5) Ausdiskutieren ist mir ein Graus. Ich vergesse lieber alles was nicht selbstwertdienlich ist. Manchmal muss ich lachen, wenn andere mir erzählen, was ich gesagt oder gemacht habe. Außerdem bin ich ohnehin davon überzeugt, dass ich recht habe. Quellen wie Lexika oder wissenschaftliche Studien akzeptiere ich nicht. Ich kann gut damit leben, dass die anderen die Wahrheit nicht kennen oder falsch sehen.

6) Ich lüge den ganzen Tag. Würde ich einen Tag lang die Wahrheit sagen, wäre ich gegen 18 Uhr arbeits- und freundelos.

Geworfen von dem Mann mit der Melone. Weiter gehts an die bezaubernde Frau Zuckerziege und den Waldschrat.

8 Gedanken zu „Stöckchenwoche I“

  1. Frau Nuf, ich lege meinen imaginären Hut, den ich im Alltag nie trage, Ihnen zu Ehren nieder. Grandios!

    Zum letzten Punkt (und überhaupt) empfehle ich Dezsö Kostolanyis herrlich witzigen und gescheiten Roman „Ein Held seiner Zeit“, in dem es auch ein amüsantes Kapitel in die Stadt, in der immer die Wahrheit gesagt wird, gibt. Meine Ohrwürmer knabbern sich zwar immer wieder schmerzhaft in meine Gehörgänge und seltenst mit Liedern, die ich mag, aber immerhin wechseln sie teilweise zigfach am Tag.

  2. Quellen wie Lexika oder wissenschaftliche Studien akzeptiere ich nicht. Ich kann gut damit leben, dass die anderen die Wahrheit nicht kennen oder falsch sehen

    das klingt in meinen ohren insgesamt doch recht vernünftig.

  3. müssen sie da nicht furchtbarviel gema-gebühren bezahlen für die boys und den roland?

    … mein aufrichtiges beileid gilt aber ihrer vom hasselhoff-dämon verfolgten bekannten; ich vermute karmische verwerfungen in früheren leben.

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